Lehrerverbandschef zeigt sich genervt von Kultusminister Tonne („Was denkt der…?“)

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HANNOVER. In Niedersachsen findet an rund 90 Prozent der Schulen wieder Präsenzunterricht statt, in „halben Klassen“ jedenfalls, die im Wechsel in die Schule kommen. Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR warnt gleichwohl vor Leichtsinn – und reagiert genervt auf eine Bemerkung von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). 

„Ankommen ohne Druck“: Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Foto: Foto-AG Melle, derivative work Lämpel is licensed under CC BY 3.0

„Auch wir freuen uns, dass die meisten Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in Niedersachsen wieder in die Schule zurückkehren können“, sagt Neumann, warnt aber: „Trotz alledem bedarf es weiterer großer Anstrengungen beim Gesundheitsschutz, denn die Rückkehr ist teilweise auch dem Zahlenspielertrick geschuldet, nämlich der Erhöhung des Inzidenzschwellenwertes von 100 auf 165. Der Gesundheitsschutz  darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden, denn die Pandemie ist immer noch gegenwärtig. Fakt ist, dass im Sekundarbereich-I und II noch nicht mal die Hälfte aller an Schulen Tätigen geimpft worden ist und die Schutzwirkung einer Impfung noch einmal zwei bis drei Wochen benötigt. Bei den Schülerinnen und Schülern hat es noch gar keine Impfangebote gegeben. Deshalb müssen weiterhin alle wichtigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Leichtsinn darf dabei nicht aufkommen.“

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Wenig Verständnis zeigt Neumann für Tonnes Hinweis an die Schulen, dass „diese Woche … eine Woche des Ankommens ohne Druck sein [muss]“. Der VNL/VDR-Vorsitzende: „Was denkt der Kultusminister eigentlich von seinen Lehrkräften? Es handelt sich hier um Pädagoginnen und Pädagogen, für die es selbstverständlich ist, dass die Schülerinnen und Schüler erst einmal Zeit zum Eingewöhnen erhalten, wenn sie nach teilweise langer Abwesenheit in die Schule zurückkehren. Außerdem ist diese Woche eine extrem kurze Schulwoche. Die Lehrkräfte vor Ort kennen ihre Schülerinnen und Schüler am besten und gehen verantwortungsvoll situationsbezogen auf sie ein.“ News4teachers

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Klaus Lehmkuhl
2 Jahre zuvor

Alle Lehrer sind inzwischen von ihren zuständigen Ministern und deren Politik genervt . Nicht nur in Niedersachsen .

Mutter aus NDS
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klaus Lehmkuhl

und sogar viele Eltern sind genervt von den Kultusministern. Die KM waren vor Corona für mich kein Begriff, aber nun stehen sie unter voller beobachtung vieler und fallen negativ auf.

Ihrkoenntmichmal
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klaus Lehmkuhl

Ihm zu unterstellen, er würde denken können, ist nach dem letzten Jahr schon sehr wohlwollend von Herrn Neumann.

Die Elfe
2 Jahre zuvor

Zahlenspielertrick? Diesen Trick hat GHT doch willig angenommen. Hat ihn doch keiner gezwungen. In unserer Realität bildet sich so langsam die Tatsache ab, dass sich das Infektionsgeschehen zu den Jüngsten hin verlagert. Immer mehr Kita-Gruppen sind in Quarantäne, so dass unsere SuS direkt oder indirekt durch eine Corona-Infektion ihre Praxisprüfung in den Einrichtungen nicht durchführen können.

