Personalmangel an Schulen spitzt sich zu – «Lehrer sind knapp wie Goldstaub»

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BERLIN. Mit Blick auf die Infektionszahlen wird auch für die Schulen manches einfacher. Ein gravierendes Problem bleibt ihnen aber nach den Sommerferien unabhängig von der Corona-Lage erhalten – es wächst sich sogar aus. Die Rede ist vom Lehrermangel. In Berlin machen Schulleitungen jetzt mobil.

Der Wert eines Gutes wird in der Wirtschaftstheorie durch die Knappheit bestimmt – gemessen daran ist die Ressource Personal für Schulen gerade überaus wertvoll. Foto: Shutterstock

Trotz sinkender Infektionszahlen blicken viele Berliner Schulleiter mit großen Sorgen auf das neue Schuljahr. Während der Corona-Pandemie seien die Probleme an den Schulen noch deutlicher geworden, sagte die Vorsitzende des Interessenverbands Berliner Schulleitungen (IBS), Astrid-Sabine Busse, am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Schulleiterverbände. «Die wichtigsten Akteure sind und bleiben die Lehrerinnen und Lehrer. Die sind so knapp wie Goldstaub. Und es wird jedes Jahr enger.»

Aus Sicht der Schulleitungen muss etwas geschehen, damit das Problem nicht aus dem Ruder läuft. Eine zentrale Forderung lautet, Lehrkräfte in Berlin wieder zu verbeamten. Andernfalls sei der wachsende Bedarf angesichts der anstehenden Pensionierungszahlen bei gleichzeitig steigenden Schülerzahlen nicht zu decken, argumentierte Busse. Ein Drittel aller Lehrkräfte in Berlin seien 55 Jahre oder älter – viele davon gingen in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand. Laut Busse wird für das Schuljahr 2025/26 ein Bestand von 23.000 Lehrkräften erwartet – bei einem Bedarf von rund 32.860.

Sven Zimmerschied von der Vereinigung der Schulleiter von Sekundarschulen (BISSS) bestätigte, es gebe bereits ein massives Personalproblem. «Es ist dramatisch. Berlin muss endlich wieder verbeamten», sagte er. Stellen mit klassisch ausgebildeten Lehrkräften zu besetzen, sei schon jetzt oft unrealistisch. Und für die Zukunft sieht der Leiter einer Integrierten Sekundarschule in Charlottenburg ebenfalls schwarz: «Das Problem wird immer größer.»

„Dann kommt der Tag des zweiten Examens und dann sagt uns die Kollegin: «Es war schön bei Ihnen, aber ich bleibe nicht»“

Busse befürchtet gravierende Folgen: «Die Unterrichtsqualität leidet», sagte die Leiterin einer Grundschule in Neukölln. Dabei sei es ohnehin schwierig genug, die Lernrückstände durch die Pandemie aufzuholen. In Berlin werden Lehrkräfte seit 2004 nicht mehr verbeamtet – inzwischen anders als in allen übrigen Bundesländern.

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Die Ausbildung von Lehrkräften in der Hauptstadt sei anerkanntermaßen gut, betonte Busse. «Dann kommt der Tag des zweiten Examens und dann sagt uns die Kollegin: «Es war schön bei Ihnen, ich bedanke mich, aber ich bleibe nicht in Berlin», erzählte sie von ihren Erfahrungen. Viele junge Lehrkräfte gingen dann einfach ins Nachbarland Brandenburg.

Arnd Niedermöller, neuer Sprecher der Vereinigung der Oberstudiendirektoren (VOB) in Berlin, wies darauf hin, dass Berlin im Gegenteil unbedingt Lehrkräfte aus anderen Bundesländern gewinnen müsse. Die Situation an den Gymnasien sei zwar «ein klein wenig entspannter». Aber auch dort gebe es Mängelfächer, für die kaum Pädagogen zu finden seien.

Die Stellen mit Quereinsteigern zu besetzen, die ursprünglich nicht auf Lehramt studiert haben, ist aus Sicht der Schulleiter keine optimale Lösung. «Die Schulen sind zum Teil damit überfordert», stellte Busse fest. In der Regel seien es nicht ein oder zwei Quereinsteiger, sondern viele – und die konzentrierten sich oft auch noch in Grundschulen an sozialen Brennpunkten. «Und das geht nicht», so die Neuköllner Schulleiterin.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ist inzwischen ebenfalls für die Verbeamtung von Lehrkräften. «Wenn außer Berlin alle anderen Bundesländer verbeamten, muss die Politik sich der Realität stellen», teilte sie am Montag mit. Das sei bisher am Widerstand der Koalitionspartner gescheitert. «Dabei müssen wir wettbewerbsfähig sein – zum Wohle unserer Kinder.»

