Größter Corona-Ausbruch an einer Schule in Deutschland: 55 Schüler und Lehrer aus 25 Klassen sind (offiziell) infiziert

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HAMBURG. Das Corona-Geschehen an der mittlerweile geschlossenen Ida-Ehre-Schule in Hamburg-Eimsbüttel erweist sich als der größte bislang bekannt gewordene Ausbruch an einer Schule in Deutschland.  Insgesamt 55 Personen  seien positiv getestet worden, teilte ein Schulbehördensprecher mit. Zu den bereits bekannten 22 Fällen seien 33 hinzugekommen. Die betroffenen Schüler stammten aus 25 Klassen, die jetzt komplett vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden seien. Aus Reihen des Kollegiums wird scharfe Kritik am Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD) laut.

Sind die Schulen sichere Orte? Illustration: Shutterstock

Die Auswertung des Reihentests an der wegen mehrerer Corona-Fälle geschlossene Schule ist abgeschlossen. «Die vorliegenden Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass die Quellen der Infektionen sowohl außerhalb als auch innerhalb der Schule zu verorten sind», sagte der Behördensprecher.

Vor diesem Hintergrund empfehle das Gesundheitsamt, dass alle Schüler der Schule bis zum Ablauf der Quarantänezeit am 20. November in freiwillige Selbstisolation gehen. Die Schulbehörde habe deshalb entschieden, an der Ida-Ehre-Schule bis dahin nur Distanzunterricht über digitale Medien zu erteilen. Die Schule sei dafür gut vorbereitet. Sie war am vergangenen Freitag geschlossen worden, nachdem zunächst 17 Infektionen bei Schülern und Schulpersonal nachgewiesen worden waren. Insgesamt 1.200 Schüler und Lehrer zählt die Schule.

Bisheriger Rekordhalter: eine Schule in Hamburg-Winterhude mit 36 infizierten Schülern und Lehrern

Es handelt sich damit um den größten dokumentierten Corona-Ausbruch an einer deutschen Schule. Den bisherigen Negativ-Rekord hielt ebenfalls eine Hamburger Schule: Beim Corona-Ausbruch an der Heinrich-Hertz-Schule in Winterhude hatten sich offiziell 33 Schüler und drei Schulbeschäftigte infiziert.

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Aus dem Kollegium der Ida-Ehre-Schule war bereits in der vergangenen Woche harsche Kritik an Bildungssenator Ties Rabe (SPD) geübt worden. „Die Behauptung, dass Schulen ein sicherer Ort gegen die Ansteckung seien, wird tagtäglich durch die dokumentierten Infektionszahlen widerlegt. Schulen sind keine Inseln im Infektionsgeschehen. Im Gegenteil: Abstandsregeln einzuhalten ist im Klassenraum unmöglich; die unvermeidbare Enge in den Schulen ist der ideale Nährboden für weitere Ansteckungen. Wie sollen Kinder, gerade jüngere in den Jahrgängen 1 bis 6, verstehen, dass die Abstandsregel essenziell ist, wenn in der Schule in sehr vielen Situationen überhaupt keine Möglichkeit besteht, Abstände einzuhalten?“, so heißt es in einer Erklärung der GEW-Betriebsgruppe der Schule.

„Seit Wochen wird darüber nachgedacht, wie mit kleineren Gruppen so gearbeitet werden kann, dass alle Kinder und Jugendlichen weiter am Bildungsprozess teilnehmen können. Der Senator verbietet alle diese Maßnahmen. Elternvertreter*innen sind aktiv geworden. Es geschieht nichts. Im Frühjahr konnten wir bereits Erfahrungen mit dem Unterricht in Halbgruppen sammeln. Natürlich ist das gemeinsame Lernen in der Schule besser als das Lernen allein zuhause.“ Aber: Rückmeldungen von Kollegen aus allen Schulstufen, von Eltern und Schülern hätten gezeigt, dass der Unterricht in Halbgruppen sehr effektiv war und dass die Schüler oft in kürzerer Zeit mehr gelernt haben als in vollen Klassen.

