Frankfurt/Main: Inzidenzwert über 100 – RKI-Empfehlungen für Schulen bleiben unbeachtet

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FRANKFURT/MAIN. In Frankfurt am Main liegt die 7-Tage-Inzidenz weit über dem kritischen Wert von 50. Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt für diesen Fall, Schulschließungen zu prüfen. Zumindest sollten die Klassen geteilt und in Wechselunterricht genommen werden, so dass der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann. Auch soll eine generelle Maskenpflicht im Unterricht eingeführt werden, also auch für die Grundschulen. Das alles geschieht in Frankfurt aber nicht.

Die Empfehlungen des RKI für Schulen scheinen wenig Eindruck zu machen. Illustration: Shutterstock

Mit einer Allgemeinverfügung hat die Stadt Frankfurt für den Schulstart nach den Herbstferien eine Maskenpflicht auch im Unterricht der weiterführenden Schulen erlassen – mehr nicht. Eine Maskenpflicht im Unterricht der Grundschulen, wie es die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts bei einer Inzidenz von mehr als 50 Fällen binnen sieben Tagen auf 100.000 Einwohner innerhalb einer kreisfreien Stadt oder innerhalb eines Landkreises vorsehen, wird es hingegen vorerst nicht geben. Dabei lag der Inzidenzwert in Frankfurt gestern bei 100,9, wie die „Frankfurter Neue Presse“ berichtet.

Der Stufenplan des RKI für die Schulen gilt in Frankfurt offenbar nicht

Das RKI hat einen Stufenplan herausgegeben, in dem Schwellenwerte benannt werden  – die die Stadt Frankfurt offenbar gewillt ist zu ignorieren. (News4teachers berichtete ausführlich über die Empfehlungen des RKI – hier geht es zu dem Beitrag.)

Bei einer Inzidenz von mehr als 35 Fällen binnen sieben Tagen auf 100.000 Einwohner innerhalb einer kreisfreien Stadt oder innerhalb eines Landkreises sollen laut RKI…

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  • Schulaktivitäten mit potenziell erhöhter Infektionsgefährdung (Chor, Bläserorchester, Kontaktsportarten) weitgehend unterbleiben,
  • Maskenpflicht auch im Unterricht der weiterführenden Schulen gelten,
  • eine Verkleinerung der Klassen sowie Schulschließungen mit Distanzunterricht zumindest „optional“ geprüft werden.

Bei einer Inzidenz von mehr als 50 Fällen sollen dem RKI zufolge…

  • Masken im Unterricht aller Jahrgangsstufen getragen werden,
  • die Klassen (durch Teilung oder Wechselunterricht) geteilt werden, so dass Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann,
  • Schulschließungen geprüft werden.

Lorz appelliert an Eltern, Kindern mit Symptomen nicht zur Schule zu schicken

Nach zwei Wochen Herbstferien geht in den hessischen Schulen der Unterricht wieder los – unter besonderen Corona-Vorzeichen. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hatte an die Eltern appelliert, ihre Kinder nicht mit Symptomen einer möglichen Coronavirus-Infektion in die Schule zu schicken. Hier gehe es ausdrücklich nicht um die normale Schnupfennase, die kein Problem sei. Aber bei den typischen Symptomen wie Fieber, trockenem Husten oder einem Verlust des Geschmackssinns sei Vorsicht geboten.

In vielen Kommunen im Rhein-Main-Gebiet gilt wegen der hohen Zahlen bei Neuinfektionen eine generelle Maskenpflicht für alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse für zunächst 14 Tage nach Ende der Herbstferien. Betroffen sind – neben Frankfurt – die Landkreise Groß-Gerau, Hochtaunus, Main-Taunus, Main-Kinzig, Offenbach und Rheingau-Taunus sowie Wiesbaden, Offenbach und Darmstadt. News4teachers

Schulen in der Pandemie: Kultusminister missachten das RKI – Länder stellen sich damit gegen die Kanzlerin

 

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Frankfurter Lehrerin
3 Jahre zuvor

Vielen Dank an die news4teachers-Redaktion dafür, dass Sie konsequent über all‘ diese fahrlässigen Entscheidungen informieren.

