Jeder vierte Schüler bleibt bis zur Mittleren Reife sitzen – Systemfehler?

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SCHWERIN. Rund 5000 Schüler legen in Mecklenburg-Vorpommern alljährlich die Prüfungen zur mittleren Reife ab. Doch mehr als jeder vierte braucht bis dahin länger als die üblichen zehn Schuljahre. Für die Linke Grund genug, Änderungen am System zu fordern.

Macht sitzenbleiben Sinn? Foto: Shutterstock

Die anhaltend hohe Zahl von jenen, die bis zum Schulabschluss eine Klasse wiederholen, zeigt nach Ansicht der oppositionellen Linken die Notwendigkeit für gravierende Änderungen in der Schul- und Unterrichtsorganisation Mecklenburg-Vorpommerns. «Jeder vierte bis fünfte Schüler absolviert seine Mittlere Reife erst nach elf oder gar zwölf Jahren Schulbesuch. Das ist ein deutlicher Beleg dafür, dass die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit brauchen, den Unterrichtsstoff zu üben, um erfolgreich zu sein», sagte die Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Simone Oldenburg.

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Gefordert: eine Stärkung der Kernfächer Deutsch, Mathe und Englisch

Sie verwies auf die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage ihrer Fraktion. Daraus geht hervor, dass in den zurückliegenden fünf Jahren zwischen 20 und 25 Prozent der jeweils etwa 5000 Schüler an Regionalschulen ein bis zwei Klassen wiederholten, ehe sie die Prüfungen zur Mittleren Reife ablegten. Zu den Gründen der Schulzeitverlängerung wurden keine Aussagen getroffen.

Oldenburg forderte nach den Stundenumschichtungen 2009 eine Stärkung der Kernfächer Deutsch, Mathematik und Englisch durch wieder mehr Unterrichtsstunden dafür. «Anstatt computergestütztes Backen und Kochen brauchen die Schülerinnen und Schüler zumindest in der 9. und 10. Klasse pro Woche jeweils eine Stunde mehr Deutsch, Mathe und Englisch», forderte Oldenburg. Zudem sprach sie sich erneut für eine Erweiterung der Schulpflicht von derzeit neun auf zehn Jahre aus, um zu verhindern, dass weiterhin viele Jugendliche die Schule nach neun Jahren ohne Abschluss verlassen. dpa

Sitzenbleiben – muss das noch sein? Lehrerverband spricht von „pädagogisch fragwürdigem Ritual“, das immense Kosten verursacht

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7 Kommentare
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lehrer002
3 Jahre zuvor

Ja, ich bin für das Sitzenbleiben. Es sollte allerdings nicht so ein negatives Image haben. Es ist doch gut, wenn Schüler Defizite aufholen können, um erfolgreich in die nächste Schulstufe zu starten, anstatt den weiterführenden Stoff nicht verstehen zu können, weil grundlegende Kenntnisse fehlen.

Tina+2
3 Jahre zuvor

Dass die Linke die Hintergründe hinter diesen Problemen nicht benennt, wundert mich gar nicht.

Tento
3 Jahre zuvor
Antwortet  Tina+2

Mich wundert das sogar sehr, denn es ist in meiner Wahrnehmung gar nicht typisch für Frau Oldenburg (die selbst Schulleiterin war) und die Linke in MV.
Sie sind in der Regel zu Bildung/Schulen sehr gut hintergrundinformiert und oft die Einzigen im Parlament, die den Finger in die Wunde legen oder unveröffentlichte Daten oder lange versprochene Aussagen der Regierung einfordern – das muss ich anerkennen, obwohl das nicht gerade meine Herzenspartei ist.

Aber vielleicht haben Sie gar nichts weiter bzgl. den Linken MV und deren Arbeiten zur Schulpolitik gelesen?
Recherche lohnt sich.

Georg
3 Jahre zuvor

Man könnte die Kinder auch auf die passende Schulform schicken…

GriasDi
3 Jahre zuvor

In kaum einem anderen Land sind gute Schulleistungen bei SchülerInnen so verpönt wie in Deutschland.

Tento
3 Jahre zuvor

@Redaktion: Klasse wiederholen und Sitzenbleiben ist nicht identisch. Daher meine Frage: Ist das „bleibt … sitzen“ aus Ihrer Feder so als Interpretation des Geschehens zu werten, oder kam das tatsächlich beim Statement Frau Oldenburgs vor?
Vielen Dank für die Antwort.

Sarah
2 Jahre zuvor

Ich finde es total ungerecht das mein Kind so einen schweren schulstoff hat. Ich 40 Jahre alt hatte nicht so einen schweren schulstoff. Die Kinder haben doch gar keine Freizeit mehr. Nur noch lernen lernen. Das macht die Kinder krank. Immer höher und weiter auf Kosten der Kinder