SPD-Fraktionschef Raed Saleh kündigte an, die Verbeamtung der Lehrkräfte werde ein wesentliches Thema bei den Koalitionsverhandlungen nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus im September sein. Er erwarte, dass dieser Punkt in der nächsten Legislaturperiode definitiv gelöst werden müsse. Allerdings: Die Aussicht auf Verbeamtung bringt kurzfristig nicht mehr Berufsnachwuchs auf den Arbeitsmarkt. Es fehlt schon an Absolventen eines Lehramtsstudiums. News4teachers / mit Material der dpa

Lehrermangel auch in Bayern

Der Lehrermangel ist bundesweit für Schulen ein Problem – auch in Bayern. So monierte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) in der vergangenen Woche mit Blick auf das kommende Schuljahr, dass „wieder nur Löcher gestopft werden statt den seit Jahren anhalten­den Lehrer­mangel endlich nachhaltig zu beseitigen“. Zwei Krisen prallten aufeinander. Habe Corona den Lehrer­mangel kaschiert, so schläge er jetzt erst recht zu.

„Schönfärberei“: Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV, ist empört. Foto: BLLV

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann: „Die Berechnungen des Kultus­ministe­riums gehen hinten und vorn nicht auf. Wir brauchen keine Schönfärberei, son­dern Ehrlichkeit und Transparenz. Was ist machbar und was nicht. Gerade jetzt, wenn es darum geht, die Kinder und Jugendlichen mit ihrem sozialen, emotio­nalen und fachlichen Nachholbedarf zu fördern und zu unterstützen. Wenn wir individuelle Förderprogramme umsetzen wollen, brauchen wir nicht nur finan­zielle Mittel, wir brauchen vor allem qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer. Denn Euros halten keinen Unterricht.“

Den eklatanten Lehrermangel in den Grund-, Mittel- und Förder­schulen bemän­gele der BLLV seit Jahren. Doch mit Corona sei das Thema komplett in den Hinter­grund gerückt. Jetzt würden „letzte Register gezogen“ und gerade momen­tan besonders wichtige pädagogische Elemente wie Vor- und Förder­kurse, so genannte Rand­stunden (Musik, Kunst und Sport), AGs oder Fachunter­richt und der Ganztag in den Mittelschulen gekürzt. „Ein krasses und trauriges päda­gogisches Streichkonzert“, so Fleischmann. „Wo bleibt denn da bitte die Bildungs­gerechtig­keit und der Anspruch an Schule von heute?“ Abgesehen da­von, dass es wohl so aussehen solle, als ob die Zahlen stimmten und kein Lehrer­mangel herrsche. „Aber wie man es dreht und wendet: Die Rechnung geht nicht auf. Der BLLV kann rechnen und das erwarten wir auch vom Kultus­ministerium – trotz oder gerade wegen der Coronasituation und deren Folgen für die Schüler­prognose und Lehrerbedarfe“.

„Auffangen sollen das jetzt Menschen, die nicht die pädago­gische Ausbildung und damit auch nicht den hohen Qualitätsstandard haben“

Gerd Nitschke, Vizepräsident des BLLV, rechnete für Bayern vor: „Insgesamt 576 Vollzeitkräfte werden ersetzt, rechnet man die Förderschulen mit, sind es sogar 650. Rund 15.840 Unterrichtsstunden an Grund- und Mittelschulen werden nicht mehr von ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern geleistet. Auffangen sollen das jetzt Menschen, die nicht die pädago­gische Ausbildung und damit auch nicht den hohen Qualitätsstandard haben wie Lehrkräfte.“ Dass nun Quereinsteiger und externes Personal angeworben werden, findet Simone Fleischmann in mehrfacher Hinsicht problematisch: „Damit sieht es so aus, als ob ja doch alles stattfinden könne. Außerdem muss dieses Personal erstmal gefunden und angelernt werden – wieder eine Aufgabe mehr, die die Schulleitungen und Kollegien bewältigen müssen.“ Und die seien – auch nach dem Krisenjahr – absolut am Limit.

Daher fordert der BLLV die Bildungspolitik auf, endlich die richtigen Schlüsse zu ziehen – mit einer langfristigen, nachhaltigen und realistischen Kalkulation, mit echter Förderung und qualitativ hochwertigem Lehrpersonal. Dazu sei es vor allem notwendig, den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Stellschrauben: flexible Lehrerbildung, gleiche Eingangsbesoldung für alle Schularten und bessere Arbeitsbedingungen.

SPD will Lehrer für Brennpunktschulen „gewinnen“ – durch ein Listenverfahren

 

 

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Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

[Dil postet:]
Im Verborgenen, aus dem Geheimen heraus
dominieren und steuern wir,
was die Gesellschaft in ihrem Innersten zusammenhält,
wenngleich man uns für Wichte hält.
Doch unsere Zeit der allumfassenden Lehrer-Macht
bricht soeben erst an! Wertvoller noch als Goldstaub!

[Dil spricht:]
Mamma, darf ich noch auf den Spielplatz? Barbarella und Marvel kommen auch und wir wollen noch Krieg der Sterne spielen? Ach bitte, ich hab doch gerade alle Hausaufgaben fertig gemacht … bittöööö!

WiMoKa
2 Jahre zuvor

Und ohne einen Blick in meine geheime Glaskugel zu werfen sage ich voraus, dass der Mangel an Absolventen eines Lehramtsstudiums eklatant steigen wird. DAS, was sich FidK, Kultusminister, Schulämter während der Pandemie geleistet haben, hat sehr deutlich gezeigt, dass man für diesen Beruf offensichtlich seeehr leidensfähig sein muss. Tscha, in der Krise zeigt sich das wahre Gesicht, und so mancher, der mit dem Gedanken spielte, Lehrer zu werden, winkt nun dankend ab. Die Anzahl der Masochisten ist halt begrenzt, da lockt auch der Beamtenstatus nicht.

