Hat Distanzunterricht nichts gebracht? Meidinger: Meta-Studie liegt falsch

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BERLIN. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hat die gestern vorgestellte – und von News4teachers wiedergegebene – international ausgerichteten Metastudie der Frankfurter Universität zur Effektivität von Digitalunterricht während der Pandemie kritisiert. Die Daten seien veraltet und die Schlussfolgerung sei für Deutschland nicht belegt. Die Kernaussage, Distanzunterricht habe nichts gebracht, sei schlicht falsch.

Distanzunterricht ist besser als sein Ruf – meint Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger. Foto: Shutterstock

Niemand bestreite, so Meidinger, dass Distanzunterricht niemals die Effektivität von Präsenzunterricht erreichen könne und dass in der Tat ein Teil der Kinder nicht oder nur schlecht über Lernplattformen erreicht werden konnte. Das Gesamturteil der Studienautoren, der Lernfortschritt im Distanzunterricht sei vergleichbar den Ferienzeiten gleich Null gewesen, sei jedoch durch die Studienlage, insbesondere für Deutschland, in keiner Weise gedeckt.

Meidinger betonte: „Die Metastudie bezieht sich zum einen nur auf den ersten Lockdown im Frühjahr 2020, als noch niemand auf den Distanzunterricht vorbereitet war. Zum anderen attestieren zwei der verwendeten vier deutschen Erhebungen (Depping u.a. / Spitzer u.a.) einem großen Teil der Schülerinnen und Schüler einen den Jahrgängen vorher vergleichbaren Lernfortschritt.“

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„Vor allem während des zweiten Lockdowns hat der Distanzunterricht deutlich besser funktioniert als im Frühjahr 2020“

Zum jetzigen Zeitpunkt, so der Verbandsvorsitzende, könne leider niemand verlässlich darüber Auskunft geben, wie groß die Lernverluste seien oder ob sogar manche Schüler vom Distanzunterricht überdurchschnittlich profitiert hätten, weil es die Bundesländer bislang versäumt hätten, umfassende Lernstandserhebungen durchzuführen. Das sei ein großes Versäumnis, weil ohne eine Bestandsaufnahme eine passgenaue Zusatzförderung im nächsten Schuljahr sehr erschwert werde.

Meidinger: „Vor allem während des zweiten Lockdowns hat der Distanzunterricht deutlich besser funktioniert als im Frühjahr 2020. Bei vielen Kindern und Jugendlichen wird es deshalb gut möglich sein, die Lernlücken zu schließen, wenn das Aufholförderprogramm im Herbst tatsächlich von Anfang an starten kann. Dafür müssen aber Bund und Länder noch ihre Hausaufgaben erledigen, d.h. auch zusätzliches geeignetes Lehrpersonal gewinnen sowie eine Qualitätskontrolle bei digitalen Angeboten durchführen.“ News4teachers

Distanzunterricht: Schüler haben so viel verlernt wie sonst während der Sommerferien

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Georg
2 Jahre zuvor

„Vor allem während des zweiten Lockdowns hat der Distanzunterricht deutlich besser funktioniert als im Frühjahr 2020“

Keine Überraschung. Im Frühjahr 2020 durfte nichts (negativ) benotet werden, kein neuer Stoff behandelt werden oder sonst wie (Leistungs-) Druck ausgeübt werden. Dieses Frühjahr war in Bezug auf den Unterricht aus fachlicher Sicht alles weitgehend normal. Klassenarbeiten fielen weg, aber jede Art von bewertbarer sonstiger Mitarbeit war möglich.

Reichtlangsam
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Das ärgert mich auch massiv, dass diese Tatsachen (kein neuer Unterrichtsstoff, nix bewerten) aus dem ersten Lockdown als Vorgaben des Ministeriums komplett in den Pressemeldungen verschwiegen werden. Wirklich überaus überraschend, dass dann niemand was Neues lernt…

aus Hessen
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Wer gibt den so eine Studie in Auftrag, bzw. veröffentlicht so etwas? Interessanterweise zum jetzigen Zeitpunkt, wo rege über den Schulbetrieb im Herbst gestritten wird. Das ist schon sehr ….? Naja. Würde mich interessieren, wer evtl. die Finger im Spiel hat. Und warum diese Studie nun überall wiedergegeben, aber im Gegensatz zum diesem Artikel, nicht richtig eingeordnet wird.

fabianBLN
2 Jahre zuvor

„Die Kernaussage, Distanzunterricht habe nichts gebracht, sei schlicht falsch.“

Es glaubt eben jeder nur die Studie, die ihm gefällt. Das ist doch immer so. Die anderen sind alle falsch und dies und das und sonst noch was.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Mir gefällt die Studie vom ewigen Leben nach dem Tod an einem besseren Ort mit top Personal und all inclusive. Ich glaube ihr aber nicht.

