Corona-Pläne: Müller stimmt Lehrer und Eltern auf Schichtbetrieb der Schulen ein – und auf Unterricht mit langen Lüftungspausen

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BERLIN. Der Alltag für Schüler und Eltern könnte sich in der Coronakrise noch einmal deutlich ändern – in Berlin jedenfalls. «Wir werden wahrscheinlich auch da um Verständnis bitten müssen für unkonventionelle Wege», sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller am Freitag.

Regelbetrieb an Schulen ist gefährdet: Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller. Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0

Der SPD-Politiker nannte neben Belüftungspausen in den Klassen die Möglichkeit, «dass wir vielleicht eine Art Schichtbetrieb in der Schule haben werden vormittags und nachmittags». Das verringere die Kontaktmöglichkeiten. «Ich vermute, so etwas wird in den Wintermonaten nötig sein.» Müller sagte, Berlin werde in den Schulen mit anderen Belüftungs- sowie mit Warnsystemen arbeiten. «Wir schaffen dafür jetzt gerade auch die technischen Geräte an.»

CO2-Messgeräte sollen Lehrern anzeigen, wann es Zeit zum Lüften ist

Bereits im September hatte Berlin als erstes Bundesland angekündigt, CO2-Messgeräte für Klassenräume anzuschaffen. Sie sollen Lehrern künftig erkennen helfen, wann es Zeit zum Lüften ist. Kosten und Anzahl der Geräte, die jede Schule bekommen soll, waren allerdings noch offen. Laut Bildungsverwaltung bekommt auch nicht jeder Klassenraum ein eigenes CO2-Messgerät; infrage kämen etwa besonders große Lerngruppen oder Räume, die sich schlecht lüften lassen.

Der Einsatz von Luftreinigern mit Filtern in Klassenräumen, wie er in mehreren Bundesländern diskutiert wird, sollte – auch das wurde im September angekündigt – in Berlin getestet werden. An einigen Berliner Schulen sollte nach Angaben der Bildungsverwaltung ein Pilotprojekt mit Hepa-Filtern starten, die auch Viren aus der Luft entfernen. Wie effektiv das sei, müsse überprüft werden, sagt der Sprecher der Senatsverwaltung. Die Zahl der belastbaren Studien zu dem Thema sei überschaubar. Tatsächlich gibt es mittlerweile zwei Studien, die zum Ergebnis kommen, dass der Einsatz mobiler Luftfilter in Klassenräumen empfehlenswert ist.

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30 Minuten Unterricht, 15 Minuten Lüftungspause?

Das Thema Belüftungspausen hat der Berliner Wissenschaftler Martin Kriegel, Professor an der TU Berlin und Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts für Energietechnik, nach Aerosol-Messungen in Klassenräumen aufgebracht. Sein Vorschlag: 30 Minuten Unterricht und 15 Minuten Pause, in der mit Durchzug zu lüften sei. Nur so könne ein wirkungsvoller Luftaustausch gewährleistet werden. Das KMK-„Lüftungskonzept“ sieht lediglich vor, dass im Unterricht alle 20 Minuten die Fenster für drei bis fünf Minuten zu öffnen seien.

Die Berliner Schulverwaltung hatte zudem am Donnerstag einen Stufenplan für die Zeit nach den Herbstferien vorgelegt. Je nach Zahl der Infektionen kann es etwa strengere Hygienevorkehrungen geben, Einschränkungen für gemischte Lerngruppen oder eine Kombination von Schul- und Heimunterricht. Für jede Schule sollen die Behörden einmal pro Woche individuell entscheiden (News4teachers berichtet ausführlich über das Konzept – und fragt: Droht ein großes Durcheinander? Hier geht’s hin.) News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Offene Fenster in Schulen sollen reichen: KMK hält trotz Kritik an ihrem „Lüftungskonzept“ fest – Wissenschaftler raten zu Luftfiltern

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Defence
3 Jahre zuvor

Das ist erst der Anfang!

Herzliche Grüße an Lena R., AvL und Kruselig!

