Testpflicht für Schüler – GEW: Bildungsministerium stürzt Schulen ins Testchaos

18

KIEL. „Wieder einmal scheint das Ministerium aus seinen Fehlern der Vergangenheit nicht gelernt zu haben. Wieder einmal stürzt das Bildungsministerium die Schulen in ein Organisationschaos“, sagt die schleswig-holsteinische GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke. Der Anlass: Pünktlich zum Start der Osterferien hat das Bildungsministerium Pläne zur Einführung einer Testpflicht an den Schulen veröffentlicht. Unmittelber nach den Ferien soll es losgehen.

„Macht mal“: Die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke. Foto: GEW Schleswig-Holstein

Grundsätzlich begrüßt die GEW, dass neben dem Personal an Schulen nun auch die Schülerinnen und Schüler zwei Mal pro Woche ein Testangebot vom Land bekommen sollen. Und auch eine Testpflicht kann aus Sicht der GEW ein wichtiger Beitrag zu mehr Sicherheit an Schulen sein. Aber, so moniert Henke: „Dass die Umsetzung nun voll und ganz den Schulen aufgeladen werden soll, ist ein Unding! Die Lehrkräfte haben mit Unterricht, Wechsel- oder Hybridunterricht und Prüfungen hinlänglich zu tun, nun sollen sie noch Testzentren für alle aus dem Boden stampfen.“

„Klassenräume werden zu Testzentren, Lehrerinnen zu Testpersonal. Das geht so nicht!“

Während es in Bürgertestzentren gesondertes Personal und zusätzliche Räume gebe, sollen Lehrkräfte dies ungeschult und ungeschützt nebenbei erledigen, kritisiert die Gewerkschafterin die Ankündigungen der Bildungsministerin. „Zwei Wochen nach der Einführung freiwilliger Tests an Schulen mit ehrenamtlichen und freiwilligen Helfern, sollen die Pläne wieder über den Haufen geworfen werden. Jetzt heißt es: Klassenräume werden zu Testzentren, Lehrerinnen zu Testpersonal. Das geht so nicht!“

Anzeige

Aus Sicht der GEW brauchen Schulen dringend Unterstützung: in erster Linie Personal für die externe professionelle Durchführung der Test, aber auch geeignete Räume zum Testen – etwa Zelte vor den Schulen. Hier seien auch die Schulträger gefordert für ihre Schulen Testmöglichkeiten zu schaffen oder zumindest zu unterstützen. „Außer Ankündigungen und Erwartungen wird nichts seitens des Ministeriums organisiert. Viele Fragen sind weiter offen. Ungeklärt ist sowohl  das Vorgehen, wenn Kinder sich nicht testen lassen wollen, aber auch das Testangebot für Kinder mit Förderbedarf, die sich nicht selber testen können.“

„Aus den Schulen kommen viele Rückmeldungen, dass die Selbsttestung durch Schüler*innen vielerorts nicht gut funktioniert“

Deutliche Kritik kommt von der GEW auch zur verpflichtenden Beaufsichtigung der Selbsttests durch Lehrkräfte. „Aus den Schulen kommen viele Rückmeldungen, dass die Selbsttestung durch Schüler*innen vielerorts nicht gut funktioniert oder sie zumindest sehr aufwändig betreut werden müssen. Solange es keine externe Unterstützung für Schulen gibt, sollten Schüler*innen mit einem größeren Unterstützungsbedarf – z.B. Grundschüler*innen – zuhause von den Eltern getestet werden. Das scheint uns auch pädagogisch am sinnvollsten!“, so Astrid Henke.