Emil
2 Jahre zuvor
Antwortet  WiMoKa

Genauso ist es!

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  WiMoKa

Und Berlin lockt sogar mit A13… In Nrw bekommt man mancherorts Verhältnisse wie in Berlin mit A12 obendrauf. Wer soll das ernsthaft noch machen?
Dazu 10 Semester Studium um überhaupt an die Grundschule zu dürfen.

lehrer002
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

In Berlin gibt es E13, gar kein A. Und genau da liegt das Problem. Dass in einzelnen Bundesländern Lehrkräfte teils noch mit A12 abgespeist werden, in ein weiterer Skandal, der Berlin jedoch nicht tangiert.

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  lehrer002

Verbeamtet Berlin echt nicht mehr? Dachte die hätten damit wieder angefangen

teachinginberlin
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Wie im Artikel steht, verbeamtet Berlin seit 2004 nicht mehr. Allerdings bekommen wir zu E13 einen Stufenzulage auf die Stufe 5 sowie die Hauptstadtzulage von 150 Euro. Leider ist das immer noch weniger als ein verbeamteter Kollege aus Brandenburg mit einer geringen Anzahl an Berufsjahren bekommt und auch weniger als die „alten“ verbeamteten Kollegen.

Der Lehrermangel ist hier mittlerweile so groß (vor allem in den MINT- Fächern), dass wir t.w. die Unterrichtstafel nicht erfüllen oder einige Schulen 40 Minutenmodelle fahren, um mehr Stunden bei den einzelnen Lehrkräften herauszuholen (3 Unterrichtsstunden mehr pro Woche).

Anfänger
2 Jahre zuvor
Antwortet  lehrer002

Als Fachlehrer bekomme ich A10 für 30 Stunden in der Woche (inkl. Theorieunterricht).

Niki
2 Jahre zuvor
Antwortet  Anfänger

Ja ich auch, A10 ist ein Witz und wenn dann die A12-Kollegen in der Konferenz jammern, dass sie dieses Jahr so viel Fachunterricht machen mussten und das so anstrengend war, krieg ich regelmäßig Zustände.

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  WiMoKa

Sehr leidensfähig ist noch untertrieben! Was sie mit allen an Schulen gemacht haben und im Moment noch machen, ist kaum in Worte zu fassen. Ich glaube Misshandlung trifft es am besten!
Müsste ich mich noch einmal entscheiden, würde mich auch das Beamtentum nicht mehr locken können. Dafür, dass ich tagtäglich meinen Kopf für sinnlose Anweisungen hinhalten muss und den geballten Frust von Eltern, Schülern und teilweise auch Kollegen abbekomme, mit Aufgaben überfrachtet werde und mich kaputt dokumentiere, nur damit meine Dokumentationen irgendwann aus einem verstaubten Aktenordner genommen und geschreddert werden, müsste ich eigentlich Schmerzensgeld bekommen. Das ist auch die Verbeamtung nicht wert! Es war vorher schon schlimm, aber Corona hat den ganzen die Krone aufgesetzt!

Wie schön wäre es, sich wieder oder überhaupt einmal auf mein eigentliches Kerngeschäft konzentrieren zu dürfen, dass an sich schon immer schwieriger wird. Neben den ganzen Zusatzaufgaben sind Korrekturen kaum noch machbar oder eine vernünftige Unterrichtsvorbereitung, aber verlangt wird es.

Jeder der heute noch den Lehrberuf freiwillig ergreift, muss nicht nur masochistisch sein, sondern quasi zur totalen Selbstaufgabe bereit. Ob das durch eine Verbeamtung aufgewogen werden kann? Für mich nicht!

teachinginberlin
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

Ich kann Ihnen sagen, dass uns es als angestellte Lehrkräfte nicht wirklich anders geht. Klar, die Kündigung ist leichter, aber ehrlich nicht wirklich eine Option für einen „Vollblutlehrer“.

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  teachinginberlin

Das habe ich doch auch gar nicht behauptet! Meine beste Freundin ist „nur“ angestellt und sie leidet natürlich ebenso!!! Da bin ich ganz bei Ihnen!

Ich meine nur, dass jeder, der in unserem Beruf anfangen möchte, sich das besser nicht nur zwei, sondern hundert Mal überlegen und sich schon gar nicht von dem Beamtenstatus locken lassen sollte, der einem den Austieg beinahe unmöglich macht. Es müssten sich diverse grundlegende Bedingungen für unsere Arbeit ändern, damit sie wieder zufriedenstellend und attraktiv würde, eine platte Rückkehr zur Verbeamtung verbessert den Berufsalltag doch nicht per se.

Die Ungleichbehandlung, insbesondere die finanzielle, von Angestellten und Beamten habe ich noch nie verstanden und schon gar nicht unterstützt. Aber es ist nun einmal im Moment so, daran kann ich leider nichts ändern.