WiMoKa
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Lieber Dil, Du zweifelst mit Recht. Weiß doch inzwischen jeder, dass gutes Personal Mangelware ist!

Klunkerhase
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Und was soll dieser Unsinn jetzt, Dil? Weil Sie da so einen Unsinn formulieren, stimmt die Aussage von fabianBLN nicht, dass man gerne nur die Studie glaubt, die einem gefällt? Ich finde, er hat Recht.

Minna
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Ja genau so ist es.

Rabe (aus NRW)
2 Jahre zuvor

Die publizierten Angaben zur Ineffektivität des Distanzunterrichts unterscheiden nicht zwischen Altersgruppen und Schulformen – meine Erfahrungen beziehen sich auf die Q-Phase, wo wir durchaus einen guten Lernfortschritt hatten und die Noten entsprechend sind, in den Einführungskursen allerdings nicht, da dort die Lernvoraussetzungen und die technische Ausstattung z. T. gänzlich fehlte. Aber auch für diese – erwartbare – Beobachtung benötige ich keine ‚Metastudie‘ – warum fragen die nicht einfach uns Lehrprofis?
Diese unzulässige Verallgemeinerung redet die Leistung aller Lehrkräfte klein und würde letztlich auch bedeuten, dass Fernuniversitäten ebenso vollkommen ineffektiv wären (das MIT in Boston unterrichtet weltweit fern …)
@Dil Uhlenspiegel You made my day! 🙂

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rabe (aus NRW)

Ich habe mich in meinem Unterricht auf das Spiralcurriculum berufen. Alle noch fehlenden Inhalte kamen in früheren Stufen schon einmal vor und wurden so „vertieft wiederholt“. Ausnahme war ein Abiturkurs, in dem ich fachlich noch nicht fertig war.

Karin Müller-Kubatz
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rabe (aus NRW)

Richtig! So ist es. Ich kann diese Studien nicht mehr hören. Es ist nicht schön zu reden, dass es genug SuS gibt, die nicht, oder nur schwer erreicht wurden. Und richtig ist sicher, dass im 1. London die Vorgaben nicht förderlich waren. Es war aber eben auch ein Ausnahmezustand! Und das wird eben nie erwähnt. Und im Ausnahmezustand, mit unterdurchschnittlichen Ausstattungen( technisch und personell) – seit Jahren vorprogrammiert und billigend in Kauf genommen. Bei uns zu Hause hat sich der Distanzunterricht bewährt. Nach fast 6 Monaten wurden innerhalb von 3 Wochen die Kinder in den vollen Präsenzunterricht geschickt. Und anschliessend in allen Fächern Arbeiten geschrieben. Und da diese durchschnittl. Mit 2 + 3 absolviert wurden (Mttelstufe Gym.) Gehe ich davon aus, dass der Stoff gelernt ist. Eunschätzen können das letztlich die Lehrer. Warum spricht man ihnen durch fragliche Studien diese Kompetenz ab? Bildung findet offensichtlich nur noch über den Köpfen von SuS, LuL und Eltern statt… ein wirtschaftl. Politikum? Es gibt viel zu tun, fangen wir mit guter Fachkräfteausstattung an!

BEOBACHTER
2 Jahre zuvor

Wenn man bedenkt, dass vor Corona ständig Unterricht ausfiel und Klausuren ohne Unterricht zu erteilen, geschrieben wurden, war der Distanzunterricht super, der hat nämlich stattgefunden. Allerdings ist es sehr bedenklich, wenn Schüler Fragen zum Unterricht stellen und vom Lehrer keine Rückmeldungen bekommen. Der Distanzunterricht in 2021 wurde ganz normal benotet und die Mitarbeit sehr hoch gehangen, obwohl keine Rückmeldungen vom Lehrer über abgelieferte Aufgaben erfolgten.
Traurig für die Schüler, die nun einen schlechteren Abschluss erzielt haben.

