Schulöffnungen: Niedersachsen folgt (anders als NRW) den Empfehlungen des RKI

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HANNOVER. Angesichts der sich zunehmend entspannenden Corona-Lage wechseln Schulen und Kindergärten in Niedersachsen vom 31. Mai wieder in den Präsenz- und Regelbetrieb. Voraussetzung sei, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in den jeweiligen Kreisen und Großstädten stabil unter 50 liegt, kündigte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Freitag in Hannover an. Das entspricht den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts.

Das Robert Koch-Institut in Berlin ist laut Eigendarstellung die „zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention“. Foto: Shutterstock

«Die Perspektive für mehr Angebote für Kinder und Jugendliche, für mehr Präsenzunterricht ist positiv», sagte Tonne. «Das haben die Kinder und Jugendlichen und die Familien nach einer entbehrungsreichen Zeit verdient.» Eine verlässliche stabile Lage mit niedrigen Infektionszahlen sei die Grundlage für den Regelbetrieb der Bildungseinrichtungen. Derzeit befinden sich bereits wieder praktisch alle Schulen im Wechselunterricht mit geteilten Klassen. Auch die Kindertagesstätten kehrten zumeist in den eingeschränkten Regelbetrieb zurück.

Der Schritt zum Szenario A mit täglichem Schulbesuch im Präsenzunterricht ist möglich, wenn der Inzidenzwert von 50 an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unterschritten wird. Dasselbe gilt in den Kindertagesstätten für den Wechsel ins Szenario A, mit dem die Pflicht zu festen Gruppen entfällt. Der Schritt zurück ins Szenario B wird erforderlich, wenn eine Inzidenz von 50 an drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten wird. Im landesweiten Durchschnitt lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag bei 47,1. Die Test- und Maskenpflicht für den Schulbesuch wird aufrechterhalten.

Nicht alle Bundesländern die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts, das oberhalb einer Inzidenz von 50 kleinere Lerngruppen vorsieht, Wechselunterricht also, um die Abstandsregel in den Klassenräumen einhalten zu können. Nordrhein-Westfalen etwa hat angekündigt, die Schulen am 31. Mai für den vollen Präsenzunterricht öffnen zu wollen, wenn der Inzidenzwert unterhalb von 100 liegt, wie News4teachers berichtet.

Warum die Inzidenzen unter Schülern bundesweit deutlich höher als die im Bevölkerungsdurchschnitt sind, erklärte Tonne nicht

Niedersachsens Kultusminister verwies gleichwohl darauf, dass sich bei den systematischen Schnelltests an Schulen gezeigt habe, dass es bei Schülern und Personal nur geringe Infektionszahlen gebe: 2.100 Infektionen bei Schülern und 180 bei Schulbeschäftigten seien entdeckt worden; 8,4 Millionen Test an Schüler und Personal wurden bislang ausgegeben. Rund drei Viertel aller niedersächsischen Lehrkräfte seien zudem inzwischen mindestens ein Mal gegen das Coronavirus geimpft worden. Warum die Inzidenzen unter Schülern bundesweit deutlich höher als die im Bevölkerungsdurchschnitt sind, erklärte Tonne nicht.

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Auch das lässt sich mit „nur geingen Infektionszahlen“ unter Schülern nur schlecht in Einklang bringen: Niedersachsen strebt dem Kultusminister zufolge Impfaktionen für Schüler ab zwölf Jahren wenn möglich noch vor den Sommerferien an. Voraussetzung sei eine Zulassung von Impfstoffen für Kinder ab diesem Alter und die Lieferung von genügend Impfstoff. Ein Impfangebot für Schüler ab zwölf Jahren sei dann auch in den Schulen denkbar. Die Sommerferien in Niedersachsen beginnen am 22. Juli.

Der FDP-Bildungsexperte Björn Försterling begrüßte die Rückkehr der Schüler in die Schulen. «Minister Tonne muss aber sicherstellen, dass nicht jedes Schwanken in den regionalen Inzidenzwerten auch zu einem Hin-und-her-Schwanken zwischen den Unterrichtsmodellen führt.» Corona-Ausbrüche, die sich gut isolieren ließen, sollten in einem Landkreis nicht automatisch zu einem Abbruch des Präsenzunterrichts führen. Außerdem müssten den Schülern Aufholangebote auch in den Sommerferien gemacht werden, um die Folgen der vergangenen Pandemiemonate einzudämmen.

