Sozialministerium: Nur noch einzelne Schüler statt ganzer Klassen in Quarantäne

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STUTTGART. Statt ganzer Klassen könnten künftig nur noch einzelne Schüler bei einem Corona-Fall in Quarantäne geschickt werden. Das schlägt zumindest das baden-württembergische Sozialministerium vor – unter Berufung auf das Robert-Koch-Institut. Das allerdings empfiehlt keineswegs, die Quarantäne-Maßnahmen in Schulen einzuschränken.

Ist das Coronavirus so harmlos geworden, dass Quarantäne für Schulklassen verzichtbar erscheint? Foto: Shutterstock

Angesichts der Maskenpflicht im Unterricht sieht es das baden-württembergische Sozialministerium nicht mehr als zwingend notwendig an, ganze Klassen bei einem Corona-Fall in Quarantäne zu schicken. Stattdessen könnten nur noch direkte Kontaktpersonen wie Sitznachbarn isoliert werden, sagte ein Ministeriumssprecher. Ziel sei es, ein landesweit einheitliches Vorgehen zu erreichen. An entsprechenden Handlungshinweisen werde im Ministerium bereits gearbeitet. Darin folge man aktualisierten Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI).

Das RKI benennt Schulklassen im Infektionsfall ausdrücklich als Kontaktpersonen der Kategorie I

Auf welche Empfehlungen sich das baden-württembergische Sozialministerium beruft, ist unklar. Das RKI empfiehlt auf seiner Homepage nach wie vor, bei einem Infektionsfall in einer Klasse alle Schüler in Quarantäne zu nehmen.

So benennt die Bundesbehörde in ihren aktualisierten Hinweisen zur „Kontaktpersonen-Nachverfolgung bei Infektionen durch SARS-CoV-2“ (Stand: 19. Oktober) unter dem Punkt „Beispielhafte Konstellationen für Kontaktpersonen der Kategorie I“ ausdrücklich „Personen in relativ beengter Raumsituation oder schwer zu überblickender Kontaktsituation mit dem bestätigten COVID-19-Fall (z.B. Schulklassen, Gruppenveranstaltungen), unabhängig von der individuellen Risikoermittlung.“

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Und konkret wird für den Umgang mit diesen Kontaktpersonen der Kategorie 1, also Menschen mit höherem Infektionsrisiko, empfohlen:

  • „Ermittlung der persönlichen Daten der Kontaktpersonen und bei Veranstaltungen zusätzlich des Namens und der Telefonnummer des Ansprechpartners durch das Gesundheitsamt.
  • Information der Kontaktpersonen zu Übertragungsrisiken und über das COVID-19-Krankheitsbild sowie mögliche Krankheitsverläufe.
  • Häusliche Absonderung für 14 Tage (Quarantäne)
  • Im Haushalt nach Möglichkeit zeitliche und räumliche Trennung der Kontaktperson von anderen Haushaltsmitgliedern. Eine „zeitliche Trennung“ kann z.B. dadurch erfolgen, dass die Mahlzeiten nicht gemeinsam, sondern nacheinander eingenommen werden. Eine räumliche Trennung kann z.B. dadurch erfolgen, dass sich die Kontaktperson in einem anderen Raum als die anderen Haushaltsmitglieder aufhält.“

Ob einzelne Schüler oder ganze Klassen in Quarantäne geschickt werden, entscheiden dem Sozialministeriums-Sprecher zufolge aber nach wie vor die zuständigen Gesundheitsämter. Das Kultusministerium sieht das unterschiedliche Vorgehen kritisch und fordert Einheitlichkeit. Derzeit befinden sich im Land knapp 350 Klassen nicht im Präsenzbetrieb – heißt: Geschätzt 10.000 Schüler plus eine unbestimmte Zahl von Lehrern sitzen aktuell in Baden-Württemberg in Quarantäne fest.