Minna
3 Jahre zuvor

Für mich sieht es immer mehr danach aus, dass auch dieses Coronavirus stark saisonabhängig ist. So sind auch in Schweden die Zahlen im Sommer stark zurückgegangen und steigen jetzt wieder deutlich. Folgt es dem Muster von zwei anderen Coronaviren gibt es einen rasanten Anstieg ab Oktober bis Mitte Januar und bis März/April sinken die Zahlen dann wieder ab. Da es eine starke allgemeine Verbreitung gibt, lässt sich dies in Deutschland nicht mehr stoppen, schon gar nicht mit offenen Schulen und Kitas. Aber die Fallzahlen werden dann so stark steigen, dass es in den Schulen zu zahlreichen Ausfällen kommen wird und gesamtgesellschaftlich zu einer sehr harten Zeit. Alle, die zur Risikogruppe gehören, sollten sich so gut es geht isolieren ebenso wie all diejenigen, die nicht mit einer 10 bis 30 % Wahrscheinlichkeit Long Covid bekommen möchten (laut ersten Untersuchungen sind Frauen im mittleren Alter besonders gefährdet). Die Politik wird nur noch hinterherhinken.

Jan aus H
3 Jahre zuvor

Es gab halt am Anfang zwei grundsätzliche Irrtümer in der Beurteilung von Corona: Zum einen war das die Fehlannahme, dass Aerosole keine Rolle spielen und zum anderen die Fehlannahme, dass es keine Saisonabhängigkeit gibt. Dummerweise sind viele bei genau dem Erkenntnisstand stehengeblieben, was man ja auch in diversen Corona-Regeln sieht: Genaue Regeln zum Desinfizieren von Gegenständen, vage Anweisungen zum Lüften. Dabei ist mittlerweile klar, dass die Übertragung über Aerosole eine viel größere Rolle spielt als die über Gegenstände.

ysnp
3 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

Genau so ist es! Der Schwerpunkt müsste umgekehrt liegen!
Schwerpunkt: Aerosole untergeordnet: Desinfektion
Mir ist das inzwischen schon klar, warum man uns in vermeintlicher Sicherheit wiegt: Desinfektion ist einfacher zu bewerkstelligen und billiger. Außerdem kann dann keiner sagen, man hätte nichts getan.
Die Regeln zur Benutzung von Unterichtsmaterial in der Schule finde ich inzwischen viel zu streng und an den Tatsachen vorbei. Man tut so, wie jedes Anfassen infektiös wäre.

Rennachim
3 Jahre zuvor

Genauso sind viele, auch Fachleute bei dem Erkenntnisstand stehen geblieben, dass Kinder das Virus nich übertragen.
Ich könnte schreien….
Heute sagt der Leiter des Gesundheitsamtes in Frankfurt in einem Interview auf HR-Info: Die Schulen müsse man nicht schließen oder etwas am Regelbetrieb verändern, denn Kinder steckten keine Erwachsene an. Wenn Kinder sich überhaupt infizieren, passiere das immer durch einen Erwachsenen. Die Schulschließungen im März hätten keine Infektionen verhindert.

Das ist doch zum verrückt werden! Glauben die Verantwortlichen selbst was sie da reden.

Das ist in meinen Augen schon kriminell, die Eltern, Kinder, Lehrer, usw. so dreist zu belügen.
Ich bin mir sicher wir werden uns noch alle wundern darüber wer wen ansteckt…

Solea
3 Jahre zuvor
Antwortet  Rennachim

Wie wahr! Und mein Kind wurde sogar angehalten, die Maske im Unterricht bitte auszuziehen, ansonsten werde es nicht mehr drangenommen beim Melden. Gut das mein Kind die Maske trotzdem anbehielt. Ein paar Tage später, gab es dann Coronafälle an der Schule. Trotzdem werden, obwohl wir Stufe „dunkelorange“ sind, keine Masken während des Unterrichts getragen. Es ist eine Grundschule.

Katinka26
3 Jahre zuvor

„laut ersten Untersuchungen sind Frauen im mittleren Alter besonders gefährdet“

Das habe ich ja noch nie gehört. Könnten Sie bitte Ihre Quelle dazu nennen? Danke.

Minna
3 Jahre zuvor
Antwortet  Katinka26

Es wurde zunächst in einer spanischen und irischen Studie festgestellt. Hier die irische: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.07.29.20164293v1
Folgende Studie scheint umfassender: Die Wahrscheinlichkeit an Long Covid zu erkranken sei für Frauen doppelt so hoch: https://institute.global/policy/long-covid-reviewing-science-and-assessing-risk
Das passt dazu, dass Frauen generell nach Virusinfektionen ein wesentlich höheres Risiko haben, an ME/CFS zu erkranken.
Alles natürlich abhängig davon, wie man Langzeitschäden, welche auch nach Beatmung erfolgen können, und Long Covid definiert. Die genannte Studie ist recht optimistisch, was die Gesamtzahl der Betroffenen betrifft (1,5 %), doch allein in Schweden waren 150.000 länger als 10 Wochen krank (Novus).

