Viele Schüler sind belastet. Auch aus Angst vor Ansteckung durch Mitschüler

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HAMBURG. Corona-Regeln, Homeschooling, Stress: Die Pandemie belastet viele Kinder und Jugendliche in Deutschland. Jedes dritte Schulkind fühlt sich nicht ausreichend vor dem Virus geschützt. Mehr als die Hälfte aller Mädchen und Jungen wurde im vergangenen Jahr unglücklicher. Die Lebenszufriedenheit der Schülerinnen und Schüler sank im Durchschnitt um 21 Prozent. Gleichzeitig nahmen emotionale Probleme stark zu. Das zeigt der aktuelle Präventionsradar 2021 der DAK-Gesundheit. Grundlage der Studie ist eine großangelegte Befragung von 14.000 Schulkindern in dreizehn Bundesländern im Schuljahr 2020/21 durch das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel (IFT-Nord).

Mädchen leiden im Schnitt offenbar stärker in der Krise als Jungen. Foto: Shutterstock

„Der starke Rückgang der Lebenszufriedenheit der Kinder und Jugendlichen ist erschreckend“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Unsere Studie zeigt, wie sehr Corona das Leben der Schulkinder belastet. Dabei ist eine möglichst unbeschwerte Kindheit wichtig, damit die Mädchen und Jungen gesund groß werden. Wir müssen jetzt gegensteuern, um das Risiko für langfristige Gesundheitsprobleme im Erwachsenenalter zu senken.“ Auf einer Skala von null bis zehn bewerten die Befragten ihre aktuelle Lebenszufriedenheit im Mittel mit 5,8 Punkten. Ihre aktuell empfundene Zufriedenheit liegt um 21 Prozent unter dem Niveau von vor der Pandemie (7,3 Punkte). Bei den Jüngeren der Klassenstufe fünf und sechs ist der Verlust mit 24 Prozent am stärksten.

Ein Drittel mehr Schulkinder mit emotionalen Problemen

Laut DAK-Studie finden nur 56 Prozent der Kinder und Jugendlichen die Corona-Regeln an ihrer Schule angemessen. Ein Drittel fühlt sich nicht gut vor einer Infektion geschützt. Und ein Viertel empfindet die Maßnahmen als starke oder sehr starke Belastung. Die Kontaktbeschränkungen und der Wegfall von Angeboten wirken sich negativ aus: Jedes siebte Schulkind fühlt sich oft niedergeschlagen und häufig unglücklich – ein Drittel mehr als vor Corona. Vor allem Mädchen sind von zunehmenden emotionalen Problemen betroffen: In der aktuellen Befragung zeigen 23 Prozent Symptome depressiver Störungen: Traurigkeit, geringes Selbstwertgefühl, Interessensverlust und sozialer Rückzug, deutlich mehr als im Vorjahr mit 18 Prozent.

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Ein Fünftel weniger Kinder mit ausreichend Bewegung

„Die Corona-Situation stellt Jungen und Mädchen vor große Herausforderungen“, sagt Studienleiter Professor Reiner Hanewinkel vom IFT-Nord. Ein beunruhigendes Ergebnis ist für ihn insbesondere die psychische Belastung der Mädchen. „Sie waren schon vor der Krise emotional auffälliger als Jungen, dies scheint sich durch die Krise zu verstärken. Gleichzeitig sehen wir den Wegfall von positiven Aktivitäten wie organisierter Sport- und Bewegungsangebote, die zu einer Verringerung der psychischen Belastung beitragen können.“ Laut Studie sind in Pandemie-Zeiten noch 34 Prozent der Jungen ausreichend körperlich aktiv, jedoch nur 24 Prozent der Mädchen. Insgesamt ist der Anteil der körperlich Aktiven im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel gesunken. Die Mehrheit kommt nicht auf die wissenschaftlich empfohlenen 90 Minuten täglich. „Das ist besorgniserregend, denn die Bedeutung von Bewegung für die psychische Gesundheit, ist immens“, so Hanewinkel.

