VRB fordert flächendeckenden Einbau von Raumluftfiltern in Klassenräume

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SAARBRÜCKEN. „Mit Beginn des Herbstes ist es nunmehr an der Zeit, dass im Bildungsministerium die Alarmglocken schrillen müssen. Vor dem Hintergrund der einsetzenden kalten Jahreszeit bleiben nunmehr nur noch wenige Wochen, um das Lüftungskonzept weiterzuentwickeln“, sagt Karen Claassen, Vorsitzende des Verbands Reale Bildung im Saarland. Sie fordert den flächendeckenden Einbau von Raumluftfiltern in Klassenräume.

Schulen benötigen wohl bessere Lüftungskonzepte, wenn das Coronavirus tatsächlich oft über Aerosole übertragen wird. Foto: Shutterstock

„Spätestens nach Ende der Herbstferien wird wohl aufgrund der Temperaturdifferenz zwischen drinnen und draußen das starke Lüften nicht mehr praktikabel sein: Zum einen sind dann die Raumtemperaturen nicht mehr für ein konzentriertes Arbeiten geeignet, zum anderen ist durch die ständig eindringende Kälte auch mit einer Zunahme von normalen Infektionskrankheiten wie Erkältungen zu rechnen. Hinzu kommt eine außerordentlich große Energieverschwendung durch die häufige Kaltluftzufuhr, die nicht in die Zeit passt“, sagt Claassen.

Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Infektionsgefahr bei längerem Aufenthalt in schlecht belüfteten Räumen steige und zudem noch mit einer besonders hohen Aerosolkonzentration in Klassenräume zu rechnen sei, da sich dort viele Kinder aufhalten, durcheinanderlaufen und schreien. Aerosolpartikel können über Stunden als Erreger im Raum verbleiben. (News4teachers berichtete mehrfach ausführlich darüber – hier etwa.)

Ministerium sollte nicht überrascht sein, dass es im Winter kalt wird

Claassen: „Die Grenzen des Lüftungskonzepts im Musterhygieneplan sind somit von Wissenschaftlern bereits benannt und medial kommuniziert worden. Daraus folgt ein unmittelbarer Handlungsbedarf seitens des Bildungsministeriums und der Schulträger. Um für alle am Schulleben Beteiligten eine Sicherheit in der kalten Jahreszeit zu bieten, fordert der VRB den flächendeckenden Einbau von Raumluftfiltern in Schulgebäuden. Hierbei ist auf einen ausreichend großen Volumenstrom und eine geeignete Filtertechnik zu achten, da nach Angaben der Universität der Bundeswehr in München diese Faktoren maßgeblich für die Tauglichkeit eines Raumluftfilters sind.“ (Auch über diese Studie berichtete News4teachers – hier.)

Für den VRB sei klar, dass es spätestens jetzt an der Zeit ist, über die Möglichkeiten der Durchführung von Unterricht in den kommenden Monaten nachzudenken. „Es darf sich in Hinblick auf das Lüften nicht das wiederholen, was wir gerade in überfüllten Bussen und Bahnen beim Schülertransport erleben: So wie die Politik hiervon nach Wiederaufnahme des Regelbetriebs der Schulen überrascht war, sollte sie sich nicht auch noch davon überraschen lassen, dass es in Mitteleuropa im Herbst und Winter kalt wird und die Fenster nicht mehr regelmäßig offen stehen können.“ News4teachers

Gebauer: Luftfilter für Klassenräume wären gut – sind aber zu teuer

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Tina+2
3 Jahre zuvor

9 Mrd. sind für die Lufthansa-Rettung lockergemacht worden.
Da ist halt kein Geld mehr übrig, um unsere Kindern, Eltern und Lehrer zu schützen.

Selten hat man die gewissenlosen Präferenzen einiger Politiker so unter dem Brennglas gesehen.

Harry
3 Jahre zuvor
Antwortet  Tina+2

Dazu nur ein Wort: Bravo!
Die Ministerin hat beklagt, dass für ein Gerät die Kosten pro Kind etwa 100€ betragen würden. Das ist für sie nicht tragbar. Wer hat aber berechnet, wieviel Folgekosten entstehen, wenn ein Kind Zuhause die Geschwister, Eltern und Oma/Opa als Risikopersonen infiziert? das müssten, grob überschlagen weit mehr als 100€ sein! Aber klar, das kommt dann ja aus einem anderen „Topf“.

Dieter Karallus
3 Jahre zuvor

Bevor das umgesetzt und fertig ist, schreiben wir das Jahr 2035!

Alla
3 Jahre zuvor

Wir können an unserer Grundschule auch im August und September kein Fenster öffnen, auch nicht in der Pause. Grund dafür sind die uralten Kirsch- und Apfelbäume vor den Klassen. Die locken Heerscharen von Wespen an, die die Klassenräume übernehmen.

Donauperle
3 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

Da könnte man ja ganz einfach und kostengünstig Fliegengitter einbauen.

ysnp
3 Jahre zuvor

Also, was auf keinen Fall geht, ist, im Winter und an kalten Herbsttagen alle 30 – 45 min jeweils 5-10 min die Fenster aufreißen, wie sich das die Politiker vorstellen bzw. dies von Experten empfohlen wird. Die Kinder befinden sich währenddessen ja im Klassenzimmer. Dadurch erzeugen wir unnötige Erkältungen, weil es dann schon sehr schnell im Raum kalt wird.
Jeder Lehrer, der das vollständige Fensteröffnen bisher im Winter kurz durchexerziert, kennt das. (Ja, es gibt auch Schulen, wo man Fenster gefahrlos öffnen kann.) Da reichen meistens schon 2-3 min, bis es sehr kalt ist, dann muss man die Fenster wieder schließen, wenn die Kinder im Raum sind.

Schon wegen der Erkältungsgefahr bei länger geöffneten Fenstern und so oder so wegen der Minimierung der Ansteckung sollten diese Raumluftfilter flächendeckend eingebaut werden.

J. Meergraf
3 Jahre zuvor

Die Pandemie erfordert adaptive und agile Maßnahmen. Z. Bsp. könnte man den Präsenzunterricht durch felxibles Homeschooling zu 50% splitten. Dann bräuchte man auch nur 50% der Kosten für technische Anlagen in den Schulen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Schulen / Lehrer / Schüler / Schulträger nun auch wirklich ein Konzept umsetzen / umstellen und nicht nur monatelang darüber zu philosophieren. Also tut endlich etwas, die Möglichlkeiten sind alle vorhanden und es gibt keine Ausreden, oder leben wir in Sibirien?

Die gefährlichsten Schulwege der Welt – Sibirien | MDR DOK
https://www.youtube.com/watch?v=DV9HlNyL_SI