Prien für Fernunterricht („Können die Schulen nicht verantwortlich öffnen“)

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KIEL. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien geht davon aus, dass nach dem 11. Januar die Schulen im Norden nicht öffnen, sondern Distanzunterricht erteilt wird. «Zunächst mal verlängern wir die Ferien nicht, sondern wir gehen jetzt in Distanzunterricht», sagte die CDU-Politikerin am Montagmorgen in einem Interview des «Deutschlandfunks». Dabei hat Schleswig-Holstein mit aktuell 78 noch den niedrigsten Inzidenzwert aller Bundesländer (RKI, Stand 4. Januar).

Sieht keine Chance auf offene Schulen derzeit: Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) verschärft die Regeln. Foto: Frank Peter / Landesregierung

«Jetzt, zu einem Zeitpunkt, in dem die Datengrundlage so ungewiss ist, in dem wir tatsächlich nicht wissen, ob der Lockdown erfolgreich ist, und wo wir auch nicht wissen, welche Auswirkungen die neuen Virusvarianten B.1.1.7 aus England unter anderem haben, können wir die Schulen nicht verantwortlich öffnen», sagte die Ministerin vor der Schalte der Kultusministerkonferenz (KMK) am Montag.

«Angesichts des Infektionsgeschehens und der unsicheren Datenlage, bin ich Schulöffnungen im Präsenzunterricht ab dem 11. Januar gegenüber sehr skeptisch», erläuterte Prien auf Anfrage. «Wir werden heute darüber in der KMK beraten und versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden.» Anschließend berate die Jamaika-Koalition in Kiel. «Es ist richtig, dass auch Schulen einen Beitrag leisten müssen, wenn der Lockdown verlängert wird», äußerte Prien. «Wir werden nach der Konferenz der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin unsere Schulen und die Öffentlichkeit am Mittwoch darüber informieren, in welcher Form ab der kommenden Woche der Unterricht stattfinden wird.» Auch, wenn es noch länger Distanzunterricht geben müsse, werde eine Notbetreuung sichergestellt.

Die KMK will den Ministerpräsidenten, die am Dienstag mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über eine mögliche Verlängerung des Lockdowns beraten wollen, eine Empfehlung für den Umgang mit den Schulen geben. An den Schulen in Schleswig-Holstein soll es zum Start am Donnerstag und Freitag Distanzlerntage geben. Offen ist noch, ob und in welchem Umfang es nach den Weihnachtsferien Präsenzunterricht geben wird.

„Ich halte von einer Verkürzung der Ferien überhaupt nichts“

Auf die Frage, ob man wegen der Corona-Eindämmung die Weihnachtsferien jetzt um zwei oder drei Wochen verlängern und die Zeit dann von den Sommerferien abknapsen sollte, antwortete Prien ablehnend. Sie verwies auf den angestrebten Distanz- und späteren Hybridunterricht. Man müsse schauen, ob man die Fachanforderungen in diesem Schuljahr im Rahmen der zeitlichen Vorgaben schaffen könne.

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«Ich halte von einer Verkürzung der Ferien überhaupt nichts, denn gerade die Familien und auch die Lehrkräfte werden nach diesem extrem anstrengenden Schuljahr ihre Ferien brauchen», sagte Prien. «Aber über die Frage der Verschiebung von Ferien wird man natürlich im Einzelfall diskutieren müssen, auch über die Verschiebung von Prüfungsterminen, das ist in einzelnen Bundesländern ja auch bereits erfolgt.»

Zuvor hatte Prien der «Bild»-Zeitung gesagt, «jetzt kommt es darauf an, die Fortschritte des digitalen Lernens auszuschöpfen.»

Im «Deutschlandfunk» räumte Prien seit vielen Jahren Versäumnisse bei der Digitalisierung der Schulen ein. «Wir hätten in Deutschland sicherlich zehn bis 15 Jahre früher beginnen müssen mit der Digitalisierung der Schulen, aber man kann das eben nicht alles innerhalb weniger Monate nachholen. Wer das behauptet, der redet, sorry, aber wenig sachkundig über die Dinge.» Bei der Digitalisierung neuer Unterrichtsmodelle müsse man «jetzt ins Doing kommen». Deshalb werde dies in Schleswig-Holstein auch unter Volllast ausprobiert. «Und dass dann nicht immer alles klappt, ja, das ist so, das ist aber auch bei der Umstellung großer Konzerne nie so gewesen.»

