Was bleibt vom digitalen Unterricht nach Corona? Was Lehrer dazu meinen

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DÜSSELDORF. Die Coronakrise hat die Schulen mit Wucht in den Distanzunterricht gezwungen – und damit zumeist in digitale Lehr- und Lernformate. Was bleibt davon übrig, wenn der Alltag wieder in die Schulen zurückkehrt? Wir haben von News4teachers-Leserinnen und Lesern im Rahmen einer kurzen Umfrage ein Stimmungsbild dazu erbeten. Und durchaus überraschende Ergebnisse erhalten. Eins davon: Lehrkräfte sind sich in dieser Frage nicht einig.

Videokonferenzen von zu Hause aus – so sieht der Unterricht derzeit häufig aus. Was bleibt davon? Foto: Shutterstock

Wir haben unsere Leserinnen und Leser gestern gefragt: Was erwarten Sie?  

  • a) Die Erfahrungen aus dem Distanzunterricht werden die Schule verändern.
  • b) Die Digitalisierung der Schulen wird zwar kommen – aber anders als jetzt.
  • c) Nach Ende der Corona-Krise wird der Unterricht wieder wie vorher.
  • d) Weiß nicht.

Insgesamt 4.804 Menschen haben sich an unserer kurzen Umfrage beteiligt – davon waren 57 Prozent Lehrer (2.718). Unsere Erwartung war, dass sich zumindest bei ihnen eine Mehrheit für „Die Digitalisierung der Schulen wird zwar kommen – aber anders als jetzt“ aussprechen würde. Denn es wird wohl irgendwann mal wieder Präsenzunterricht geben, womit sich dann der jetzt vorherrschende Distanzunterricht weitgehend erledigt haben dürfte. Dafür werden dann womöglich digitale Elemente im Präsenzunterricht stärker eine Rolle spielen als bisher, was tatsächlich eine andere Digitalisierung wäre, als sie die Schulen bislang erlebt haben.

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Die Ergebnisse unter den Lehrkräften aber zeigen ein anderes Meinungsbild. Sie lauten:  

  1. Die Erfahrungen aus dem Distanzunterricht werden die Schule verändern – meinen 39 %
  2. Nach Ende der Corona-Krise wird der Unterricht wieder wie vorher – meinen 32 %
  3. Die Digitalisierung der Schulen wird zwar kommen, aber anders als jetzt – meinen 22 %.

Unter den Eltern fällt das Meinungsbild etwas anders aus. Prozentual weniger Eltern (31 %) als Lehrer sind der Meinung, dass die „Erfahrungen aus dem Distanzunterricht die Schule verändern werden“. Dafür ist ein größerer Anteil der Eltern der Meinung, dass der Unterricht nach der Pandemie wieder so wird wie früher (nämlich 44 %). Der Anteil derjenigen Eltern, die meinen, „die Digitalisierung der Schulen wird zwar kommen, aber anders als jetzt“ ist hingegen geringer – 17 Prozent.

Heißt also: Mehr Eltern als Lehrer sind skeptisch, was den Fortgang der Digitalisierung im Unterricht betrifft. Aber auch unter den Lehrkräften zeigt sich kein eindeutiges Meinungsbild – die Unsicherheit ist offenbar groß (Fehlende Prozentwerte bis 100 jeweils: Angabe „Weiß nicht“.) News4teachers

Schulen in der Corona-Krise: Warum Empathie von Lehrern gerade heute so wichtig ist – und trotz Digitalisierung wichtig bleibt

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6 Kommentare
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Kritischer Dad*NRW
3 Jahre zuvor

Ohne Nachbereitung und kritischer Analyse des gelaufenen Distanzunterrichtes 2020/2021 wird eher aus Bequemlichkeit alles so bleiben wie gehabt.

An den Unis beginnt das Drittes Distanz-Semester.
Benachteiligt sind dabei überwiegend die Semester mit Praktischen Teilen.
Klagelieder hört man wenig und es gibt bereits Erhebungen zur Qualität der Distanzlehre.

Qualitative Erhebung zum laufenden Online-Semester
https://uk-essen.cloud.opencampus.net/de/Distanz-Lehre

Und die (allgemeinbildenden) Schulen: Nach Ende der Corona-Krise wird der Unterricht wieder wie vorher, bei 32 % der LuL und 44 % der Eltern scheint doch eine anzunehmende Tendenz erkennbar.
Eine unabhängige Qualitätskontrolle wäre wünschenswert.

melanie
3 Jahre zuvor

Sehr viele IPads, die im Unterricht nur eingeschränkt genutzt werden können, da wir in der Schule kein WLAN haben. Meine Schule ist ein Neubau, Einweihung von sieben Jahren!, da war aber auch noch nicht klar, dass sich das Internet durchsetzen würde! (Ironie aus)

