Schleswig-Holstein fährt ab Montag den Präsenzunterricht weitgehend herunter

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KIEL. Auch die Schulen in Schleswig-Holstein trifft der verschärfte Kampf gegen Corona: Präsenzunterricht findet ab Montag ab der 8. Klasse nicht mehr statt, sondern nur Distanzunterricht. Und die unteren Jahrgänge können sich formlos beurlauben lassen. Die Bildungsministerin wirbt bei Eltern dafür, das Angebot zu nutzen: Sie sollten sich nicht sorgen, dass ihre Kinder dadurch schulische Nachteile hätten.

Hin und her: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien. Foto: Frank Peter / Staatskanzlei Schleswig-Holstein

Wegen der Corona-Ausbreitung werden Schleswig-Holsteins Schulen ab Montag ihren Präsenzunterricht weitgehend einstellen. Ab der 8. Klasse gibt es keinen Unterricht mehr in den Schulen. Für die Klassen eins bis sieben gilt der Appell an die Eltern zu prüfen, ob ihre Kinder zuhause bleiben können. Das Bildungsministerium veröffentlichte am Freitagnachmittag die Regeln für die kommende Woche bis zu den Weihnachtsferien. Damit können viele Schüler vom 14. Dezember bis 10. Januar einschließlich, also insgesamt vier Wochen, zuhause bleiben.

«Eltern können aber jederzeit formlos ihre Kinder vom Unterricht beurlauben lassen»

Am Vormittag hatte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) im Landtag die Notwendigkeit eines harten Lockdowns eindringlich beschrieben, um eine Trendwende bei den hohen Infektionszahlen zu erreichen. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) verwies auf Günthers Regierungserklärung, «das dramatische Infektionsgeschehen in Schleswig-Holstein erfordert jetzt Disziplin und Verantwortungsbewusstsein von uns allen». Dazu müssten jetzt möglichst umgehend alle Lebensbereiche einen Beitrag leisten.

An den öffentlichen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Schleswig-Holstein, den Förderzentren sowie den Ersatzschulen in privater Trägerschaft findet deshalb ab Montag für alle Schüler ab Jahrgangsstufe 8 Lernen auf Distanz statt; an den Förderzentren und beruflichen Schulen sind Ausnahmen möglich. Für die Schüler der Klassen 1 bis 7 ist weiter Präsenzunterricht vorgesehen. «Eltern können aber jederzeit formlos ihre Kinder vom Unterricht beurlauben lassen», erläuterte die Ministerin.

Bereits angesetzte Klassenarbeiten und Klausuren, die für die Schulabschlüsse zählen, dürften geschrieben werden. «Dabei gelten dann unsere Hygieneregeln an den Schulen, mit denen wir während den Abschlussprüfungen 2020 sehr gute Erfahrungen gemacht haben», sagte Prien. «Soweit Familien über die Weihnachtstage ältere Verwandte treffen, soll diese Maßnahme zum Schutz aller Beteiligten beitragen.» Dies funktioniere aber nur, wenn Schülerinnen und Schüler auch entsprechend ihr Freizeitverhalten einschränkten.

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Lehrkräfte sollen nach den Weihnachtsferien sicherstellen, dass alle Schüler einer Klasse auf dem gleichen Unterrichtsstand sind

Eltern sollten sich nicht sorgen, dass ihre Kinder durch eine Beurlaubung schulische Nachteile hätten. Auch rief die Ministerin die Arbeitgeber dazu auf, Eltern zu unterstützen, ihre Kinder frühzeitig aus der Schule zu nehmen, damit diese zuhause bleiben können.

Damit Schülern, die in der nächsten Woche beurlaubt sind, keine Nachteile entstehen, sollen laut Prien die Lehrkräfte nach den Weihnachtsferien sicherstellen, dass alle Schüler einer Klasse auf dem gleichen Unterrichtsstand sind und gleich gut auf anstehende Leistungsnachweise vorbereitet sind.

«Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation», sagte Prien. Die Infektionszahlen stiegen überall im Land. Schulen seien zwar weiterhin «überwiegend nicht für diese Ausbrüche verantwortlich, aber wir müssen jetzt alles tun, damit sich weniger Menschen begegnen». Die Schüler hätten in den vergangenen Monaten echten Gemeinsinn unter Beweis gestellt, lobte die Ministerin. Sie hätten sich an die Maskenpflicht gehalten und die Hygieneregeln in der Schule befolgt. «Jetzt gilt es für alle: Bleiben Sie wann immer möglich zuhause. Denken Sie an Ihre Mitmenschen. Die Lage ist ernst.»

Wenn das Infektionsgeschehen es zulässt, soll ab 11. Januar der Präsenzunterricht im Corona-Regelbetrieb fortgesetzt werden. dpa

Erst hü, jetzt hott: Laschet schwenkt auf harten Corona-Kurs um – und hebt Schulbesuchspflicht auf. Ab Klasse 8 Distanzunterricht

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Oka
3 Jahre zuvor

Wenn die Schulpflicht aufgehoben wird, dann bedeutet das ja nur, dass die Eltern, die es „sich leisten können“ (situativ), ihre Kinder zuhause behalten und die anderen sie weiterhin zur Schule schicken. Dadurch wird die Zahl der Kinder in der Schule verringert. Ansonsten sehe ich aber keinen Sinn darin. Die einen lernen noch was, die anderen nicht mehr, auch wenn nur noch Bekanntes geübt wird.

Dann besser Ferien für alle und Hortbetreuung für die Kleinen.

Oka
3 Jahre zuvor
Antwortet  Oka

Und die Zahl der Personen in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird ausgedünnt. DAS macht schon Sinn.

Koogle
3 Jahre zuvor

Kinder stecken ihre Eltern an.
Eltern stecken ihre Kollegen an.
Kollegen stecken ihre Kinder an.
Kinder stecken ihre Mitschüler an.
Mitschüler stecken ihre Lehrer und ihre Eltern an.
Lehrer stecken Kinder an.
Alle zusammen stecken die Großeltern an.
Und so weiter

Jan aus H
3 Jahre zuvor

„Schulen seien zwar weiterhin überwiegend nicht für diese Ausbrüche verantwortlich“

Das Gegenteil ist der Fall. Schulen sind der einzige Ort, an dem noch Angehörige vieler verschiedener Haushalte über Stunden ohne wirksame Schutzmaßnahmen zusammengekommen sind.

Wo sonst kann z.B. das Kind eines Corona-Leugners den ganzen Tag lang 50 cm neben dem Kind von Eltern aus der Risikogruppe sitzen? Hier mischen sich soziale Umfelde, die außerhalb der Schule vermutlich nie Kontakt zueinander hätten.

Das ermöglicht den Austausch… und schon kann sich das Virus in einer neuen „Blase“ ausbreiten, in die es sonst gar nicht hineingekommen wäre.

Vorsichtige Eltern im Homeoffice haben Kontakt zu keiner bis vielleicht ein oder zwei anderen Haushalten, während durch die Schule pro Kind wenigstens 30 (!) weitere Haushalte dazukommen. In einer vorsichtigen Familie mit zwei Schulkindern macht die Schule folglich weit über 90% der Kontakthaushalte der Familie aus.

Oka
3 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

@Jan, und das ist so, weil Jan das so sagt? Und alle anderen keine Ahnung haben oder lügen? (Dass Schulen überwiegend nicht für Ausbrüche verantwortlich seien, sondern das schulische Umfeld, z.B. öffentliche Verkehrsmittel.)

Jan aus H
3 Jahre zuvor
Antwortet  Oka

Es gibt Gesundheitsämter, die nicht von Corona-Leugnern geführt werden. Wenn man sich deren Zahlen und Berichte anschaut, dann sieht man ganz deutlich, dass die Schulen ein wesentlicher Treiber sind. Diese GA testen nämlich bei Einzelfällen noch ganze Klassen durch und werden dabei nahezu immer fündig, teilweise in erheblichem Umfang.