Lehrerverbände pochen auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz für Lehrkräfte und Schüler

Die GEW forderte für weitere Schulöffnungen ab dem 31. Mai, den Gesundheitsschutz der Beschäftigten sowie den Unterstützungsbedarf der Schüler angemessen zu berücksichtigen. Außerdem beseitigten die aktuellen Öffnungspläne keineswegs die Finanzierungsmängel der Vergangenheit. So könnten die Abstände durch zu kleine Räume und zu große Klassen vielerorts nicht eingehalten werden.

Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VDR) begrüßte die Schulöffnungen, pochte aber ebenfalls auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Deshalb sei es gut, dass die bisherige Test- und Impfstrategie beibehalten werde, auch wenn Selbsttestungen nicht dazu führen dürften, sich in falscher Sicherheit zu wähnen, sagte der Verbandsvorsitzende Torsten Neumann. «Wir begrüßen daher die Absicht der Landesregierung, allen Schülerinnen und Schülern ab zwölf Jahren ein Impfangebot unterbreiten zu wollen, sobald die bundesweite Impfzulassung erfolgt ist.» News4teachers / mit Material der dpa

Sorge vor Jojo-Effekt: Bei Kindern und Jugendlichen sinken die Infektionszahlen – gehen die mit den Schulöffnungen wieder rauf?

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Koogle
2 Jahre zuvor

Noch ein paar Wochen Wechselunterricht bis die Zahl der Infizierten deutlich zurückgegangen ist, ist eine gute Idee.
Das Impfen auch.
Selbst das Testen zuhause hat immerhin 2100 Fälle entdeckt.

Was noch fehlt sind Luftfilteranlagen mit Frischluft.

Dann können Herbst und Winter weitgehend normal laufen.
Masken im Unterricht auch in der Grundschule wären angebracht, solange keine Luftfiltergeräte in Betrieb sind.

Klaus Lehmkuhl
2 Jahre zuvor

Was für ein unbeschreibliches Glück , in NRW zu leben … Denn hier ist Covid 19 nur halb so schlimm wie zum Beispiel in Niedersachsen . Deshalb können wir auch schon bei 100 Unterricht in Vollpräsenz machen und nicht erst bei 50 . Wir brauchen auch kein RKI . Wir haben Gebauer und Laschet . Bei uns gibt es keine “ Entbehrungen durch geschlossene Schulen “ mehr , sondern nur noch glückliche Kinder . Und Eltern . Und Lehrer . Heaven is a place on earth .

undheitergehtsweiter
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klaus Lehmkuhl

Keine geschlossene Schulen mehr. Darf es ein in bisschen mehr Quarantäne sein? Mir doch egal. Als geimpfte GS Lehrerin freue ich mich auf den Regelunterricht und Normalität in NRW. Nur noch eine einmalige Vorbereitung für den nächsten Tag, die SuS bleiben schön an ihren Plätzen sitzen, halten draußen beim Sport und beim Schwimmen immer 1.5 Abstand (auch in der Umkleidekabine) und sitzen im Bus alle mit ffb2 Maske, das hat das regionale Verkehrsunternehmen ja vorgeschrieben. Nach dem Unterricht kurz die mails auf einem Schulrechner lesen und beantworten (weil ich immer noch kein Dienstlaptop für zu Hause habe). Vormittags habe ich recht und nachmittags wieder frei, juchuh! Hoffentlich bis zu den Sommerferein in nur noch 5 Wochen. Wäre doch zu blöd, wenn das ganz Öffnungstamtam noch einmal einen Strich durch meine Milchmädchenrechnung macht.

Muss jetzt auch mal was sagen
2 Jahre zuvor

Also ich gehöre dann wohl zu dem nicht geimpften Drittel. An unserer Schule gab es noch nicht einmal ein Angebot, nur ein, nein, inzwischen zwei Schreiben vom Gesundheitsamt, dass für uns NICHTS ÜBRIG sei und auch auf längere Sicht nicht. Was für eine Augenwischerei! Übrigens an Nachbarschulen und anderen Schulen im Kreis sind die Kollegien geimpft! Da scheint uns jemand nicht leiden zu können. Ich jeden Fall werde mich nicht ungeimpft vor eine volle Klasse (am besten noch völlig ohne Maske) stellen. Für mich ist hier eine Grenze nicht nur erreicht, sondern weit überschritten. Da kann man fast sagen, zum Glück ist bei uns die Inzidenz noch nicht so niedrig. Always look on the bright side of life!

Jan aus H
2 Jahre zuvor

„Rund drei Viertel aller niedersächsischen Lehrkräfte seien zudem inzwischen mindestens ein Mal gegen das Coronavirus geimpft worden.“

Was soll das bringen? Den angemessenen Impfschutz gibt es zwei Wochen nach der ZWEITEN Impfung. Oder fährt Herr Tonne im Winter mit nur zwei Winterreifen herum und wähnt sich sicher?