Henke spricht von „faulen Ostereiern“, die Bildungsministerin Karin Prien (CDU) den Schulen ins Nest gelegt habe: „Gut zwei Wochen nach dem ‚Macht mal‘ kommt jetzt das ‚Macht Mal – aber bitte verpflichtend!‘ Unterstützung? Fehlanzeige!“ News4teachers

Testpflicht für Lehrer und Schüler in Schleswig-Holstein nach Ostern

 

 

 

 

 

 

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

18 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Defence
2 Jahre zuvor

Hat da die GEW endlich mal etwas auf den Punkt gebracht?
Formuliert ist es schon einmal und jetzt muss die Gewerkschaft Mittel und Wege finden richtigen Druck aufzubauen und die Lehrerinnen und Lehrer in diesem Punkt zu vereinen. Möglichkeiten aufzeigen, wie man dem Irrsinn entgehen kann. Das Erwähnen in irgendwelchen Interviews allein, reicht nicht!

Aus Gelaugt
2 Jahre zuvor

Heute, kein Aprilscherz, wurden 500 Selbsttests geliefert. Das Gute ist, ich musste nicht bis 16 Uhr darauf warten, so wie an den beiden Freitagen vor den Ferien. Nein, kamen morgens und sie wurden nicht,  wie  vom obersten Dienstherrn mitgeteilt, nochmals mit Lieferzeit per Mail angekündigt. Und was dann? Unterrichtsfreie Zeit/Urlaubstage unterbrochen und die Testteile aus den 20iger Packs in Zweierpacks umgepackt. Mit Anwendungsbeschreibung gut verpackt für 90 Schülerinnen und Schüler die in der Woche nach den Ferien am Präsenzunterricht teilnehmen. Brauchte nur 3 Stunden dafür. 15 Pakete müssen nun noch für die Kinder der Notbetreuung vereinzelt werden und natürlich die restlichen 395 für die zweite und dritte Schulwoche nach den Ferien. Dann hoffen wir auf weitere Lieferungen und freuen uns direkt darauf, diese wieder anzahlgerecht zu verpacken. Dauert sicher immer noch drei Stunden. Stillschweigend wird diese Art der Arbeitszeit einfach wieder obenauf gerechnet. Denn weiterhin gilt, normaler Unterricht + Distanzlernen und Kontrolle der Distanzlernaufgaben und Leitungstätigkeit+ Verwaltungsaufgaben.  Eltern motivieren, die ihr Kind aus dem Präsenzlernen genommen haben, das Kind zum Schreiben einer Klassenarbeit, die Teilnahme daran ist Pflicht, in die Schule zu bringen. Diese Kinder müssen dann seperat in eigentlich nicht vorhandenen Räumen von eigentlich nicht vorhandenem Personal beaufsichtigt werden, denn in ihre Lerngruppe können sie für diese eine Stunde nicht gehen. Da geht der Gesundheitsschutz vor.
Meine Motivation schleicht sich gerade, ob ich sie Ostern finden werde?

Tacheles
2 Jahre zuvor

Gut gemeint, aber die Vorschläge von der GEW helfen nicht weiter. Eine Testpflicht, die nicht kontrolliert wird, ist wirkungslos. Da die GEW Recht damit hat, dass Tests in der Schule auch nicht funktionieren, bleibt eigentlich nur die Lösung, konsequent die Schulen zu schließen. Ein „Freitesten“ funktioniert eh nicht, das haben die Wissenschaftler schon vorher gesagt und Österreich hat es eindrucksvoll bewiesen.

Adiemus
2 Jahre zuvor

Ich verstehe diese ganze Testerei lediglich als Augenwischerei!

Wer führt diese Tests durch? Wohin mit dem medizinischen horrenden Abfall? Was macht diese Prozedur mit den jungen Kindern?
Tests schützen nicht, sie decken lediglich auf!
Wieso wird das Geld für diese Tests nicht in Luftfilteranlagen und Plexiglasscheiben investiert? Warum werden unsere Schulen nicht TATSÄCHLICH und auf Dauer pandemiesicher gemacht?
„Der Karren wird vor die Wand gesetzt“- und wir alle sitzen drin. Das Schuljahr ist jetzt schon vorbei.
Ab jetzt sollten kreative, flexible, wachsame und am Menschen sich orientierende Fachleute unterschiedlichster Disziplinen ans Werk gehen, um ein komplett anderes „Bildungssystem zu „stricken“!
Wir sind auf dieser Schiene so traurig verarmt, da sollte es jetzt endlich lebendiger, potenzialentfaltend und zwischenmenschlich positiver werden.
Ich hoffe auf ein komplett saniertes Bildungssystem!