What?
3 Jahre zuvor

Da gibt es dann schon zwei Personengruppen, die sich jetzt auf Weisung ihrer Dienstherren so richtig zu Popanz machen (lassen) können:
Zum einen die Erwachsenen, die in der Schule zwecks Broterwerb tätig sind (und/oder aus Idealismus) – sprich LuL sowie sämtliches anderes Schulpersonal. Wie sollen die denn diesen Blödsinn den Kindern noch erklären?
Und außerhalb der Schulen dürfen einem – besonders dann auch an Wochenenden – die Polizisten/innen und Mitarbeiter/innen der Ordnungsämter leidtun. (Bußgeld u.ä.)
Diese Personengruppen müssen den ganzen gequirlten Unfug (man darf wohl Vorsatz als solchen benennen) vor Ort ausbaden.

Oh Herr, schmeiß‘ Hirn vom Himmel!

m. n.
3 Jahre zuvor
Antwortet  What?

Das beten auch Leute, die anders denken und etwas anderes vom Hirn erwarten als Sie.
Was soll der Herr bloß machen angesichts so widersprüchlicher Wünsche?

Jan aus H
3 Jahre zuvor

Ob das bewusste Ignorieren von Empfehlungen des RKI wohl Konsequenzen hat, wenn im Nachgang Todesfälle juristisch aufgearbeitet werden?

S.
3 Jahre zuvor

Es ist unfassbar; es gibt Fake News von Regierungsstellen; alles wird zurecht gebogen, wie es passt, um die Wirtschaft laufen zu lassen. Dabei ist dies so kurzsichtig und führt unweigerlich in Teil-Lockdowns oder am Ende sogar in einen großen Lockdown, von dem sich die Wirtschaft dann nur ganz schwer wird erholen können. Ich hätte niemals gedacht, dass sich in Deutschland eine solche Kultur des Zurechtbiegens und der alternativen Fakten durchsetzen würde. Die Pandemie zeigt nicht nur eine häßliche Fratze in Form der Gesundheitsbedrohung, sondern auch in Form der Verkehrung und Leugnung von Tatsachen, des Nichteinhaltens von wissenschaftlich fundierten Empfehlungen.
Unsere Gesellschaft ist tief gesunken und gespalten. Noch vor einem Jahr haben wir über Trumps Politik nachgedacht und uns gefragt, wie solch eine Politik möglich sein kann in einer zivilen Gesellschaft. Vor Monaten wunderten wir uns, warum das Maskentragen in den USA vom Trump-Lager abgeleht wurde. Nun ist es auch bei uns soweit gekommen, dass Fakten und Vernunft nicht mehr zählen.

m. n.
3 Jahre zuvor
Antwortet  S.

Ja, es ist „unfassbar“. Fake News und mangelnde Vernunft werden gegenseitig vorgeworfen. Irgendwann müsste sich doch mal jemand fragen, ob er nicht selbst Fake News oder Meinungsmanipulation aufgesessen ist und sie weiterverbreitet. Meine Vernunft sagt mir, dass nicht alle Seiten zugleich Recht haben können.

Lanayah
3 Jahre zuvor
Antwortet  S.

Genauso sehe ich das auch. Mir ist auch unverständlich (siehe Kommentar m. n.), wie man mit logischem und klarem Denken zu einem anderen Ergebnis kommen kann. Aber vielleicht bekommen wir das ja noch erklärt.

Lanayah
3 Jahre zuvor
Antwortet  Lanayah

Also, ich sehe es wie S., um Missverständnisse zu vermeiden.