„Aber sie brauchen ja eine völlig neue Art des Unterrichtens, und auf die war niemand vorbereitet“

Das eine sei, den Lehrkräften die entsprechenden technischen Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen, Lernplattformen zur Verfügung zu stellen. «Aber sie brauchen ja eine völlig neue Art des Unterrichtens, und auf die war niemand vorbereitet. Auch der Digitalpakt ist ja niemals gemacht worden, um Distanz- und Hybridunterricht zu unterstützen, sondern um Infrastruktur in den Schulen zu schaffen.»

Dieses Zusammenführen von Technik und neuen Unterrichtsmethoden – «wir bewegen uns auf eine völlig neue Art von Schule zu» –, brauche nun mal Zeit. «Sie können Hunderttausende von Lehrkräften nicht innerhalb von wenigen Wochen in ein neues Zeitalter führen. Wir sind in einem riesigen Transformationsprozess, und da brauchen Lehrer Zeit», sagte Prien. dpa

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xy
3 Jahre zuvor

Prien ist lernfähig. Dafür gebührt ihr Respekt. Jeder darf Fehler machen, auch Politiker.

Ich_bin_neu_hier
3 Jahre zuvor

«Sie können Hunderttausende von Lehrkräften nicht innerhalb von wenigen Wochen in ein neues Zeitalter führen. Wir sind in einem riesigen Transformationsprozess, und da brauchen Lehrer Zeit» – Also, ich habe gefühlt schon vor diesem Transformationsprozess in demselben Zeitalter gelebt wie jetzt auch – nur das Anforderungsprofil an die Lehrertätigkeit ist in der Krise ein völlig anderes geworden: Die Durchführung von Distanzunterricht konnten Lehrkräfte vor der Pandemie nun mal nicht einüben. Schüler übrigens auch nicht!

Ich_bin_neu_hier
3 Jahre zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

@Klaus: „Naja, es ist nicht perfekt. Aber man kann anfangen und üben.“ – Es tut mit Leid; möglicherweise war mein Post da missverständlich: Natürlich bin ich als Lehrkraft willens und in der Lage, mich in Neues wie z.B. Unterricht per Videokonferenz einzuarbeiten, und das selbstverständlich in einer solchen Notsituation auch kurzfristig und mit erhöhtem Aufwand (sprich Überstunden).

Aber was in den Schulen aus einem anderen Zeitalter stammte, das waren nicht, wie von Frau Prien behauptet, die Lehrkräfte – sondern die IT-Ausstattung!
Und von dieser mangelnhaften/ nicht vorhandenen Ausstattung wollte Frau Prien mit ihrer Aussage ganz offensichtlich ablenken: Lehrerbashing durch die Hintertür.

Ich_bin_neu_hier
3 Jahre zuvor

@Klaus: Oh, wie überraschend, wie unvorhersehbar, wer hätte das ahnen können…

Ich_bin_neu_hier
3 Jahre zuvor

NACHTRAG: Wetten, dass die Nutzung anderer IT-Möglichkeiten datenschutzrechtlich unzulässig ist? https://www.berliner-zeitung.de/lernen-arbeiten/lichtenberger-grundschule-tritt-in-eine-art-digitalstreik-li.122047

Klauser
3 Jahre zuvor

Dann sollte Berlin mal den Föderalismus beseite schieben und sich umgucken, wie die anderen Bundesländern es machen, bzw. in welchen Ländern die Plattformen stabil laufen.

Springer
3 Jahre zuvor

Naja mit den Digital Unterricht hätten mann schon bei den ersten Lockdown
Im März 2020 veranlassen können.
Auch wenn mache Kinder kein Laptop usw haben hätte mann die das geben können. Es ist aber niss an den Schulen angekommen Laptop usw.
Und mann hätte die Lerner und Lernerin in der Zeit Schulen können.
Ach es gibt eigentlich so viele Möglichkeiten.
Das alles besser zu machen