Statt Luftfilter für Schulen: Ventilator und Plastikrohre aus dem Baumarkt?

38

MAINZ. Der Streit um Luftfilter in Kitas und Schulen – vor allem um die Kosten – erhitzt bundesweit die Gemüter. Seit klar ist, dass es zum Herbst hin keine generellen Impfungen von Schülern geben wird, legen immer mehr Bundesländer (mehr oder weniger umfangreiche) Programme auf, um die Gefahr durch Corona-belastete Aerosole in Klassen- oder Gruppenräumen zu reduzieren. Möglicherweise gibt es dafür aber eine recht simple und billige Lösung: Fensterlüften – ergänzt um ein Ventilator-getriebenes Abluftsystem aus Kunststoffrohren, das sich mit Materialien aus dem Baumarkt bauen lässt. Eine neue Studie soll die Wirksamkeit der Konstruktion belegen.

Schematische Darstellung des Fensterlüftungssystems mit verteilter Abluftabsaugung und bodennaher Zugluft. Graphik: A. Koppenborg / Max-Planck-Institut

In einer neuen Studie zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie und zur Erhöhung der Luftqualität in Klassenräumen haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz die Wirksamkeit verschiedener Lösungsansätze zur infektionsschutzgerechten Lüftung beziehungsweise Luftreinigung ermittelt. Die Forscher verglichen Ventilator-gestützte Fensterlüftungssysteme und normales Fensterlüften (Stoß- und Dauerlüften) mit Lüftungs- und Luftreinigungsgeräten anhand von Kohlendioxid- und Aerosolmessungen und darauf aufbauenden Modellrechnungen für einen Unterrichtstag in einem typischen Klassenraum.

Der Vergleich zeige, so heißt es in einer Pressemitteilung: „Fensterlüften, ergänzt durch einfache technische Hilfsmittel wie Ventilatoren und Abzugshauben, eignet sich sehr gut zum Schutz vor SARS-CoV-2-Infektionen durch Aerosolübertragung – auch im Vergleich zu konventionellen raumlufttechnischen Anlagen sowie zu filter- oder UV-strahlungsbasierten Luftreinigungsgeräten. Zudem sorgt das Fensterlüften auch für gute Raumluftqualität.“

Ein einfaches Fensterlüftungssystem für Klassenräume: Hier wird eine der Hauben montiert, die die von Schülern ausgeatmete warme Luft über einem Schreibtisch auffangen und in den Abluftkanal leiten sollen. Foto: © Elena Klimach / Max-Planck-Institut

Besonders wirksam sei eine Kombination aus Quelllüftung, bei der Frischluft durch ein Fenster bodennah in den Raum einfließt, und verteilter Abluftabsaugung über „potentiell infektiösen Personen“, also den Schülerinnen und Schülern. Das erreiche man beispielsweise durch ein gekipptes Fenster hinter einem Vorhang oder Vorbau. Die warme Atemluft der Schüler steigt nach oben, und ein Ventilator im oder vor dem Fenster befördert die Luft nach außen.

Die Konstruktion ist denkbar einfach und wurde mit Materialien aus dem Baumarkt im Wert von etwa 200 Euro umgesetzt: Über jedem Tisch hängt in etwa zwei Meter Höhe ein breiter Schirm, der mit einem Rohr verbunden ist. Alle Rohre führen in ein zentrales Rohr, das wiederum durch ein gekipptes Fenster nach draußen führt. Ein Ventilator am Ende des Rohrs sorgt dafür, dass die Luft aktiv nach außen transportiert wird.

Fensterlüftungssysteme mit Abluftventilatoren sind kostengünstig und leicht in Schulen realisierbar

„Insgesamt zeigt der Vergleich, dass Fensterlüftungssysteme mit Abluftventilatoren nicht nur kostengünstig und leicht realisierbar sind. Sie sorgen auch sehr effektiv für die Reinhaltung der Luft und wirken gegen die Aerosolübertragung von Infektionskrankheiten wie COVID-19 oder Influenza“, sagt Frank Helleis, Leiter der Instrumentenentwicklung am MPI für Chemie. „In der Stadt Mainz sind solche einfachen Systeme bereits in mehr als 450 Klassenräumen installiert und erfolgreich in Betrieb.“ Im vergangenen Herbst hatte das Max-Planck-Institut die Konstruktion bereits vorgestellt und im Rahmen eines Modellprojekts in Schulen gebracht.