Entschleunigter Alltag bringt keine Entlastung

Beim Thema Homeschooling ergibt sich im Präventionsradar kein eindeutiges Meinungsbild. Über die Hälfte (55 Prozent) der Schulkinder kommt mit dem Distanzlernen sehr gut oder gut zurecht. Etwa ein Viertel bewertet den eigenen Lernerfolg als mittelmäßig und rund ein Fünftel kommt mit dem Homeschooling nur schlecht oder sehr schlecht zu recht. Die Entschleunigung des Alltags durch die Corona-bedingten Schulschließungen bringt in Sachen Stress keine Entlastung: Fast jedes zweite Schulkind (45 Prozent) ist oft oder sehr oft gestresst. Ältere Schülerinnen und Schüler fühlen sich deutlich häufiger gestresst als jüngere und Mädchen häufiger als Jungen.

Grundlage der Studie ist eine Befragung von 14.000 Schulkindern der Klassen fünf bis zehn in dreizehn Bundesländern im Schuljahr 2020/21, die das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel im Auftrag der Krankenkasse übernahm. Schulen in Hamburg, Bayern und dem Saarland waren nicht an der Umfrage beteiligt. Die DAK-Gesundheit ist mit 5,6 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands. News4teachers

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Jan aus H
2 Jahre zuvor

Umso unverständlicher ist es, warum man versucht, die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen immer weiter in die Länge zu ziehen. Die jetzt wieder massiv angedachten „Lockerungen“ werden keineswegs zur Normalität führen, sondern zur vierten Welle und damit einer Verlängerung der Situation.

Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick kontraproduktiv erscheinen könnte, liegt der schnellste Weg der Beendigung der Pandemie darin, die Maßnahmen LÄNGER und nicht KÜRZER laufen zu lassen (und strenger zu gestalten).

Das beweisen Länder, die es tatsächlich geschafft haben, die Pandemie soweit einzudämmen, dass sie längst wieder quasi normal leben können.

Inzwischen sollte klar sein, dass das Jojo-Spiel mit hohen Inzidenzen keine Lösung ist, sondern nur eine Verlängerungsmaßnahme. Die Lösung liegt nach wie vor in NoCovid/ZeroCovid. Das hätten wir schon längst geschafft, wenn man es im Oktober konsequent getan hätte. Schäden und Einschränkungen wären – insgesamt gesehen – sogar geringer gewesen.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

Dankesehr!
Man möcht fast meinen, wir wären gar kein, äh, wie sagen die das immer, äh, „Bildungsland“.

Andre Hog
2 Jahre zuvor

@Jan:
Volle Zustimmung….aber hier in Deutschland gilt scheinbar immer noch „lieber 2 Jahre rumeiern als 6 bis 8 Wochen strikt zumachen.“

Wie viel entlastende und zuverlässiger hätten für Kinder und Jugendliche die letzten 12 Monate sein können, wenn man von vornherein die empfohlenen Schutzmaßnahmen, wie z.B. Luftfilter usw. installiert hätte?? Wir sagen resp. schreiben das seit über einem Jahr….aber es interessiert scheinbar auf der Entscheider-Ebene immer noch keine Sau. Statt dessen wird nun wieder laut gefragt, „was können LuL tun, damit es den Kindern und Jugendlichen endlich wieder besser geht?“
Ich kann nicht mal mehr kotzen!

Lila
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

@Andre Hog:
Ich denke aber, dass es mit der Anschaffung von Luftfiltern etc. nicht „getan“ wäre.

„Wie viel entlastende und zuverlässiger hätten für Kinder und Jugendliche die letzten 12 Monate sein können, wenn man von vornherein die empfohlenen Schutzmaßnahmen, wie z.B. Luftfilter usw. installiert hätte??“

