GEW mahnt: Schüler beim Aufholen von Lernstoff nicht überfordern

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BERLIN. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat vor einer Überforderung von Schülerinnen und Schülern beim Aufholen von Lernstoff gewarnt. Es bringe nichts, «Schulstoff in Rekordzeit durchzunehmen, Klausuren und Klassenarbeiten durchzupeitschen. Das stresst nur Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler, ohne dass wahrscheinlich nachhaltig Kompetenzen und Wissen gefördert werden», sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Jetzt gelte es, Druck rauszunehmen.

Lust aufs Lernen? Geht so. Viele Schülerinnen und Schüler kämpfen in der Corona-Krise mit Motivatinsproblemen (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Die Schülerinnen und Schüler seien sehr unterschiedlich durch die Krise gekommen. Deshalb müsse auch individuell geschaut werden, wo Probleme liegen. Einige hätten durch die Pandemie psychische Probleme bekommen. Teilweise falle es ihnen schwer, sich auf schulische Arbeiten zu konzentrieren. Manche hätten auch große Lernrückstände.

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Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder und Jugendhilfe fordert eine Ausweitung der Schulsozialarbeit, um die Folgen der Corona-Krise für Kinder abzumildern. «Wir brauchen an Deutschlands Schulen eine Grundversorgung mit Sozialarbeitern», sagte die Verbandsvorsitzende Karin Böllert den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Für 500 Schülerinnen und Schüler solle es mindestens einen Sozialarbeiter geben. Schon vor der Pandemie habe es im schulischen Normalbetrieb große Probleme gegeben. Der Krisenmodus werde den Bedarf an sozialer Betreuung und spezieller Förderung jetzt noch einmal enorm steigen lassen, sagte Böllert.

GEW-Vorstandsmitglied Hoffmann forderte ferner, Kindern und Jugendlichen «so bald wie möglich ein Impfangebot» zu machen. Sie hätten viele Sozialkontakte, auch könnten Abstände an Schulen schlecht eingehalten werden. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) lehnt eine Corona-Impflicht für Schulen und Kitas analog zur Impfpflicht gegen Masern ab und setzt auf Freiwilligkeit, sobald dies möglich ist. «Ich gehe davon aus, dass dies noch im Sommer der Fall sein wird», sagte Lambrecht dem RND. dpa

Schüler fordern: Druck rausnehmen! Klassenarbeiten erst einmal absagen!

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4 Kommentare
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Vib
2 Jahre zuvor

1 Sozialarbeiter für 500 Schüler?
Hüstel…. Was soll der auf die Anzahl bewirken?

Aber wahrscheinlich besser als nichts… Deprimierend :/

Sandra Kamps
2 Jahre zuvor

Die armen Kinder. Erst ist es der Politik egal, was aus der Bildung wird und wenn der Schaden nun da ist, dürfen die ohnehin schon verunsichert kinder noch Überstunden machen. Und soetwas soll noch pädagogisch sein. Man versteht es wirklich nicht. Wie sollen Lerndefizide von 9 Monaten kompensiert werden? Neben dem üblichen Lernstoff!