Andre Hog
3 Jahre zuvor

Fakt scheint doch zu sein, dass die KM der Meinung sind, dass Lernen auf Distanz (LaD) kein adäquater Ersatz – vielleicht noch nicht einmal im Ansatz eine sinnvolle Ergänzung – zum Präsenzunterricht sein kann, denn ansonsten hätten sie sich nicht so vehement gegen den Distanzunterricht und für den Präsenzunterricht ausgesprochen. „Nichts ist so gut, wie Präsenzunterricht – da kann es im Klassenraum 8 bis 12 Grad Celsius haben, ein erhebliches Risiko, sich mit einer pandemischen Seuche anzustecken inkludiert sein, ein permanentes organisatorisches Rein- und Raus ohne Strukturen usw. usf. geben – der Präsenzunterricht ist unschlagbar“ (könnte ein Zitat von Donna Ferrone, HusarenYvi oder anderen Deppen aus der KMK sein…da die alle den gleichen Mist verbreitet haben spielt das hier keine Rolle) – also werden die doch nun einen Dreck tun, um die gemachten Erfahrungen zu positivieren, sinnvolle Empfehlungen für die Zukunft daraus zu entwickeln oder die sich als eindeutig positiv und praktikabel erwiesenen Effekte vorantreiben. Denn damit würde sie sich selber widersprechen. Nur das Gehampel mit den Tablets oder mit digitalen Medien macht noch keinen guten Unterricht – das ist Fakt. Natürlich kann ich Apps, wie z.B. Mentimeter verwenden, die es ermöglichen eine spontane Meinungsumfrage durchzuführen…ich kann aber auch einfach die SuS bitte, zu bestimmten Positionen die Hand zu heben. Geht schnell, ohne Tablet, ohne Strom, ohne Systemadministration usw. und die Tafel kann ich als System innerhalb von zwei Sekunden „hochfahren“.
Also: was soll der ganze Zirkus, wenn wir die definitiven Vorteile – nämlich aus der Distanz zu unterrichten – nicht nutzen sollen, weil (s.o. ) das kein adäquater Ersatz für Präsenzunterricht ist…stehe ich vor der Klasse mit einem vernünftigen Lehrbuch, einer Grundausstattung an Medien, einer Tafel und Kriede, dann habe ich alle Möglichkeiten, die ich brauche, um guten Unterricht zu machen.

Georg
3 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

Die Kultusminister haben den Standpunkt, dass die Eltern arbeiten gehen können sollen, wobei die Kinder in vielen Fällen stören. Aus dem Grund gibt es ja auch die Ganztagsschulen. Gleichzeitig soll das alles möglichst wenig kosten, insbesondere sind Systemadministrator in Vollzeit teurer als der Informatiklehrer, der das für vier Entlastungsstunden nebenbei übernimmt.

Viva
3 Jahre zuvor

Meine Erfahrung mit dem Distanzunterricht als beobachtende Mutter sind durchweg positiv. Sowohl die Schule als auch die Schüler(innen) sind allerdings technisch sehr gut ausgestattet und die Lehrer(innen) sind sehr engagiert. Lediglich einige ältere Lehrer(innen) tun sich etwas schwer, improvisieren aber durchaus erfolgreich und/oder finden sich da auch immer mehr rein. Allerdings befürchte ich, dass so manche Schule im digitalen Denken weiter ist als das Kultusministerium.

Es war Solingen. Gebauer überreichte einen dicken Scheck für die Digitalisierung der Solinger Schulen und grinste stolz in die Kamera bei der Übergabe. Als dann in der Pandemie um die Möglichkeit gebeten wurde, aus Infektionsschutzgründen mehr auf Distanzunterricht zu gehen, wurde das von ihr und Laumann untersagt, obwohl sie wussten, dass bei dieser guten Ausstattung der Schulen dort das alles funktionieren würde.

Ich glaube, die Schulen könnten viel mehr in diese Richtung leisten, wenn sie nicht ausgebremst würden. Und davon abgesehen ist Distanzunterricht eine bedeutende Schutzmaßnahme in der Pandemie. Ja, auch das sehen die Kumis anders.

Kurzum: Die Kumis sind nicht innovativ genug. Sie hinken ihrer Zeit hinterher. Sie wirken ausbremsend. Langsam. Halbherzig. Kontraproduktiv. Geizig. Ja, und deshalb glaube ich nicht wirklich mit diesem Klotz am Bein an eine Veränderung. An eine kurzfristige schon gar nicht.

Fufuchs
2 Jahre zuvor

Ich möchte auf keinen Fall zulassen, dass nach der Corona Krise die Digitalisierung wieder aus der Schule verschwindet, weil ich früher schon davon überzeugt war, dass die Schule unseren Kindern und Jugendlichen nicht nur unsere Kultur sondern auch den Zugang zur Arbeitswelt und die Einsicht in die globalisierten Welt garantieren muss. Und dazu gehört nun auch die Digitalisierung. Wer führt denn heute Mappen im Büro? Wer reist denn heute in ferne Länder, um ein Archiv zu schauen oder ein Forschungsergebnis zu sehen? Wie arbeitet man denn gemeinsam mit Kollegen derselben Firma in anderen Ländern? Wie zeichnet man denn architektonische Projekte, führt Lagerbestände, schreibt Geschäftskorrespondenz? Alles digital, also bitte! Welche Rolle spielt denn dann die Schule, die digitale Kompetenz außen weglässt?
Die Frage, die mich also eher beschäftigt ist, wie wir die aus der Not eingeleiteten Digitalisierungsansätze systematisieren können. Wie könnte ein Konzept aussehen, dass einen sinnvollen, gut durchdachten, nachhaltigen Übergang schafft zur Digitalisierung im Präsenzunterricht?