Elly
2 Jahre zuvor
Antwortet  Adiemus

@Adiemus: da hoffen Sie mal schön weiter…so wünschenswert dies wäre: ich tippe darauf, dass Privatschulen, die sichere Lernbedingungen (Virenfilter, Platz etc pp) anbieten, vermehrt Zulauf von jenen, die sich dies leisten können/wollen, erhalten. Die staatlichen Schulen mitsamt ihren Beförderungsbedingungen werden prekär bleiben, sich die Kluft zwischen arm und reich somit noch deutlicher zeigen.

Gustav
2 Jahre zuvor

Warum lässt die GEW es nicht einmal von einem unabhängigen Gutachter untersuchen, ob LuL dazu verpflichtet werden können.
Ein geschulter Beamtenrechter braucht dafür vielleicht 10 Minuten.
Dann Kolleginnen und Kollegen aufrufen, es nicht umzusetzen, fertig.
Kann doch nicht so schwer sein.

Mama51
2 Jahre zuvor

Wie ich an anderer Stelle bereits geschrieben habe:
ICH werde weder diese Testerei begleiten noch anleiten noch beaufsichtigen…
Nicht nur, weil ich noch nicht geimpft bin oder weil ich bereits weit über 60 Jahre alt bin, sondern:
Unsere Arbeitsplatzbeschreibung ist eindeutig eine andere!
Leute, wehrt euch!!!! „Sie“ können uns nicht alle feuern!!!

Elly
2 Jahre zuvor

Ich verstehe jeden, der sein Kind diesem Risiko nicht aussetzen will. Wenn testen, dann nur zeitlich und räumlich VOR der Schule, anstatt im Klassenraum. Wie vielen Risiken sollen die Schüler und Lehrer denn noch zu ungeschützt ausgesetzt werden?! Ich glaub, es geht los!

Bernd Müller
2 Jahre zuvor

Eine ärztliche Schweigepflicht würde auch für Euch Lehrer zutreffen! Hier eine Erklärung: https://www.aerztekammer-bw.de/10aerzte/40merkblaetter/10merkblaetter/schweigepflicht.pdf

Anne
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd Müller

Ich bin Lehrerin, keine Ärztin. Wo kein Arzt, da keine ärztliche Schweigepflicht.

Petra
2 Jahre zuvor

So so Eure Arbeitsplatzbeschreibung gibt das nicht her. Meine gib auch nicht her, den Lehrer zu spielen und das kostenlos. Alle Beamten sollten mal auf ihre Ernennungsurkunde gucken. IHR GEHÖRT DEM STAAT. Ihr seid Stastsdiener. Diener. Ihr habt das zu machen was dem Staat nützt. Und wenn es Kartoffeln sammeln auf dem Feld ist. Wieviele Lehrer sind in Frankreich, Schweiz, Schweden gestorben? Richtig keiner. Also alle Beamten schnell um Entlassung bitten und der Rest kündigt bitte. Wir Eltern aus der Wirtschaft übernehmen als Externe ab jetzt den Unterricht. Ist ja nicht so schwer. Sowie an vielen Privatschulen jetzt schon. Die Grundschule schafft jeder mit Realschulabschluss und 20 Jahre Berufserfahrung. Die Oberstufe dann nur Akademiker aus dem jeweiligen Fachgebiet. Wir brauchen Euch nicht. Ihr seid Schuld, was den Kindern angetan wird. Eure übertriebene Panikmache ist Ursache für diese sinnlose Testerei. Bitte kündigt alle. Wir Eltern kommen in die Schule und machen das schon. Euer Beruf ist nutzlos geworden. Alle Vorurteile sind wahr. Müsst ihr tatsächlich euren Urlaub unterbrechen? Ohh wie schrecklich. Oder Überstunden machen? Willkommen in der Realität. Solange die Kinder sich in der Schule treffen dürfen und Fachwissen vermittelt bekommen, reicht das für ihre Entwicklung. Und das schaffen wir ohne Euch. Also nur Mut kündigt. Schließt euch zusammen und kündigt. Wir Eltern aus der Wirtschaft stellen uns sehr gerne mit FFP2 /3 Maske vor eine 30 Mann starke Klasse hinter selbst gekaufter Plexiglasscheibe. Ohne das die Kinder zwangsweise getestet werden. In der Schweiz müssen die Kinder unter 12 keine Maske tragen. Kein Lehrer tot. Bei mir müsste keiner eine tragen. Und ich bin Bluthochdruckpstient. Also los kündigt und schämt euch das andere die Kinder ausbilden die Euren Wohlstand mal finanzieren sollen.

