Öffnet Eisenmann kommende Woche die Kitas wieder vollständig?

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STUTTGART. Zwar sind viele Kinder zur Notbetreuung in den Tagesstätten, aber wirklich offen sind die Kitas nicht. Das könnte sich schon bald ändern, sagt das Land Baden-Württemberg. Gewerkschaften und Eltern bremsen ab und stellen Forderungen.

Sieht die Beschlüsse des jüngsten Bund-Länder-Gipfels offenbar nur als grobe Empfehlung: Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Foto: CDU Baden-Württemberg / KD Busch

Vor einer Entscheidung der Landesregierung über eine Öffnung der Kindertagesstätten erhöhen die Erzieher- und Elternverbände den Druck auf die grün-schwarze Koalition. Es müsse deutlich werden, unter welchen Umständen und bei welchen Corona-Infektionswerten Kitas voll geöffnet oder gänzlich geschlossen würden, forderte der Landesbezirksleiter der Gewerkschaft Verdi, Martin Gross. «Wir wollen, dass Eltern, Kinder und Beschäftigte nicht mehr ohnmächtig abwarten müssen, wie das Land entscheidet», sagte er bei der Vorlage eines Zehn-Punkte-Programms für eine möglichst sichere Öffnung der Kitas und Grundschulbetreuung am Montag.

Es müsse feste und landesweite Kriterien wie Schutzmasken oder eine Homeoffice-Lösung geben, nach denen vor Ort entschieden werden könne, ob und wie weitgehend eine Einrichtung geöffnet werden kann, sagte Hanna Binder, die stellvertretende Landesbezirksleiterin der Gewerkschaft. «Die Regierung sollte keinen Termin fixieren, sondern Kriterien.» Dies könne zwar zur Folge haben, dass nicht alle Kitas gleichzeitig öffneten. «Aber so können wir wenigstens sicher sein, warum sie das tun und dass der Gesundheitsschutz an erster Stelle steht.»

Bund und Länder hatten sich am vergangenen Dienstag zwar auf eine generelle Verlängerung des Lockdowns und zahlreicher Einschränkungen bis zum 14. Februar verständigt. Bei der Bildung will das Land Baden-Württemberg aber ebenso wie einige andere Bundesländer abweichen. Grundschulen und Kitas könnten im Südwesten bereits ab dem 1. Februar wieder schrittweise öffnen, wenn das die Infektionszahlen zulassen. Definitiv entschieden ist hierzu aber noch nichts.

Das Kultusministerium nannte auf Anfrage weiterhin keine konkreten Bedingungen für eine komplette Öffnung: «Die Politik muss immer das Ganze in den Blick nehmen», sate ein Sprecher. «Dazu gehört die Entwicklung des Inzidenzwerts ebenso wie die negativen Folgen der Kita- und Schulschließungen für Kinder mit Blick auf soziale, physische und psychologische Aspekte.»

«Wir sehen eine weitere Öffnung der Kitas ab 1. Februar kritisch»

Nach dem Verdi-Katalog müssten unter anderem medizinische Masken wie OP- und FFP2-Masken sowie Mund-Nasen-Bedeckungen der Normen KN95/N95 von der Regierung gestellt und an allen Orten der Begegnung in Kitas verpflichtend getragen werden. Außerdem müsse die Homeoffice-Pflicht auch in Kitas und der Grundschulbetreuung gelten. «Alles, was daheim erledigt werden kann, muss auch daheim erledigt werden dürfen», heißt es im Verdi-Programm. Kurzarbeit dürfe es in Kitas zudem nicht geben. «Wir brauchen mehr und nicht weniger Beschäftigte für die Umsetzung des Gesundheitsschutzes.»

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist zumindest derzeit noch dagegen, alle Kinder von Montag an wieder in die Kitas zu schicken. «Wir sehen eine weitere Öffnung der Kitas ab 1. Februar kritisch», sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein in Freiburg. «Eine Öffnung wäre nur zu verantworten, wenn alles für die Sicherheit der Kinder und pädagogischen Profis getan wurde. Das ist bisher nicht der Fall.»

«Noch immer bezahlen Familien Beiträge für Leistungen, die sie nicht in Anspruch nehmen dürfen oder freiwillig nicht wollen»

Der Deutsche Kitaverband als Zusammenschluss unabhängiger Träger würde diesen gerne mehr Handlungsspielraum einräumen. «Sie kennen die eigenen räumlichen und personellen Rahmenbedingungen vor Ort am besten und wissen, welcher Umfang an Kita-Betrieb gerade umsetzbar ist», sagte Büroleiter Romano Sposito. Das Land könne entlasten, indem es den Trägern und Eltern den Finanzierungsdruck bei den Elternbeiträgen nimmt.

Hier setzt auch die Kritik der Landeselternvertretung baden-württembergischer Kindertageseinrichtungen an: Ähnlich wie zuletzt der Städtetag fordert auch sie das Land auf, die Kita-Gebühren zurückerstatten, wenn Kinder im Januar wegen des Corona-Lockdowns nicht in die Einrichtung geschickt werden konnten. «Noch immer bezahlen Familien Beiträge für Leistungen, die sie nicht in Anspruch nehmen dürfen oder freiwillig nicht wollen», kritisierte die Landeselternvertretung.