Unfassbar
2 Jahre zuvor

Zur Zeit werden die Kids von vielen lieben Kollegen zu geballert mit Leistungskontrollen und schlechten Zensuren. Die Schulleitungen der Sek 1 Schulen bekommen anscheinend ihre Lehrkräfte nicht eingefangen. Da fantasieren einige von halben Klassen die sitzen bleiben. In Nebenfächern werden teilweise zwei Drittel von Klassen gemahnt. Die haben ja alle nix gemacht. In 5 Monaten Homeschooling in Musik von 1 auf 5? Kein Problem.
Ganz im Ernst und so unter uns: die Kids werden es im späteren Leben bestimmt nicht schwerer haben oder einen Cent weniger verdienen oder gar zu schlechteren Menschen werden wenn sie den Lernstoff in Erdkunde Mal ein paar Monate nicht mitbekommen haben. Da entstehen auch keine Lerndefizite. Wenn ich nicht weiß, wie in Nordamerika das Wetter entsteht oder was Schwefelsäure ist oder die Arbeitsblätter in Geschichte nicht ausgefüllt habe, dann ist das eben so. Passierte ja auch einigen schon vorher im normalen Präsenzunterricht und die, so habe ich gehört, habens auch meistens überlebt bisher. Die meisten merken sich das alles sowieso nur bis zur Arbeit, danach brauchen sie den Speicherplatz für das nächste Thema, das dann wieder nur bis zum finalen Abruf gespeichert bleibt. Nennt man in Deutschland LERNEN.
Man sollte sich eher Mal fragen, wieso alle alle Nebenfächer bis zum Abschluss durchexerzierem müssen. Ist ja nicht so, dass ich dank Handy nicht alles in 5 Sekunden gegoogelt habe falls ich es plötzlich brauche. Lernen nach Begabung oder Interesse vielleicht doch Mal wieder ausprobieren? Crazy ich weiß.
Die Kids brauchen jetzt wieder Struktur, reale soziale Kontakte, Leute die ihnen zuhören, Bewegung, frische Luft, Sonne im Gesicht. Und was bekommen sie? Volle Klassenräume, Vormittage unter Atemschutzmasken, Lehrer im Stress, schlechtes Gewissen über all den versäumten Lernstoff, Selbsttests und Leistungskontrollen. Ach ich soll keine Arbeit schreiben im Nebenfach? Nenn ich das halt Hausaufgabenkontrolle oder Kurztest. Kann man dann ja auch noch ein paar machen die nächsten Wochen, sind ja keine Arbeiten.
Der Erlass des Kumis in meinem Bundesland gibt es her, und das ist wirklich erstaunlich wie ich meine, dass ich mein Notenspektrum wohlwollend auf 1 bis 3 oder 4 verkleinere dieses Schuljahr. Es gibt Kollegien, die das so machen. Pädagogische Noten geben. Tut auch garnicht weh. Sind wir nicht alle Pädagogen? Oder waren es irgendwann mal? Oder wären es gerne?
Wer letztes Schuljahr nicht sitzen geblieben wäre und wegen Corona versetzt wurde, kann dieses Schuljahr garnicht sitzen bleiben. Er müsste es freiwillig tun.
Was soll das also?
Es kommt mir so vor, als ob in Schule mittlerweile alles danach ausgerichtet wird, dass es juristisch nicht anfechtbar ist von außen. Alle müssen irgendwie die gleichen Bedingungen bekommen, damit sich keiner benachteiligt fühlen kann und klagt.
Wäre es wirklich um die Schwachen gegangen im letzten Jahr, die warum auch immer Zuhause nicht lernen können, hätte man sich die in die Schule holen müssen. Jeder Klassenlehrer weiß genau, wer das in seiner Klasse ist. Um die ging es aber nie. Und um die wird es auch nie gehen. Sie werden zynisch benutzt um sich politisch zu positionieren und irgendwelche Maßnahmen durchzusetzen.
Wer nach dem Jahr nicht mitbekommen hat, dass wir ein totes Pferd reiten mit unserem Schulsystem in diesem Land, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.
Mach jetzt ne Privatschule auf mit kleinen Lerngruppen, zugewandten Menschen und echten multiprofessionellen Teams die Kinder und Jugendliche ernst nehmen, wo sie sich gut aufgehoben fühlen und mit Freude hingehen und lernen, du wirst dich vor Anmeldungen nicht retten können.
Mal sehen wie lange das tote Pferd noch geritten wird, wahrscheinlich noch lange nachdem die Knochen längst zu Staub verfallen sind. Reden wirs uns weiter schön und klopfen uns selbst auf die Schultern, wie gut wir das alles machen. Darin sind wir ja geübt, das fällt uns ganz leicht. Solange die eigenen Befindlichkeiten weiter gehegt und gepflegt werden, ist doch alles prima. Und jetzt Scheuklappen wieder auf und weiter im Galopp.

Anne
2 Jahre zuvor
Antwortet  Unfassbar

„Die Kids brauchen jetzt wieder Struktur, reale soziale Kontakte, Leute die ihnen zuhören, Bewegung, frische Luft, Sonne im Gesicht.“ Also, wenn Ihre Kinder das ohne Schule nicht hatten, tun sie mir echt leid. Sozialkontakte und frische Luft sind durchaus wichtig, aber nun mal nicht Primäraufgabe von Schulen. Zum Thema „Arbeiten“: Leider gab es in diesem Jahr nicht den Erlass, dass einfach die Halbjahresnote noch mal auf dem Zeugnis erscheint. Irgendwie müssen die Kollegen also zu „verwertbaren“ Noten kommen. Da würfeln auch verboten ist, bleiben nur Klassenarbeiten+mdl. Mitarbeit.