Da stimme ich Ihnen grundsätzlich zu. Allerdings bringen Luftfilter etc. bei hohen Inzidenzen, wie wir sie vor kurzem noch hatten, auch nicht den gewünschten Effekt. Es wäre trotzdem für alle Beteiligten risikoreich gewesen. Die hohen Inzidenzen können nur gesamtgesellschaftlich gedrückt werden. Einzelne Maßnahmen in Schulen bringen zwar etwas mehr Schutz für die Beteiligten – beheben aber das Problem nicht. Also glaube ich nicht, dass es die Schüler und Lehrer so viel angenehmer gehabt hätten, wenn die Vorkehrungen schon früher geschaffen worden wären. Besser geschützt ja – aber sind wir doch mal ehrlich: selbst mit Luftfiltern in der Schule ist es bei einer Inzidenz von 200 nicht gut, den ganzen Tag zusammen in Innenräumen zu verbringen. Die Zahlen müssen runter und das erreicht man nur, wenn ALLE (auch die Betriebe – da fällt man vom Glauben ab, wenn man sieht was da den Winter über abgelaufen oder eben nicht abgelaufen ist!) mitmachen. Dann bringen Luftfilter in Schulen einen sehr guten Effekt. Bei hohen Zahlen sind sie doch eher ein Tropfen auf den heißen Stein.
Also: Luftfilter etc. müssen auf alle Fälle her (egal ob Pandemie oder nicht) – solange die Zahlen aber hoch sind, besteht trotz dieser Vorkehrung ein hohes Risiko und somit eine Belastung von Schülern und Lehrer. Die Zahlen werden durch Luftfilter nicht nach unten gedrückt – es wird lediglich ein kleiner (aber natürlich wichtiger!) Beitrag zum Schutz der Beteiligten geleistet.
Also: Zahlen runter und das geht nur gesamtgesellschaftlich! Daran scheitert es jedoch! Deswegen so viel wie möglich Schutz für die, die gezwungen werden, sich dem Risiko auszusetzen. Aber „angenehmer“ ist das doch dann auch nicht wirklich!? Das geht nur bei niedrigen Zahlen im Zusammenwirken mit den Schutzvorkehrungen.

Andre Hog
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lila

Ja, prinzipiell richtig, aber bekanntlich baut jeder Stein am Haus mit…und das Mögliche zum Schutz zu machen wäre erwartbar gewesen … das Schlimme daran ist die schlichte Weigerung, auch nur das Notwendigste zum Schutz aufzuwenden. Man hat die Maßnahmen denen überlassen und die Kosten dafür denen aufgedrückt, die diesen Schutz benötigen und wünschen…und wenn sich Geber gefundennhaben, die die Mittel für weitergehenden Schutz z.B. in Form von Luftfiltergeräten zur Verfügung gestellt haben, dann wurde der Einbau auch noch verboten.
Das ist der unverzeihliche Skandal, den ich der Gebauer u.Co anlasten und auch nicht vergessen oder verzeihen werde!

Lila
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

„…und das Mögliche zum Schutz zu machen wäre erwartbar gewesen …“

Ja, das stimmt! Es wäre dringend notwendig gewesen!

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

@ Jan aus H 22. Mai 2021 um 08:23
@ Andre Hog 22. Mai 2021 um 10:03

Ziemlich genau und vollständig auch meine Gedanken, da habt ihr mir eine Menge Schreibarbeit abgenommen, danke dafür.

BK-Lehrkraft
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

LuL = Mädchen für Alles.

Gebt uns ein OP Besteck und wie entfernen Blinddärme. No problemo.

Wir können Alles. Sogar gleichzeitig.
Distanz und Präsenz.
Zwei Klassen in zwei Klassenräumen unterrichten. Manchmal auch drei.
Pausenaufsicht und gleichzeitig selbst Pause machen.

Schattenläufer
2 Jahre zuvor

Zustimmung!
Bei uns in Saarland sind die Inzidenzen in allen Landkreisen unter 100 gesunken. Gesamtinzidenz 74.
Folge: Hänschen Klein hat sofort wieder das Saarlandmodell gestartet.
genial.
Erster Landkreis wieder über 100. Gesamtinzidenz auf 84 hoch.
Nach den Pfingstferien wird unsere glorreiche Kultusministerin, Frau Streich-das-Niveau dann noch alle Schulen in voller Stärke öffnen. Keine geteilten Klassen mehr.
Auf auf zur 4. Welle.
Die Zeit drängt. Die meisten Lehrer haben schon die erste Impfung. Da muss man sich ran halten wenn man noch die Chance mutzen möchte einige dieser unfähigen, faulen Nörgler doch noch ins vorzeitige Grab zu bringen.

Klaus Lehmkuhl
2 Jahre zuvor

Man fragt sich , für wen die Kultusminister die Schulen öffnen : Die Landeselternschaft NRW will es nicht , die Lehrer und ihre Gewerkschaften wollen es auch nicht , die Schüler auch nicht , weil sie sich nicht in Vollpräsenz anstecken wollen , um das erste Drittel der Sommerferien in Quarantäne zu verbringen . Und auch für die Gesellschaft als Ganzes ist es gefährlich , weil es den Hauch von Normalität im Juli / August mit Biergarten und Urlaubsreise gefährdet . Man ist fassungslos .