Frida
3 Jahre zuvor

Schutz für Kinder.

lehreramlimit
3 Jahre zuvor
Antwortet  Frida

@Frieda Warum? Weil Eltern nicht in der Lage sind ihre Kinder adäquat zu betreuen und sie zu Hause vermehrt vor dem Bildschirm sitzen, und depressiv werden etc.? Und in Quarantäne? Besser Unterricht in halbvolle Klassen mit Abstand als gar nicht! Schauen sie mal in die RKI Empfehlungen! Auch im Unterrichr: Abstand, Hygiene, Alltagsmasken +Lüften sind eigentlich „Präventionsmaßahmen“ und kein Aktionismus, wenn’s eigentlich schon zu spät ist. In NRW gibt es Städte mit bereits 120+, die fallen in der Öffentlichkeit unterm Tisch, weil sie Kreisen angehören. Ein Stufenplan wie vom RKI berücksichtigt auch unterschiedliche Begebenheiten in den Bündesländer selbst. Ignorieren des MSB gefährdet die Gesundheit von noch mehr Meschen. Gut nur, dass einzelne Bürgermeister und Kreisräte mehr tun als die LandesfürstInnen.

lehreramlimit
3 Jahre zuvor
Jörg
3 Jahre zuvor

Wenn die Politiker unsere Kinder und der Angehörigen nicht schützen müssen wir das selbst machen. Dann bleiben die Kinder Zuhause, sind unsere Kinder nicht der Politiker. Wie vor 80 Jahren absoluter gehorsam hätte nie gedacht bei uns im Land das die über Leichen gehen.

Dominic Wulff
3 Jahre zuvor

Liebe Community,
liebe Lehrer,

bitte verliert bei aller, teils durchaus nachvollziehbarer Aufregung nicht aus den Augen, dass die Meldung den Sachverhalt einseitig beschreibt und bspw. weder Abwägungen des RKI, die zu besagten Empfehlungen geführt haben, genannt werden noch Aspekte wie bspw. angeblich steigende Anzahlen von Kindesmisshandlungen im häuslichen Bereich angesprochen werden.

James Smith
3 Jahre zuvor

Das liegt in Frankfurt am Main ganz klar am Gesundheitsamt, geführt von Herrn Rene Gottschalk, der mittlerweile öffentlich auftritt und rumschwurbelt, schon im März/April meinte er, es wäre nur eine leichte Grippe und vergleicht noch heute die Sterberate von Covid 19 mit der Hitzewelle und Unfalltoten! Dann noch Hessens Kultusminister Lorz, der fast die selben Ansichten vertritt und im Juni meinte, den Vorschlag von Streeck, die Kinder ungeschützt in die Schule zu schicken, um das Infektionsgeschehen unter Kindern erforschen zu können, als sehr spannend zu empfinden. Beide Vertreter der GreatBarringtonPetition, könnte man meinen, ihre Macht und Stellung nutzend, um nach ihrer Theorie eine in Wirklichkeit gefährliche Herdenimmunität durch zu setzen?! Das Informationsblatt von Herrn Gottschalk, heraus gebracht mit seiner Kollegin, wurde in Frankfurt dazu benutzt, um durch eine Email-Attacke an Frankfurter Schulkollegien und -direktionen, die Maskenpflicht an Schulen zu kippen. Eine Woche nach bekannt werden seines Blattes, stiegen die Fallzahlen und Ansteckungen in Frankfurt auf Höchstwerte, Tendenz steigend.

Melanie Nennstiel
3 Jahre zuvor

Es ist unfassbar, das da einfach nichts geschieht. Wir in Wiesbaden sind nun auch über 80 auf 100.000 Einwohner. Und auf Nachfrage beim Kultusministerium, dem Schulamt und auch beim Landeselternbeirat konnte da keiner eine konkrete Aussage geben wann der Stufenplan wie eingesetzt wird.
Wir überlegen unsere Kinder nun zuhause zuunterrichten ,da mein Mann zur Risikogruppe gehört.