VDR-Bildungskongress – Endlich mehr Realität!

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Kongress der Friedrich-Naumann-Stiftung und des Deutschen Realschullehrerverbandes (VDR) benennet Handlungsfelder in der Bildung

Endlich mehr Realität! Qualität der Bildungsabschlüsse einfordern – Vielfalt der Wege ermöglichen – Digitalisierung umsetzen

„Wir haben in Deutschland in den vergangenen Jahren in der Bildung den Bezug zur Realität und zu den realen Herausforderungen verloren, uns zu sehr auf Akademisierung, Abiturquoten und Gleichheitsdiskussionen konzentriert und dabei die realen gesellschaftlichen Handlungsfelder vernachlässigt. Wer die differenzierten Wege der beruflichen Bildung nicht schätzt, Leistung negiert, technische und ökonomische Entwicklungen ausblendet kann heute keine moderne Bildung vermitteln“, betont Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbandes (VDR).

Klartext: Diskussionsrunde auf dem Kongress. Foto: VDR

Prof. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung, betonte, wie wichtig es sei, dass akademische und berufliche Bildungsgänge gesellschaftlich gleichermaßen wertgeschätzt werden. Über Jahre hinweg wurden unnötige Debatten in Richtung Akademisierung geführt, die an der Realität und an den Notwendigkeiten vorbeigingen und die die einzigartige Bedeutung der dualen Ausbildung herabsetzten.

Die Folgen seien mittlerweile überall in der Gesellschaft und besonders in der Wirtschaft angekommen. Die Unternehmen suchen händeringend nach geeignetem und gut ausgebildetem Fachpersonal, das vor allem aus den Realschulen komme. Ein Schulabschluss, der mit Qualität und Leistung hinterlegt sei, biete beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Berufsleben und stärke damit auch die persönliche Zufriedenheit. Paqué betonte: „Der Realschulabschluss bietet einen guten Ausgangspunkt, um einen erfolgreichen beruflichen Karriereweg einzuschlagen.“

Eine fundierte und bedarfsgerechte Berufsorientierung an den Schulen könne und müsse daher erfolgreich umgesetzt werden. Darin waren sich die Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Schule einig. Die Vielfalt an Berufen und Möglichkeiten, die sich den jungen Menschen heute bietet, verlange eine gezielte Hinführung zur Berufswahl und Berufsentscheidung. Vor allem die Schulen könnten zusammen mit ihren Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Instituten eine reflektierte Zukunftsorientierung und Berufswahl der Jugendlichen anbahnen. Nicht zuletzt durch die zunehmende Digitalisierung entstehen in den kommenden neue Berufsfelder, die neue Anforderungen und Herausforderungen an die Gesellschaft stellen werden.

Völlig sorglos und stiefmütterlich habe man über die vielen Jahre auch die Digitalisierung nicht nur in Behörden und in Unternehmen behandelt und schlichtweg unterschätzt. Auch an Schulen stellte man erst in der Pandemie fest, „dass man die Zeit verschlafen hatte, und die politisch Verantwortlichen reagierten hektisch als die Lücken in der Digitalisierung offenbar wurden“, verdeutlicht Böhm. Eine schnelle und unbürokratische Umsetzung der Infrastrukturen, Rahmenbedingungen, Datenschutzregelungen und das Abrufen von Fördergeldern gehörten zu den gemeinsam formulierten Forderungen und müssten zusammen mit Politik, Digitalwirtschaft, Mittelstand, Startups und Bildungsverbänden an einen runden Tisch für Digitalisierung gebracht werden.

Dies ist eine Pressemitteilung des Verbands Deutscher Realschullehrer (VDR). 

VDR-Vorsitzender Böhm: „Die Kultusminister haben die Situation nicht ernst genug genommen“

 

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Georg
2 Jahre zuvor

Die berufliche Ausbildung lässt sich aktuell nur durch deutliches Anheben der gymnasialen Anforderungen realisieren. Das ist aber politisch nicht gewollt, weil erstens die Gymnasien ihren Teiler und damit ihre Beförderungsstellen behalten wollen und zweitens die Politik aufgrund der Bologna-Beschlüsse eine möglichst hohe Akademikerquote haben möchte. Leider hat besonders letztere die Qualität der deutschen Hochschulen deutlich gesenkt.