Klunkerhase
2 Jahre zuvor
Antwortet  BEOBACHTER

Bei uns durfte im Distanzunterricht nicht benotet werden und es sollte kein Druck gemacht werden auf Eltern/Schüler, die nichts abliefern, weil man ja die häuslichen Verhältnisse nicht kenne.

Ich finde, Sie pauschalisieren zu sehr, dass Sie unglaubwürdig werden.

A.H.
2 Jahre zuvor

Schwieriges Thema. Beispiel Deutscharbeit 8. Klasse, Noten um zwei Noten angehoben, trotzdem von 24 Arbeiten noch 11 Fünfen und Sechsen. Andere Schnitte von Arbeiten kenn ich nicht. Leider. Eine Lehrerin erklärte abgesackte Leistungen mehrerer Kinder wieder mit „Das Gymnasium ist halt nicht für alle Kinder.“ Mmmh. Hatte da nicht ein pandemisches Großereignis stattgefunden? Für uns Eltern blieb alles sehr intransparent.

Der Azubi
2 Jahre zuvor

Als berufsschüller habe ich dieses Jahr auch einiges an Distanz unterricht hinter mir und im Falle meiner Erfahrungen kann ich sagen hätte ich vor der Ausbildung nicht im passenden Bereich mein Fachabitur gemacht stände ich jetzt doof da. An meinen Klassen Kameraden die nicht alle dieses Vorwissen besitzen habe ich schnell gemerkt das es schwieriger ist dem Unterricht am Bildschirm zu folgen als die Politik denkt. Auch hat der Distanz unterricht deutliche Nachteile Lehrer verschätzen sich bei der Bearbeitungszeit und hacken auf die ein die nicht wie speedi gonzales tippen, Aufgaben werden kaum eingesammelt und wenn ja dann erhält man kein Feedback bzw das Feedback ist nicht zu gebrauchen. Die Arbeitsmaterialien sind selten direkt digital zu bearbeiten und das ein live stream eine Verzögerung hat (wenn auch nur um Sekunden), haben bis auf Informatik Lehrer kaum einer bemerkt wodurch Rückfrage teils vom Lehrer im redefluss ignoriert wurden. Da meine Schule (ein berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung) nicht gut im verwalten und verteilen von Informationen ist war zwar bekannt aber während des Distanz unterrichts fand dies seinen Höhepunkt wir bekamen Briefe, Mails, Chat Nachrichten im lernportal Beitragmeldungen in den Klassen/unterrichts Gruppen und dann noch die mündlichen Überlieferungen aus den live stream nicht zu vergessen das unsere Betriebe ebenfalls angeschrieben wurden um ebenfalls als Kommunikations weg genutzt zu werden, oder einfach gesagt man war nicht mehr in der Lage akkurat zu kommunizieren weil man als Schüler nicht mehr wusste was der richtige Weg war den lehrkörper zu erreichen. Auch wurde es versäumt Klausuren nachzuholen wodurch ich als eher schriftlich starker Schüler beinahe in jedem Fach eine Note absank. Uns Schülern ist Schleierhaft warum es nicht möglich war sich in den Ferien auf den Distanz unterricht vorzubereiten oder von der Expertise der fernunis zu profitieren. Ich kann dem ursprünglichen Bericht zur meta Studie an dem Punkt zustimmen dss der lernerfolg stark in Grenzen hielt aber nicht null war – in Schul Noten würde ich dem Konzept wie ich es erlebt habe eine schlecht 4- bis einer 5 geben, sollte man Distanz unterricht länger durchführen sollten die Materialien zwingend digital bearbeitet werden können Schüler so wie Lehrer sollten mehr in die Programme eingearbeitet werden und man sollte sich generell mehr mit der Software beschäftigen discord beispielsweise ist kostenlos kann das gleiche wie ms teams oder zoom, benötigt kaum Leistung und man discord verpätzt jeden der nebenbei spielt durch die Anzeige des Spiele Titels unter dem Namen.

Ich hoffe das auf einer Seite die auf 4teachers endet ein*e lehrer*in diesen Beitrag entdeckt und vielleicht das eine oder andere mit nimmt.