Test-Chaos: Weiterführende Schulen in Sachsen öffnen vorerst doch ohne Testpflicht

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DRESDEN. Ohne Corona-Test kein Schulbesuch an Gymnasien und Oberschule – so war eigentlich der Plan in Sachsen zur Wiedereröffnung nächsten Montag. Doch noch stehen nicht überall genügend Selbsttests zur Verfügung. Deshalb gibt es jetzt zunächst Schulöffungen ohne Tests. Kritik gibt es nicht nur von der Gewerkschaft.

Ankündigung widerrufen: Sachsens Kultusminister Christian Piwarz. Foto: Sächsisches Kultusministerium / Ronald Bonss

Zum Unterrichtsbeginn an weiterführenden Schulen in Sachsen gilt vorerst keine Corona-Testpflicht. «Sobald die Selbsttests in ausreichender Stückzahl bei der Schule eintreffen, wird eine wöchentliche Testung der Schüler ab Klasse 5 verpflichtend», sagte Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Donnerstag. Für Personal sind dann zwei Selbsttests pro Woche Pflicht. In der aktuellen Corona-Schutzverordnung ist eine Testpflicht für Schüler ab Klasse 5 und das gesamte Personal an Schulen vorgesehen – allerdings unter der Voraussetzung, dass es genügend Selbsttests gibt. Piwarz hatte ursprünglich den 15. März als Zielmarke genannt. Die Regelung sieht vor, dass die Schule nur besucht darf, wenn ein negatives Testergebnis vorliegt.

«Dennoch wird geöffnet, trotz hoher Fallzahlen und der Gefahr, dass sich die Mutationen ausbreiten»

Bis ausreichend Selbsttests vorhanden sind, können sich Lehrer und Schüler an den Schulen freiwillig einem Antigen-Schnelltest unterziehen. Diese stehen laut Ministerium an allen Schulen ausreichend zur Verfügung. Die Tests sind allerdings erst ab Klasse 7 zulässig. Die Linke im Landtag kritisierte daher, dass die Klassenstufen 5 und 6 nun ohne Tests dastünden. «Dennoch wird geöffnet, trotz hoher Fallzahlen und der Gefahr, dass sich die Mutationen ausbreiten», so die Abgeordnete Luise Neuhaus-Wartenberg. Die Grünen warnten vor einer Schulöffnung um jeden Preis. «Die Öffnung der Schulen ohne sichere Teststrategie ist aus meiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt falsch», so die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Christin Melcher. Gerade angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens sei eine effektive Teststrategie essenziell.

«Die verpflichtenden Tests waren die Voraussetzung für die Öffnung der weiterführenden Schulen», kritisierte die Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Uschi Kruse. Sie forderte, die Schulen erst zu öffnen, wenn genügend Selbsttests vorhanden seien und die Schulen genügend Zeit für die Vorbereitung hätten. Das ist aus Sicht der GEW erst nach Ostern möglich. «Ab kommendem Montag werden unbemerkt Infektionen in die Schulen eingetragen. Ganz Sachsen drohen damit Zustände, wie wir sie im Vogtland gerade erleben», so Kruse.

Das Ministerium verwies darauf, dass rund 1,5 Millionen Selbsttests bestellt wurden. Sie sollen Ende der Woche geliefert werden. Noch am Wochenende soll die Verteilung an die ersten Schulen erfolgen, hieß es. Die Selbsttests könnten ohne geschultes Personal individuell durchgeführt werden, der Abstrich werde lediglich im vorderen Nasenbereich gemacht.

Bei den Schulöffnungen dürfe man nicht allein auf die Inzidenzen schauen, meint die Gesundheitsministerin

Bei den Schulöffnungen dürfe man nicht allein auf die Inzidenzen schauen, betonte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Donnerstag. Tests und Impfungen von Lehrern seien wichtige Voraussetzungen, so Köpping. «Die Schulen müssen offen bleiben. Aber das geht nur, wenn man Voraussetzungen hat. Und die wollen wir jetzt schaffen.» Sie gab sich zuversichtlich, dass die Selbsttests anlaufen. «Auch wenn es sich vielleicht noch um eine Woche verschiebt.» Zudem stellte die Ministerin in Aussicht, im Kabinett darüber zu diskutieren, Lehrer generell zu impfen. Bisher können sich in Sachsen lediglich Lehrer an Grund- und Förderschulen gegen das Coronavirus impfen lassen.