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klaus Lehmkuhl

Lobbyvereinigung Gebauer & Laschet drücken die Wünsche, übermittelt durch Berater der Wirtschaft, durch. Die ihnen gegebene Immunität lässt juristische Anfragen abperlen. Kann man nur hoffen, dass solche hochkarätigen Fachkräfte, die die Stühle der Landesregierung in NRW zieren, alsbald die Sessel in Brüssel anwärmen. Aber bis dahin werden diese rücksichtslosen Intelligenzbolzen leider noch viel Leid und Not in die Familien bringen. In Vorbereitung auf die 4. Welle, lässt man in der Politik in NRW nichts unversucht.

… und obwohl ich geimpft bin, werde ich über Pfingsten die heimischen Räume zieren. Vielleicht mal mit den Kindern allein spazieren gehen, aber mehr auch nicht.

Maren
2 Jahre zuvor

Solange in den meisten Medien immer nur kommuniziert wird,das wichtigste für daß kindliche und jugendliche Seelenheil seien Schulöffnungen,geen auch noch bestätigt durch um ihre Einnahmen fürchtende Kinderärzte oder Durchseuchungsbefürworter wie gewisse Herren von der Stiko,so wird sich da nix ändern.Wäre es wirklich ernsthaft um das Wohl der Kinder und Jugendlichen gegangen,so wären längst alle Schulen mit Luftfiltern ausgerüstet,anstatt jetzt irgendwelche Aufholprogramme zu finanzieren,die vllt gar nicht nötig gewesen wären.Die jungen Menschen zu instrumentalisieren zu Wahlkampfzwecken etc ist einfach nur niederträchtig.Das Gefühl des Ausgeliefertseins wird hoffentlich in Erinnerung bleiben,bis diese Generation wählen darf.

kanndochnichtwahrsein
2 Jahre zuvor

Sie lernen es offenbar nicht…
Sie glaube es auch nicht…

Bleibt noch: Wer nicht hören will, muss fühlen!

Schade um all die vertanen Chance und eine Katastrophe für all diejenigen, die mit ihrer Gesundheit, ihrem Leben oder auch „nur“ mit vielen, vielen Monaten Einschränkungen ohne Aussicht auf Erfolg zahlen musten bzw. werden zahlen müssen…

Besorgte Mutter
2 Jahre zuvor

Ich schliesse mich Jan und Andre in allen Punkten an!!!!

Effektive Schutzmassnahmen in Firm von Hochleistungsfilteranlagen in jedem Klassenraum, Plexiglaswaenden, FFP2 – Masken fuer alle Beteiligten, SOWIE KONTINUIERLICHEN UNTERRICHT IN KLEINEN, FESTEN GRUPPEN mit Abstand sind mehr als ueberfaellig.

Genau unsere Kinder sind die groessten Leidtragenden unter den Fehlentscheidungen der Kultusminister *innen /Politik!!!!

Jetzt kommt zu der Angst vor Ansteckung noch der Druck schnell in jedem Fach noch den geforderten Leistungsnachweis der KM schriftlich zu erbringen, obwohl es erst hiess, nur in den Hauptfaechern.

Bei meinem Dohn im Iserv steht nahezu in jedem Fach ein Termin fuer eine KA.

Besorgte Mutter
2 Jahre zuvor

Sorry, Schreibfehler:Sohn sollte es heissen

Monika
2 Jahre zuvor

Ja genau das ist das Problem. NRW hat beschlossen die Kinder wieder in volle Klassen zu zwingen, mit 0 Abstand bis zu einer Inzidenz von 100! Die Inzidenz im Alter von 5-14 beträgt 135 und wird steigen! Es ist der Politik egal, wenn Kinder und Ihre Eltern verrecken! Niemand kann sagen ob die Kinder in den nächsten Jahren gesund sein werden oder Organschäden davontragen. Statt vorsichtig zu sein und die Pandemie so wie es geht einzudämmen lockern wir in die 4. Welle mit indischer Mutation diesmal mit vollen Schulklassen, im Februar haben wir in die 3. Welle mit B117 mit halben Klassen und nur Grundschulen gestartet. Die Biergärten werden schnell wieder zu sein, ihr Deppen!

Marie
2 Jahre zuvor
Antwortet  Monika

Mittwoch, Herr Laschet: wir öffnen Schulen komplett, auf Abstand wird verzichtet. Donnerstag, Frau Merkel, Herr Wiehler, Herr Spahn: das Virus bleibt gefährlich, Abstand halten ist nach wie vor das Gebot der Stunde. Na, sowas, in NRW scheint ein ungefährliches Pseudovirus unterwegs zu sein. Hätten wir das mal früher gewusst.

