Schule will mit Börsengang Neubau finanzieren

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GERSTHOFEN. An der Börse tummeln sich Autobauer, Energiekonzerne und Softwareschmieden. In Bayern will nun auch eine Schule an die Börse. Das ungewöhnliche Projekt appelliert an den Idealismus der Anleger.

In Schwaben will eine Privatschule mit dem Gang an die Börse rund sieben Millionen Euro einnehmen und so einen Schulcampus mitfinanzieren. Die International School Augsburg ist eine englischsprachige Schule in Gersthofen, einem Vorort der schwäbischen Großstadt. Sie will bis 2025 mit Hilfe des an der Börse eingenommenen Geldes eine komplett neue, mehr als 30 Millionen Euro teure Schulanlage errichten.

Von Montag an können für jeweils 12,50 Euro pro Stück Aktien der Schule gezeichnet werden, ab 18. März sollen die Papiere dann an der Münchner Börse gehandelt werden. Da die Schule eine gemeinnützige Aktiengesellschaft ist, wird an die Teilhaber grundsätzlich keine Dividende ausgezahlt. Solche gemeinnützige Aktiengesellschaften seien «eine Seltenheit am deutschen Kapitalmarkt», teilte die Börse mit.

Ungewöhnliches Modell: Eine Schule als gemeinnützige Aktiengesellschaft. Foto: PIX1861 / Pixabay (P. L.)

Die Schule bezeichnet das Wertpapier als «erste Bildungsaktie Deutschlands». Dabei stehe «nicht das Handelsvolumen im Vordergrund, sondern die ideelle Verbundenheit unserer Aktionäre mit dieser einmaligen Einrichtung in der Region».

Die Schule sei als ein Wirtschaftsförderungsprojekt anzusehen, damit internationale Mitarbeiter von Unternehmen ein entsprechendes Angebot für ihre Kinder hätten. Dennoch gebe es aufgrund des «niedrigen Emissionspreises» der Aktie Potenzial auf Wertsteigerungen.

Die Eltern der Kinder auf der Privatschule müssen für den Schulbesuch tief in die Tasche greifen. Das reguläre Schulgeld beträgt pro Jahr je nach Jahrgangsstufe zwischen rund 13 400 und 16 300 Euro, zusätzlich wird eine Aufnahmegebühr zwischen 5000 und 7500 Euro verlangt.

Nach Angaben der Schule besuchen etwa 320 Kinder mit mehr als 40 Nationalitäten die Schule. Das Einzugsgebiet reiche bis in den westlichen Raum München. Zu fast 80 Prozent wird der laufende Schulbetrieb durch die privaten Einnahmen finanziert, der Rest sind staatliche Zuschüsse.

Der geplante Neubau der Schule soll voraussichtlich insgesamt 32 Millionen Euro kosten. Es wird damit gerechnet, dass der Freistaat Bayern etwa die Hälfte davon trägt. Der Fehlbetrag soll durch die Aktieneinnahmen, vorhandene Mittel und Kredite aufgebracht werden.

Diese Finanzierung ist allerdings noch nicht gesichert. Sollte es hier zu Problemen kommen, könnte dies «erhebliche negative Auswirkungen» auf die Schul-AG bis hin zu der Insolvenz haben, wird im Verkaufsprospekt der Aktien gewarnt. (dpa)

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