Stink Sauer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Oka

An Oka
Das ist so weil es Tatsachen sind und nicht weil Jan das sagt. Ich frage mich manchmal ob Sie nicht zu einem gewissen Team gehören…

Weiter_so
3 Jahre zuvor

ENDLICH!

Zum ersten Mal – nach langer Zeit – vielen Dank Frau Prien – bzw. danke Herr Günther!

Auch wenn diese Entscheidung nun sehr sehr(!) kurzfristig kommt – und wahrscheinlich die Versorgung mit Unterrichtsmaterialien für viele Lehrkräfte – eben mal schnell übers Wochenende – mit Zusatzarbeit verbunden ist, so ist das nach langer Zeit endlich mal eine Enscheidung die mMn der derzeitigen Ausnahmesituation Rechnung trägt. (Auch wenn die Kurzfristigkeit eine Zumutung für alle Betroffenen ist!)

Natürlich wird es wieder auch kritische Stimmen geben – aber hier wird endlich ermöglicht, dass wir vorhandene Ressourcen bei der Betreuung zu Hause nutzen können – und unter Beachtung der möglichen Folgen für Gesundheit von Schülern und Angehörigen den derzeitigen „Bildungsvollzug in unseren Bildungsvollzugsanstalten (=Schulen?)“ aussetzen.

Begrüßenswert auch insofern, da in der letzen Woche vor den Weihnachtsferien in vielen Stunden (außer bei Klassenarbeiten) multimediale Inhalte, Kekseessen und abschließend Kerzenauspusten oftmals den Ausklang vor Weihnachen beinhalten.

Endlich wird auch anerkannt, dass es in Schulen und so etwas wie „Berufsschulen“ Kinder > 14 Jahre gibt, und es dadurch wahrscheinlich relevante Infektionszusammenhänge gibt.

Danke!, dass nach langer Zeit mal etwas im Bildungssektor verkündet wird, was keine Bauchschmerzen oder Kopfschütteln oder gar Schlimmeres hervorruft.

Ich hoffe für alle Betroffenen, dass diese oder vergleichbar wünschensewerte Regelungen auch anderswo (oder gar bundesweit) ermöglicht werden!

Besten Gruß aus SH!

PS: Wenn es so weiter gehen sollte, dann bin ich vielleicht auch bald wieder gerne Lehrer*in.
Das hat zumindest kurzfristig mal gut getan…!

Oka
3 Jahre zuvor
Antwortet  Weiter_so

„Begrüßenswert auch insofern, da in der letzen Woche vor den Weihnachtsferien in vielen Stunden (außer bei Klassenarbeiten) multimediale Inhalte, Kekseessen und abschließend Kerzenauspusten oftmals den Ausklang vor Weihnachen beinhalten.“

Da haben Sie Recht, nur das findet auch einfach nur eine Woche früher statt, wenn die Ferien früher beginnen. Bei uns fangen die Ferien nun am 19.12. an und am Montag fangen Kollegen an, nur noch zu spielen und Videos zu schauen.

Das machen viele einfach IMMER in den letzten Tagen vor Ferien, egal, wann die Ferien beginnen.

N.
3 Jahre zuvor
Antwortet  Oka

„Bei uns fangen die Ferien … und am Montag fangen Kollegen an… Das machen viele einfach IMMER in … “

Ja ja, die Kollegen anprangern. Was machen Sie denn viel besser?

KARIN
3 Jahre zuvor
Antwortet  Oka

@oka,
In der Fachpraxis ist Küchenputz angesagt, mit Blechen, Töpfen usw.!, Gebackenes Gebäck in Tüten einzählen und verteilen.
Kühlschränke fristgemäß ausräumen und putzen……..!
Ungeliebtes, anstrengendes
Geschäft, wenn man die Schüler fragt!
Ein schönes Abschlussmenü mit weihnachtlichem Dessert wird auch hergestellt!.
Von wegen Ihrer Vorstellung dieser letzten Schulwoche!

Defence
3 Jahre zuvor
Antwortet  Weiter_so

@Weiter so: Danke? Für was?

Krass, dass so etwas funktioniert!