Maskentragen in der Schule hat laut RKI keinen Einfluss auf die Quarantäne

In Baden-Württemberg müssen Schüler weiterführender Schulen ab Klasse fünf einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Auch Berufsschüler sind zum Tragen der Masken im Unterricht verpflichtet. Auf die Quarantäne hat das laut RKI aber keinen Einfluss: „Die Exposition einer Einzelperson zu im Raum hochkonzentriert schwebenden infektiösen Partikeln kann durch MNS/MNB kaum gemindert werden, da die Aerosole an der Maske vorbei eingeatmet werden.“

Die Bildungsgewerkschaft GEW hat deshalb auch kein Verständnis für eine Lockerung der Quarantäneregelungen – und kritisiert, dass Schulleitungen die Arbeit überlasteter Gesundheitsämter übernehmen und über die Quarantäne der Schüler entscheiden müssen. «Das Krisenmanagement des Kultus- und Sozialministeriums ist für die Schulen eine Zumutung, sorgt für Chaos und zu einer weiteren Belastung für die Schulleitungen», betonte die Landesvorsitzende Doro Moritz. Es werde der falsche Eindruck erweckt, dass Covid-19 im Klassenzimmer harmlos sei. Die Schutzmaßnahmen in Kitas und Schulen müssten verbessert und mehr Personal zur Verfügung gestellt werden. News4teachers / mit Material der dpa

„Meine Kinder sind mir entrissen“: Wie Familien unter der Quarantäne leiden – und die Zahl der Betroffenen steigt immer höher

 

 

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Jan aus H
3 Jahre zuvor

Der Plan klingt erstmal einleuchtend: Wenn man nur noch einzelne SuS in Quarantäne schickt, sinkt die Zahl der Personen in Quarantäne. Sieht also auf dem Papier Klasse aus.

In der Realität schlägt das dann voll durch… bis die ITS voll sind. Dann will es wieder keiner gewesen sein.

Ale
3 Jahre zuvor

Hallo,
Seit Maskenpflicht eingeführt ist gelten in BW Mitschüler nicht mehrmals Kontaktperson erster Klasse.
So hält man die Schulen eben offen, da nur eine Person weg ist. Wie es mit dessen bildungsgerechtigkeit aussieht darf jeder selbst entscheiden.

Besorgter Bürger
3 Jahre zuvor

So lächerlich. Da hält man sich seit Wochen nicht an die Vorgaben des RKI. Für irgendwelche Pseudo-Maßnahmen muss das RKI aber immer noch als Begründung herhalten.

Bitte, wenn, dann richtig aus RKI hören.

Besorgte Mutter
3 Jahre zuvor

Das darf doch mal wieder nicht wahr sein!!!!

Diese Leute, die da schon wieder herum pfuschen, sollten mal auf eine Intensivstation gehen und sich nur mal vom Weitem einen Schwerstkranken Covid 19 Patienten ansehen.
Denkt doch auch mal mit an die Pflege!!!

Das koennte uns alle treffen, auch Menschen, die teure Lueftungsanlagen in Einzelbueros haben….

Warum wird immer in Bezug auf den Schulunterricht alle RKI Richtlinien von den Kultusministern versucht ausser Kraft zu setzen????

Es war doch Zeit zur Vorbereitung auf die derzeitige Situation da, es wurde lange genug von den fuehrenden Virologen davor gewarnt.

Wurde diese Zeit nicht ausreichend genutzt????

Ein einfacher Mund-Nasenschutz gibt keine Garantie fuer eine Nichtinfektion

SW
3 Jahre zuvor
Antwortet  Besorgte Mutter

Who cares?
Kontaktnachverfolgung ist kaum noch möglich, Infektionen müssen dann halt im Privaten stattgefunden haben – Hauptsache ist, dass kein Bezug zur Schule hergestellt werden kann. Traurig aber wahr.

Blau
3 Jahre zuvor

In Bonn wird das schon so gemacht. Die Schüler , Eltern und Lehrer sind sehr verunsichert dadurch.

