Zu viele Infektionen: Landkreise heben Präsenzpflicht an Grundschulen auf

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GERMERSHEIM. Zum Start des Wechselunterrichts an den Grundschulen in der kommenden Woche haben die Landkreise Germersheim und Cochem-Zell die Präsenzpflicht wegen einer erhöhten Zahl von Corona-Infektionen aufgehoben. Die Beschlüsse seien gemeinsam mit der Schulaufsicht in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) gefasst worden, teilten die Kreise mit.

In Rheinland-Pfalz öffnen die Grundschulen am Montag. Illustration: Shutterstock

«Das Infektionsgeschehen in unserem Landkreis entwickelt sich seit einigen Tagen entgegen dem Landestrend dynamisch nach oben», erklärte der Landrat von Germersheim, Fritz Brechtel (CDU). «Die Neuinfektionen sind sprunghaft gestiegen.» Dabei entfalle etwa jeder vierte Fall auf eine der Varianten des Coronavirus, vor allem auf die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante. «Ist jemand infiziert, dann steckt er Menschen in seiner Umgebung häufiger an als mit dem ursprünglichen Virus.» Auch einige Grundschulen und Kitas im Kreis seien bereits betroffen und teilweise in Quarantäne. Daher sollte die Entscheidung zum Schulbesuch den Eltern überlassen werden.

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Der Landrat des Kreises Cochem-Zell, Manfred Schnur (CDU), erklärte, er bedaure die Entscheidung und bitte alle, sich an die Hygienemaßnahmen zu halten, um die weitere Verbreitung des Virus einzudämmen. Der Präsident der ADD, Thomas Linnertz, sagte, es sei von Seiten des Landes immer betont worden, dass der Start des Wechselunterrichts am kommenden Montag in Einklang mit dem Infektionsgeschehen stehen müsse. «Der Gesundheitsschutz unserer Lehrkräfte, unserer Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Familien hat für uns oberste Priorität.» Die Aufhebung der Präsenzpflicht ermögliche es, «dass Eltern, die beispielsweise Risiko-Patienten in der Familie haben, ihre Kinder weiterhin im Fernunterricht behalten können».

Cochem-Zell (109,2) und Germersheim (108,5) hatten am Freitag die höchsten Corona-Inzidenzen in Rheinland-Pfalz. Landesweit kamen 48,4 Infektionen in den vergangenen sieben Tagen auf 100 000 Einwohner. dpa

Sind die geplanten Kita- und Schulöffnungen zu verantworten? Hochansteckende Corona-Mutation breitet sich aus – auch in Kitas

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Susanne
3 Jahre zuvor

Und die Kindergärten laufen weiter, wie bisher : (

Lisa S.
3 Jahre zuvor

WARUM bleibt nicht landesweit oder sogar deutschlandweit die Präsenzpflicht aufgehoben??? Wir stecken mitten in einer Pandemie und ein Impfstoff für Kinder ist noch lange nicht in Sicht!

Palim
3 Jahre zuvor

Das mit der Aufhebung der Präsenzpflicht scheint regional unterschiedlich zu sein, führt aber bei uns dazu, dass wirklich nur einzelne zu Hause bleiben.
Zum einen vermissen die Kinder die MitschülerInnen, klar, zum anderen geht auch der Unterricht weiter und man kann das, was am Vormittag geschieht, nur schlecht für zu Hause abbilden. So entsteht der Eindruck, die Kinder zu Hause würden abgehängt oder würden viel verpassen.
Dazu kommt dann der Herdentrieb und schon sind die Kinder überwiegend in der Schule. Dass die Kinder vor allem zu Hause sein sollten, wie im Januar angekündigt, konnte in meiner Region bei sonstigem Wechselunterricht nicht beobachtet werden.

Und es bleibt dabei: Geöffnete Schulen intendieren auch, dass Kinder sich weiter treffen können, dass es nicht schlimm ist, wenn sich viele auf einmal treffen, also ein Stück weit Normalität, die wieder andere Aktivitäten und Aktionen nach sich zieht.

Jan aus H
3 Jahre zuvor

In NRW scheint das keinen zu interessieren… auch da liegen Kreise über 100 und es ist mit den Mutationen fraglich, ob es da einen weiteren Rückgang geben wird. Dass die Schulen dennoch weit aufgemacht werden, wird die Inzidenzen sicher rasch wieder in Richtung 200+ bringen.