Matty
3 Jahre zuvor

Hier eine seriöse Quelle über Auswirkungen auf jüngere und schwangere Frauen:

https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Neue-Corona-Studien-Remdesivir-Lockdown-Folgen-Masken-et-al-410212.html

KARIN
3 Jahre zuvor

Schichtbetrieb? Mit halber Gruppenstärke?
Welche Lehrer übernehmen den Nachmittag?
Oder bereiten die Lehrer dann am Abend oder in der Nacht den Unterricht vor? Am Wochenende wird dann
durch korrigiert?
Darf dann noch geschlafen, gegessen und mit der Familie gesprochen werden?Ich glaube dafür ist dann leider keine Zeit mehr. Arbeitsvorgabe des KMs lässt das dann leider nicht mehr zu! Ironie!
Also, der Lehrer wird’s schon wuppen, auf den ist Verlass!
Wir sind ja kriesenerprobt und belastbar!

Palim
3 Jahre zuvor
Antwortet  KARIN

Ist bestimmt besser, wenn man mit der eigenen Familie nicht mehr spricht. Sie können am Zaun zum Winken kommen und kontaktlos ein Care-Paket vor die Tür legen.

Dina
3 Jahre zuvor
Antwortet  KARIN

Na, wenn man keine Zeit zum Duschen hat, halten wenigstens auch die größten Verschwörungstheoretiker Abstand.

KARIN
3 Jahre zuvor

Was ich noch vergessen habe.
Lehrer/innen sind übrigens auch Menschen.
Wir sind keine Maschinen, welche man ein – und ausschaltet, einplant, verplant und einsetzt, umsetzt , wie es gerade den Leuten oben passt!
Wir sind nicht nur im Dienst sondern auch Mama,Papa, Tochter, Sohn, Oma und Opa, haben somit tatsächlich auch ein Familienleben,welches auch Forderungen an einen stellt! Diese müssen auch bedient werden.

Pit
3 Jahre zuvor
Antwortet  KARIN

@KARIN

Achtung, nur IRONIE:

Ja schade aber auch, dass wir keine Maschinen sind sondern nur total faule und total überbezahlte Jammerlappenmenschen.
Wären wir Maschinen, dann könnten wir uns EINMAL in unserem traurigen kleinen Leben sinnvoll betätigen (= unser Geld echt verdienen) indem wir den Virus nicht verbreiten (also als Erwachsene an die Kinder weitergeben, vgl. Rennachim 10. Oktober 2020 um 00:37) – wir könnten es als Maschinen aus der Raum- und Atemluft herausfiltern.

Wir Lehrer sind aber auch echt für alles zu doof, total unnütz und dann noch jammern!
Sowas aber auch!

Gümnasiallehrer a.D.
3 Jahre zuvor

Tja, da in Berlin viele Angestellte Lehrer rumlaufen wird sich das für Berlin jetzt rächen, weil Arbeitnehmer – anders als Beamte – in keinem besonderen Treueverhältnis stehen. Sollte die Berliner GEW auch nur noch einen Hauch Anstand haben, dann wird sie sich hoffentlich gegen Mehrarbeit und Mehrarbeit durch Nachmittagsunterricht aussprechen und entsprechend handeln.

Alla
3 Jahre zuvor

Die GEW sitzt schon immer auf dem Schoß der KM.

Anne
3 Jahre zuvor

Unser Schulamt hat die SL schon aufgefordert, Ressourcen für potentielle Mehrarbeit zu finden und schriftlich anzugeben. Man scheint zu vergessen, dass auch angeordnete Mehrarbeit zustimmungspflichtig ist (und ich werde meine Zustimmung garantiert nicht geben).

Alla
3 Jahre zuvor

@Anne
Wende Dich an Deinen Örtlichen Personalrat, falls das mit der Zustimmung „übersehen“ wird.
Jede Teilzeitlehrkraft hat gute Gründe, reduziert zu arbeiten, seien es familiäre oder gesundheitliche Gründe.
Vollzeitkräfte können auch nicht ohne Weiteres zur Mehrarbeit herangezogen werden. Maximum sind 3 Stunden im Monat, alles weitere muss ausgeglichen oder vergütet werden.