Lehrerberlin
3 Jahre zuvor

In Berlin gibts keine Aerosole… Wer weiter als 1,5 Meter entfernt sitzt, ist Kontaktperson Kategorie 2…
Beste

BB
3 Jahre zuvor
Antwortet  Lehrerberlin

Es bleibt nichts anderes übrig, als für sich selbst zu sorgen.
Schade, dass den Kultusministern Gesundheit und Bildung so wenig bedeuten. Sonst wären rechtzeitig notwendige Investitionen und Maßnahmen ergriffen worden.
Jeder, der es sich nicht vorstellen kann, kann gerne ausprobieren, wie angenehm es ist, 7 Stunden mit FFP2 Maske, die man selber aus Verzweiflung teurer kaufen muss, zu unterrichten.

S.
3 Jahre zuvor

Der LEB BaWü hat folgende Petition mitorganisiert und gezeichnet:
https://www.openpetition.de/petition/online/bildungsgerechtigkeit-und-gesundheitsschutz-in-der-pandemie
Bitte mitzeichnen und verteilen!

Mary-Ellen
3 Jahre zuvor

Die nächste Entscheidung wird vermutlich darauf hinauslaufen, dass der/die infizierte SchülerIn
einfach weiter am Unterricht teilnimmt, es wird ihm/ihr lediglich die mündliche Beteiligung untersagt!!!
Sollte doch reichen!

Leseratte
3 Jahre zuvor

„Können Schulen mit geeigneten Schutzmaßnahmen offen bleiben trotz hoher Infektionszahlen in der Bevölkerung?

Lipsitch, Goldstein und Cevik weisen ausdrücklich darauf hin, dass Sars-CoV-2 sich in Schulen mit nur eingeschränkten Schutzmaßnahmen – etwa kein konsequenter Gebrauch von Masken (vor allem bei Lehrenden) und fehlende Reduzierung der Klassengrößen – „robust“ verbreiten kann. Das gilt insbesondere für Oberschulen, also ältere Kinder und Jugendliche.
In Grundschulen sei dieses Risiko aufgrund der wohl geringeren Empfänglichkeit von Kindern unter zehn Jahren für Sars-CoV-2 geringer. „Nichtsdestotrotz ist auch über Ausbrüche an Grundschulen berichtet worden“, betonen die Forscher und plädieren für wirksame Schutzmaßnahmen, etwa geringe Klassengrößen. Der Ausbruch an der Jerusalemer Schule fand bei Klassengrößen von bis zu 38 Schülern statt, in Santiago de Chile fand das Virus in Gruppen von 25 bis 38 Schülern Verbreitungspotenzial.

Als Positiv-Beispiel nennen die Forscher ausdrücklich die Halbierung der Klassengrößen in Baden-Württemberg vor den Sommerferien: Von 137 infizierten Schülern hätten nur sechs andere Klassenkameraden angesteckt. Aber auch solche Maßnahmen haben Grenzen. Für offene Schulen müsse auch das allgemeine Infektionsgeschehen in der Bevölkerung berücksichtigt werden, so die Forscher. Gerät das außer Kontrolle, können auch Schulen nicht offen bleiben.“

https://www.tagesspiegel.de/wissen/der-schleichende-lockdown-der-schulen-immer-mehr-lehrer-schueler-und-klassen-in-quarantaene/26591238.html

Es werden von den KM nur Studien berücksichtigt, die für offene Schulen mit vollen Klassen sprechen, egal wie unpassend und ungeeignet diese sind. Alles andere wird ignoriert.

S.
3 Jahre zuvor

Ja, das schlägt dem Fass den Boden aus. Damit wird BaWü wunderbar schnell weiterdurchseucht. Herzlichen Glückwunsch, Herr Kretschmann! Und später sagen Sie dann „Damit hätten wir nicht gerechnet!“ Ja, Sie nicht, andere aber schon – dumm, wenn man die breite internationale Fachliteratur negiert und sich die RKI-Empfehlungen zurechtbiegt, dass es nur so ächzt. Ihrer vorläufigen Tübinger „Studie“ mit Daten vom 22. April bis zum 15. Mai verdanken wir ja sowie den Irrsinn, den wir momentan allen Schulen in Deutschland erleben.