Anzeige

Der breite Einsatz in Mainz und an anderen Orten bestätige die praktische Machbarkeit des Ansatzes auch in unterschiedlichen Ausbaustufen, also mit oder ohne Abzugshauben. „Wichtig ist die richtige Dimensionierung und der Einsatz geeigneter Materialien“, erläutert Thomas Klimach, Mitentwickler der Mainzer Fensterlüftungssysteme. „Die Materialien sind im Fachhandel und im Internet erhältlich. Die Installation können beispielsweise Hausmeister, Lüftungs- und Haustechniker, Messebaufirmen und andere Dienstleister durchführen.“

Sein Kollege Helleis weist noch auf einen anderen Aspekt hin: „In Schulklassen kommen viele Personen auf engem Raum zusammen und geben Wärme sowie Feuchtigkeit ab. Die Rückgewinnung von Wärme oder Feuchte bringt nach unseren Ergebnissen weder energetisch noch für das Raumklima wesentliche Vorteile. Es ist deutlich sinnvoller, Außenluft nach dem Quellluft-Prinzip durch die Fenster zuzuführen. Frischluft mit technischen Komponenten zu behandeln, erhöht den Wartungsaufwand und kann hygienische Probleme bereiten.“

Forscher empfehlen Abluftventilatoren für alle Klassenzimmer – bundesweit

Die Mainzer Forscher empfehlen den Einbau und Betrieb von Abluftventilatoren in allen Klassenräumen, die noch nicht mit ähnlich wirksamen Hilfsmitteln ausgestattet sind – nicht nur zur Eindämmung der Pandemie, sondern auch allgemein zur Verbesserung der Luftqualität in Schulklassen. Aus ihrer Sicht sollte es mit relativ geringem Aufwand und in kurzer Zeit machbar sein, Klassenräume deutschlandweit mit geeigneten Ventilatoren auszustatten.

Je nach Bedarf könnten die Fensterlüftungssysteme auch mit anderen Methoden wie dem Stoßlüften nach Empfehlung des Umweltbundesamtes (UBA) oder zusätzlichen im Raum verteilten Luftreinigern ergänzt werden. Um zu prüfen, ob dadurch ein substanzieller Mehrwert entsteht, stellen die Forscher das Tabellenkalkulationsprogramm zur Verfügung, das sie für die Vergleichsstudie entwickelt und genutzt haben (https://bit.ly/3xfmz). Damit können verschiedene Kombinationen der Lüftungsmethoden und Variationen der Kenngrößen untersucht und verglichen werden.

Und wie sind die Erfahrungen der Schulen, in denen die Lüftungsanlage aus dem Baumarkt läuft? „Die Umsetzung geht schnell und es muss nicht in die Gebäudesubstanz eingegriffen werden“, erklärt Karin Mades, Leiterin der Marienborner Grundschule. „Die Kinder finden die Anlagen cool. Manche sagen, sie sehen wie ein Ufo aus.“ Wichtiger für Lehrkräfte: „Die Anlagen sind auch extrem leise“.

Nähere Informationen zu dem vom Max-Planck-Institut für Chemie entwickelten Fensterlüftungssystem findet man unter ventilation-mainz.de.

Haben Kultusminister die Öffentlichkeit getäuscht? Weil räumt ein: Luftreiniger wirken! Schulen sollen jetzt welche bekommen

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

38 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Andre Hog
2 Jahre zuvor

Nun ja….gesetzt den Fall, dass die Ansaugstärke des verbauten Abluftventilators groß genug ist, die benötigte Sogwirkung auf die evtl. aerosolgeschwängerten Atemluft der SuS zu entwickeln – so müssten dennoch – rein strömungstechnisch Plexiglastrennwände an jedem Sitzplatz installiert werden, damit eine Querdiffusion der ausgeatmeten Luft vermieden werden kann. Die Untersuchungsvideos von Herrn Kähler u.a. Strömungsexperten zeigen, wie Atemluft sich im Raum verteilt…diese Diffusion müsste entsprechend der hier vorgestellten Abluftinstallation begünstigend beeinflusst werden. Lautes Sprechen, Husten, Niesen usw. verteilen die Luft mit erheblichem Druck waagerecht in Richtung des Sprech- oder Hustenstroms…allein die durch Körpertemperatur erzielte und nicht besonders langanhaltende Erwärmung führt nicht zu einem physikalisch bedingten Aufsteigen der Ausatmenluft Richtung der Ansaugschirme.

