Alarmstufe Gelb – Kitas und Grundschulen in Thüringen sollen trotzdem öffnen

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ERFURT. Von kommender Woche an sollen Lockdown-Lockerungen in Thüringen vor allem jüngeren Kindern zu Gute kommen, die dann unter bestimmten Maßnahmen Kitas und Grundschulen besuchen dürfen – obwohl in der Pandemie im Freistaat immer noch Alarmstufe Gelb gilt. Zur Erinnerung: Thüringen hatte mit Sachsen noch vor wenigen Wochen die höchsten Inzidenzwerte in Deutschland.

Auf Grün wird nicht gewartet. Foto: Shutterstock

Während von Montag an Kitas und Grundschulen eingeschränkt öffnen sollen, müssen Schüler ab der Klassenstufe fünf noch eine Woche länger warten, bis sie die Schule wieder besuchen dürfen. Das geht aus dem Entwurf der neuen Thüringer Corona-Verordnung hervor, die ab dem 20. Februar gelten soll. Zuvor sollen dazu am Dienstag noch die Landtagsausschüsse für Gesundheit und Bildung gehört werden.

 

In der sogenannten Stufe «Gelb» kann der Regelbetrieb nach dem Entwurf abhängig von der Infektionslage vor Ort in den Kitas und Grundschulen unterschiedlich aussehen. So können etwa – wie schon in früheren Phasen – je nach Lage Lehrer und Schüler, die etwa wegen einer Erkrankung zur Risikogruppe zählen, vom Präsenzunterricht befreit werden. Das Bildungsministerium kann unter Umständen Einschränkungen beim Umfang der Betreuung und des Unterrichts anordnen.

Schulleiter sollen selbst entscheiden, welche Maßnahmen sie treffen – Wechselunterricht zum Beispiel

Die Sekundarstufen ab der fünften Klasse bleiben bis zum 28. Februar geschlossen. Dort soll der Unterricht weiter über das Lernen zuhause abgedeckt werden. Vom 1. März an gilt allerdings für Schüler der fünften und sechsten Klassen wieder Präsenzunterricht. Auch Schüler ab der Klassenstufe sieben sollen dann wieder in die Schulen zum Unterricht kommen, sobald im Gebiet des Schulträgers in der vorangegangenen Woche weniger als 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner registriert wurden. Allerdings gilt auch hier die Stufe «Gelb». Schulleiter sollen selbst entscheiden, welche Maßnahmen sie treffen und etwa Wechselunterricht oder feste Gruppen einführen.

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Bestimmte Ausnahmen sollen zunächst bestehen bleiben: So dürfen Schüler von Abschlussklassen für Unterricht in die Schulen kommen und um unaufschiebbare Prüfungen abzulegen. Ebenfalls den Unterricht vor Ort sollen Schüler besuchen können, die besondere Unterstützung benötigen sowie Schüler, die im laufenden Schuljahr eine Abschlussprüfung ablegen.

Die bisherige Notbetreuung an Schulen und Kitas wird an den Einrichtungen aufgehoben, die nicht mehr geschlossen sind. Kommen Schulen aber etwa wegen besonders vieler Infektionen in die Ampelphase «Rot», werden diese geschlossen. Für Schüler der Klassenstufen 1 bis 6 und der Förderzentren wird dann eine Notbetreuung eingerichtet, in der auch Infektionsschutzmaßnahmen gelten. Keine Notbetreuung werde es geben, wenn Gesundheitsämter Schulen etwa auf Grund von Quarantänefällen schließen.

Thüringen lag vor vier Wochen noch mit einem Inzidenzwert von 270 bundesweit an der Spitze

Neu ist ausgehend von der Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung
des Coronavirus unter anderem für Kindertageseinrichtungen und Schulen auch, dass Kita-Mitarbeiter zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verpflichtet werden können. In einem solchen Fall müssen die Mitarbeiter die Masken gestellt bekommen. Für Schüler gilt eine Maskenpflicht in der Schule – außer im Unterricht. Das Ministerium kann allerdings ab der siebten Klassenstufe je nach Lage auch anordnen, dass Masken auch im Klassenraum getragen werden müssen. Wird an einer Schule ein Infektionsfall nachgewiesen, kann auch die dortige Schulleitung zum Tragen solcher Masken im Unterricht verpflichten.