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

Als meine Nichte mir sagte, dass sie GS-Lehrerin werden will, habe ich mich echt zurückhalten müssen, ihr nicht davon abzuraten. Obwohl ich meinen Beruf liebe, aber vom Unterrichten ist kaum noch die Rede.
Die meiste Zeit verbringe ich mit arbeitsaufwändigen Nebenkriegsschauplätzen!
Zu ihrem Glück hat sie mit einem Abidurchschnitt von 2,4 keinen Studienplatz bekommen.
Ich habe ihr dann einen FSJ-ler Platz an unserer GS besorgt. Ihr jetziger Berufswunsch ist Verfahrenstechnikerin. Nach 6 Monaten Schule ist sie froh, dass sie „da nicht ihr Leben lang arbeiten“ muss!

lehrer002
2 Jahre zuvor

Es ist unglaublich. Das Berliner Schulsystem ist marode, das Bildungsniveau im Keller. Dazu keine Perspektive der Verbeamtung der Lehrkräfte, obwohl sie einer hoheitlichen Aufgabe nachkommen. Brandenburg hingegen lockt mit A13 und besseren Bedingungen an den Schulen, bildet aber selbst nur in Potsdam aus, was für ein Flächenbundesland dramatisch ist, da sind Niedersachsen oder Bayern mit ihr Vielzahl an Lehramtsunis besser aufgestellt. Kein Wunder also, dass die Absolventinnen der Humboldt-Uni und der Freien Uni sich in Brandenburg verbeamten lassen. Schön blöd, die Lehrer für andere Bundesländer auszubilden, nicht, weil man selbst lieber zu viel ausbildet und die besten behält, sondern weil es an den Bedingungen danach scheitert.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  lehrer002

„Das Berliner Schulsystem ist marode“, … aber es gibt eine großartige, von IT-Fachkräften professionell gestaltete Homepage der Schulsenatorin, auf der die Welt wunderbar in Ordnung ist. Angeblich gibt es sogar eine „Berliner Schulbauoffensive“, man höre und staune. Tatsächlich karrt man immer mehr Schüler mit überfüllten öffentlichen Bussen hin und her. Auf der anderen Seite gibt es große Neubausiedlungen mit Tausenden von Wohnungen, aber ohne eine einzige Grundschule in der Nähe.

Teacher Andi
2 Jahre zuvor

Das war voraus zu sehen, kommenden Lehrermangel habe ich schon vor Jahren prognostiziert. Zum größten Teil kann sich das Kultusministerium dies auf die Fahnen schreiben. Wie man teilweise mit den Lehrern umgegangen ist, das war schon grenzwertig, nicht nur zu Corona Zeiten. Bei Lehrerüberschuss wurden die gut ausgebildeten Lehrer fallen gelassen wie heiße Kartoffeln. Der Lehrer war immer der Prellbock einer verkorksten Bildungspolitik, aber die „faulen Säcke“ (ja, das musste man sich auch anhören seitens der Politik) haben auch mal genug. Ohne Verbeamtung läuft bald gar nichts mehr, dass wissen die Verantwortlichen zu gut (nur in Berlin mal wieder nicht), denn das ist neben der Liebe zum pädagogischen Beruf, die oft massiv beeinträchtigt wird, ein guter Grund, den Beruf zu ergreifen, wobei dies nicht der einzige Grund sein darf. Vielleicht sollte der Ton von „oben“ nach „unten“ mal wieder angepasst und die vielgepriesene Fürsorgepflicht auch als solche wahrgenommen werden. Immerhin kamen in Coronazeiten immer wieder Dankesschreiben der Ministerien an die Lehrer und Schüler, das habe ich in meiner Laufbahn noch nie erlebt. Bleibt zu hoffen, dass diese nicht aus Angst vor Kapitulation erfolgte, sondern aus aufrichtiger Anerkennung (da habe ich meine Zweifel). Wären da nicht die Schüler, die einem am Herzen liegen, hätten schon viel mehr Lehrer den Job geschmissen. Spätestens dann, wenn man an den Punkt kommt, wo Vorgaben (Differenzierung, Inklusion, Integration, vermehrt LRS mit den unterschiedlichsten Vorgaben, und dann noch individuelle Betreuung schwieriger Schüler, nicht zufriedenstellend umsetzbar sind, da man kaum Unterstützung (Budget zu knapp) bekommt. Ich kenne etliche Lehrer, die das nicht mehr packen und dienstunfähig werden. Also mit den gegebenen Voraussetzungen werde ich keine positive Werbung für den Lehrberuf machen. Es wird Zeit, dass sich „da oben“ was ändert, runter vom hohen Ross, raus aus dem Elfenbeinturm.