Für 240.000 Schüler beginnt damit am Montag nach monatelangem Lernen zu Hause wieder der Präsenzunterricht. Allerdings in einem Wechselmodell, um kleinere Klassengrößen und damit genügend Abstand zu ermöglichen. Kitas und Schulen schließen laut derzeitigen Regeln erneut, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 in einer Region fünf Tage lang überschritten wird. So sind etwa im Corona-Hotspot Vogtland Kitas und Schulen bereits wieder geschlossen. News4teachers / mit Material der dpa

Vor Schulöffnungen am Montag: Chaos um Corona-Schnelltests für Schüler und Lehrer! Wie sollen sie ablaufen? Wer nimmt sie ab?

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5 Kommentare
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CK K
3 Jahre zuvor

Wird doch überall ähnlich sein….
In NRW ist keine Teststrategie an Schulen in Sicht. Wir sollen also alle 1x in der Woche irgendwo hin. Wohin wissen wir nicht. In Dortmund spricht sich der Chef des Gesundheitsamtes gegen Schnelltests aus!
Was das in der Konsequenz bedeutet, male ich mir gerade aus.
Herr Spahns tolles Versprechen, alle Bürger könnten sich kostenlos testen lassen, wird nicht durchführbar sein.
OK, ich fange schon mal an zu sparen. 2 Lehrereltern, 1 Schülerkind. Selbsttests vom Discounter ebenso wie Masken.
Und Nein- ich bin nicht verbeamtet und verdiene ein „Vermögen“..

KatjaSN
3 Jahre zuvor

Aus dem Landkreis, der im Dezember zeitweise 700er Inzidenzen hatte:

„Eindringlicher Appell von Landrat Bernd Lange:
Landrat Bernd Lange wendet sich angesichts der steigenden Inzidenz im Landkreis Görlitz erneut an die Bevölkerung: „Ich stelle mit Erschrecken fest, dass trotz der Mahnungen und dringenden Bitten, die Regeln einzuhalten, die Infektionen wieder zunehmen, vor allem in den Bereichen, wo viele Kontakte stattfinden, nämlich in Schulen, Kitas und Horten. Meine Bitte an alle: Halten Sie die allgemeinen Hygieneregeln und Kontaktbeschränkungen ein! Es droht ansonsten die Notwendigkeit von Maßnahmen, die wir allesamt nicht wollen, insbesondere die Nicht-Öffnung von Schulen, die Schließung von Kitas sowie andere Beschränkungen entsprechend der Rückfallregelung laut Sächsischer Corona-Schutz-Verordnung bei erhöhter Inzidenz.““

Der Appell macht wenig Sinn, solange die Schulen nicht geschlossen werden. Es ist zum verzweifeln.

https://www.kreis-goerlitz.de/city_info/webaccessibility/index.cfm?item_id=873097

Jan aus H
3 Jahre zuvor

Hmm… die Bremsen an meinem Auto gehen nicht mehr. Der Werkstatttermin ist aber vermutlich erst in drei Wochen. Es ist aber wichtig, mobil zu sein. Also fahre ich einfach so?

So in etwa ist das, was da gerade abgezogen wird. Die Schulöffnungen wurden durchgesetzt mit dem Ansatz „viel testen“. Jetzt gibt es – wie erwartet – nicht genug Testmöglichkeiten oder auch gar keine. Was macht man? Sinnvoll wäre es, die Schulen solange geschlossen zu lassen, was ganz nebenbei auch massiven Druck aufbauen würde, die Sache mit den Tests zu beschleunigen. Statt dessen lässt man das mit dem Testen und macht trotzdem aus. Unglaublich…

Jule aus T.
3 Jahre zuvor

Sehe es wie Jan aus H. Als ob es auf diese eine Woche ohne Distanzunterricht noch ankommen würde. Lasst die Schulen doch bitte solange zu, bis genügend Tests da sind.
So werden wir doch nur unnötig dem Risiko ausgesetzt, dass sich das Virus weiterhin ungehindert verbreitet und der nächste große Lockdown kommt.

Ramona Fiedler
3 Jahre zuvor
Antwortet  Jule aus T.

Da gebe ich dir recht, auf eine Woche Distanzunterricht kommt es wirklich nicht drauf an, in den Schulen sind keine Test angekommen. Ich würde das Risiko auch nicht eingehen, ohne genügend Tests die Schulen zu öffnen