Am Sonntag betrug der Inzidenzwert für Thüringen 97,6 nach 98,8 am Samstag, wie aus Daten des RKI hervorgeht. Noch vor vier Wochen lag Thüringen mit einem Inzidenzwert von 270 bundesweit an der Spitze. News4teachers / mit Material der dpa

Im ersten Bundesland sind Kitas und Grundschulen wieder weit geöffnet – ohne Abstandsregel, ohne Maskenpflicht in den Räumen

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Jan aus H
3 Jahre zuvor

„So dürfen Schüler von Abschlussklassen für Unterricht in die Schulen kommen und um unaufschiebbare Prüfungen abzulegen.“

Der zweite Teil des Satzes klingt für mich nicht wirklich nach „dürfen“, sondern eher nach müssen. Auch sonst steht in dem ganzen Artikel nichts von einer Aussetzung der Präsenzpflicht.

Ich würde mir grundsätzlich in der Berichterstattung über geöffnete Schulen wünschen, dass das Wort „dürfen“ nur dann verwendet wird, wenn es wirklich freiwillig ist. Schon bei den ersten Öffnungen im April/Mai kam von KM-Seite gerne und oft das „die Kinder dürfen wieder in die Schule“ und im Kleingedruckten stand dann, dass es keineswegs um „dürfen“ geht, sondern dass sie in die Schule müssen.

Im Normalfall – also ohne Pandemie und bei geltender Schulpflicht – sehe ich diesen Unterschied als irrelevant an, aber in Zeiten einer Pandemie in Verbindung mit vollkommen unzureichendem Gesundheitsschutz empfinde ich „dürfen“ in der Bedeutung von „müssen“ schon ziemlich zynisch (vor allem von den KM).

Klaus Lehmkuhl
3 Jahre zuvor

Vor kurzer Zeit wollte Herr Ramelow noch auf die Kanzlerin hören . Davon merkt man aber jetzt nichts mehr . Dumm und unverantwortlich .

Leseratte
3 Jahre zuvor

Ich war eben schon entsetzt, als ich das auf der Webseite der Thüringer Allgemeinen las.
Aber am 11.Januar sind wir in den Präsenzunterricht der Abschlussklassen mit einer Inzidenz von 478 im Kreis gestartet. Da ist doch eine Inzidenz von aktuell 105 im Kreis pillepalle. Und Maskenpflicht braucht man bei so ein paar Infektiönchen natürlich auch nicht.
Die britische Mutation ist übrigens im Kreis auch schon nachgewiesen.

E.R.
3 Jahre zuvor

Ich unterrichte seit den Herbstferien mit ffp2-Maske Dann muss ich nicht in Quarantäne, habe Familie und Eigenschutz. Irgendwie suggeriert der Bericht, dass Lehrer keine Maske tragen und ihre Schüler*innen anstecken. Umgekehrt geht das wohl nicht, Kinder sind nicht ansteckend? Tragen einer Maske auf Anordnung der Schulleitung?
Zugelernt?
Wollen Eltern ihre Kinder tatsächlich bei diesen Temperaturen in die Schule schicken? Ich versteh gerade die Welt nicht mehr.
Thüringen ist echt fortschrittlich, Schüler ohne Masken. Hat ja schon mal nicht funktioniert. Schüler halten sowieso schon keine Kontakte ein, falsche Konditionierung der Kultusminster*innen seit August.
Größte Massenveranstaltung ohne AHA und alle mit Konzept werden an die Wand gefahren? Und privat nur eine Person treffen? Kein Wunder, dass sich niemand mehr an irgendetwas halten möchte
Ist mir unbegreiflich.

Leseratte
3 Jahre zuvor

Und gleichzeitig das hier:

„[…] Thüringen weise damit weiterhin die höchste Sieben-Tage-Inzidenz aller Bundesländer auf. Am Wochenende war die Zahl erstmals seit vielen Wochen im Freistaat unter 100 gesunken. Aufgrund des wieder leicht gestiegenen Wertes warnte Ministerpräsident Bodo Ramelow (65, Linke) vor Leichtsinn und mahnte zur Geduld.
https://www.tag24.de/thueringen/corona-inzidenz-steigt-wieder-ueber-100-ramelow-warnt-braucht-noch-einige-zeit-1840398

KnechtRuprecht
3 Jahre zuvor

Schulleitungen sollen über die Maßnahmen entscheiden, aha. – Komisch, wozu füttert die BRD überhaupt noch das RKI und die KuMis und die Gesundheitsämter durch, wenn das nun jede Schulleitung gratis und nebenbei und doch verbindlich erledigen kann?

Im Gegensatz zur Pandemie hat das fachliche Niveau der bildungspolitischen „Entscheidungen“ schon den Tiefpunkt erreicht: flatten the curve oder vielmehr flat line, Patient tot.
Obwohl – es bleibt vielleicht noch ein weiteres Level nach unten. Man könnte die Pandemie offiziell für beendet ausrufen … das hat schon mal jemand gemacht übrigens.