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Die huldvollen Dankesschreiben dürften sich die Damen und Herren meinetwegen gerne an einem Ort stecken, den ich hier nicht näher beschreiben möchte! Die letzten solcherart klangen eher nach Ironie.

ichkannnichtmehr
2 Jahre zuvor

Ich kann das Jammern über den Lehrermangel nicht mehr hören! Anstatt zu jammern, sollten sich KuMis und Schulämter vielleicht auch einmal damit befassen, wie man Lehrer hält, die aktuell im Schuldienst sind. Ich gehöre zur raren Gruppe der „echten Lehrer“, habe studiert und zwei Staatsexamen. An meiner Förderschule sind mittlerweile über 50 % (!) der Unterrichtenden keine ausgebildeten Lehrkräfte. Dazu kommen jetzt noch Gymnasiallehrer, die in einem Schnellkurs qualifiziert werden, dann aber nach drei Jahren das Recht haben an ein Gymnasium zu dürfen. Auf dem Papier sind wir 100 % besetzt, aber nur die echten Förderschullehrer dürfen und müssen Gutachten schreiben, Diagnostik machen und Elterngespräche führen. Früher haben sich solche Aufgaben auf ein ganzes Kollegium aufgeteilt, jetzt nur noch auf die wenigen ausgebildeten Förderschullehrer. Zu dieser Mehrarbeit kommt dann auch noch, dass wir die Nichtlehrer unterstützen und eigentlich auch ausbilden müssen, denn die haben von wenig eine Ahnung. Alles was wir jahrelang im Studium und dem Referendariat gelernt haben, sollen wir mal schnell und neben vermitteln. Diese Zusatzbelastung wird immer höher, denn wir sehen, was schlecht ausgebildete Lehrer anrichten können, die keine Ahnung von sonderpädagogischer Förderung haben. Kopfschüttelfakt am Rand: Wir hätten eine tolle frisch ausgebildete Förderschulkollegin so gerne behalten, aber müssen jetzt stattdessen einen Gymnasiallehrer nehmen, der dann erst die Weiterbildung macht.
Solche Bedinungen führen dazu, dass immer mehr Kolleginnen ernsthaft krank werden oder einfach kündigen und in einer Privatschule arbeiten. So erhöht sich der Lehrermangel.

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  ichkannnichtmehr

Das ist an den GS ähnlich. Bisher waren wir zu 90% besetzt, incl. Seiteneinsteiger, nun gehen wieder 2 Lehrkräfte (Pension, schweres Long Covid) und wir bekommen keine Lehrkraft dazu. Alles soll mit Studenten, Praktikanten, Müttern usw aufgefangen werden, die natürlich nicht nur keine „Posten“ übernehmen können, sondern auch keinen Unterricht vorbereiten können und gecoacht werden müssen. Ganz abgesehen davon, dass auch diese „Aufsichten“ Mangelware sind!

Kathrin
2 Jahre zuvor

Ich glaube, es war Forist Pit 2020, der hier mal, als es um die Wahl des Lehrer*innen- Berufs ging, vor dem Einchecken auf der Titanic warnte. Eine eindrückliche Einschätzung! An sich ein wirklich toller, beglückender Beruf, aber unter den immer noch schlechter werdenden Bedingungen rate ich offensiv ab. Wenn man dann noch bedenkt, wer auf der Brücke steht – wir werden sehenden Auges Richtung Eisberg geschippert…

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Kathrin

@Kathrin

Stimmt.
Das war ich.
Ehrlichkeit ist ein hohes Gut.

Alles andere jenseits von Ehrlichkeit ist zwar für eine gewisse Zeit (= 1 Legislaturperiode, vielleicht auch 2) bequemer – aber die Rechnung wird immer hässlicher ausfallen.

Die Rechnung zahlen wir alle.
WIR ALLE sind die Gesellschaft.

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  Kathrin

Den Vergleich mit der Titanic finde ich auch durchaus passend, allerdings war die Titanic doch eigentlich ein Luxusdampfer, oder? Das Schiff, auf dem wir uns befinden, erinnert mich eher an ein verrostetes, sich gerade noch über Wasser haltendes Wrack, das bis oben hin mit Containern (viele von uns unterrichten ja in solchen) vollgepackt ist. Ich warte auf den Moment, an dem aus der momentanen Schlagseite das unweigerliche Kentern wird.
Aber so ist es eben, auch die engagierteste Mannschaft kann das Schiff nicht vom Sinken abhalten, wenn der Kapitän (in unserem Fall die Kapitäne) sehenden Auges den Eisberg ansteuert!

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

@MeinSenf

Den Luxus gab es aber nur für die „bessere“ Gesellschaft, insbesondere für die erste Klasse.
Die Masse auf den „billigen Plätzen“ sorgte mit dem Kauf der Tickets dafür, dass sich der Luxus für wenige ein bisschen für die Eigner rechnete.

Übelst geblufft (,ein kleiner Euphemismus am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen,) wurde auch damals schon.
Und auch damals konnte man das erkennen – sogar aus weiter Entfernung – wenn man es denn sehen WOLLTE:
Die Titanic hatte 4 Schornsteine.
Nummer 4 war nur wenig mehr als eine Attrappe, denn er diente nicht als Rauchabzug sondern lediglich der Entlüftung.
(Das Thema Lüften … Ohje! Hoffentlich … werden solche Lüftungskonzepte nicht in Schul-Neubauten umgesetzt. Aber immerhin könnten die nicht sinken wie ein Schiff.)

Es gibt also eine Menge Parallelen.