Teresa
3 Jahre zuvor

Endlich fahren sie die Schulen runter. Das war jetzt auch allerhöchste Zeit. Wir in NRW können nun selbst entscheiden (zumindest für die kommende Woche), ob wir unsere Kinder in die Schule schicken oder nicht (Klasse 1-7). Mein Sohn kann nun Homeschooling machen.
Das sieht so aus, dass er sich die Unterrichtsinhalte von seinen Mitschülern besorgen muss. Viele seiner Mitschüler wollen die kommende Woche noch in die Schule. Zum Glück wird in der letzten Woche nicht mehr viel Neues gelehrt, sonst wäre mein Sohn schon ziemlich benachteiligt. Bin gespannt, wie es weiter geht.

Alla
3 Jahre zuvor
Antwortet  Teresa

Ist das wirklich so, dass Ihr Sohn am Freitag Vormittag keinen ausgearbeiteten Wochenplan inclusive aller notwendigen Unterlagen von seinen Lehrern für sein Homeschooling bekommen hat?
Kann ich gar nicht nachvollziehen, da diese neue Regelung doch schon Freitag Nachmittag an die Schulen kommuniziert wurde!

Lera
3 Jahre zuvor

Liebe Eltern,
bitte lasst eure Kinder zu Hause, wenn es irgendwie geht. Sie verpassen in der Schule nichts, es ist quasi wie Notbetreuung, darf nur nicht mehr so heißen.

Küstenfuchs
3 Jahre zuvor

Wieso muss man so eine Entscheidung am Freitag in der 5. Stunde fällen? Ein Mindestmaß an Vorlauf, das kann doch nicht zu viel verlangt sein.

Lera
3 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Zu diesem Zeitpunkt tauchte – völlig unerwartet – eine Wand auf, auf die die MPs und KuMis wochenlang mit Vollgas zugerast sind, während alle um sie herum riefen: Bremsen!

Jetzt wollen die Landespolitiker natürlich, dass alles ganz schnell geht, und die Kohle soll wie immer vom Bund kommen.

Einfach nur erbärmlich. Kein Wort der Reue, keine Entschuldigung, nichts. Dabei wäre das das Mindeste nach dem Komplettversagen.

Über die einmal mehr offensichtlich gewordene, vollständige Unfähigkeit der Länder, irgendwas auf die Reihe zu kriegen, wird nach der Pandemie DRINGENDST zu reden sein.

Mit dieser Amateurhaftigkeit geht es in der Schulpolitik einfach nicht weiter.

Gebt den Ländern doch irgendeine Zuständigkeit, wo sie nichts kaputtmachen können, Rasenflächen überwachen oder so etwas.

Ich bin es einfach leid. Täuschen, tarnen, verpi..en – mehr kommt da einfach nicht.

Selbst wenn der Bund ständig Kohle auf den Tisch legt, die Länder verzögern, verschleppen, vertuschen und vergeigen es.

Tut uns allen den Gefallen und befolgt den Ratschlag von Dieter Nuhr: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal … die Füße stillhalten (oder so ähnlich).

Mike drop, over and out.

dickebank
3 Jahre zuvor

KMK – schön, stark mutig.

Mit viel Grandezza und „bella Figura“ vor die Wand gelaufen, stark zurückgeprallt aber mutig und ohne Kursänderung bereit zu einem neuen Anlauf gegen die Wand nach dem 10. Januar.

Die geänderten, coronabedingten Verhältnisse in den Schulen sehen dann eine Spiegelung der Sitzpläte in den Unterrichtsräumen entlang der Diagonalen vor. Die SuS, die bis zu den Weihnachtsferien vorne links am Fenster gesessen haben dürfen dann ab Januar hinten rechts an der Tür sitzen.

Scheibenwischer
3 Jahre zuvor

Bei uns im Saarland ist die Präsenzpflicht auch aufgehoben ab Mittwoch. Dann heißt es lernen auf Distanz. Endlich ist was gemacht worden und die KMK mit Schulen beteiligten sich auch an den Maßnahmen. Notbetreuung für einige Schüler steht.