Berlin lässt drei Jahrgänge doch zu Hause, trotzdem werden Schulen voller

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BERLIN. Berlin hat einen Öffnungsschritt für die Schulen gestoppt. Die Schüler der Stufen 7 bis 9 kehren vor den Osterferien nun doch nicht mehr in ihre Klassenräume zurück. Die 10. bis 13. Jahrgänge sollen allerdings wieder Präsenzunterricht erhalten. Die GEW hält das für zu riskant. So viel steht fest: Mehr Kontakte bedeuten ein höheres Risiko für Corona-Infektionen.

„Meine Sorge ist, dass wir erneut Verschärfungen beschließen müssten, bevor die neuen Lockerungen richtig umgesetzt sind“: Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller. Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0

An Berlins Schulen ist ab Mittwoch wieder einiges mehr los. Bislang gab es nur für die Grundschulklassen regulären Unterricht in der Schule in festem Rhythmus. Das ändert sich nun, was manche begrüßen und anderen gar nicht behagt. Je mehr Schüler wieder in der Schule sind, umso größer ist das Risiko von Corona-Infektionen.

Der Senat hat daher auch die Rückkehr der 7. bis 9. Klassen an die Schulen gestoppt. Ursprünglich sollten auch diese Klassenstufen in der kommenden Woche in den Wechselunterricht an die Schulen zurückkehren. Jetzt soll das erst nach den Osterferien geschehen. Bildung und Präsenzunterricht seien sehr wichtig, erklärte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) laut „Morgenpost“, aber weitere Öffnungen müssten im Verhältnis zur Infektionslage und dem Gesundheitsschutz gesehen werden. „Meine Sorge ist, dass wir erneut Verschärfungen beschließen müssten, bevor die neuen Lockerungen richtig umgesetzt sind“, sagte Müller. Nach Ostern sei die Situation sicherlich anders, so dass neue Schritte gegangen werden könnten.

Was jetzt gilt:

Die Klassen 10. bis 13. bekommen wieder regulär Wechselunterricht, also einen Mix aus Unterricht im Klassenzimmer und am Laptop zu Hause. Als erstes haben im Februar die 1. bis 3. Klassen nach längerer Homeschooling-Phase Wechselunterricht bekommen, dann die 4. bis 6. – jetzt folgen zunächst die älteren Schülerinnen und Schüler. Unterrichtet wird dabei in verkleinerten Lerngruppen, in der Schule müssen medizinische Masken getragen werden.

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Die Klassen 7 bis 9 sind weiter außen vor. Zwar hatten zwei Gymnasiasten aus Klasse 7 und 9 vor dem Verwaltungsgericht Berlin am Mittwoch vergangener Woche recht bekommen: Der Ausschluss einzelner Klassenstufen vom Wechselunterricht ist aus Sicht des Gerichts rechtswidrig. Die Entscheidung gilt allerdings nur für die beiden Schüler, die erfolgreich geklagt hatten. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte überlegt, alle 7. bis 9. Klassen zumindest zu einzelnen «Präsenzterminen» in die Schule zu holen, damit die Jugendlichen ihre Mitschüler und Lehrkräfte nach langer Zeit endlich wieder einmal sehen könnten. Aber damit müssen sie nun noch bis nach den Osterferien warten. Dann gibt es auch für sie Wechselunterricht wie für die übrigen Klassenstufen.

Schnelltests für die Lehrkräfte in den Schulen sind nach Einschätzung von Bildungssenatorin Scheeres und Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) ein wichtiges Instrument zur Eindämmung der Pandemie. Dafür sind an den Berliner Schulen jeweils Lehrerinnen und Lehrer geschult worden, die solche Schnelltests durchführen. Die Lehrkräfte und anderes Schulpersonal haben einen Anspruch auf zwei Tests pro Woche, die Teilnahme ist freiwillig.

Selbsttests sind die zweite Komponente, die im Vergleich zu den klassischen Schnelltests unkomplizierter sind. Sie sollen ab Mittwoch in einem Teil der Berliner Schulen zum Einsatz kommen, zunächst werden sie an ältere Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe und der Oberstufenzentren ausgegeben. Schrittweise sollen anschließend die jüngeren Jahrgangsstufen einbezogen werden. Die Schüler bekommen die Selbsttests in den Schulen und sollen sie dann zweimal in der Woche freiwillig zu Hause anwenden. Nach Angaben der Bildungsverwaltung ist das Ziel, bis Ende dieser Woche rund eine Million Selbsttests unter die Leute zu bringen. Weitere sollen folgen.