Ansonsten ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. Von 31 Personen im Klassenraum ist eine – vielleicht – halb geimpft. Was soll das bringen?

SuS geben Infektionen weiter, auch wenn sie selbst symptomlos sind. Das sollte inzwischen auch der Letzte verstanden haben, ebenso den Umstand, dass das bei den mutierten Varianten noch schneller geht.

Realität
2 Jahre zuvor

Und Tonne hat auch nicht vor in Lüftungsanlagen und Co zu investieren. Viele Lehrkräfte sind noch nicht geimpft bzw. haben noch keinen Impfschutz. Und trotzdem reißt er alles auf. Den schwarzen Peter schiebt er wieder den Landkreisen in die Schuhe, da diese letztendlich über das Szenario entscheiden.
Bei uns pendelt die Inzidenz um die 50 Grenze. Direkt an uns grenzt der Kreis Diepholz, da gab es einige Coronafällen beim Spargelhof. Pech, dass mehr als die Hälfte davon in unserem Kreis untergebracht sind. Schon beim ersten Ausbruch gab es die Situation, dass die Quarantäne/Arbeitsquarantäne nicht eingehalten wurde.
Nds hat ganz kalt gesagt, dass auch bei geringerer Inzidenz beim Einkaufen Maske getragen werden muss. In Schulen fällt sie dann jedoch weg. Auch soll wohl Nachmittagsunterricht wieder stattfinden, wenn ich es richtig verstanden habe.
Ich hoffe sehr, dass der Schuss nicht nach hinten losgeht. Das aber durch das ganze hin und her die Eltern, Lehrer und Schüler immer mehr verunsichert werden, scheint keinen zu interessieren.
Hat unser Wirtschaftsminister nicht noch gestern oder vorgestern gesagt, dass im Bildungsbereich massiv gespart werden muss? Und hat Weil nicht noch vor den unsicheren Zahlen gewarnt? Also das Sparen könnte passen. Wenn wir bei unserer Schule das nächste Mal die Fenster kraftvoll zumachen, dann könnte die Fassade mit umfallen. Problem der Belüftung wäre dann gelöst.

Die Elfe
2 Jahre zuvor

Ich bin relativ erstaunt, dass Tonne sich zumindest an die 50er-Grenze für Wechselunterricht hält. Aber wenn der Aushilshobbit aus NRW auf macht, dann muss die SPD als „Öffnungspartei“ nachziehen. Es gilt ja noch ein paar Prozente für den Herbst abzugreifen. Der Sprech bleibt gleich und Zeit ist trotzdem noch für ausreichend Quarantäne vor den Sommerferien. Und insgesamt werden ja überall in den Medien die rückläufigen Inzidenzen und die Öffnungen in der Gastro „gefeiert“. Wichtig ist dem Deutschen doch sein Biergarten und der Urlaub. Sommerurlaub, wie verheißungsvoll. Das haben wir uns doch verdient. Scheiß auf Schulen. Die sollen sich mal nicht so haben. Über ein Jahr lang habe ich meinen Kopf hingehalten. Abschlussklassen beschult. Distanzkonzepte erarbeitet. Parallel in Präsenz gearbeitet. Ständig genervt von GHT und seinen Briefen. Der Dummheit der Politik und Quarantäne abgesessen. Jetzt 2× die Woche testen zusammen mit meiner Tochter. Wochenlange Nerverei mit Impfportalen und Hotlines, um endlich meine Familien-Senior*innen geimpft zu bekommen. Dann selber nen Impftermin, dank Berechtigung, vor dem Schulimpftermin bekommen. Der fiel fast, genau um einen Tag in eine Quarantäne. Jetzt warte ich auf den Zweittermin. Was ist, wenn wieder ne Quarantäne kommt? Also besser exakt 14 Tage vorher die Schule nicht mehr betreten. Aber Schule und die SuS interessiert gar keinen. Unsere BBS-SuS haben sich, teilweise die Hälfte der Klassen, vom Präsenzunterricht befreit. Meist nach einer Quarantäne. Die wollen garnicht mehr in die Schule. Da wir teilweise Kleinstgruppen (auch mit 5 SuS kann man eine Quarantäne „gewinnen“) beschulen, fällt der Distanzunterricht für die SuS zu Hause „schmal“ aus. Technisch bedingt. Weil wir ja immer noch mit Privatgeräten und schlechtem WLAN arbeiten. In einem Jahr haben wir genau ein Activboard für 19 Klassen erhalten. Wie gesagt, hauptsache Sommerurlaub und Biergarten…..GHT und Co! Ich bin mehr als angefressen!