Kita-Leiterin soll Hunderttausende Euro veruntreut haben – Prozess

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SESSEN. Veruntreuung und Betrug, ein Schaden in sechsstelliger Höhe: Mit einer Kindertagesstätte bringt man so etwas normalerweise nicht in Verbindung. Doch die Leiterin einer Einrichtung im niedersächsischen Seesen soll sich von Kita-Konten bedient haben. Jetzt steht sie vor Gericht.

Das Gericht hat zu urteilen. Foto: Carlo Schrodt / pixelio

Gut 366.000 Euro soll die Leiterin einer Kindertagesstätte in Seesen im Landkreis Goslar über Jahre vom Konto der Einrichtung für eigene Zwecke abgezweigt haben. Ihrem Sohn soll die 57-Jährige darüber hinaus 3700 Euro überwiesen haben, ihrer Tochter 650 Euro – ohne Gegenleistung.

Vorgeworfen werden der Frau gewerbsmäßige Untreue in 527 Fällen und gewerbsmäßiger Betrug in 10 Fällen, abgespielt haben soll sich all dies zwischen Mai 2014 und September 2019. Auslöser der Ermittlungen war nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft die Anzeige eines Ratsmitglieds. Seit heute muss sich die Frau am Landgericht Braunschweig wegen der Vorwürfe verantworten.

Träger der Kindertagesstätte sei der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes, als Leiterin durfte die Frau laut Anklage auf die Konten der Einrichtung zugreifen – online und per EC-Karte. Spätestens seit 2013 habe sie dies für private Zwecke missbraucht – und sich zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts und ihrer Familie eine Einnahmequelle verschaffen wollen.

Zwischen Mai 2014 und März 2018 soll die Angeklagte von den Konten der Kindertagesstätte in 149 Fällen fast 224.000 Euro auf ihre Privatkonten überwiesen haben. Zur Verschleierung soll sie Rechnungen fingiert haben. Außerdem soll sie 134 Mal Bargeld vom Hauptkonto der Kindertagesstätte abgehoben haben, dabei gehe es um rund 92 000 Euro für eigene Zwecke. Im Juni 2014 soll die Kita-Chefin begonnen haben, über die Konten der Kindertagesstätte private Verbindlichkeiten, Einkäufe und Anschaffungen zu bezahlen – entweder per EC-Karte oder per Lastschrift oder Überweisung. Dieser finanzielle Schaden belaufe sich auf fast 30 000 Euro.

Im Frühjahr 2018 fielen dem Rechnungsprüfungsamt der Stadt Seesen vereinzelt Unregelmäßigkeiten der Rechnungsergebnisse der Kindertagesstätte für die Jahre 2014 bis 2017 auf. Daher durfte die 57-Jährige nicht länger über die Konten verfügen. Um ihre Geldquelle nicht einzubüßen, soll die Frau von August 2018 bis September 2019 Rechnungen einer Firma «Glückszwerge GmbH» gefälscht haben – darauf stand ihre Bankverbindung. Diese Rechnungen soll sie mit der Bitte um Überweisung an den Schatzmeister des Ortsvereins weitergeleitet und über 20.000 Euro erhalten haben. dpa

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