Der LEB BaWü hat folgende Petition mitorganisiert und gezeichnet, bitte unterstützen, damit der Irrsinn schnell ein Ende findet:
https://www.openpetition.de/petition/online/bildungsgerechtigkeit-und-gesundheitsschutz-in-der-pandemie

Leseratte
3 Jahre zuvor

„Wir lassen Schulen und Kitas offen. Das dort bestehende Infektionsrisiko nehmen wir in Kauf, weil die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen nicht abermals unter einem Lockdown leiden darf und weil wir die Eltern nicht nochmal solchen Belastungen aussetzen wollen wie im März/April.“

Das twitterte am Dienstag Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) – und beschrieb so, wohl eher unfreiwillig, das Spannungsfeld, in dem sich die Bildungspolitik gerade befindet.

Die Frage, wie mit den Schulen bei aktuell stark steigenden Coronazahlen umgegangen werden soll, polarisiert. Auf der einen Seite stehen Politiker wie Hans, die den Eltern keinesfalls erneute wochenlange Schulschließungen zumuten möchten und dafür bereit sind, Lehrende und Lernende sehenden Auges dem „dort bestehenden Infektionsrisiko“ auszusetzen.“
https://www.tagesspiegel.de/wissen/der-schleichende-lockdown-der-schulen-immer-mehr-lehrer-schueler-und-klassen-in-quarantaene/26591238.html

Leseratte
3 Jahre zuvor

https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Gesundheitsamt-Hannover-kommt-bei-den-Corona-Faellen-in-den-Schulen-nicht-mehr-hinterher

Es wird in vielen Orten so sein, dass die Gesundheitsämter nicht mehr hinterherkommen. Und dann muss das Ganze zwangsläufig aus dem Ruder laufen.

Dieter HEINRICH
3 Jahre zuvor

Interessante Konstellation – SozMin+SchMin vs. GesMin – die ersteren erklären mit höchster >Fachkompetenz< alle Symptomfreien für Virus-frei – das GesMin besteht gemäß RKI auf Infketten und Quarantäne der ganzen Klasse.
Wie wärs denn – unter Beibehaltung des Präsenzunterrichts – mit dem DRITTEN WEG = 1 Beobachtungswoche dieser Klasse IN der Schule (inkl. Betreuung) + der Kinder zuhause? (Infiziertes Kind in Einzel-Q.) Und weg. der Infketten in drei Teilgruppen?
Das lässt sich durchbuchstabieren ….
KEINE SCHLIESSUNG – aber

TIR
3 Jahre zuvor
Antwortet  Dieter HEINRICH

„durchbuchstabieren“ ist ein gutes Stichwort. Sie haben hier keine Zeichenbegrenzung, schreiben Sie also doch bitte in gängiger Schreibweise Ihre Sermone aus und verzichten Sie auf die überbordende Verwendung von Sonderzeichen, wenn Sie verstanden werden wollen – bzw. überhaupt gelesen werden wollen.

Fliewatüüt
3 Jahre zuvor

https://www.zdf.de/comedy/noch-nicht-schicht/noch-nicht-schicht-201105-100.html

Ab Minute 4 kommentiert „Präsident Pufpaff“ die Situation in den deutschen Schulen …
(sind dann ungefähr 3 Minuten)

Neu1
3 Jahre zuvor

Das RKI ändert seine Empfehlungen, der Beschluss wurde heute Abend über SWR 3 verkündet.

depe
3 Jahre zuvor

Wir haben zwei Klassen wegen einer Schülerifektion in Quarantäne. Die Lehrer, die den ganzen Tag mit im Raum waren, kommen auf Weisung des Gesundheitsamts arbeiten. Eine Erklärung für das inkonsequente Verfahren konnte nicht gegeben werden, man habe genau nach Vorschrift gehandelt.
Bildung ist uns eben alles wert…

Biggi
3 Jahre zuvor

Als ob die Schüler die ganze Zeit auf ihren Plätzen sitzen würden. Das Sozialministerium hat wohl noch die Schule anno 1900 vor Augen..
Außerdem wüsste ich gerne, warum ich nicht ins Kino darf, wenn Maske und Lüften laut Sozialministerium angeblich ausreicht.