Realität
2 Jahre zuvor

Und gestern Abend hat derselbe Kultusminister in den Regionalnachrichten des NDR mal wieder behauptet, dass Schulen sicher seien.
Kann er ja auch, denn er tummelt sich nicht im überfüllten Lehrerzimmer. Das Kollegium erhält jetzt morgen seine Impfung. Im eingegangenen Schreiben stand drin, dass es ja nie Nebenwirkungen bei der Impfungen gibt und dann alle Lehrer nach Himmelfahrt schön unterrichten können. Auf gut deutsch: wenn ihr krank seid, dann nur bis Sonntag. Montag gibt es wieder Dienst nach Vorschrift.
Gleichzeitig zeigen diese Vorgaben von KM mal wieder, dass er das ganze System ins Wanken bringt. Die für diese Woche angesetzten Klassenarbeiten mussten alle wieder gestrichen werden, obwohl unsere Schüler (aufgrund des Inzidenzwertes) die letzten Wochen in der Schule waren. Soviel zum Thema „Intelligenz“.
Im Kollegium ist bei uns, zum Glück, noch kein Kollege/Kollegin erkrankt. Dafür geht es in den Abschlussklassen rum und die ersten Fragen der Eltern kommen auf: Was passiert, wenn man Kind durch Quarantäne weder Haupt- noch Nachschreibttermin wahrnehmen kann? Bisher keine Antwort auf diese Frage.
Hier wird weiterhin mit der Gesundheit von Lehrkräften und Schülern gespielt. Aber immerhin hat der Schulträger jetzt Desinfektionsmittelspender geliefert. Nur leider wurde das Desinfektionsmittel vergessen.
Achso noch ein Nachtrag: 60% der Schüler (Klasse 10) kam heute ungetestet zur Schule. Grund: Sie müssen sich ja heute nicht testen, da sie auch ungetestet die mündlichen Prüfungen im Fach Englisch ablegen dürfen.
Mir fällt da dann nichts mehr ein. In der Theorie hätte die mündliche Prüfung auch noch ohne Maske abgenommen werden könnte, da es sich um eine Sprechprüfung handel. Soviel zum Thema Infektionsschutz.

Ich_bin_neu_hier
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realität

@Realität: „60% der Schüler (Klasse 10) kam heute ungetestet zur Schule. Grund: Sie müssen sich ja heute nicht testen, da sie auch ungetestet die mündlichen Prüfungen im Fach Englisch ablegen dürfen.“ – Weniger Testen = höhere Wahrscheinlichkeit unerkannter Infektionen = schnellere (erneute) Schulschließung und/ oder Nichtteilnahme an weiteren Prüfungen wg. Quarantäne.
Wenn ein erheblicher Teil der Zehntklässler (und deren Eltern) halt nicht über den Tellerrand des (vermeintlichen) eigenen Vorteils blicken kann, dann folgt darauf eben Lernen durch Erfahrung. Trifft dann nur leider auch die Unschuldigen. Aber ein Lernprozess wird jedenfalls initiiert werden.

Besorgte Mutter
2 Jahre zuvor

Ich denke auch, das es mit dem „heiligen“ Testen fuer den sicheren Ort noch mehr Probleme geben wird, zumal wenn die Kinder sich zu Hause testen sollen und ein formloser Satz zum Negativergebnis der Eltern reicht.

Ich weiss nicht, ob querdenkende und maskenverweigernde Eltern ihre Kinder auch dann, wie vorgeschrieben testen…..

Es ist keinerlei Kontrolle, ob wirklich alle Beteiligten negativ sind. Auf der anderen Seite sehr riskant, wenn 15 Kinder gleichzeitig die Masken entfernen und sich Wattetraeger in die Nase schieben.
Vielen Dank, nicht wirklich gut durchdacht.

Ausserdem ist ein Schnelltest ueberall nur 24h gueltig, wenn man irgendwo hin moechte.

In der Schule hingegen reicht es 2xpro Woche.
ES IST JA SCHON EIN SICHERER ORT (ironie off) und das Virus hat Anweisung vom KM vor der Tuer zu warten.
Die Kinder sind ja nur minimum 4-6Stunden mit den Lehrkraeften in einem Raum, der nicht die ausreichende Groesse und keine Filteranlagen hat!!!!!

Мое мнение
2 Jahre zuvor

Welche Auswirkungen Schulschließungen haben, zeigt auch dieser Bericht:

„In den Daten zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Kita-Schließungen und einem zeitlich verzögerten Anstieg der Todesfälle in den Altersgruppen der 60- bis 79-Jährigen und der über 80-Jährigen. Der Verdacht: Wenn Kitas geschlossen sind, müssen berufstätige Eltern ihre Kinder oft mangels Alternativen in die Obhut der Großeltern geben.“

https://www.tagesspiegel.de/wissen/welche-massnahme-hat-welchen-erfolg-was-der-anstieg-der-todesfaelle-bei-senioren-mit-kita-schliessungen-zu-tun-hat/27183624.html?fbclid=IwAR13nZSeRtfKHx4_Xoj89FjCg1Y95XENSOpXAmOi2yeeVnPuRVH-JZVlbiM

Мое мнение
2 Jahre zuvor

Bzw. Grundschul- und Kitaschließungen vor allem natürlich!