STUTTGART. Bundesweit hatten 366 Schulen ihre zukunftsweisenden Konzepte, die sie während der Corona-Pandemie entwickelt haben, eingereicht. Sieben davon wurden nun von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit einer Sonderausgabe des Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Die Kollegien beeindruckten mit besonderen Lern- und Lehrformaten – sowie mit ungewöhnlichen Ideen.
Sieben „hervorragende Schulen“, so heißt es in der Pressemitteilung, aus Hamburg (1), Hessen (1), Niedersachsen (2) und Nordrhein-Westfalen (3) sind mit dem Deutschen Schulpreis 20|21 Spezial ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Mit der Sonderausgabe des renommierten Wettbewerbs zeichnen die Robert Bosch Stiftung GmbH und die Heidehof Stiftung GmbH in Zusammenarbeit mit der ARD und der „Zeit“-Verlagsgruppe nach eigenen Angaben „die besten während der Corona-Pandemie entstandenen Schulkonzepte“ aus. Elf weitere Finalisten erhalten einen Anerkennungspreis in Höhe von 5.000 Euro.
“Die Pandemie entblößt unsere Schwächen im Bildungssystem. Das muss anders werden!”
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Schirmherrschaft über den Deutschen Schulpreis Spezial übernommen und die Preisträger bekanntgegeben. Bei der Preisverleihung in der rbb Dachlounge in Berlin sagte der Bundespräsident: „Deutschland ist nicht da, wo es sein sollte. Die Pandemie entblößt unsere Schwächen im Bildungssystem. Das muss anders werden! Ich weiß aber auch, dass die Pandemie kreative Stärken hervorgebracht hat: An vielen Schulen haben Schulleiterinnen und Lehrer nicht geklagt, sondern in kürzester Zeit umgedacht und beherzt gehandelt. Viele wachsen in dieser schwierigen Zeit über sich hinaus, um für ihre Schülerinnen und Schüler da zu sein.“
Die Corona-Pandemie hat Schulen an ihre Grenzen gebracht. Von einem auf den anderen Tag standen Schulgebäude leer, Kinder und Jugendliche blieben zuhause. Lehrkräfte mussten den Unterricht neu denken und bewährte Strukturen infrage stellen. „Trotz aller Anstrengungen ist die Pandemie für viele Schulen ein Weckruf gewesen“, sagt Joachim Rogall, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung GmbH. „Durch Mut, Tatendrang und Kreativität wurden diese Schulen in den vergangenen Monaten zum Ideenlabor für ein zukunftsfähiges Schulsystem. Das belegen die Konzepte der diesjährigen Preisträgerschulen. Jetzt gilt es, von diesen Erfahrungen zu profitieren und den Schulen die Freiheiten zu ermöglichen, die sie für ihre individuellen Herausforderungen benötigen, beispielsweise beim Einsatz personeller Ressourcen.“
Im Zentrum des Wettbewerbs 2020/2021 standen sieben Themen, die Schulen aktuell besonders beschäftigen. Sieben Themenbereiche hatten sich bei den Bewerbungen herauskristallisiert, deshalb gibt es in diesem Jahr sieben Preisträgerschulen. Dazu gehören beispielsweise digitale Lehr- und Lernformate, das selbstorganisierte Lernen oder die Frage, wie Beziehungen zwischen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern wirksam gestaltet werden können. Insgesamt haben sich 366 Schulen beworben. 121 von ihnen wurden von der Jury des Deutschen Schulpreises für die Teilnahme am Schulpreis-Camp Ende Februar 2021 ausgewählt. Alle nominierten Schulen haben die Möglichkeit, am zweijährigen Schulentwicklungsprogramm des Deutschen Schulpreises teilzunehmen. Eine Bewerbung für den Deutschen Schulpreis 2022 ist ab Juni 2021 möglich.
Im Mittelpunkt des Deutschen Schulpreises steht „die hervorragende pädagogische Arbeit, die viele gute Schulen bereits leisten“
Seit 2006 wird der Deutsche Schulpreis verliehen. Unter dem Motto „Für mehr gute Schulen!“ haben es sich die beiden Stiftungen zum Ziel gesetzt, die Qualität von Schule und Unterricht in Deutschland nachhaltig zu verbessern. Sie unterstützen bundesweit Schulen bei ihrer Schulentwicklung und bieten dazu praxisorientierte Programme für alle Schularten an. Im Mittelpunkt steht dabei „die hervorragende pädagogische Arbeit, die viele gute Schulen in Deutschland bereits leisten“. Diese „Leuchttürme“, so heißt es, machten „exzellente Praxis“ damit sichtbar. News4teachers
Beziehungen wirksam gestalten
Die Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg, 22049, Hamburg, hat im vergangenen Jahr Lernmaterialien und das Schulessen mit dem Bollerwagen verteilt, Unterricht am offenen Fenster gemacht und das besondere Gemeinschaftsgefühl der Schule mit eigens produzierten Videos zu den Familien gebracht.