Niedersachse
2 Jahre zuvor

Eine sehr interessante und wichtige Studie!

Schade dass man das hier wieder nur auf die „Angst vor Ansteckung“ reduziert (in der Überschrift und leider auch in den Kommentaren). Dabei sind Themen wie soziale Isolation, Bewegungsmangel, emotionaler Stress nicht nur auf Angst vor Ansteckung zurückzuführen.

Es gibt sehr viele Schülerinnen und Schüler die sich über mehr Normalität, Unterricht in ganzen Klassen sehr sehr freuen. Und das sind eben nicht wenige. Man sollte nich nur von den „Superkindern“, die ja (angeblich) im Distanzlernen so toll zurecht kämen und zufrieden sind (wie hier in vielen Kommentaren oft geschildert wird), ausgehen, sondern auch die andere Seite sehen.

Hier bei uns (Südostniedersachsen) gab es gerade einen Hilferuf der Kinder- und Jugendpsychologen, die über die aktuelle Situation berichteten. Da hieß es unter anderem, dass man an „kleinere“ Fälle gar keine Termine mehr vergeben könne, weil es zu viele Not- und Extremfälle gibt. Vor allem Depressionen würden bei Mädchen stark zunehmen. Auch diese Seite sollte man mal deutlich stärker in den Focus nehmen und nicht nur fordern, dass alle schön daheim bleiben sollen.

Ich bin selber Lehrer und Elternteil von schulpflichtigen Kindern und freue mich über die angekündigten möglichen A-Szenarien ab Ende Mai. Ich finde es wichtig und richtig, dass in den Landkreisen, wo die Werte unter 50 gehen, das möglich werden soll. Und auch dass man klare Regeln aufstellt, wie und über welchen Zeitraum diese Werte genommen werden, damit es kein hin und her gibt. Ich persönlich bin natürlich in einer guten Lage mit immerhin erster Impfung und Luftfiltergeräten unter der Decke in den kleineren Klassenräumen, aber am meisten freue ich mich für meine Kinder, wenn sie nochmal sechs Wochen halbwegs normalen Schulbetrieb erleben können.

Andre Hog
2 Jahre zuvor
Antwortet  Niedersachse

@ Niedersachse:
Egal unter welchen gesundheitsgefährdenden Bedingungen ???
Dann muss ich mich wundern, denn dann mache ich mir ganzheitlicher und umsichtiger Sorgen um meine SuS als Sie um ihre Kinder.
Der Zusammenhang zwischen einer so weit wie machbar gesundheitsbewahrenden Unterrichtssituation, einer verlässlichen Unterrichtsversorgung und dem deutlich höheren Wohlbefinden aller am System Schule Beteiligter scheint bei vielen Menschen im Lande und v.a. auch bei der Politik und den lautsprechenden Lobbyisten – seien es Kinderärzte* oder Unternehmer*, seien es Kinderpsychologen* oder Finanzjongleure* – immer noch nicht angekommen zu sein.
Die Pandemie können wir nicht einfach abschalten, die bereitet allen Menschen – je nach Grad derindividuellen Resilienz- Stress…aber die zusätzlich negativen Bedingungen, die von der Politik gerade im Bereich Schulen und Kitas geschaffen worden sind und immer noch geschaffen werden, die hätte man durch konsequente Anwendung und dem Einsatz von gesundheitsschützenden Maßnahmen deutlich mindern können. Dagegen wurde ganz bewusst entschieden.
Und dieser Vorwurf müsste bei jeder Gelegenheit, bei der von den Belastungen für Kinder und Jugendliche gesprochen wird mi eingebracht werden und dieses Zussmmenhänge müssten in Dauerschleife in die Öffentlichkeit getrötet werden. Gebauer und ihre Spießgesellen* dürfen sich nicht darunter wegducken können…diese Behauptung, dass Schulen nur bedingungslos aufgemacht werden können ist schlicht falsch. Schulen können geöffnet werden, wenn alle möglichen Maßnahmen zum Schutz der darin Tätigen getroffen wurden…ja und auch dann würde es zu Infektionen kommen – aber die Gefährdungen wären maximal heruntergefahren.
Ich steige quasi täglich in mein Auto und fahre auf öffentlichen Straßen – wohlwissend, dass es jedes Jahr zu zwischen 3 und 4 tsd Verkehrstoten kommt…aber ich versuche das maximal Mögliche, um meine Teilnahme am Straßenverkehr sicher zu machen….das kalkulierte Risiko lässt das für mich zu. Da Gleiche gilt seit über 25 Jahren, die ich im Schuldienst bin…auch in Schulen hat es schon immer gewisse – aber kalkulierbar Risiken für die Gesundheit gegeben…dennoch bin ich – ohne zu Zögern und zu Murren – meinem Dienst nachgekommen.
Aber hier werden wir bei mondloser Nacht in dunkler Kleidung bei normalem Verkehr zu Fuß über die Autobahn gejagt…und zwar immer wieder…man hört und sieht es um sich herum knallen, Körper fliegen und die Befehlshaber stehen auf der sicheren Brücke in sicherer Entfernung und schwingen über lauttönende Megaphone ihre billigen Parolen. Wen wunderts, dass wir (LuL, SuS & viele Eltern) uns unwohl fühlen.