Kritik an den Öffnungsschritten gab es immer wieder. Ein Argument lautet: Solange die Infektionszahlen steigen und die 7-Tage-Inzidenzen zu Ostern möglicherweise wieder das Niveau aus der Zeit um Weihnachten erreicht haben, wie das Robert Koch-Institut erst jüngst vorhergesagt hat, sei das Infektionsrisiko zu hoch für noch mehr Schüler in den Schulen. Das sieht etwa die Bildungsgewerkschaft GEW in Berlin so. Sie hat ausdrücklich vor weiteren Schulöffnungen gewarnt. News4teachers / mit Material der dpa

Weil Impfungen von Lehrern und Erziehern ausfallen: Schulen und Kitas schließen?

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Martlna J.
3 Jahre zuvor

Alles klar.
Die (ungeimpften) Lehrer dürfen zweimal die Woche testen, ob sie sich denn schon angesteckt haben.

Die Schüler können sich „freiwillig“ zu Hause testen. Und wenn sie es nicht tun – kein Problem.

Warum werden nicht mal die Lehrer gefragt, was sie denn davon halten, ohne ausreichenden Arbeitsschutz wieder in die Schule zu müssen und sich – obwohl es unter Strafe steht, sich mit mehr als 5 Menschen zu treffen – mit bis zu 15 Schülern (von denen einige vielleicht positiv sind das aber nicht merken, weil sie keine Symptome haben) bis zu 90 Minuten (Doppelstunde) die Atemluft teilen zu müssen ?

Keine Berliner Schule wird die Arbeitsschutzvorschriften gegen Corona (z.b. Trennwände in Räumen, in denen sich Menschen aufhalten die pro Person weniger als 10qm zur Verfügung haben) die bundesweit für alle (!) gelten umgesetzt haben.

Einziger Schutz: Maske und lüften – wie in einem 3. Welt Land.

Und auch wer nicht „vorerkrankt“ ist, kann einen schweren Verlauf haben oder gar sterben – insbesondere, wenn er über 50 ist.

Ab 60 beträgt das Risiko zu sterben sogar schon 8 Prozent.

Sind Lehrer so eine Art „Sklaven“ mlt denen man machen kann was man will?

Mutti
3 Jahre zuvor
Antwortet  Martlna J.

Aber zu 92 Prozent stirbt man nicht 🙂
Also das soll kein Anstoß für Ärger sein.
Nur fürs positive Denken 🙂

Bei uns an der Schule gibt es aber Wechselunterricht und die Schüler bekommen eine Unterweisung und testen auch selbst, aber unter Aufsicht in der Schule.

Sigi
3 Jahre zuvor
Antwortet  Mutti

Liebe Mutti,
schämen Sie sich.
Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Rosa
3 Jahre zuvor

Es ist so zermürbend immer und immer zu Wiederholen. Wir sind in der 3 Welle und die Zahlen
werden bis Ostern massiv steigen. Kinder und Jugendliche sind häufig davon betroffen und haben sich in Cluster Anhäufungen in Mannheim gezeigt. Die Kindergärten sind geschlossen und bei Bedarf Notbetreung. Das Gesundheitsamt von Mannheim und der Bürgermeister gibt in der Öffentlichkeit bekannt es ist bei der jüngeren Generation jetzt stark vertreten.Frau Eisenmann reagiert auf die Mitteilung nicht und die Schulen sind ohne Abstandsgebot geöffnet.
Trotz Aufruf vom Gesundheitsamt und Bürgermeister aus Mannheim handelt Frau Eisenmann nicht. Die Kindergärten erhalten Schutz und die Schulen nicht. Jetzt macht man noch Unterschiede beim Schutz. Kindergarten Notbremse und Schule geht weiter wie bisher.