Die Kitas sind bereits seit Mitte Dezember wegen der Corona-Pandemie nur noch für die Notbetreuung geöffnet. Bisher verfahren die Kommunen beim Gebührenerlass noch unterschiedlich. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte angekündigt, dass sie über die Erstattung innerhalb der Landesregierung beraten wolle. Dabei geht es um Millionen-Summen. dpa

Eisenmann: Beharren auf offene Schulen habe „mit Wahlkampf nichts zu tun“

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Tanja
3 Jahre zuvor

Passend zum Thema Meldung unten. Woher auch sonst. Das Problem ist doch dass Kita und Grundschüler so gut wie gar nicht getestet werden, da keine oder nur milde Symptome und kaum jemand sie testen lässt. Hier wäre es dringend geboten vor einer Öffnung möglichst ALLE Kinder aus Notbetreuung zu testen!

„Nachdem sich eine Frau aus Hannover zweimal innerhalb weniger Wochen mit Corona angesteckt hat, stellt sich nun heraus, dass es sich dieses Mal um die britische Virus-Mutante handelt. Besonders beunruhigend: Die Frau hat Verbindungen zu mehreren Kitas und einer Grundschule“

Schattenläufer
3 Jahre zuvor

Hab das immer für irgendeine abgehobene Theorie gehalten, aber unser Prof in Wirtschaftskunde hat uns mal was von einem Gefangenendilemma erzählt.
Interessant das hier bei den Kultusministern und Länderchefs live zu sehen. Erschreckend!

Erklärung. Ein Gefangenendilemma liegt vor, wenn eine Gruppe von Leuten gemeinsam ein kleines Opfer bringen muss um für alle einen großen Erfolg erringen zu können.
Das Problem ist nur, wenn eine Person betrügt und sich nicht an die Regeln hält um persönliche Vorteile zu erlangen, fällt das nicht auf. Da aber jeder denkt, dass er als Einziger die Regeln brechen könnte und die Anderen das Opfer bringen, bricht am Ende jeder die Regel. Ergebnis, alle haben große Nachteile.
Genau das passiert hier. Wenn alle Bundesländer und Bürger sich an die Corona Regeln halten, dann halten wir die Pandemie unter Kontrolle.
Wenn ein Bundesland Wählerstimmen sammeln könnte, in dem man Besuchsregeln lockert oder Schulen öffnet ist das halb so wild, die Anderen halten ja die Regeln ein.
Leider kommt dieser geniale Gedanke allen Bundesländern und allen Ministern der KMK.
Daher sinken die Zahlen nicht und am Ende gerät die Pandemie endgültig außer Kontrolle.
Das setzt sich natürlich auch nach unten, bei den Bürgern fort. Wenn nur ich mich mit Freunden treffe, wenn nur ich keine Maske trage.
So ist der Mensch eben. Ein Egoist.
Fragt mal die Erfinder des Kommunismus 🙂
War ne prima Idee, wir teilen alles und es geht allen gut. Wenn den Mensch bereit wäre auf eigene Vorteile zu verzichten damit es allen besser geht.
Erschreckend ist, dass das auch im Angesicht größter Gefahr so läuft.
Ist aus meiner Sicht keine Schwarzmalerei sondern Mathe.
Bei zwei Prozent Sterblichkeit, trotz funktionierender Krankenhäuser, würde ein vollständiges entgleiten der Pandemie schreckliche Folgen haben.
Ein Durchseuchen der Bevölkerung bei gleichzeitigem Zusammenbruch der Krankenhäuser würde wohl zu einer Sterberate von eher 3 % führen. Wenn bei einer unkontrollierten Durchseuchung 60 Millionen von 80 Millionen betroffen wären, würde das zu 1,8 bis 2 Millionen Toten führen.
Aber ruhig, passiert ja nicht, auch wenn Frau Eisenmann die Schulen öffnet. Die anderen Länder halten sich ja an die Regeln.

Coolekids
3 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Man kann sich auch ewig wegsperren!
Den Kindern tut das überhaupt nicht gut!
Mundschutz, geschlossene Kindergärten und Schulen, Geschäfte,….
Trotzdem sterben die Leute in den Altersheimen, weil es dort zu Coronaausbrüchen kommt.
Oder weil es einfach auch am Alter liegt?
Nach der Impfung sterben die alten Menschen auch.
Aber da sind es dann wieder die Vorerkrankungen!?

Lehrer_X
3 Jahre zuvor

Thema ist durchgekaut, Fakten liegen doch alle auf dem Tisch, alles mehrfach dazu gesagt. Abwählen ist das Mindeste, wofür jeder in seinem Bekanntenkreis ordentlich die Werbetrommel rühren sollte.

Sina
3 Jahre zuvor

BW öffnet vorraussichtlich ab nächster Woche Grundschulen.

Wie peinlich dass dabei auf eine mehr als widerlegte Studie aus dem lockdown zurückgegriffen wird die man selbst in Auftrag gegeben hat…..

„Die Landesregierung stützt sich bei dieser Entscheidung auf Untersuchungen der Universitätskliniken in Tübingen, Ulm und Freiburg, die ergaben, dass Kinder unter zehn Jahren wenig zum Infektionsgeschehen beitragen und auch seltener erkranken“

H. Kretschmann:
Warum sind dann eigentlich soviel Erzieherinnen wegen Corona krankgeschrieben?

CDU und Grüne nicht mehr wählbar und der Rest eigentlich auch nicht….