„Wir fordern daher mit großem Nachdruck Unterricht in Halbgruppen“

Weiter heißt es: „Wir – Herr Senator – haben nicht seit Mai geschlafen. Wir haben uns vorbereitet auf Hybridunterricht, soweit das denn mit den technischen Mitteln, die uns der Arbeitgeber zur Verfügung stellt und unserem persönlichen Einsatz an Hard- und Software möglich ist. Aber wenn die Infektionen sich weiter so entwickeln, immer mehr Kolleg*innen ernsthaft krank werden und die psychische Belastung durch Einsatz in viel zu vielen und viel zu großen Gruppen täglich zunimmt, wird Regelunterricht auch in Hybridform sehr bald nicht mehr möglich sein. Wir fordern daher mit großem Nachdruck Unterricht in Halbgruppen, damit wir auch noch in den nächsten Wochen die Schulen offenhalten können.“

Hintergrund: Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für den Schulbetrieb in Risikogebieten werden in Hamburg nicht eingehalten. Das RKI empfiehlt ab einem Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner für alle Schulen des betroffenen Gebiets eine generelle Maskenpflicht im Unterricht (also auch in Grundschulen) sowie eine Verkleinerung der Lerngruppen, damit die Abstandsregel in den Klassenräumen eingehalten werden kann (News4teachers berichtet ausführlich über die Empfehlungen des RKI für den Schulbetrieb – hier geht es hin). In Hamburg liegt der Inzidenzwert aktuell bei über 100. Rabe hatte die RKI-Empfehlungen „sehr seltsam“ genannt. Schulen seien ein sicherer Ort. News4teachers / mit Material der dpa

Schulen sind sicher? Wie wäre es mal mit der Wahrheit, Kultusminister?

 

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Minna
3 Jahre zuvor

Viele rätseln über die Haltung der Kultusminister*innen, dabei ist das ein typisches Vorgehen in deutschen Behörden: Kosten und Arbeitsleid sollen vermieden werden, Kollateralschaden ist vollkommen egal, die Entscheidungen werden in enger Abstimmung mit Juristen getroffen und es gilt vor allem, sich rechtlich unangreifbar zu machen. Aussitzen und Hinauszögern sind übliche Taktiken, auch, das gesetzliche Vorgaben schlichtweg nicht eingehalten werden. Auf Twitter lese ich, dass Lehrer*innen zunächst erklären müssen, dass die Hygienevorschriften nicht eingehalten wurden, um in Quarantäne geschickt zu werden. Hier sehen wir die Perfidität der Behörden in Reinform.
Dass Ties Rabe ständig darauf verweist, dass die anderen Bundesländer genauso vorgehen, ist natürlich ebenfalls juristisch motiviert.

Fragezeichen
3 Jahre zuvor

„Schulen seien ein sicherer Ort.“

Eigentlich ist inzwischen alles gesagt und beliebig oft wiederholt worden.
Wenn jemand wieder besseren Wissens solche Sätze kundtut, dann ist das:
Fake News!

Leseratte
3 Jahre zuvor

„Frankfurt/Main (dpa/lhe) – Der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk, hält im Kampf gegen die Corona-Pandemie Schulschließungen für unnötig. „Es gibt überhaupt keinen Grund, Schulen zu schließen“, sagte der Seuchenexperte im Interview der „Frankfurter Rundschau“ (FR/Mittwoch). „Diese Entscheidung hatte schon im Frühjahr kaum einen Anteil daran, dass die Zahlen gesunken sind.“

Forderungen in dieser Richtung seien „eine Entscheidung der Politik, für die es keine infektiologische Notwendigkeit gibt“. Natürlich gebe es Infektionen in Schulen, „wir müssen aber die Frage beantworten: Finden Ansteckungen in den Schulen statt? Und das ist nicht der Fall. Wir wissen von kleineren Kindern, dass sie erheblich weniger ansteckend sind als Erwachsene. Das heißt: Lehrkräfte stecken Kinder an und nicht umgekehrt.“

https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-frankfurt-am-main-gesundheitsamtsleiter-gegen-schulschliessungen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-201111-99-292900

Die Realität wird ausgeblendet. Unfassbar.

Jan aus H
3 Jahre zuvor
Antwortet  Leseratte

Vor allem werden immer wieder „Erkenntnisse“ zitiert, die schon lange widerlegt sind.

Die allergrößte Gefahr sind Corona-Leugner/Verharmloser in verantwortlichen Positionen.