Und wenn man dann noch bedenkt, dass es im Schul(un)wesen gleich 16 Kapitäne gibt, dann sind wir doch ganz sicher auf der sicheren Seite?!

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  Pit 2020

@Pit 2020

Dass die Titanic kein reiner Luxusdampfer war, war mir durchaus schon bekannt. Obwohl ich die Information über den 4. Schornstein tatsächlich noch nicht kannte. Danke also für die neue Information! *wieder was dazugelernt* 🙂

Mir gefiel einfach das Bild von vielen aufeinander gestapelten Containern so gut, in denen dann Schulklassen während der Fahrt unterrichtet werden. Ab und zu fällt einer mal runter… Da können Geografiekenntnisse gleich live erworben werden! 😉

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

@MeinSenf

*wieder was dazugelernt*
Da hat sich das Aufstehen für uns beide heute schon wieder gelohnt, was?
😉

Ich wünschte, unsere „Nieten in Nadelstreifen“ wären dem „life long learning“ gegenüber auch so aufgeschlossen …

Andre Hog
2 Jahre zuvor

Für die kommenden SuS-Gerationen scheint sich eine echte Bildungskatastrophe anzubahnen…der Umgang mit den LuL an den Schulen- eigentlich völlig unabhängig von der jeweiligen Schulform ist die denkbar schlechteste Werbung für den Lehrberuf. Dazu kommt der offenbar miese Leumund, den LuL in weiten Teilen der Gesellschaft haben….und unmittelbar daran anknüpfend auch der rüde Ton, die permanenten Vorhaltungen, zuweilen sogar verbale oder auch physische Attacken gegen Lehrkräfte….ohne entsprechende Rückendeckung seitens der Schulbehörden – geschweige den der KMs.
Die überbordenden Anforderungen, die LuL gefälligst neben der eigentlichen Bildungsarbeit zu leisten haben lässt für das Kerngeschäft – für die Berufswahl überwiegend entscheidenden Arbeitsfelder (Unterricht) – nur noch am Rande Zeit.

Für jemanden, wie die Husarin Gebauer, den Frischluftfan Tonne, den chronischen Lügner Rabe usw arbeiten zu müssen, deren verquere Karrierepläne mit der eigenen Arbeitskraft und Gesundheit befördern zu sollen, ohne dass die sich einen Deut um die Fürsorgepflicht zu scheren, macht auch Interessenten für diese Berufswahl eher zögerlich…bzw. schreckt diese nachhaltig ab.
So geht man mit Menschen, die einem die Aufgaben erledigen, damit man / frau im KuMi-Amt “ glänzen kann (bekomme gerade nen leicht hysterischen Kicheranfall)
einfach nicht um.

„Anstatt für solche Kretins zu arbeiten, die die eigentliche Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen zuweilen / in den letzten Monaten überwiegend unerträglich machen, könnte man sich auch die Haare anzünden und das Feuer mit nem Hammer ausklopfen!“

Tut weh – ist dafür aber schneller vorbei.

„MENSCHEN MIT KLASSE – werden auch Sie Lehrer*in in NRW!“ …das klingt nicht auffordernd ermutigend, sondern eher wie eine unverhohlene Drohung.

Habe viele Jahre a der Uni in Bielefeld als Lehrer im Hochschuldienst gearbeitet und kommende Lehramtsstudierende auf die Arbeit in der Schule vorbereitet…bin froh, das nicht mehr zu machen….ich würde heute vor einer beruflichen Tätigkeit als LuL in der Schule warnen.
Hätte ich nie gedacht – umso trauriger ist es, dass mich die politisch völlig unverantwortliche Rumhampelei von Gebauer und Co soweit getrieben haben – und die Tatsache, dass denen das gelungen ist macht mich dann auch noch extrem wütend.

Tsundoku3
2 Jahre zuvor

Warum haben alle bisherigen Maßnahmen nichts gebracht, muss man da ja fragen. Vielleicht haben sie gar nichts mit den Ursachen zu tun gehabt?

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Tsundoku3

@Tsundoku3

Ich hätte nicht gedacht, dass ich Ihnen mal beipflichten müsste, aber HIER haben Sie eindeutig recht:
Man kann noch so viel lüften und KMs können noch so viel rumlügen – den Lehrermangel kriegt man DAMIT einfach nicht beseitigt!!!
🙂

Susanne Glotzbach
2 Jahre zuvor

Ein Mangel generiert den nächsten Mangel.
In meinem Kollegium (Grundschule, Hessen, Großstadt) werden ab dem Jahr 2024 sieben von 22 Lehrerinnen in Pension gehen. Das ständig hochgesetzte Pensionierungsalter ist dabei unerheblich, da KEINE der Kolleginnen es leisten können wird, bis 67 oder 68 oder was sonst noch kommen wird, vor 25 Grundschülern zu stehen. Zumal die Bedingungen permanent erschwert wurden. (Inklusion, wachsende Zahl an Nullsprechern, etc)
Der Versuch, eine Teilzeit zu beantragen, ist nur mit nachgewiesenen Argumenten wie Eltern mit Pflegestufe und mit Wohlwollen des Sachbearbeiters zu bekommen. Die Erklärung, dass man einfach nicht mehr genug Kraft hat, reicht nicht aus. Obendrein wird die Stundenreduzierung noch auf zwei Jahre befristet um dann neu beantragt zu werden.
Es ist mir nach einigem Schriftwechsel gelungen, zwei (!) Stunden Teilzeitermäßigung für zwei Jahre zu bekommen. Also 26 Stunden statt 28 Stunden.
Die Folge der permanenten Überlastung wird also sein, dass Kolleginnen einfach früher komplett aufhören werden.
Schwere Zeiten für die immer dünner werdenden Kollegien aber auch für die Schüler und die Eltern.

