Schülerzahlen und Lehrerbedarf höher als bislang erwartet

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MAINZ. Es werden künftig mehr neue Lehrer gebraucht als geplant. Das zeigen Berechnungen. Rheinland-Pfalz will deshalb bei der Ausbildung mehr tun.

Gestiegene Geburtenraten und die Zuwanderung der vergangenen Jahre machen bis Ende des Jahrzehnts die Einstellung von mehr Lehrkräften erforderlich als bisher erwartet. Die kürzlich vorgestellten Modellrechnungen der Kultusministerkonferenz (KMK) weisen eine höhere Zahl von Schülerinnen und Schülern sowie einen höheren Lehrkräftebedarf aus, als bisher prognostiziert worden war. «Alle Länder, auch Rheinland-Pfalz, müssen sich also verstärkt dem Lehrkräftenachwuchs widmen und mehr Lehrerinnen und Lehrer ausbilden», sagte eine Sprecherin des Bildungsministeriums. In Rheinland-Pfalz sei die Situation aber weniger angespannt ist als in anderen Ländern.

In Rheinland-Pfalz sollen die Ausbildungskapazitäten für neue Lehrer ausgeweitet werden. Foto: David Schwarzenberg / Pixabay (P. L.)

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz wird nach den Berechnungen von 2018 bis 2030 um 5,4 Prozent auf 554 270 zunehmen. Die Prognose vom vergangenen Jahr hatte noch 541 170 junge Menschen an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen erwartet. Allein an den Grundschulen wird für Rheinland-Pfalz jetzt eine Zunahme von 9,5 Prozent erwartet – von 139 504 im Jahr 2018 auf 152 730 bis 2030. Die bisherige Prognose ging für 2030 von 146 900 Grundschulkindern aus.

Der Bedarf an neuen Grundschullehrern in Rheinland-Pfalz wird der Modellrechnung zufolge 2022 einen Höhepunkt erreichen und ab 2024 deutlich zurückgehen. Demnach wird der jährliche Bedarf an der Einstellung von Grundschullehrern von 460 in diesem und im nächsten Jahr auf 480 im Jahr 2022 steigen. 2024 sollen es noch 380 und 2026 dann 110 sein. Danach wird aufgrund demografischer Berechnungen bis 2030 wieder eine Zunahme auf 180 erwartet. Das erwartete Angebot an neu ausgebildeten Grundschullehrerinnen und -lehrern steigt im kommenden Jahr von 362 auf 439. Zur Deckung des Bedarfs beginnt im Wintersemester 2020/21 der Studiengang Lehramt an Grundschule an der Universität Trier mit etwa 120 Studienplätzen.

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In der Sekundarstufe I – also ab der 5. Klasse werden weniger starke Schwankungen erwartet. Für diesen Unterricht wird in allen Schulformen ein Einstellungsbedarf zwischen 280 in diesem Jahr und 400 im Jahr 2028 erwartet. Etwas stärker schwankt der Bedarf in der Sekundarstufe II, die mit der 10. oder 11. Klasse beginnt. Hier wird von 230 Lehrkräften in diesem Jahr ein zunehmender Bedarf bis 490 Lehrkräften im Jahr 2030 erwartet, ehe die Zahlen danach wieder zurückgehen. Für das Lehramt an Gymnasien gebe es bereits Hohe Zahlen an Studierenden, erklärte das Bildungsministerium.

Der Bedarf an Sonderpädagogen ist aktuell sehr hoch – mit 210 in diesem Jahr. Bis 2030 wird ein Rückgang auf 110 erwartet. Für das Lehramt an Förderschulen wurde im vergangenen Jahr ein zusätzliches Studienseminar in Wallertheim (Kreis Alzey-Worms) eröffnet.

Bei den Berufsbildenden Schulen will das Bildungsministerium verstärkt die Möglichkeiten des Quer- und Seiteneinstiegs anbieten. Zur Ausbildung von Lehrkräften für Metalltechnik, Elektrotechnik, Bau- und Holztechnik sowie für die Pflege arbeiten Universität und Hochschule Koblenz mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar zusammen.

Der Lehrerberuf sei zwar sehr herausfordernd, aber auch sehr erfüllend und für die Gesellschaft von unschätzbarem Wert, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). «In Rheinland-Pfalz haben Lehrerinnen und Lehrer gute Rahmenbedingungen und sie werden in der Regel verbeamtet.» (dpa)

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KARIN
3 Jahre zuvor

Wann hat Frau Hubig diese Aussage gemacht?
Trifft jetzt leider nicht mehr in vollem Umfang zu!
Den „unschätzbaren Wert“ sehe ich ……. wo?
Wert in Form von“ unbegrenzt, ungeschützt, bis zur Erschöpfung ausgelaugt einplanbar, mit ein paar warmen Worten abspeisbar, ohne Begrenzung einsetzbar, mit Maulkorb versehener Staatsdiener“ mit nicht angemessener Bezahlung iin Wirklichkeitn !

W
3 Jahre zuvor

„Der Lehrerberuf sei zwar sehr herausfordernd, aber auch sehr erfüllend und für die Gesellschaft von unschätzbarem Wert, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). «In Rheinland-Pfalz haben Lehrerinnen und Lehrer gute Rahmenbedingungen und sie werden in der Regel verbeamtet.» (dpa)“

Endlich eine zufriedenstellende Perspektive für alle, die sich hier immer wieder mit immer wieder gleichen/ähnlichen Äußerungen zu Wort melden und sagen, wie unzufrieden sie mit den faulen und überbezahlten Versagern (= Lehrern) sind.