N.
3 Jahre zuvor

Wiegen in falscher Sicherheit bei nicht medizinischen Mund-Nasen-Schutzmaske als Maßstab UND Voraussetzung Schule zu betreiben und Quarantäneregeln stark zu reglementieren.
BfArM sagt die Schutzwirkung wird i.d.R. nicht nachgewiesen; durch das Tragen können Geschwindigkeit des Atemstroms oder Speichel-/Schleim-Tröpfchenauswurfs reduziert werden. Es wird kaum Schutz gegenüber erregerhaltigen Aerosolen ermöglicht.

„Aluhüte“ schon vorbestellt?

Simmia
3 Jahre zuvor

Es ist tatsächlich so…
Bei meiner Tochter ( Klasse 11) ein positiver Fall in der Klasse. Unterricht läuft normal weiter bis auf den postiv getesteten Schüler der zuhause ist.
An der Schule gab es schon mehrere Fälle ….. gleiches Vorgehen.
Nicht einmal ein kostenloser Test für Schüler und vermutlich auch Lehrer ist drin. Klar ansonsten müsste man ja mal reagieren da es garantiert nicht bei nur einem Fall bleibt.
Bin mittlerweile sprachlos.

Jan aus H
3 Jahre zuvor
Antwortet  Simmia

Und daraus schlussfolgert das zuständige Ministerium dann: Es gibt keine Ausbrüche an Schulen. Natürlich gibt es die offiziell nicht, man testet ja die Kinder nicht, also gibt es auch keine Fälle.

Wenn die betroffenen Kinder dann später die Eltern oder Großeltern anstecken, dann wird daraus ein „Ausbruch im famililiären Umfeld“. Auch dann wird man vermutlich das symptomlose Kind nicht testen und wenn man es doch tut, dann ist das wieder ein Fall, bei dem jemand „Corona in die Schule getragen hat“.

Katja
3 Jahre zuvor

Warum streikt eigentlich niemand? Was muss denn noch passieren?
Wir hatten in den Neunzigern Schulstreiks (der Schüler) für mehr Geld für Bildung…
Aktuell bevor die Pandemie alles gelähmt hat Friday’s for Future… (Gab es eigentlich auch mal Lehrerstreiks?) Aber auch die Eltern machen höchstens von der Möglichkeit der Klage Gebrauch… Wobei sie hier natürlich bei einem in Deutschland immer noch drohenden Sorgerechtsentzug bei Verweigerung des Schulbesuchs auch eine sich nachvollziehbar schlecht anfühlende Position haben…
Und nun geht es um die Gesundheit, die langfristige Lebensqualität oder sogar das Leben nicht nur von Lehrern sondern auch der Angehörigen der Schüler und manchmal sogar der Schüler selbst.
Es kann nicht sein, dass jeweils eine Seite zugunsten der Wahrung der Interessen der anderen Seite unzumutbar belastet wird. Entweder diejenigen die notwendig auf Betreuung angewiesen sind, oder die Kinder aus Familien die einen Lockdown nicht genügend gut abfedern können und Homeschooling nicht leisten können oder wollen – oder auf der anderen Seite diejenigen die berechtigter Weise ernsthaft um die Gesundheit, die Lebensqualität oder das Leben von Angehörigen oder vor Ort beteiligen fürchten müssen. Beides ist ernstzunehmen und beidem muss Rechnung getragen werden.
Wir befinden uns in einer Extremsituation.
Eine gute Führung muss ihre Verantwortung wahrnehmen. Der Zwang zu Unzumutbarem funktioniert immer nur so lang, wie die Menschen sich zwingen lassen. Die Coronaleugner sind laut, teils militant und unbequem. Diejenigen die berechtigter Weise um ihre Gesundheit fürchten demonstrieren nicht, streiken nicht, verweigern sich nicht. Oder nur sehr zaghaft. Wenn die Masse derer die das nicht mitmachen wollen groß genug wird, läßt sich der Corona Irrsinn an Schulen nicht mehr weiter durchsetzen.
Die Wissenschaftler sind sich doch eigentlich recht einig, dass eine Durchseuchung keine ernsthafte Option ist, da sie zu viele Opfer fordert. Ich sehe nicht, warum man dafür unter Schülern, Lehrern und deren Angehörigen eine Ausnahme machen sollte. Schließlich stellen sie einen recht großen Teil der Bevölkerung.
Die Präsenzpflicht muss aufgehoben werden.
Für alle Beteiligten.
Nur so ist ein Schutz der Risikogruppen möglich. Alternative Lösungen müssen angeboten werden und ohne negative Konsequenzen nutzbar sein.
Gleichzeitig muss für schwache Schüler, für die Kinder aus schwierigen Verhältnissen und für diejenigen die Betreuung brauchen aber auch für die, die sagen wir haben kein besonderes Risiko und möchten weiter am Präsenzunterricht teilnehmen, die Möglichkeit bestehen bleiben in die Schule zu gehen.
Wenn nicht, müssen die Beteiligten und Betroffenen anfangen, sich zu verteidigen.