Niedersachse
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

@ Andre Hog 23. Mai 2021 um 08:33
Egal unter welchen gesundheitsgefährdenden Bedingungen ???
Dann muss ich mich wundern, denn dann mache ich mir ganzheitlicher und umsichtiger Sorgen um meine SuS als Sie um ihre Kinder.
************************************************************
Bitte keine falschen Unterstellungen. Ich habe nirgends geschrieben, dass es mir egal ist, unter welchen Bedingungen der Unterricht stattfinden soll. Ich habe mich konkret auf die aktuelle Situation in Niedersachsen bezogen und die Öffnungspläne, die sich an den RKI-Empfehlungen orientieren, begrüßt. Wir haben heute beispielsweise einen Inzidenzwert von unter 35.
BTW: Jede Warnung von Kinderärzten und -psychologen gleich als Lobbyarbeit abzukanzeln, halte ich für sehr überheblich.

KnechtRuprecht
2 Jahre zuvor
Antwortet  Niedersachse

@Niedersachse: Wenn auf die Warnung aber die immer gleiche Patentlösung folgt „Schulen sofort auf, komme was wolle und alles wie normal“, dann werde ich doch skeptisch, inwieweit tatsächlich das Wohl der SuS der Anlass zu der Warnung sind.

Mary-Ellen
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

@Andre Hog:

Lieber Andre,
ganz genauso sehe ich es auch und unterschreibe jedes Wort deines Kommentars!
Viele der psychisch belasteten SuS gehen direkt auf das Konto unserer Bildungsminister; hätten jene für ein „nennenswertes“!!! Schutzkonzept in den Schulen schon im letzten Sommer gesorgt, hätte man mit „Sicherheit“ (zufällig passender Ausdruck) den Schulbetrieb längst effektiver für alle Schulbeteiligten gestalten können.
Meine Wut über eine derartige Untätigkeit/ Ignoranz ist (trotz eigener erster erfolgter Impfung) nicht weniger geworden.
Meine Lokalzeitung ergießt sich inzwischen förmlich in „kreischenden Orgasmen“
(t’schuldigung) zu den anstehenden Schulöffnungen in Vollpräsenz ab 1. Juni.
Hatten wir das nicht schon mal vor einiger Zeit?
Also: sparen wir uns die Energie, hier immer wieder neu zu kommentieren, setzen wir doch einfach die Kommentare von vor einigen Monaten rein…bis auf ein paar vernachlässigbare Details passen die auch jetzt!

Vib
2 Jahre zuvor
Antwortet  Niedersachse

Mir tut es um die Kinder, die im letzten Jahr psychische Probleme bekommen haben, sehr leid.
Ich frage mich jedoch, ob ein paar Monate ohne Schule oder Sportverein allein, dazu führen würden. Oder muss da nicht im Vorfeld schon etwas problematisch gewesen sein?
(Ansonsten sollte man sich fragen, ob unsere Kinder nicht anders aufwachsen müssten, wenn schon paar Monate ohne Schule o Sportverein ausreichen psychisch krank zu werden. Stichwort Resilienz.)
Deswegen denke ich, dass sich das grundlegende Problem nicht einfach nur mit Schulen öffnen lösen kann. Denn auch vor Corona waren die Anzahl an psychisch erkrankten Kindern leider hoch und steigend.