Bernd der Zweite
2 Jahre zuvor

Lehrer gibt es wohl genug, es will nur keiner von denen an die Berliner „bunten“ Brennpunktschulen und mit 40 ausgebrannt sein.

Palim
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd der Zweite

Wo gibt es denn genügend Lehrkräfte?

Der Lehrkräftemangel ist nicht auf ein Bundesland begrenzt, sondern tritt in vielen Ländern inzwischen deutlich zu Tage.
Dabei geht es nicht allein um eine Schulform, nicht allein um ein bestimmtes Fach, nicht allein um eine Region.

Die Länder gehen seit über 10 Jahren unterschiedliche Wege, mit Personal ohne 2. Staatsexamen die Betreuung aufrecht zu halten, manchmal ist es wirklich nur Aufsicht oder Ausfall, alles jenseits der Pflichtstundentafel (Förderung, Herausforderung, AG, Inklusionsstunden) wird gestrichen, sodass diese wichtigen Stunden, die im Erlass stehen, beantragt und gewährt werden, dann aber nicht in den Schulen erteilt werden können.

Mir ist kein Bundesland bekannt, dass über Gebühr einstellt, um eine Vertretungsreserve aufzubauen, um die notwendigen Entlastungen zu ermöglichen und um für die Zukunft ausreichend Lehrkräfte im System zu halten.

D. Orie
2 Jahre zuvor

DANKE für diesen wichtigen Beitrag. Bitte nicht aufhören, den „Finger in die Wunde zu legen“. Vielen Dank auch für die vielen guten Kommentare. Es ist ein katastrophaler Zustand und man sieht nirgendwo Licht am Horizont. Wo ist denn mal eine Partei, die sich wirklich für eine Verbesserung der Bedingungen in Bildung und Ausbildung einsetzt???

Katinka
2 Jahre zuvor

Ich denke, das Bild der LehrerInnen in der Öffentlichkeit (faul, überbezahlt, unfähig), das sich hartnäckig hält, wie man es leider immer wieder hier im Kommentarbereich und auch in anderen Foren liest, trägt auch seinen Teil dazu bei. Bei vielen sind LehrerInnen dermaßen verhasst und das überträgt sich natürlich auf andere, insb. die eigenen Kinder. Ich ertappe mich selbst dabei, wenn mich jemand fragt, was ich beruflich mache, wie ich mit (An-)spannung die Reaktion des anderen erwarte. Das ist doch nicht normal!?
Mein Kind möchte auch in den Lehrerberuf und ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Einerseits übe ich meinen Beruf sehr gern aus, andererseits ist es unglaublich frustrierend und demotivierend, wie mit LehrerInnen umgegangen wird (seitens der KM, der Eltern, z.T. der Schulleitungen etc.) und wie jeder, aber auch JEDER immer besser weiß, wie ein/e LehrerIn zu arbeiten hat. Das ist etwas, das mich schon gewaltig nervt in diesem Beruf und ein Aspekt, bei dem ich anderen davon abraten würde, diesen Beruf zu ergreifen (es sei denn, das geht völlig ein einem vorbei, aber ich glaube, das schafft kaum jemand).

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor

Für mich ist es kein Wunder – Lehrer – Höllenjob mit Missachtung 24/7.

Vor einer Klasse, die keinen Bock hat und ganz genau weiß, was ich darf und was nicht.
Leider haben sie keinerlei Plan darüber, was sie dürfen und was nicht.

Vor einer Klasse, die nicht lernt, aber verbal gut ausgestattete Elternargumente hat – keine Note schlechter als Vier – sonst geht`s ab zum SL. Oder zum Rechtsanwalt.

Gefrustete Eltern, die mit ihren Kindern nicht klarkommen und fragen, was sie machen sollen – Kevin und Shantalle prügeln sich auf dem Spielplatz. Sonntags!
(Ich war kurz davor, auf Kevin zu setzen und zu fragen, wie hoch der Kurs ist.)

Klaus, der ein A nicht von einem B unterscheiden kann, während Peter den „Herrn der Ringe“ gelesen hat und darüber eine Buchvorstellung macht. Pädagogisch besonders wertvoll, wenn Klaus sein Pixi-Heft rausholt – alle auf ihrem Niveau – einer bewundert, einer ausgelacht und schikaniert – nein, nicht im Klassenraum. Draußen, nach dem Unterricht.