Der Vollständigkeit halber : Und nein, ich vergesse die psychischen Belastungen durch einen Lockdown nicht. Deswegen soll ja auch beiden Seiten ermöglicht werden ihre Interessen bestmöglich zu wahren. Es gibt zwei Phänomene im Lockdown : Die einen, die ihn auch mit und für die Kinder positiv nutzen können, wo bei Kindern sogar im Vergleich zum normalen Alltag positive Effekte und große Fortschritte festgestellt werden können.
Und die anderen, die durch die Situation belastet und übervordert sind.
Es hat immer etwas damit zu tun, wie die Eltern durch die Krise gehen. Das gleiche gilt aber auch wenn Familien und Lehrer unter immenser psychischer Belastung gezwungen werden am Schulbetrieb in der Pandemie teilzunehmen. Auch hier überträgt sich die Belastung auf die Kinder.

Bia
3 Jahre zuvor
Antwortet  Katja

Man muss die Belastung nicht mal mehr übertragen, mein knapp 18jähriger kommt „mit dem Irrsinn dort draußen“ seit Wochen nicht mehr klar. In der Freizeit erhält er einen Platzverweis vom Ordnungsamt, weil er mit seiner Freundin und einem anderen Pärchen im öffentlichen Raum zusammensaß, während er im BSZ mit 25 anderen in der Klasse und 52 anderen in den Kursen eng zusammensitzt, dagegen im Praktikum ein Einzelzimmer bekommt, damit er in der Einrichtung keinen infizieren kann. Mittlerweile ist er krankgeschrieben, weil die Depression richtig rein knallt und er „lieber ein Schuljahr als meine Mum verliert“, da ich Risikopatientin bin und das im Gegensatz zum Frühjahr kein Grund mehr ist, um vom Präsenzunterricht freigestellt zu werden.

mm
3 Jahre zuvor

Meine Tochter hatte gerade Gruppenarbeit mit einem Jungen, der konsequent seine Nase über der Maske trägt. Wie wird denn das im Falle einer Infektion geregelt?

Jan aus H
3 Jahre zuvor
Antwortet  mm

Strafanzeige gegen den aufsichtsführenden Lehrer… das ist vermutlich leider die einzige Sprache, die von Corona-Leugnern verstanden wird.