Kalle Schmidt
3 Jahre zuvor
Antwortet  Leseratte

Sie sind derjenige, der die Realität ausblendet. Alle neueren Studien sagen das Gegenteil…z.B.
„Zwischen April und Juli wiesen im Schnitt 0,87 Prozent der Kinder Antikörper auf (zweifach-positiv). Im Vergleich zu den vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Ernährung (LGL) gemeldeten Fällen von Kindern in Bayern (zwischen 0 und 18 Jahren), die zwischen April und Juli positiv auf das Virus getestet wurden, war die Antikörperhäufigkeit damit sechsmal höher. “
https://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/article/48939/index.html

Leseratte
3 Jahre zuvor
Antwortet  Kalle Schmidt

Ich bin wohl missverstanden worden. Ausblenden der Realität bezog sich auf die Aussagen beim Frankfurter Gesundheitsamt, dass Schulschließungen nichts gebracht hätten und dass Lehrkräfte Kinder anstecken und nicht umgekehrt. Es wird dabei völlig ausgeblendet, dass in vielen Bildungseinrichtungen die Schüler wesentlich älter sind als 10, also oft junge Erwachsene ab 16. Und dass bei fehlendem Schutz durch Masken im Unterricht und ohne Abstand Infektionen vorprogrammiert sind.

Willi
3 Jahre zuvor

Der Knaller:

OB Müller (Berlin) verkündet, die Schule schütze die Schüler vor Corona, denn zuhause sei die Ansteckungsgefahr ja viel größer, und außerdem seien 300.000 SuS und 30.000 LuL in Quarantäne doch nicht viel – „einstelliger Prozentbereich“.

Hören die sich eigentlich noch selber zu, bekommen die noch mit, was sie von sich geben ?!!

Wenn demnächst hunderte Lehrer auf der Intensivstation landen, wird man uns vorrechnen, wie viele es doch NICHT getroffen hat und wie schön das doch sei.

Nadine
3 Jahre zuvor
Antwortet  Willi

Auch als Elternteil sehe ich es mehr als kritisch, wie die Gesundheit der Lehrer, Kinder und Eltern aufs Spiel gesetzt wird. Und diese zynischen Kommentare von Politikern, „es ist ja nicht so, als würden die Menschen in den Schulen reihenweise tot umfallen“ sind menschenverachtend und an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Wir als Elternvertreter werden uns auch weiter dafür einsetzen, dass die Vorgaben des RKI endlich umgesetzt werden.

Georg
3 Jahre zuvor

Mal ne frage an die Kollegen: Wie gut halten die Schüler die AHAL Regeln ein?
Wir haben Jugendliche und junge Erwachsenen aus allen Schichten.
Sehr gute Schüler (qualifizierte Berufe) halten die Regeln in der Schule problemlos ein. Nach unterrichtsende aber Garnicht. Maske ab und mit 5 Personen in ein Auto.
Durchschnittliche Klassen halten die Regeln auch in der Schule nur ein wenn der Lehrer in unmittelbarer Nähe ist. Jede Unaufmerksamkeit wird ausgenutzt. In den pausen und in der Schule alles wie immer, ohne Masken und in Gruppen.
Problemschüler ohne Ausbildung mit großen Defiziten verstoßen permanent gegen jede Regel. Sie müssen dauernd im Unterricht ermahnt werden. In den pausen wird gerauft, geknutscht und man teilt sich eine Zigarette.
Als Aufsicht hat man gegen diese Mengen an Regelmißachtung und Verstößen kaum eine Chance.
An der eigenen Einsicht fehlt es bei den Schülern weitgehend.
Ich will dabei Garnichts die Schüler schlecht machen. Ich kann sie teilweise verstehen.
In der Schule, auf der Arbeit und im Bus haben sie engen Kontakt zu duzenden von Personen, nur mit Maske und offenem Fenster als Schutz. Tendenziell besteht Schutz, aber jedem ist klar das reicht bei weitem nicht. Ist so als wenn ich den Keller voll Wasser habe und dann versuche ihn mit einer Kaffeetasse leer zu schöpfen. Tendenziell richtig aber zu wenig.
Als Gegenstück verlangt man beim Treffen mit Freunden, bei Sport, bei Diskos, Kinos und Kneipen den absoluten Verzicht. Jedem ist klar, dass da alles reine Willkür ist.
Pflichten stellen auch ohne Schutz angeblich keine Gefahr da, Vergnügen sind streng verboten.
Das hätte ich mir mit 18 auch nicht gefallen lassen. Kein Wunder, dass die Schüler das alles nur widerwillig akzeptieren.