Ellen
3 Jahre zuvor

Wir müssten die Klassen 9 bis 13 ins Homeschooling schicken und uns um die Jüngeren im Präsenzunterricht kümmern. Wir haben jetzt schon Zahlen wie im April.
Und welcher Lehrer braucht denn ein Dienstnotebook? Wir arbeiten doch schon seit immer mit eigenen Geräten. Für das Geld wären die Lüftungsanlagen in den Klassenzimmern fast bezahlt.
Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man über diese Planung lachen.

Gümnasiallehrer a.D.
3 Jahre zuvor
Antwortet  Ellen

Das eine Nötige sollte nicht mit dem anderen Nötigen abgewogen werden, denn Geld ist eigentlich genug in diesem Staat da. Auch wenn einige Freizeit-VWLer in den Kommentaren anderer Meinung sind.

Lanayah
3 Jahre zuvor

Das sehe ich genauso. Aber auch Lehrer neigen zu so einer Berufsbescheidemheit. Uns wurde ja auch jahrelang (und wird immer noch) vermittelt, dass wir alles aus eigener Tasche bezahlen müssen. Genauso ist der Umgang mit unserer Freizeit, wie sich gerade hier mal wieder zeigt.

Harry
3 Jahre zuvor

@Ellen, genau das stößt mir auch auf, seid das Theater mit denen Dienst Notebooks losging. In meinen Augen haben die wirklich die meisten Kollegen eine technische Ausrüstung zu Hause und arbeiten täglich damit. Und die technikresistenten Kollegen, interessanterweise sind diejenigen die ich kenne in mittlerem Alter, werden sich auch nicht von einem Laptop dazu bringen lassen, neuere Arbeitstechniken anzuwenden. Dazu hinkommt, dass die Beschaffung dieser Laptops , nach der Mittelbereitstellung, über den Schulträger zu erfolgen hat, der ewig dauernde Ausschreibungen macht und letztendlich vermutlich (wieder mal) den letzten Schund einkauft.
Wichtigere Vorhaben könnten mit den finanziellen Mitteln, die hier verschwendet werden, in Angriff genommen werden und beispielsweise für Luftreiniger ausgegeben werden. Ein Teil der Kosten wäre dann schon abgedeckt.

trotzki
3 Jahre zuvor
Antwortet  Harry

DIe Anschaffung der Laptop wäre vermutlich noch die einfachste SacheSache, wenn die gegeben Regulariene nicht wären.
Aber dann gibt es ja noch die Frage der Administration, der Software, des Datenschutz, der Einbindung ins Schulnetz, des Services bei Ausfall …
Solange das jeder selbst macht, kann sich die Administrative zurücklehnen und sagen, bedenke was du nicht machen darfst. (Z.B. Verwalten von Schülerdaten auf dem PC). Ich gehe davo aus, dass du dich daran hälst.
Wenn dann z.B. eine Datenleck passiert, wer hat dann wohl den schwarzen Peter.

Da ist noch soviel offen, das wird vermutlich nichts mit dem Paket unter dem Weihnachtsbaum.

Verdi
3 Jahre zuvor

Ich finde es absolut verantwortungslos was hier gerade passiert.. Der ganze corona Mist wird auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. An unserer Schule wird immer noch nur vier Stunden unterrichtet.. Bekommen die Schüler überhaupt eine Chance sich zu bilden, nein.. Ich lese nur lüften hier coronatest da Quarantäne hier Bußgelder da… Nirgendwo ist zu lesen wie unsere Kinder den verlorenen Stoff aufarbeiten sollen. Ist anscheinend nicht so wichtig. Die kinder werden vergessen. Aber ja na klar Deutschland soll verdummen damit man mehr billige Arbeitskräfte bekommt. Besser geht es nicht. Vielen Dank an die Politik.. Ihr mit eurer Panikmache gehört alle weggesperrt.

xy
3 Jahre zuvor
Antwortet  Verdi

Verdi,
Sie sollten vor dem Schreiben nachdenken und verstehen, was exponentielles Wachstum bedeutet bevor Sie anderen Panik unterstellen. Ein Regelbetrieb ohne weitreichende Schutzmaßnahmen ist Wahnsinn oder lassen Sie Ihr Kind gerne Russisch Roulette spielen?