Schulleiter Björn Lengwenus und sein Team hatten nach einem Weg gesucht, wie die Schule auch in der Pandemie ihre gemeinschaftsbetonende Atmosphäre erhalten kann. Dabei entstand die tägliche YouTube-Show «Dulsberg Late Night» als digitaler Pausenhof und mit Björn Lengwenus als Showmaster. Die Schülerinnen und Schüler waren aufgefordert, sich zu beteiligen. Sie konnten zum Beispiel Videobotschaften schicken, eigene Inhalte produzieren oder an Challenges teilnehmen. «Wie die Schule schülerzugewandt und gemeinschaftsstärkend auf die Herausforderungen der Corona-Krise reagiert, ist beispielhaft», heißt es in der Begründung der Jury.
Bildungsgerechtigkeit fördern
Die Grundschule am Dichterviertel, Mülheim an der Ruhr, 45468, Nordrhein-Westfalen, hat in der Corona-Krise neue Strukturen und Formate für das digitale Lernen entwickelt. So sollten auch die Kinder zum eigenständigen Arbeiten befähigt werden, die beim Lernen keine Unterstützung der Eltern erhalten.
Digitale Lösungen umsetzen
Die IGS Lengede, Lengede, 38268, Niedersachsen, konnte im Lockdown auf einen digitalen, betriebssystemunabhängigen Werkzeugkasten aufbauen und ihren Unterricht weiterentwickeln. Die Schule verfolgt damit ein zentrales Motiv: Chancengleichheit.
Alle Schülerinnen und Schüler individuell fördern
Die Mosaikschule, Marburg, 35039, Hessen, hat Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf auch während der Schulschließungen erreicht. Hier lernen alle Kinder ab ihrem Schuleintritt digitale Medien zu nutzen und selbstständig zu arbeiten. Der Jury zufolge hat die Mosaikschule es geschafft, alle ihre Schülerinnen und Schüler trotz sehr unterschiedlicher Beeinträchtigungen zu fördern. «Ihr Konzept ist auf andere Schulen übertragbar».
Tragfähige Netzwerke knüpfen
Das Evangelische Gymnasium Nordhorn, Nordhorn, 48529, Niedersachsen, schaffte es im Lockdown, seine Kooperationen mit außerschulischen Partnern wie der Universität Göttingen in den digitalen Raum zu übertragen und seine schulischen Netzwerke sogar international zu erweitern.
Selbstorganisiertes Lernen ermöglichen
Mit individuellen Lernplänen, Logbüchern und Lernbüros gelang es der Städtischen Gesamtschule Münster-Mitte, Münster, 48143, Nordrhein-Westfalen, im ersten Lockdown, ihr Konzept des eigenverantwortlichen Lernens in den digitalen Raum zu überführen und dort weiterzuentwickeln.
Zusammenarbeit in Teams stärken
Dank professioneller Teamarbeit hat die Städtische Gesamtschule Körnerplatz, Duisburg, 47226, Nordrhein-Westfalen, Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Elternhäusern in der Corona-Krise nicht verloren und für das Lernen motiviert – mit einem Kollegium, das zur Hälfte aus Quereinsteigerinnen und -einsteigern besteht.
Ich finde das Klasse, wenn man Preise verleiht dafür, wer am Besten das politische Versagen kompensiert.
Das ist ungefähr so, als würde ich einfach gar nicht unterrichten und am Ende einen Preis unter den 2-3 Schülern verleihen, die keine fünf in der Arbeit geschrieben haben.
Außerdem weiß jeder an Schulen beschäftigter, dass solche Preise vermutlich zum Großteil abhängig sind von der Ausstattung der Kommune, da gibt es halt welche Zahlen mehr für ihre Schulen und welche, die bezahlen gar nichts für ihre Schulen, in letztem Fall kann ein Konzept dies niemals kompensieren.
Das ist ein Witz, oder?
Von knapp 43.000 Schulen in Deutschland haben sich 366 im digitalen Zeitalter um diesen Preis beworben und “glänzen” mit digitalen und pädagogischen “Höchstleistungen”? “Schnell umgedacht und beherzt gehandelt?” Was iss´n das?