Mona
3 Jahre zuvor
Antwortet  Rosa

Ach bitte liebe Rosa, nur kein Neid und lass dich nicht verleiten, einen Keil zwischen EuE sowie LuL zu treiben. Wir sitzen alle im gleichen Boot.

Zur Erinnerung: Die Kitas in BW sind seit drei Wochen wieder im Vollbetrieb, davor fast volle Notgruppen. 8h Vollkontakt am Tag für die EuE mit allen Körperflüssigkeiten, keine Masken und Tests für die Kinder, kein Abstand, keine Impfung. Dazu viele Eltern, die ihr Kind bei Fieber mit Fiebersaft symptomlos stellen, damit sie es trotzdem abliefern können und die auch ansonsten auf AHA-L-Regeln, Verantwortung und Rücksicht pfeifen.

Wenn es in fast jeder Kita-Gruppe mehrere Corona-Fälle gibt, kann die Kuschelei dort halt beim besten Willen nichts mehr gerechtfertigt werden, auch wenn sich die EuE traditionell eher ruhig verhalten, da gibt es leider keine Streitkultur. Solange das Infektionsgeschehen in den Schulen noch nicht genau so dramatisch wie in den Kitas ist, bleiben die halt offen, Politiker-Logik. Der Zeitversatz wird bei 1-3 Wochen liegen (da war doch was… achja, Osterferien!).

Sorry, aber die Entwicklung zeigt nur, dass überhaupt keine Schule oder Kita hätte öffnen dürfen, ohne dass ein ausreichender Schutz für alle Beteiligten sichergestellt ist.

Klaus Lehmkuhl
3 Jahre zuvor

Da blitzt doch ein Hauch von Vernunft auf … Die Jahrgänge 10 und 13 sind in NRW schon seit Wochen wieder in der Schule . Zum Teil sogar in Vollpräsenz . Und Sport ohne Maske . Die Mittelstufe nicht zurück zu holen ist doch schon ein Ansatz …

MK
3 Jahre zuvor

Stand an Berliner Schulen laut Elternbrief der Schule von heute:

– angekündigte zusätzliche Luftfilter (außer die Probegeräte) sind nicht da
– angekündigte bzw. gelieferte Schnelltests reichen nicht mal für die 12ten Klassen (die Abi schreiben sollen)
– angekündigte Mobile Hotspots zum Unterricht streamen sind nicht gekommen
– angekündigte mobile Endgeräte (im Sommer angekündigt) für die Lehrkräfte sind nicht da
– Informationen kommen zuerst über die Presse, dann erst an die Schulen
– Informationen für angekündigte Sonderregeln (Klassen freiwillig wiederholen, Ersatzprüfungsleistungen, usw.) fehlen komplett
– Distanzlernen nur stark eingeschränkt möglich, da Prüfungen abgenommen werden sollen und zum Teil vor Ort unterrichtet werden soll
– angekündigte Impftermine werden wegen der Aussetzung der AZ- Impfungen nicht umgesetzt

Einzig die ausgesetzte Präsenzpflicht scheint ein deutlicher Vorteil zu sein für die Schüler*innen, die das Ganze nicht mitmachen müssen. Ansonsten läuft wirklich nicht viel zusammen.

Elly
3 Jahre zuvor

Wie bei Panem. Die Auswahl der Kinder, die in die Arena müssen, hat begonnen….selbst, wenn es nicht per se für jeden tödlich ist, sondern nur Krankheit bedeuten könnte, aber es ist eine große Last für die Kinder, ihre Familien anstecken zu müssen. Panem, wie Panem.

Shelly
3 Jahre zuvor

In BB gibt es keine Aufhebung der Präsenzpflicht. Nur freiwillige Selbsttests sind geplant. Kinder, die Urlaub per Flieger gebucht haben, sind in vorsorglicher Quarantäne.Corona ist ein Jahr alt geworden und diese Politiker tun wirklich alles, dass es „schulpflichtig „wird. Kitas sind in der 2. Welle im Regelbetrieb geblieben, ohne irgendwelche Schutzmaßnahmen. Die 3. Welle wird mit Spannung erwartet. Sie rollt nicht, weil man im Zeitfenster shoppen war.Sie rollt, weil sie keiner zu stoppen wagt. Und im Herbst dann Rolle 4 oder wie????