Kritischer Dad*NRW
3 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

Es muss doch etwas geschehen, auch bei steigenden Inzidenzen. Also wird endlich geöffnet … hinterher kann man ja einen Fehler eingestehen, zugeben sich geirrt zu haben.

Stadt in NRW diese Woche 5 Kita´s haben 67 positive Infektionsfälle bei 30-40% Belegungsauslastung.
37 % (!) aller Positivtets sind Mutante B1.1.7.

KnechtRuprecht
3 Jahre zuvor

Frage in die Runde:
Das Aussetzen der Präsenzpflicht für Schüler*innen … könnte das jemanden vor juristischen Konsequenzen bewahren, wenn es zu Infektionen kommt und Schutzmaßnahmen unzureichend waren?

Tina+2
3 Jahre zuvor
Antwortet  KnechtRuprecht

Deshalb verstehe ich erst recht nicht, dass sie sich nicht durch eine Aussetzung der Präsenzpflicht absichern (bin keine Juristin). Es wäre doch so einfach und mit einem Satz noch nachschiebbar und würde einen großen Teil der Diskussionen schon im Keim ersticken.

Und für die Lehrer wäre es ebenfalls sinnvoll, wenn noch ein paar weitere Kinder in der geteilten Gruppe fehlen würden. Der Stoff muss bei uns sowieso für Präsenz UND für Distanz vorbereitet werden, wäre also daher auch keine Mehrarbeit.

Ich finde es sowas von menschenverachtend und verlogen, dass die Kultusminister, Laschet & Co. ständig so tun, als ob die einzige Gefahr von geschlossenen Schulen ausgehen würden, die noch viel heftigere Gefahr einer Infektion der Kinder und deren Eltern aber absolut nicht beachtet wird.

Was sind das für eiskalte, dumme Menschen? Was sind das für Richter, die nicht abwägen sondern ins gleiche Horn stoßen? Ich werde es nie verstehen, in 1000 Jahren nicht.

Die Elfe
3 Jahre zuvor

Auch ohne juristischen Background würde ich behaupten ja, da Herr Tonne bekanntermaßen Jurist ist. In Niedersachsen ist die Präsenzpflicht z.Z. „ausgesetzt“. Somit kann man ja letzten Endes sagen: Ihr hättet ja nicht zur Schule kommen müssen…. Oder????!!!

Lehrerlein
3 Jahre zuvor

Was nutzt eine Aufhebung der Präsenzpflicht, wenn Eltern ihre Kinder nicht zu Hause haben wollen und fleißig in die Schulen schicken? Ich meine hier nicht jene Eltern, die ihre Kinder nicht selbst betreuen können, weil ihnen eine Betreuung fehlt und beide arbeiten müssen, dafür haben wir ja an den Schulen unsere Notfallbetreuungen mit Unterricht. Dort sieht man morgens beim Hinbringen genug Eltern, die ihre Kinder lieber zuhause haben würden.

Unsere Tochter ist seit März im „Home-Teaching“ und hat trotzdem gute Zeugnisse, ist weder sozial isoliert noch sind psychische Probleme erkennbar. Sie ist eins von zwei Kindern, die den Präsenzunterricht nicht besuchen-an einer Schule mit knapp 900 Schülern.
Auch nach mehreren Coronafällen von Lehrern und Schülern, nach Quarantäne ganzer Klassen und der Lehrer dieser Klassen an dieser Schule (wir haben entsprechende Elternbriefe erhalten), hat sich das bisher nicht geändert und ich bin fast sicher, dass es nach der Schulöffnung unverändert weiterlaufen wird, wie zuvor.

Es sind wohl nicht nur die Politiker schuldig, wenn ihnen die Eltern solche Signale senden! Mit solcher Rückendeckung brauchen sich die eigentlichen Schul-Pandemietreiber (die wir als Kultusminister*innen kennen) kaum Sorgen zu machen.

Klaus Lehmkuhl
3 Jahre zuvor

Das lässt Frau Doktor Stephanie Hubig bestimmt schlecht schlafen … Vielleicht ist es ja bald in ganz Rheinland – Pfalz so . Dabei hat sie doch immer alles richtig gemacht .