Niedersachse
2 Jahre zuvor
Antwortet  Vib

@ Vib
Natürlich gibt es da in vielen Fällen, die jetzt zu den Härtefällen zählen, Vorgeschichten. Aber man sollte nicht nur auf fehlende Kontakte in Schulen und Sportvereinen verweisen. Auch sonst ist das Leben für die Kids alles andere als normal verlaufen.
Eins meiner Kinder leidet auch sehr unter fehlenden Kontakten, auch wenn sich das in letzter Zeit wieder bessert. Und das hing und hängt nich nur mit Schule und Vereinen zusammen, sondern zog sich auch ins Private. Da gab es z.B. Eltern von Freundinnen, die ihren Kindern private Treffen drinnen und zum Teil auch draußen ganz untersagt haben oder Freunde konnten sich nicht treffen, weil die auf jüngere Geschwister aufpassen mussten, da die Eltern die ganze Zeit an der Arbeit waren. Da kannst du als Elternteil versuchen, das irgendwie aufzufangen, aber ersetzen kannst du das nicht. Da leidest du dann richtig mit, wenn es wieder mal Heulattacken gibt, weil es für die Kleinen einfach alles zu viel wird.

S.
2 Jahre zuvor

In RLP geht es erst in vier Wochen wieder in voller Stärke los – und zwar, wenn die Inzidenzen unter 100 sind.
Wer das will wirklich?
Auch hier in RLP waren angeblich der LEB und die Lehrer*innengewerkschaften und -verbände in den Entscheidungsprozess eingebunden. Aber wir wissen ja, wie Hubigs und Dryers Entscheidungsprozesse aussehen. Die Damen sagen, was gemacht wird, und dann gibt es kaum Handhabe dagegen. Kritische Stimmen werden als „ängstlich“ abgetan oder kommen gar nicht erst zu Wort. Im Zweifelsfall sind die Presseerklärungen schon vorab formuliert. Da Hubig und Dryer vermutlich mit Mails von Corona-Verharmlosern zugeschüttet werden, glauben sie, dass die „Initiative Familien“ (im Schatten der „Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft“) für alle Eltern sprechen würde und alle sich sehnlichst vorgegaukelte Normalität wünschten.
Vier Wochen Präsenzunterricht in voller Klassenstärke wird gesundheitliche Opfer unter ungeimpften SuS und Eltern fordern. Auch die eine oder andere Lehrkraft wird es trotz Impfung etwas stärker erwischen. Ein Trauerspiel.
Die ersten beiden Ferienwochen wird so macher in Quarantäne, im Bett oder im Krankenhaus verbringen. Danke für nichts.

Bernd
2 Jahre zuvor

Auszug vom letzten Elternbrief (22.05.2021)

… die Landesregierung hat verfügt, dass ab dem 31.05. bei stabiler Inzidenz unter 100 der durchgängige und angepasste Präsenzbetrieb wieder aufgenommen wird. Bei der aktuellen Entwicklung ist davon auszugehen, dass auch an der Gesamtschule Verl ab der übernächsten Woche ein angepasster Präsenzbetrieb ohne Wechselunterricht startet. Weitere Informationen dazu folgen in der kommenden Woche, wenn unsere Planungen hierzu abgeschlossen sind.

Bedauerlich das meine Kinder schon wieder krank sein werden. Und das vermutlich, bis der Inzidenz unter 50 ist. Aber Gesundheit geht nun mal vor.

Frohe Pfingsttage.

BK-Lehrkraft
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Was bedeutet „angepasster“ Präsenzbetrieb?

Das ist doch wieder Worthülse für „wie gehabt“, oder?
Angepasst wird doch gar nichts, draufgepfropft sind weiterhin nur Tests und das übliche Lüften.

Bei uns war kein einziger Test bisher positiv, trotzdem haben wir unter den Schülern viele Corona Fälle. Klassen im Abschlussmodus mussten teils in Quarantäne.

Und das ganze jetzt mit vollem Schulbetrieb, halleluja.