Kaum zu glauben
2 Jahre zuvor
Antwortet  Petra

Ich finde es unerträglich, dass Sie hier immer von „wir Eltern“ sprechen!
Wenn Sie schon so einen ausgemachten Unsinn verzapfen, sprechen Sie bitte in Zukunft nur für sich selbst, und versuchen Sie hier nicht den Eindruck zu vermitteln, Sie vertreten einen Großteil der Eltern!
Ich für meinen Teil (und auch Alle Eltern die ich kenne), möchte mitnichten den Job eines Lehrers übernehmen, weder zu Corona Zeiten, noch im Normalmodus.
Ich bin wirklich überaus dankbar, für jeden Lehrer, der trotz dem enormen Frust und der Mehrbelastung im vergangenen Jahr, versucht, zu retten, was noch zu retten ist!

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  Petra

Es gibt keine Arbeitsplatzbeschreibung für Lehrkräfte.

Mama51
2 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

@ dickebank
Ach, schön! dickebank, wie immer, akribisch genau, …und ich hoffte schon, ohne viele und umstândliche Formulierungen ausgedrückt zu haben, dass LuL tatsächlich schon genug zu tun haben, so dass DAS nicht auch noch on Top dazu kommen müsste…
Viele Grüße und ein schönes Osterfest !

Die Elfe
2 Jahre zuvor

Echt jetzt?

Mama51
2 Jahre zuvor

@ Petra
Ei, super, bewerben Sie sich! Wir haben LEHRKRÄFTEmangel!!! Los geht’s! Tüchtige Klugscheißer braucht das Land (leider eher nicht…!)
Es darf gerne im Angestelltenverhältnis sein! (Wie ich!) Da freut sich der Staat als AG ,da spart er Geld!
Na, wie sieht’s denn aus? Nur Mut!

VK
2 Jahre zuvor

@Petra
Frust?
Ist schon etwas anderes sich um ein bis drei Kinder im Homeschooling zu kümmern oder 30 in einem Raum zu haben.
Wenn Die dort solchen Frust wie hier bekommen, dann Nacht Mattes;-)

Eva Molls
2 Jahre zuvor

Ich verstehe immer noch nicht, warum nicht ein negatives Testergebnis allein nicht Bedingung für Präsenzunterricht sein kann. Die Argumente aus dem Ministerium dazu lauten: „wenn die Tests in den Schulen gemacht werden, ist die Beteiligung höher.“ wie bitte was? Wenn ich mein Kind in die Schule schicken will, kann ich mich doch vorher drum kümmern dass es negativ getestet ist. Wenn er/sie nicht in die Schule gehen muss und distanzunterricht bzw. Homeschooling machen kann, dann ist es zur Zeit so wie ich die Minister verstanden habe doch eh das beste, zuhause zu bleiben. Also ist jetzt lockdown oder nicht, ich werde da echt nicht mehr schlau draus. Ja Lockdown, aber noch nicht durchgeimpfte Lehrer müssen Schüler vor Ort anleiten sich selbst zu testen? Und müssen das vermeintlich positiv getestete Kind rausschicken, isolieren und so schnell es geht abholen lassen? Was soll das?