Die Vorstellung, dass die Hausmeister mit der Installation des Abluftsystems beauftragt werden könnten, verweist auf die praxisferne Einschätzung bzgl der Weisungs- und Auftragsbefugnis von Schulen an diese Beschäftigten. Wenn die Kommunen diese Aufträge an ihre Bediensteten (Hausmeister*innen stehen im Dienst der jeweils zuständigen kommunalen Behörden – hier z.B. der sog. ImmobilienServiceBetrieb der Stadt Bielefeld) weitergeben, dann wirde es – je nach „Basteltalent“ dieser Person – entsprechend lange dauern, bis alle Klassenräume einer Schule entsprechend ausgerüstet sind – oder überhaupt ausgerüstet werden. Auf die Schnelle Handwerksunternehmen für diese Aufgabe zu requirieren dürfte ebenfalls eher schwer fallen.

Das ist – denke ich – noch nicht richtig zuende gedacht…wie sagt man so „Da muss man nochmal ran…!“

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ja und solche Bauten sind nicht zertifiziert. Der juristische Paragraphendschungel wird es überwuchern. Eine pragmatische Idee und vor 15 Jahren wäre es vielleicht noch gegangen, aber bei heutiger Fokusierung auf Sicherheitsvorgaben sehe ich nicht, wie es sich flächendeckend realisieren kann.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Mit Sicherheitsvorgaben meine ich Dinge wie Deckenbefestigung und Absturzsicherung, Brandlastauflagen und Materialvorgaben zum Brandschutz, E-Check-Abnahmen usw. … seltsam, dass demgegenüber die Hygienevorschriften irgendwie flexibler zu sein scheinen im Sicherheitsbereich von Kita/Schule. Da fehlt mir noch der richtige Durchblick.

Weiß da jemand etwas genauer dazu, gibt es da juristische/vorgabentechnische Unterschiede i.Vgl. zum Brandschutz etwa?

Georg
2 Jahre zuvor

So einen Artikel gab es doch mal …

Die Umsetzung hat aber mehrere Probleme:
– Die Hausmeister müssten die Sachen einkaufen, aufbauen und montieren. Wenn sie es gibt, haben sie nicht genügend Arbeitszeit, um das neben ihren regulären Aufgaben auch noch zu erledigen.
– Die Selbstbaulüfter sind bestimmt eine Menge, aber nicht schülersicher. Ob sie auch mit dem Brandschutz vereinbar sind, weiß man nicht.
– Da man die elektrische Sicherheit schon von selbst angeschafften Computernetzteilen aus versicherungstechnischen Gründen prüfen lassen und per Aufkleber belegen muss, müsste man das auch mit den Selbstbaulüftern machen. Wer steht dafür gerade?

Mutter im Coronamodus
2 Jahre zuvor

Ich find´s voll super! Das könnten die Schülerinnen und Schüler doch jetzt vor den Sommerferien in der Projektwoche schnell selber bauen, denn soweit ich weiß, ist unser Hausmeister im gerade in der Sanierung befindlichen Gesamtschulkomplex schon ganz schön eingebunden mit der Reparatur der kaputten Fenster, wo nicht gerade Baustelle ist. Außerdem ist er auch eher nicht so der Basteltyp… Daher sind auch die Sonnenschutzjalousien schon seit etwa 10 Jahren kaputt.