Susi, die Dramaqueen, die jeden geistigen Müll raushaut, der durch den Kopf wabert. Paul, der das geil findet und sich „zeigt“, indem er in den Schrank kriecht, Ron, dem das alles zuviel wird und sich ständig um sich selbst drehen muss, Sophie, die gerade kreischt, weil Ben sie mit einem Zirkel sticht, Achmad, dem die Augen aus dem Kopf fallen, weil die Mädchen bauchfrei von oben bis unten sind, Nick, der nur Papierflieger bastelt, Freddie, die stumm und ausdruckslos blickt, Lennie, die gerade kundtut, wie laaaaaaangweilig das alles ist, Theo, der am Rad dreht, weil die Medikamente nicht mehr wirken, oder es regnet oder die Sonne scheint oder der Papierflieger nicht fliegt…. … und das alles innerhalb von 45 Minuten.

Alle anwesend, kein Unterricht möglich.

Geht nicht in die Statistik ein als „ausgefallen“. Ich finde es hingegen mehr als ausgefallen, wie sich das eine oder andere Kind benimmt – hat es bestimmt bei mir gelernt – bei einer Stunde Unterricht pro Woche. Zuhause ist es ja gaaaaanz anders oder – auch gut! – das war schon in der Grundschule so (und wird damit auch so bleiben. Punkt).

Soooo (s.o.) kann Schule einfach nicht funktionieren.

Ich bin für eine Schuleingangsprüfung. Ist das Kind in der Lage, den Anforderungen gerecht zu werden, die in der Schule erwartet (und nicht erst jahrelang – teilweise vergeblich – eingeübt) und benötigt werden.

Ich bin für ein Schuleingangszertifikat – Wortschatz, Intelligenz, Reife, Sozialverhalten.
Zertifikate kommen bei Eltern und Kids prima an.

Ich bin für ein Schulrecht, das man sich erwerben muss.

Ich bin für Trennung der Kids – die guten ins Kröpfchen, die anderen zurück an Start.

Ich bin für Schulsozialarbeiter (OHNE Einverständniserklärung der Eltern, denn die Kinder brauchen Hilfe!).

Ich bin für Schulpsychologen in Massen (OHNE Einverständniserklärung der Eltern, denn die Kinder brauchen Hilfe!)

Ich bin für kleine Klassen.

Ich bin gegen die Zentralisierung von Schulen – auch nur eine Sparmaßnahme
(die uns bei Corona sehr das Genick gebrochen hat – Massenveranstaltungen und Transportwege – erinnert mich irgendwie an die Massentierhaltung….).

Ja, ich träume. Aber ehrlich: Die Wirklichkeit ist schwerst zu ertragen.

Und jetzt noch was zum Inhalt oben:
Der Abstand zwischen Menschen, die 15 oder jünger sind und Menschen, die die 60 überschritten haben, ist zu groß. Ältere Menschen haben andere Bedürfnisse, steht in jeder Rentnerbravo.

Es müssen junge Lehrer an die Schulen, die älteren könnten in den Innendienst versetzt werden – das würde ich sofort machen.

Dem Krach in der GS sind meine Ohren nicht mehr gewachsen.

Müssen Piloten auch fliegen, bis sie das Rentenalter 68 erreicht haben? Wer setzt sich denn da noch freiwillig in den Flieger? NeverComeBackAirlineNutzer oder wie?

Das ging heute ein bisschen durcheinander – aber gerade einen Horrortag (s.o.) hinter mich gebracht. Stundenziel aber erreicht!!! Es hieß: Überleben.

Vielleicht lassen sich so Neue rekrutieren – Survivaltraining inklusive. Abenteuerurlaub auch während der Arbeitsszeit. ….. Als Überraschungspecial – die Eltern wissen, wo du letzten Sommer gewohnt hast (und heute arbeitest!).

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

@Riesenzwerg:
„Das ging heute ein bisschen durcheinander“
– Keineswegs! Wer von Schule etwas wirklich versteht, der weiß ganz genau, was Sie beschreiben und wie Sie sich dabei fühlen und v.a. weiß man dann auch, was dies für die SuS bedeutet.
Wer von Schule nichts versteht, liest möglicherweise nur mit einem Schenkelklopfen durch diese Schilderung und lächelt verschmitzt, weil da eine Lehrkraft leidet, übersieht dabei aber (absichtlich?) auch die SuS-Schicksale und deren Aussichten.

Nordlehrer
2 Jahre zuvor

Ich finde es immer schwierig generalisiert vom Lehrermangel zu sprechen. In Berlin scheint es den tatsächlich zu geben, aber in vielen anderen Bundesländern handelt es sich zum einen eher um einen Lehrstellenmangel und zum anderen betrifft der Mangel an Lehrkräften meistens nur Grundschulen und Gemeinschaftsschulen.
Als Gymnasiallehrkraft hat man meist wenig Chancen zeitnah eine Einstellung an einer Schule mit Oberstufe zu bekommen.

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Nordlehrer

Das stimmt!
In unserem Kreis fehlen je ca. 50 Lehrer an GS und an weiterführenden Schulen.
Für die GS gibt es 10 Bewerber, für die weiterführenden 98.
Und immer mehr Referendare werfen schon nach kürzester Zeit das Handtuch, weil sie „sich den Beruf ganz anders vorgestellt haben“!
Und bei uns wird verbeamtet! Trotzdem bluten wir aus.