Anne Pipapo
3 Jahre zuvor

Man kann sich doch nur wiederholen: wählt die ab, die behaupten, Schulen seien sichere Orte, wählt die ab, die Querdenker-Demos, angeführt und dominiert von Nazis, ohne Abstand und Masken wie selbstverständlich durch die Innenstädte ziehen lassen, damit sich das Virus weiterhin ungehindert in der Bevölkerung verbreiten kann! Was für eine offene Menschenverachtung! Diese Ignoranz vor den weitreichenden Folgen der Pandemie konnten wir ja schon bei Donald Trump erleben, der muss allerdings jetzt seinen Umzug vorbereiten! Und was muß bei uns noch kommen ehe die Bürger merken, daß ihre Gesundheit und ihr Leben den Damen und Herren in den Ministerien (wohlgemerkt ausgestattet mit Trennwänden und Luftreinigungsgeräten!!!) reichlich gleichgültig ist.

Leseratte
3 Jahre zuvor

Karliczek vorhin in der PK: Sinngemäß: Da die Infektionszahlen fallen, werden auch die Fälle an den Schulen weniger werden.

Dass mit mehr echter wirksamer Vorbeugung an den Schulen die Zahlen vermutlich gar nicht erst so hoch geklettert wären….
Und wenn nun die Tendenz vorherrscht, in Schulen gar nicht mehr umfassend zu testen und weniger Quarantäne zu verhängen, wird es wohl so kommen, dass offiziell die Fälle in Schulen weniger werden, während sich das Infektionsgeschehen unter dem Radar in die Familien ausbreitet und nach Weihnachten oder schon vorher wird das spürbar werden, befürchte ich.

TAD
3 Jahre zuvor

Und lassen Sie mich raten … viele der Schüler zeigten keine Coronasymptome, wurden aber trotzdem positiv getestet? Einige dieser „Kinder“ haben sehr erwachsene Körper, wiegen fast doppelt so viel wie ich und sind 30 cm größer. Und sie sind nicht ansteckend? Was b ***

Elly
3 Jahre zuvor

Sozialposse

Kritischer Dad
3 Jahre zuvor

Mit über 59 % (2131) entfällt der Anteil der sich in Quarantäne befindlichen Solinger (3610) ausschließlich auf Kinder und Jugendliche.
Dann jetzt die Quarantänebedingungen (Situationsanalyse) an Schulen zu ändern ist kaum der richtige Weg.

Neuregelung:
Tritt in einer Klasse oder einem Kurs eine Neuinfektion auf, werden künftig in SG/RS entgegen der bisherigen Praxis nicht mehr automatisch alle Schüler des betroffenen Klassen- oder Kursverbandes in Quarantäne geschickt.

Stattdessen erfolgt eine individuelle Risikoermittlung auf der Grundlage der sogenannten AHA-L-Regeln, die möglicherweise nur für Einzelne häusliche Isolation zur Folge hat. Das Gesundheitsamt folgt damit den jüngsten Empfehlungen des Robert Koch-Instituts. Dabei werden die engen Kontakte individuell ermittelt und konkrete Umstände in der Klasse geprüft. Von einer umfassenden Situationsanalyse wird abhängig gemacht, ob nur die Sitznachbarn des erkrankten Schülers in Quarantäne geschickt werden oder die gesamte Klasse häuslich isoliert wird. Bei den Lehrern wird das bereits so gemacht, ohne vermehrt positive Fälle, so die Stadt Remscheid. In Solingen gilt die Regel nicht für Grund- und Förderschulen

Lilaura
3 Jahre zuvor

Bei uns werden die Schüler/innen einer Klasse, in der es einen positiven Test gab, gar nicht getestet… So verhindert man Ausbrüche in Schulen!!!! Von Tests für Lehrer/innen rede ich mal gleich gar nicht. Es heißt dann eben einfach nicht Quarantäne, sondern freiwillige Isolation.

Paulchen Panther
3 Jahre zuvor

Dann machen wir doch einfach Schule ohne Lehrer.

Bei uns an der Schule waren es aber bisher immer Schüler, die positiv waren und es von Zuhause mitbrachten.

Eichhorn
3 Jahre zuvor

Bei uns werden weder Schüler noch Lehrer getestet. Nur der Positive selbst geht in Quarantäne. Die Schulleitung informiert das Kollegium auch nicht über positiv getestete Schüler, nur der Klassenlehrer wird informiert. Wozu auch, die Schulleitung meldet sowieso an das Gesundheitsamt, dass IMMER ALLE Regeln eingehalten werden. Vielleicht gibt es dafür dann einen Bonus für Schulleiter.

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Eichhorn

Und der Positive geht in Isolation, wenn er so nach 5 bis 10 Tagen die entsprecehnde Anordnung seitens des Gesundheitsamtes erhällt. In der zwischenzeit unterliegt er selbstverständlich der Schulpflicht – sprich: Anwesenheitspflicht.