„Unverantwortlich“: Böhm kritisiert „Blockadehaltung“ der Länder bei Schulen

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BERLIN. „Dass Kanzlerin Merkel mit ihrem Vorschlag, strengere Maßnahmen gegen das Corona-Virus an den Schulen umzusetzen, gescheitert ist, ist unerklärlich und nicht mehr nachvollziehbar“, so kritisiert Jürgen Böhm, Vorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR), das Ergebnis des Bund-Länder-Gipfels. „Mit der Nicht-Entscheidung zeigen einige Länderregierungen leider wenig Verantwortung und spielen leichtfertig mit einer Ausbreitung des Infektionsgeschehens“, meint Böhm.

Jürgen Böhm ist Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer. Foto: eads/Digitales Bildungsnetz Bayern
Ist verärgert: Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer. Foto: eads/Digitales Bildungsnetz Bayern

Merkel und die Ministerpräsidenten haben eine Entscheidung über verschärfte Schutzmaßnahmen an Schulen auf nächste Woche vertagt (News4teachers berichtet ausfürhlich über den Bund-Länder-Gipfel). Dabei, so Böhm, sei schnelles Handeln erforderlich. „Das Robert-Koch-Institut hat deutlich betont, dass Kinder und Jugendliche das Virus im gleichen Maße verbreiten und daran erkranken wie Erwachsene. Allein in der ersten Novemberwoche haben sich mehr als 10.400 Kinder unter 14 Jahren mit dem Corona-Virus angesteckt. An den Schulen gelten bundesweit aber keine vorgeschriebenen Mindestabstände oder eine generelle Maskenpflicht.“

Halbe Klassen plus Maskenpflicht – für Böhm eine „durchdachte Regelung“

Die Bundeskanzlerin hatte in einem ersten Beschlussvorschlag gefordert, dass auf dem Schulgelände für die Schüler aller Jahrgänge und für die Lehrkräfte eine Maskenpflicht gelten und die Schüler in halben Klassenstärken unterrichtet werden sollten, damit Mindestabstände in den Schulen eingehalten werden könnten. Böhm: „Mit dieser einheitlichen und durchdachten Regelung hätten die Schulen und Lehrkräfte angemessen und sicher handeln können.“

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Die weiterführenden Schulen seien im Großen und Ganzen gut auf den sogenannten Hybridunterricht, also in geteilten kleineren Gruppen im Wechsel, vorbereitet, meint der Vorsitzende des Realschullehrerverbands. „In der jetzigen Situation, in der sich die Infektionszahlen zwar insgesamt stabilisieren, aber nicht wesentlich verringern, wäre das genau das richtige Signal“, betont Böhm. Man müsste jetzt endlich an den Schulen reagieren, wo die Kinder und Jugendlichen auf engstem Raum zusammen sind und kaum eine Möglichkeit haben, den geforderten Abstand zu halten.

„Die Lehrkräfte wollen Präsenzunterricht. Aber nicht um jeden Preis.“

Weiter erklärt der Verbandschef: „Die Lehrkräfte wollen Präsenzunterricht. Aber nicht um jeden Preis und nicht zu diesem Risiko! Besonders die älteren Schüler sind durchaus in der Lage, im wöchentlichen oder besser im täglichen Wechsel Unterricht zu erhalten und auch von zu Hause aus zu lernen und zu arbeiten. Wenn Unterricht in Präsenz stattfinden soll, muss sich dieser an den allgemeingeltenden Sicherheitsvorgaben und Hygienebestimmungen in der Gesellschaft orientieren.“

Die Devise, die Schulen so lange wie möglich und auf „Biegen und Brechen“ offen zu lassen, sei mittlerweile nicht mehr tragbar. Der Dienstherr trage schließlich eine Fürsorgepflicht sowohl für die Schüler als auch für seine Lehrkräfte. News4teachers

Nach dem Bund-Länder-Gipfel: Streit um halbierte Klassen kocht hoch – FDP-Minister nennt Merkel „weit weg von unseren Familien“

 

 

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Molly Gerald
3 Jahre zuvor

Was sollen denn die Kassiererinnen sagen? Lehrer ist nun so ein Beruf – Umgang mit vielen Menschen. Es ist auch ein systemrelevanter Beruf – ohne Bildung wird dieses Land den Bach runter gehen, vor allem die ganze junge Generation. Fernunterricht ist ein Witz. Weder die Lehrer noch Schulen sind darauf vorbereitet. Die Gefährlichkeit dieser Krankheit begründet Schulschließungen nicht (Sterblichkeitsrate 0,2!). Lasst die Schulen in Ruhe!!!

J. L.
3 Jahre zuvor
Antwortet  Molly Gerald

Es geht hier nicht nur um Lehrer sondern auch um die Familien mit Kindern! Der Opa meines Kindes liegt wegen Corona auf der Intensivstation und hat letzte Woche um sein Leben gekämpft! Er hat als Polizist auch einen systemrelevanten Beruf! Wir sind aber der Meinung, dass Lehrer ihren Beruf auch online ausführen können…und somit in so einer Zeit auch sollten! Ich schicke meinen Sohn täglich mit großen Sorgen in die Schule, am liebsten würde ich ihn wieder von Zuhause lernen lassen (das lief im Frühjahr hervorragend)! Wer weiß wer als nächstes von unserer Familie so krank wird. Unser ältester Sohn ist Krankenpfleger, wir wissen also sehr genau wann eine Berufsausübung vor Ort notwendig ist und wann eben auch nicht!

