Meidinger: Unterricht auch im kommenden Schuljahr an Inzidenzen koppeln!

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BERLIN. Die Frage von Schulschließungen sollte nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbandes auch im nächsten Schuljahr und bei zunehmendem Impffortschritt weiter an die Corona-Ansteckungszahlen (Inzidenz) gekoppelt werden. «Auch wenn Kinder und Jugendliche ein vermindertes Risiko an schweren Krankheitsverläufen bei Covid-19 haben, gibt es diese Gefahr. Darauf hat der Schulbetrieb Rücksicht zu nehmen, solange nicht alle Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit zur Impfung hatten», sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger im Gespräch.

Zeigt sich besorgt angesichts des Lehrermangels: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Foto: Deutscher Philologenverband
Sieht Einschränkungen auch im kommenden Schuljahr: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands (selbst Leiter eines bayerischen Gymnasiums). Foto: Deutscher Philologenverband

Allerdings stellt sich der Lehrerverband «auf vollständigen Präsenzunterricht in ganzen Klassen» im nächsten Schuljahr ein, «und zwar fast ausnahmslos». Die medizinischen Experten rechneten nicht mit einer vierten Welle, «weil die fortschreitenden Impfungen in der Gruppe der über 16-Jährigen und auch zunehmend bald bei den 12- bis 15-Jährigen die Neuinfektionszahlen unabhängig von saisonalen Einflüssen nach unten drücken werden», sagte Meidinger.

«Erst wenn alle die Chance zur Impfung hatten, geht das Infektionsrisiko in die Eigenverantwortung der Betroffenen über»

Mit Einschränkungen rechnet er zunächst aber noch bei Schulfahrten, Sportwettkämpfen, Schulfesten oder Konzerten. Maskenpflicht und Tests müssten zudem aufrechterhalten bleiben, solange es viele «unwillentlich» ungeimpfte Schüler gebe, etwa weil für unter 12-Jährige noch kein Impfstoff vorhanden sei oder keine Empfehlung zur Impfung durch die Ständige Impfkommission vorliege. «Erst wenn alle die Chance zur Impfung hatten, geht das Infektionsrisiko in die Eigenverantwortung der Betroffenen über.» Dieser Zustand werde aber wohl nicht vor Mitte des nächsten Schuljahres erreicht.

Vor drei Tagen hatte Meidinger in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk Unverständnis gegenüber dem Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder geäußert, die Schulen nach den Pfingstferien bis zu einer 7-Tages-Inzidenz von 100 für Präsenzunterricht zu öffnen. Meidinger wörtlich: „Wir verstehen beim Deutschen Lehrerverband nicht, warum der Bayerische Ministerpräsident, der bisher eigentlich einen vorsichtigen und behutsamen Kurs in Bezug auf Hygieneschutz und Gesundheitsschutz an Schulen während der Corona-Pandemie gefahren ist, warum da plötzlich in den letzten Schulwochen von der bisherigen Orientierung an einer Inzidenz von 50 für einen vollständigen Präsenzunterricht abgewichen werden soll.“

Auch Laschet hat die Abstandsregel in den Klassenräumen bereits unterhalb einer Inzidenz von 100 gestrichen

Laut Meidinger sei man aktuell sowieso auf dem Weg, die Inzidenz von 50 in den meisten Regionen Bayerns zu unterschreiten, was einen vollen Präsenzunterricht möglich machen würde. Dass man dann in den letzten Regionen, wo das Infektionsgeschehen weiter hoch ist, von der vom Robert Koch-Institut empfohlenen Inzidenz (eben 50) nach oben abweicht, sei nicht nachzuvollziehen. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte die Abstandsregel in den Klassenräumen bereits unterhalb eines Inzidenzwertes von 100 gestrichen.

Pikant: Das Verwaltungsgericht Berlin hat in einer Eilentscheidung die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts verworfen – und Schülern das Recht auf vollen Präsenzunterricht unterhalb einer Inzidenz von 100 zugesprochen, wie News4teachers aktuell berichtet. News4teachers / mit Material der dpa

Söder ignoriert (wie Laschet) jetzt auch die RKI-Empfehlungen für den Schulbetrieb

 

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Georg
2 Jahre zuvor

Wenn an Inzidenzen, dann an den Inzidenzen nicht geimpfter Personen. Wenn die bei Schülern, gerne getrennt nach Grundschule, Sek I und Sek II, zu hoch sind, dann Wechsel- oder Distanzunterricht.

Mozarella
2 Jahre zuvor

Niedersachsen setzt noch einen ‚drauf:
Volle Präsenz im Szenario A und Wegfall der Maskenpflicht im Unterrichtsraum.
Mit dreissig SuS ohne Maske in einem Raum – man hat den Eindruck man wird von Irren regiert. Gleichzeitig gibt es natürlich weiterhin – richtigerweise – Einschränkungnen für private Treffen – nicht mehr als drei Haushalte. Ich weiß nicht, wieviele SuS und LuL bereit sein werden, das noch einzuhalten, wenn sie den Vormittag mit 30 bzw. als LuL mit bis zu 90 Haushalten ohne Maske in engen Räumen (die für ca. 24 SuS ausgelegt sind), verbringen.
Ich kann gar nicht sagen, wie wütend ich bin…

Maren
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mozarella

Wo steht das mit dem Wegfall der Masken?Abgesehen davon,dass ich es eine bodenlose Frechheit finde,Kinderstd lang mit Maske rumsitzen zu lassen,abstatt Luftfilter einzubauen,aber einfach OHNE Filter Masken weglassen ist ja schon fahrlässig.

Niedersachse
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mozarella

@ Mozarella:
Das mit dem Wegfall der Maskenpflicht im Unterrichtsraum gilt nur für Grundschulen. Bei weiterführenden Schulen gilt das erst bei Inzidenz unter 35 (Corona-Stufenplan 2.0). Ansonsten wo Abstände nicht eingehalten werden können, gilt weiterhin MNB. Bei uns an der Schule empfehlen wir aber weiterhin das Tragen von MNB im Unterricht (Begründung: Da können Abstände auch nicht eingehalten werden). Ich hatte heute zum ersten Mal wieder eine volle SekI-Klasse und da hatten trotz aktueller Inzidenz von knapp unter 22 alle MNB auf.

Maren
2 Jahre zuvor
Antwortet  Niedersachse

An Grundschulen war bie eine Maskenpflicht im Unterricht.Unsere Schule hat das unrechtmäßig aber dennoch eingeführt.Macht aber wenig Sinn,wenn sie am Platz ab und zu abgenommen werden darf,auf dem Hof aber nicht….

Jan aus H
2 Jahre zuvor
Antwortet  Niedersachse

„Das mit dem Wegfall der Maskenpflicht im Unterrichtsraum gilt nur für Grundschulen“

Hmm… ausgerechnet bei den SuS, für die es so bald noch keine Impfung geben wird? Hat da jemand nicht mitbekommen, dass es schon längst widerlegt ist, dass junge Kinder sich angeblich weniger anstecken?

M
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

Genau so ist es. Völlig daneben

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

„Unterricht auch im kommenden Schuljahr an Inzidenzen koppeln!“

Da ich im ganzen Schuljahr
ganz brav aufgepasst habe,
kann ich ganz logisch folgernd
die Aufgabe ganz leicht lösen:

Inzidenz 50 > 50% Schulbetrieb
Inzidenz 100 > 100% Schulbetrieb
Inzidenz 165 > Fluxkompensator-Beschleunigung