Teacher@Work
3 Jahre zuvor

Ich lese viel „kann“ „möglich“ „könnte“ – am Ende wird es an unserer Schulleitung hängen. Die jetzt doch plötzlichen Öffnung von Schule kann man allerdings nicht allein der Landesregierung zuschieben – eine CDU hat schon vor Wochen auf allen Social Media Kanälen rumgetönt, dass die Schulen in Thüringen ab 22. Februar aufmachen sollen. Was in Sachsen möglich ist, muss auch in Thüringen gelten – so ein werter Herr Voigt aus der CDU. Und da braucht auch diese Partei nichts von Infektionsschutz und stark machen für die Impfung von Lehrern zu tönen. Am Ende wird es wie im Frühjahr sein – es kommt an Schulen nichts an. Aber es ist ja Wahljahr in Thüringen 😉

Und wenn ich mir so meinen Landkreis anschaue – vor ein paar Wochen noch fast Spitzenreiter bei den Neuinfektionen und nun absoluter Klassenprimus. Komisch, wie schnell das plötzlich geht, wenn Öffnungen von Läden ab einer Inzidenz von 35 im Raum stehen. Damit verbunden rechne ich mir auch aus, wie das dann bei uns in der Schule sein wird: ab 1. März volles Schulhaus mit allen Jahrgängen. Wechselunterricht bezweifle ich jetzt mal, denn den müsste die Schulleitung bei einer so geringen Inzidenz den Eltern vermitteln. Also rund 30 Mann pro Klasse und Masken – nun, gut, dass das auch eine Kann-Bestimmung ist.
Und so geht es munter wieder los und wir schauen mal, wann die Titanic untergeht.
Am Ende heißt es dann in der Zeitung wieder, dass eine bestimmte Schule im Landkreis mit für die gestiegenen Zahlen verantwortlich ist, weil wir ein großes Einzugsgebiet haben. Das liest man doch gerne und noch mehr freut man sich auf einige Reaktionen von Eltern, für die wir im Distanzunterricht nichts hinbekommen und vor Ort dann eben auch wieder nicht.
Das hat schon was von Realsatire.

Leseratte
3 Jahre zuvor

Man lockert in Israel trotz immer noch hoher Infektionszahlen.

„Die Sieben-Tage-Inzidenz in Israel gehört weiterhin zu den höchsten der Welt. Wissenschaftler warnen, dass sich das Virus nun verstärkt bei jenen ausbreiten könnte, die nicht geimpft sind – wie etwa Kinder. Zwar verläuft eine Infektion bei Kindern in der Regel milde. Es gibt aber Ausnahmen. Die Krankenhäuser in Israel wurden angewiesen, sich auf eine steigende Zahl von Kindern mit schweren Verläufen vorzubereiten.“
https://www.tagesschau.de/ausland/corona-israel-125.html

Und wenn sich hier die Mutanten ausbreiten (in den letzten Tagen gab es ja schon Ausbrüche mit vielen Infizierten – Hamm, Osnabrück), dann können wir uns warm anziehen, wenn die Schul- und sonstigen Öffnungen (die mit besserem Schutz und geringerem Risiko als in Schulen und Kitas machbar wären) ihre Wirkung entfalten. Und das wird kaum wieder einzufangen sein.

„Der Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig befürchtet eine dritte Welle, falls man aufgrund fallender Infektionszahlen zu früh lockere. „Wir sind aktuell mit mindestens zwei Pandemien konfrontiert“, sagte der Forscher. „Die alte haben wir mit den aktuellen Maßnahmen unter Kontrolle.“ Die britische Mutante B.1.1.7 mit ihrer deutlich höheren Übertragungswahrscheinlichkeit sei das große Problem. „Sie befindet sich in Deutschland bereits wieder in einer Phase des exponentiellen Wachstums und die aktuellen Maßnahmen reichen nicht, um diese Entwicklung auszubremsen“, so Meyer-Hermann.“

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Helmholtz-Forscher-35er-Inzidenz-reicht-nicht-fuer-Lockerung,corona6728.html

Dritte Welle ist kaum noch zu stoppen

Mutanten stecken viele Kinder an

„In rasendem Tempo verbreiten sich die Mutanten in Deutschland. Sie geben den Forschern Rätsel auf: Was macht sie so hochinfektiös? Und warum befällt B.1.1.7 in Israel so viele Jüngere?“

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-mutanten-die-dritte-welle-ist-kaum-noch-zu-stoppen-a-00000000-0002-0001-0000-000175304211