Biggi
3 Jahre zuvor

Als Reiserückkehrer muss ich in Quarantäne. Bei einem Coronafall in meiner Klasse nicht. Versteh einer die Welt.

lehreramlimit
3 Jahre zuvor

Da handelt jedes Gesundheitsamt nach eigenem Ermessen. Das ist in unserer Stadt mit Inzidenz 400 (!!)vielleicht auch gut so! Es werden der Einfachheit halber ganze Klassen in Quarantäne gesteckt und die Lehrer gleich mit. Nachverfolgung? Daran denkt das Amt nicht mehr. An einer Realschule sind mehrere Klassen und von 11 Lehrer von 38 LuL in Quarantäne …und es geht munter weiter auch an anderen Schulen. Einzelfälle kann das Amt auf seiner Seite nicht mehr nennen, der Virus breitet sich in der Fläche aus. Und nach Schulschluss stehen die SuS in Trauben auf der Straße dicht beiander-ohne Maske. Schule ist vielleicht kein Pandemietreiber, aber durch die Verbreitung solcher Verharmlosungen haben unsere Kumis dazu beigetragen, dass sich viele SuS fahrlässig verhalten.

total frustriert
3 Jahre zuvor

Bitte nicht sprachlos bleiben. Weiter Emails ect. an Kultusminister. Aber auch an Kinderkommission, Ethikrat, Schulträger, Schulamt, vielleicht auch einzelne Abgeordnete, …
Habe gelesen, diese denken es sei eine Minderheit, die sich um den Schutz an Schulen sorgt. Sie sollten merken, dass die Minderheit vielleicht nicht ganz so klein ist. Dazu müssen sie aber auch Meinungen und Forderungen erhalten!

Leseratte
3 Jahre zuvor

„Corona: Region Hannover streicht Massentests an Schulen und Kitas
Das Gesundheitsamt der Region Hannover will sich in der Corona-Krise auf die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen konzentrieren. Deshalb werden die Massentests für Schulen und Kitas gestrichen.“

https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Coronavirus-Region-Hannover-streicht-Massentests-an-Schulen-und-Kitas

Ich fürchte, bald wird in Schulen gar nicht mehr getestet. Ein paar Intensivbetten sind ja noch frei.

Jan aus H
3 Jahre zuvor
Antwortet  Leseratte

Und danach feiern sie dann, dass die Zahl der Corona-Fälle an den Schulen drastisch gesunken ist. Dass man das Testen eingestellt hat, muss man ja nicht dazusagen.

Sabine
3 Jahre zuvor

Sagt mal, ganz andere Frage: ich, fast 60, empfinde das Unterrichten mit Maske als echte Zumutung. Nach 5 Stunden bin ich fertig. Ich schalte jetzt um auf mur noch schreiben lassen und Filme gucken. Wie gehts Euch damit? Man hört ja keinen Ton nirgends dazu.

KARIN
3 Jahre zuvor

Gestern morgens und mittags (wieder in den Pausen) zwei Kurzkonferenzen, wobei am Mittag das vom Morgen bekanntgegebene hinfällig war! Wir fühlen uns nur noch verschaukelt, die Schulleitung kommt nicht mehr hinterher(formuliert Elternbriefe, die schnell raus gegeben werden müssen, um sie wenig später schon wieder komplett!! umschreiben zu dürfen! ) Arbeisbeschaffung, Vergeudung kostbarer Arbeitszeit!Eigentlich rennt jeder den Entscheidungen
zeitlich hinterher, da sie sich zeitlich überschlagen.
Neu ist jetzt auch, nur noch Frontalunterricht!
Praxisunterricht muss aber erteilt werden,dafür gibt es keine Lösung!

Gefrusteter
3 Jahre zuvor

Was soll man von einer Landesregierung halten, die an führender Stelle eine Person sitzen hat, die wegen Beihilfe zur Misshandlung Schutzbefohlener verurteilt wurde? Im Falle des Landes Baden-Württemberg hat diese Person die Funktion des Ministerialdirektors am Kultusministerium inne.