Andre Hog
2 Jahre zuvor

@Tja lieber Bernd, so ist das nun mal im schönen Ostwestfalen….da ist die Wetterlage z.Z. auch gesundheitlich herausfordernd…und man kann sich schnell mal nen Schnupfen o.ä. einfangen.
Was mich neben diesen ganzen politischen Fehlentscheidungen mittlerweile so furchtbar wütend macht und hält sind diese ministeriellen Formulierungen, wie du sie hier zitiert hast.
„Die Landesregierung hat verfügt….“
„Der Großmufti hat in seiner unendlichen Weisheit unter Zurateziehung göttlicher Weisheit beschieden…“ klingt und ist genauso bescheuert, wie die ständigen Verfügungen über Menschen, über die sie scheinbar nach Belieben verfügen können / zu können glauben.
Es ist wirklich zum Davonlaufen….fragt sich nur wohin.
Dies ist unser Land, unser Staat, unsere Gesellschaft und wir werden darin von diesen halbaffigen Kretins enteignet. „Möge der Blitz sie beim Sche …en treffen!!“

KaGe
2 Jahre zuvor

Nächste Woche 2Tage Wechselunterricht, 1Tag pädagogische Konferenz in Präsenz, wie wir die nächsten 4,5 Wochen in voller Klassenstärke fachlich und sozial bewältigen wollen. Ich muss an 2Tagen die Woche die komplette Klasse beim Selbsttest beaufsichtigen.

Ich beruhigt mich damit, dass in meinem Fachunterricht nur eine halbe Klassenstärke in einem großen Raum habe (knapp 80qm und 15Sus). Dass ich nächste Woche meine 2. Impfung Biontech bekommen und nur 8Schultage bis zum vollen Schutz habe.

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor

@Niedersachse

„Da hieß es unter anderem, dass man an „kleinere“ Fälle gar keine Termine mehr vergeben könne, weil es zu viele Not- und Extremfälle gibt. Vor allem Depressionen würden bei Mädchen stark zunehmen.“

DAS war bei uns in SH schon lange vor Corona der Fall.

2007 hatte ich nach monatelangen Gutachten, Gesprächen, Konferenzen usw. endlich einen meiner Schüler auf der Warteliste für die KJP (Kinder- und Jugendpsychiatrie).

Zum „Glück“ drehte er völlig ab, verletzte seine Mitschüler während einer Pause schwer und kam dann von Platz 40 direkt auf Platz 1.

Auch wenn es sich grausam anhört, es ist wahr:
Psychische Probleme lassen sich sehr häufig beheben. (Jaaaa, es braucht sehr viel Zeit und Mitarbeit von vielen Seiten.)

Aber LongCovid ist nicht unbedingt behebbar. Zerstörte Organe sind zerstört.

Die Angst, sich anzustecken, ist nicht von der Hand zu weisen. – Haben doch die Erwachsenen seit über einem Jahr Pandemie keinen Plan. Niemand kann ihnen vorwerfen, das Vertrauen in Erwachsene verloren zu haben.

Schüler sind nicht doof – die merken nur zu genau, dass die verantwortlichen Politiker der Sache nicht im Ansatz gewachsen waren und gewachsen sind.

Die wenden sich von der Politik ab – so werden erfolgreich Nichtwähler herangezogen (gezüchtet passt besser, aber das kriegen viele in den falschen Hals).

Seit Jahren sind Kinder- und Jugendpsychologe, -psychiater, -ämter etc. hoffnungslos überlastet.

Ursachenforschung steht an. Würde mich nicht wundern, wenn so Dinge wie Vereinsamung, Unselbstständigkeit, Werteverfall, Lft, Vernachlässigung, Missbrauch, Gewalt, Sucht etc. dafür verantwortlich sind und dafür wieder überlastete Eltern….. Dann muss u.a. an der Ausbeutung dieser Eltern gedreht werden. Es kann nicht sein, obwohl jeder erfolgreiche Firmenchef stolz darauf ist, die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes dazu führt, die Kinder hintenanzustellen. (Ja, es gibt auch andere Bosse).

Aber was weiß ich schon? Ich gucke mir das seit über 20 Jahren an und verwalte die Misstände, die nicht auf meinem Mist gewachsen sind, aber ein System am Laufen, Röcheln halten, das längst bewiesen hat, wie menschenverachtend es ist.

Es ist so bitter, in sich aber sehr logisch und lange effizient. Nun geht’s kaputt. Und das ist gut so – gibt es doch Hoffnung auf Verlängerung.

Mary-Ellen
2 Jahre zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

@Riesenzwerg:

Auch hier meine vollste Zustimmung!

Osman
2 Jahre zuvor

Hoffen wir darauf, dass es im Herbst kein bitteres Erwachen gibt!