Unfassbar
3 Jahre zuvor
Antwortet  Molly Gerald

@Molly Gerald: Kassierer/innen haben Mundschutz, Abstand und Plexiglas, also für Arbeitsschutz ist dort gesorgt. Jedem Kunden, der etwas näher kommt, begegnen sie nur ein paar Minuten.
Jetzt können Sie mal rätseln, wo der Fehler steckt!!!!! Wie mag sich das für Lehrer und Schüler anfühlen? Nicht 1 Politiker würde sich unter den Gegebenheiten (fehlender Arbeitsschutz) in Schulen in eine Schulklasse setzen und 8 Stunden unterrichten.
Und noch ein Punkt: Menschenansammlungen sollen vermieden werden, so hat es die Regierung festgelegt. Dazu müssen auch die Schulen zählen!
Jetzt vorzuschieben, dass zu wenig Personal für Hybridunterricht zur Verfügung steht, ist wieder ein neuer Versuch zu übertünchen, dass die Kultusminister in den Sommermonaten sich um nichts gekümmert haben und darauf vertraut haben, dass die Zahlen so schön niedrig seien und dass das ganz bestimmt so bleiben wird. Es geht nicht um Bildung und auch nicht um Betreuung! Es geht nur um Vertuschung von Unfähigkeit, Untätigkeit und dass man stur bei scheinheiligen Behauptungen bleibt, nämlich Schulen seien sicher !

Toshi Bruckböck
3 Jahre zuvor
Antwortet  Unfassbar

Auf den Punkt gebracht! Danke!

Fliewatüüt
3 Jahre zuvor
Antwortet  Molly Gerald

@Molly Gerald

Ihr Kommentar ist eine Empfehlung für ein höheres Amt – sagen wir mal: Kultus-/Bildungsminsterin?
(Erst mal klein anfangen …)

Mimi
3 Jahre zuvor

@Molly Gerald: gähn!!!
Mehr fällt mir zu diesem dummen Dauerschleifen- Gequatsche nicht mehr ein. Energieverschwendung sich dazu zu äußern…
Vielleicht sollten Sie in die Politik gehen, bei so viel Resistenz gegen vernünftige Argumente und Lösungsansätze!

Toshi Bruckböck
3 Jahre zuvor
Antwortet  Mimi

Genau so ist es!

Osman
3 Jahre zuvor

@Mimi
Stimmt. Langsam wird es wirklich ernst:
https://www.intensivregister.de/#/intensivregister?tab=kartenansicht
Wenn der Lehrling die Seuche aus der Schule in die Firma einschleppt, könen wir dichtmachen. Mit Wirtschaftsförderung hat das Offenhalten der Schulen dann auch nichts mehr zu tun. Dann sind die Rücklagen aus 25-jähriger Arbeit schnell aufgebraucht.

Besorgte Mutter
3 Jahre zuvor

@Mimi:der war jetzt echt gut, Molly Gerald-einfach mal ueberlegen, was man schreibt, bevor man es postet.

Es geht hier nicht nur um Lehrer, sondern um unsere Kinder und im Endeffekt um uns.
Ein gutes Homeschooling kann auch effektiv sein! Schon mal dran gedacht, das z. B. in kleinen Gruppen effektiver gelernt wird und nicht diese Unruhe im Raum ist????
Danach eine Woche zu Hause, Beides im Wechsel waere machbar.

Ach, und wenn Zahlen zitiert werden, dann doch auch bitteschoen, das 20%der Schulen z. B. in Niedersachsen von Ausfaellen durch Corona bedingte Quarantaenen betroffen sind. @Molly:ist das qualitativ hochwertige Bildung in Ihren Augen????
Waere es nicht besser mit Stabilitaet im Wechselmodus inkl. Gesundheitsschutz zu arbeiten????

Hier werden plötzlich irgenwelche alten Zahlen zitiert, da stellen sich die Nackenhaare bei mir hoch. Denk doch mal an jeden einzelnen in dieser Sterblichkeitsrate und seinen Familien.
Es sterben auch junge Gesunde UND!!! Kinder daran bzw. an den Folgen.

Es muss dringend gehandelt werden!!!!
Die Bundeslaender und ihre Kultusminister sollten endlich mal handeln und in den geteilten Unterricht gehen. So schwer kann das doch nicht sein!!! Aber es ist natürlich schlecht, wenn man den Fehler der Nichtvorbereitung zugeben muss

NEIN!!! die Schulen koennen nicht in Ruhe gelassen werden!!!!
Es sind absolute Massenveranstaltungen auf geringstem Raum ohne jegliche Vorkehrungen und mit Masken und Lueften ist es nicht getan.
Kein Kind kann sich hier um den Mindestabstand bemuehen, ist nicht gegebenMolly, schon mal daran gedacht????

Private Kontakte sollen noch weiter herunter gefahren werden, aber diese Vorgehensweise bleibt bestehen.
ABSOLUTER SCHWACHSINN!!!! Wenn konsequent, dann bitteschoen in allen Bereichen inkl. Schulen!!!!!

Toshi Bruckböck
3 Jahre zuvor

Schüler/ innen sollen nur noch einen besten Freund/Freundin treffen dürfen.
Aber 30 oder mehr Haushalte in Schulen ist kein Problem!
FINDE DEN FEHLER!!!
Auf ein paar erkrankte oder tote Kinder, Lehrer/innen oder Erzieher/innen scheint es unserer Regierung nicht anzukommen.
Hauptsache die Wirtschaft läuft!
Ein Dank an alle Landesregierungen und Kultusminister die quer schießen!
Aber die nächste Wahl kommt bestimmt!