Solchen Menschen ist die Gesundheit anderer doch völlig egal! Frau Eisenmann (Kultusministerin) hat seit Jahrzehnten zu dieser Person eine enge Beziehung. Wer nun noch glaubt, die oberen Stellen kümmern sich ernsthaft um die Sorgen der Lehrer, glaubt sicherlich auch an rosa Elefanten…

TeachinginBerlin
3 Jahre zuvor

Lehrer scheinen eine besonders gefährdete Berufsgruppe zu sein. Die Inzidenz liegt in Berlin in der Berufsgruppe der Lehrer mittlerweile bei 550/100.000. Damit also mehr als das Doppelte höher als in der Bevölkerung.
Die Inzidenz bei den Schülern liegt die Inzidenz bei über 225/100.000. (Zahlen der allgemeinbildenden Schulen, also ohne Berufsschulen).

Alle Schulen in Berlin betrachtet sind 16,7 % aller entdeckten Infektionen in Berlin von Schülern oder Lehrern. Das ist proportional einiges mehr, als diese beiden Gruppen in der Bevölkerung repräsentieren. Es ist somit eindeutig, dass Schulen durchaus an der Pandemie einen hohen Anteil haben.

Zynisch, wer da sagt, die Schulen seien sicher. Ich würde mir mehr solche Auswertungen auch der anderen Bundesländer von N4T-Redaktion wünschen.

Arbeitsschutzgesetze in Schulen umsetzen! Ich verstehe nicht, warum das Recht auf Bildung nur in den Schulen umgesetzt werden kann. Ein halb/halb funktioniert duchaus und kann die Sicherheit erhöhen.

Quelle: Senat Berlin: https://www.berlin.de/sen/bjf/coronavirus/aktuelles/schrittweise-schuloeffnung/ Stichwort: Akutelle Lage.

Ich_bin_neu_hier
3 Jahre zuvor
Antwortet  TeachinginBerlin

Ich wette, dass es nicht möglich ist, zuverlässige Zahlen dazu aus der Mehrzahl der Bundesländer zu bekommen. Nimmt jemand die Wette an?

Soso
3 Jahre zuvor

Die Stadt Mannheim und das Gesundheitsamt haben die Einordnung der Mitschüler und Lehrer als Kontaktpersonen Grad 2 ab Klasse 5 am Sonntag, den 1.11.20 abends mit Gültigkeit ab 2.11.20 im Internet in einer längeren Verlautbarung versteckt. Keine Schule wurde diesbezüglich informiert. Man hatte auch noch den Mut, das mit Vorgaben des RKI zu begründen, was absolute Fake News sind („Nationale Teststrategie“ gibt Testen vor).
Das bedeutet, exakt ab dem Tag, an dem sich die Bevölkerung massiv einschränkt, wird in Mannheim kein Mitschüler oder Lehrer mehr getestet und in Quarantäne geschickt, ja nicht einmal mehr informiert.
3 Tage später sank dann auch endlich der Mannheimer Inzidenz-Wert, der auch aufgrund mehrerer Schulinfektionsketten (die wiederum u.a. durch ein Infektionscluster bei den Mannheimer Jungadlern mit verursacht wurden) seit den Sommerferien stetig bis auf 170 gestiegen war.
Dummerweise hält sich das Virus nicht an diese „Nichtteststrategie“. Es verbreitet sich in den Schulen unbemerkt weiter und Anfang Dezember werden die Zahlen wieder steigen, denn dann entwickeln Angehörige von Schülern Symptome.
Dann kann man sagen: also die Schulen waren offen, trotzdem sind die Infektionszahlen runter, die Schulen sind keine Infektionstreiber. Schuld sind die Gaststätten, feiernde Jugendliche usw.. Wäre ich Gastwirt, ich käme mir irgendwie veräppelt vor.
Ich denke es geht in der jetzigen Situation nicht mehr um einen sinnvollen Infektionsschutz, sondern nur noch um strategische Überlegungen, welchem Ministerium oder Amt oder Bürgermeister man in ein paar Wochen die Verantwortung für überlastete Krankenhäuser zuschreiben kann. Es ist bald Landtagswahl in Baden-Württemberg.