U.a. in Dänemark legte man in Sachen Digitalisierung vor gut 10 Jahren mal noch intensiver völlig ohne Konzept nach und wuchs an seinen Aufgaben vor Ort. Schwuppdiwupp…fand die Digitalisierung einen praxisorientierten Platz neben der Kreide. Und die Kinder dort sind sicher pädagogisch nicht verwahrlost.
In Deutschland braucht man offensichtlich DAS DIGITALE BRIMBORIUM! Und deswegen passiert eben nichts außer dass man seiner Zeit und anderen Ländern im Zeitgeist hinterherschleicht und das auch noch auf den Rücken unserer Kinder, die in das digitale Zeitalter hineingeboren wurden, dieses so aber nicht in den Schulen wiederfinden.
Vielleicht könnte man so langsam in Deutschland mal akzeptieren, dass es nicht reicht, Gelder für die Digitalisierung bereit zu stellen, die dann nicht abgerufen werden, weil das Prozedere mit dem Medienentwicklungskonzeptdingsbums offensichtlich für die Schulen nicht zu bewerkstelligen ist? Wie wäre es mal mit Unterstützung von Seiten der Kultusministerien? Es gibt tatsächlich Leute, die können sowas … die muss man nur mit Bitte um Unterstützung beauftragen. Wenn man ein Ziel vor Augen hat, sollte man es auch zeitnah erreichen wollen. Und wenn man doch sieht, es stockt in den Ländern in der Umsetzung, lösungsorientiert handeln.
Ich wusste ja bereits, dass in den Schulen – zumindest vor Coronazeiten – Toilettenpapier und Seife und sogar manchmal die Klospülungen fehlen und es offensichtlich niemanden interessiert. Und das ist wirklich schon schlimm genug für alle Beteiligten. Dass Deutschland sich im Zeitalter der Digitalisierung ein solches Armutszeugnis ausstellt, haut dann genau auch in diese Kerbe!
Ich bin entsetzt, WIE schlimm es um die Schulen steht. Und dass unser Bundespräsident keine nennenswerteren Leistungen in Bezug auf die Umsetzung von Lösungskonzepten in der Coronakrise prämieren kann, ist einfach nur traurig. Also MIR wäre es peinlich!
Nach Verabschiedung des Digitalpaktes sollte es doch bereits einen Konsens über einen digitalen Mindeststandard an Schulen geben, der uns alle – insbesondere aber die SuS – besser durch diese Krise bringen würde und auch in der Vergangenheit gebracht hätte. Nicht 7 Schulen, nein alle knapp 43.000 brauchbar! Und das ausdrücklich im Sinne der beschworenen “Bildungsgerechtigkeit”. Hier wäre das Lieblingsunwort der Kultus-Siebenschläfer wirklich dann mal gut angebracht – gestern, heute und auch morgen. Die “Preise” könnte man sich dann auch schenken, wenn man mal so richtig für alle Geld, Personal und Anerkennung investiert hat. Echter Stolz und gegenseitiges Schulterklopfen wäre allerdings auch schon schön genug.
Und was das eigentliche Thema angehet. Ja, das sehe ich auch so.
Matrix Gesellschaft.
So ein Schwachsinn!
Alle, in Worten “alle” Schulen sind professionell und sehr flexibel, seit 1.5 Jahren. Pfleger bekommen Applaus und Coronabonus, Lehrer bekommen Schelte. Alles wie immer. Wundert es jemanden, dass wir Lehrermangel haben? Besonders in der Grundschulen, da arbeiten nämlich die schlechtbezahltesten Akademiker des Landes.
Dieser Akzent auf zusammen und Gruppenarbeit und die ganze Wichtigkeit dessen gerade in der Schule kann man eigentlich in einer realen westlichen Welt nicht mehr nachvollziehen.
Es ist gerade umgekehrt gekommen. Viele Generationen sind egoistischer, geschlossener und inkompetenter geworden als Team gut zu funktionieren. Fast in jeder Firma kann man dies sehr gut beobachten.
Diese ganze Propaganda ist einfach nichts zu Nutze.
Mobbing ist überall präsent geworden. Und mit der Zeit ist ein Teil der angenommene „fortgeschrittene“ Gesellschaft geworden.
Man beachtet es nicht mehr als ein gesellschaftliches Problem, kämpft sogar nicht mehr dagegen.
Oder andersrum gesagt. Es war ein Teil der Gesellschaft seit immer, nur vor 300 oder 1000 Jahren wurde es nicht so genannt.
Alles in allem, lächerlich das Ganze.
Pure Matrix.