Ich freue mich schon auf diese vielen neuen Kollegen, die uns die Tür einrennen werden, um uns endlich zu zeigen, wie es richtig geht.
(Ironie)

Andere können so endlich ihre Kindheitstraumata aufarbeiten – es gibt jetzt also keine Ausreden mehr.
(keine Ironie)
Bestärkt fühlen dürfen sie sich dann über die Wertschätzung aus Gesellschaft und Politik.
(jetzt wieder Ironie)

lehrer002
3 Jahre zuvor

«In Rheinland-Pfalz haben Lehrerinnen und Lehrer gute Rahmenbedingungen und sie werden in der Regel verbeamtet.»
Wie war das noch gleich? Ich habe da mal gehört, dass dieses Bundesland sich weigert Grundschullehrern A13 zu zahlen. Gute Rahmenbedingungen machen sich aber auch, wenngleich nicht nur, am Lohn fest. Rheinland-Pfalz hinkt da noch gewaltig hinterher.

D. Orie
3 Jahre zuvor

Es wird ein langer, unendlich langer Weg sein, bis (mal wieder) erkannt wird, dass bei steigenden SuS-Zahlen und erhöhten Anforderungen, mehr für die Lehrkräfteausbildung getan werden müsste. Man müsste evtl. neue (!) Prof.-Stellen planen. Dann dauert es ewig, bis diese besetzt würden, dann würde es noch ein Weilchen dauern, bis die neuen Lehrkräfte auch wirklich ausgebildet sind … Was passiert: Lippenbekenntnisse und Zukunftsversprechungen und dann sagt man in ein paar Jahren: „Huch? Wir brauchen fertig ausgebildete Lehrkräfte! Unser Bundesland hat zwar nix gemacht, also werben wir welche aus anderen Bundesländern ab!“ Leider ist dort aber auch nichts passiert. Ey, das „Spiel“ kennen wir doch schon! Das ist nicht witzig! Seit über zehn Jahren weisen wir darauf hin.

Tento
3 Jahre zuvor

@Redaktion
„Der Bedarf an Sonderpädagogen ist aktuell sehr hoch – mit 210 in diesem Jahr.“
Nur 210 als Bedarf? Das erscheint mir total niedrig und realitätsfern.
Der Rückgang auf 110 als Bedarf?
Eventuell handelt es sich um einen Schreibfehler? Nicht der Bedarf, sondern, wie viel an ausgeblideten SP in RP momentan im Schuldienst eine Planstelle haben bzw. es nach derzeitiger Rechnung und Planung 2030 sein werden.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie momentan ein Rückgang an Bedarf von SP innerhalb 10 Jahre überhaupt in einem Bundesland prognostiziert werden könnte.
Obwohl, den KM traue ich inzwischen fast alles zu.

mer.t
3 Jahre zuvor

Warum werden in Trier ab 2020 bis 2026 (4 Jahre Studium + 1,5 Jahre Ref.) 120 neue Grundschullehrer/innen ausgebildet, wenn ausgerechnet 2026 nur noch ein Bedarf an 110 Stellen besteht?

dickebank
3 Jahre zuvor

110 (Bedarfs-)Vollzeitstellen und estreten am Ende des Studiums und des Referates alle 120 an, von denen aber die Hälfte nur eine 75%-Stelle annimmt, was dann?

110 mal 28 Wochenstunden sind 3080 Wochenstunden.
60 mal 28 Wochenstunden sind 1680 Wochenstunden.
60 mal 28 mal 0,75 Wochenstunden sind 1260 Wochenstunden.

3080 minus 1680 minus 1260 ergibt eine Unterdeckung von 140 Wochenstunden. Es fehlen prognostiziert etwa fünf Vollzeitstellen.
Der Blödsinn bei der Festlegung der Wochenstundenzahl an Grundschulen ist doch, dass die Lehrkräfte 28 WS unterrichten müssen, die SuS einer 4. Klasse aber allenfalls 24 Stunden Unterricht je Woche haben. Durschnittlich müssten alle Lehrkräfte einer GS also ihr Deputat um mindestens 4 WS (in etwa um 14%) a priori kürzen, damit eine Passung entsteht.

Auch weiß im Vorfeld keiner wie viele Lehrkräfte im Prognose-Zeitraum erkranken, in ATZ oder vorzeitigen Ruhestand gehen, Stunden wegen Pflege von Familienangehörigen reduzieren, in Mutterschutz gehen oder Erziehungszeiten beantragen oder ganz einfach kündigen. Okay, Letzteres kommt eher selten vor, ist aber für die vielen angestellten lehrkräfte eine reale Möglichkeit wie bei jedem anderen AN auch.

Das ist natürlich nur ein Überschlag, denn die Tatsache, dass es Anrechnungsstunden für die SL, Entlastung auf Alter oder Schwerbehinderung gibt ist nicht eingerechnet. Auf der anderen seite aber auch nicht, dass Erst- und Zweitklässler keine 24 WS unterrichtet werden.

Für die einzelnen Bundesländer kenne ich auch nicht die Zahlen in welcher Schulform und bei welcher Jahrgangsstufe die Lehrer-/Schülerrelation liegt, die jeweils Grundlage für die Berechnung der lehrerstellen einer Schule maßgeblich ist. Ich weiß nur, dass bei der Ermittlung des Lehrkräftebedarfes an Schulen in NRW aufgrund der SchIPS-Daten die Zahlen von Schulen und zuständiger Bezirksregierung immer voneinander abweichen. Aber selbst wenn entsprechend des Bedarfes einer Schule Stellen von der Bez.-Reg. zugewiesen werden, heißt das noch lange nicht, dass die Stellen auch mit Bewerbern besetzt werden können.