Ganz fix und easy selbergemacht – scheiß doch drauf (´tschuldigung), ob das dann richtig dimensioniert ist oder in Flammen aufgeht, ist doch egal, wir sind hierzulande schließlich flexibel und drücken auch mal ein Auge zu… Wird schon nix passieren, und günstiger ist es auch noch!
*Ende Sarkasmus*

Jan aus H
2 Jahre zuvor

Ich habe mir mal den Spass gemacht, die technischen Daten der verwendeten Lüfter anzuschauen (laut Materialliste unter dem einen Link). Wenn man den besseren davon nimmt, dann bringt der bei Vollgas 915 m^3/h bei einem Druck von 21 Pa. 21 Pa ist nicht viel… der Strömungswiderstand der verwendeten Rohre wird bei so einem Luftdurchsatz höher sein als 21 Pa. Damit sinkt dann der Durchfluss. Aber nehmen wir mal an, wir bleiben bei den 915 m^3/h. Wenn man das dann ins Verhältnis setzt zu dem, was die TU Berlin herausgefunden hat, dürfte so eine Anlage für 8-9 SuS im Raum für eine ziemlich hohe Sicherheit sorgen, wenn diese EINE Stunde im Raum bleiben (Bedarf etwa 105 m^3/h / h).

Dafür ist das ausreichend… für mehr SuS oder längere Aufenthalte müsste man zumindest den Luftdurchsatz deutlich steigern.

Bitte nicht falsch verstehen… ich bin sehr für solche Lösungen. Damit sie aber nicht nur für eine Scheinsicherheit sorgen („Wir haben eine RLT-Anlage, also kann nichts passieren“), sollte man VERBINDLICH Parameter vorgeben, den so etwas (oder auch eine Luftfilteranlage) genügen muss, um ein angestrebtes Sicherheitsniveau zu erzeugen. Das könnte beispielsweise in Analogie der Ergebnisse der TU Berlin an der Anzahl der Personen und der angestrebten Aufenthaltsdauer festgemacht werden.

Ich fürchte nämlich, dass sich sonst durch die Hintertür die nächste Problematik einschleicht… so nach dem Schema „Luftfilter/Lüftung -> abgehakt“, ohne dass sichergestellt ist, dass es für den angestrebten Zweck auch ausreicht.

MeinSenf
2 Jahre zuvor

Ich stelle mir gerade vor, wie ein nicht sehr bastelbegabter Hausmeister sich vergreift und quasi eine Hochleistungsturbine bestellt und eingebaut. Ein sehr lustiges Bild, wie alle Schüler oben an der Decke kleben und mit den Beinen baumeln. 😉 Unterricht im Strömungskanal!

Spaß beiseite:
Nicht nur die Leistungskraft solche Anlagen bei vollbesetzten Klassenzimmern wäre genauestens zu prüfen, (siehe @Jan aus H) sondern auch die Haltbarkeit. Was passiert denn, wenn Paulchen mal wieder auf die Idee kommt im Klassenraum seinen Tennisball durch die Gegend zu kicken? Oder Klärchen sich auf den Tisch stellt und versucht sich tatsächlich von der Decke baumeln zu lassen? Und so etwas passiert doch in Schule am laufenden Band! Auch zu versuchen kleine Papierkugeln so hoch zu werfen, dass sie von der Anlage erfasst und mit gewirbelt werden, wäre für Schüler wahrscheinlich eine Super-Nebentätigkeit im Unterricht.
Dann krachen doch Teile einer solchen Anlage einfach runter! Was passiert wenn es jemandem auf dem Kopf fällt? Ist soetwas versicherungstechnisch abgedeckt? Wer würde denn hier die Wartung übernehmen und die Zertifizierung ( siehe auch den oben erwähnten Brandschutz)?
An sich finde ich das eine gute ( und vor allem auch preiswerte *wichtig wegen der Politik *) Lösung. Es bleiben jedoch viel zu viele ungeklärte Fragen offen und auch Risiken im tatsächlichen Schulbetrieb, die den flächendeckenden Einsatz solcher Selfmade-Lüftungsanlagen nicht sinnvoll erscheinen lassen.
Durch den schulischen Vorschriftendschungel dürfte der Betrieb solcher Anlagen sowieso von vornherein ausgeschlossen sein. Wir durften ja noch nicht einmal einen hässlichen Klassenraum mit einer beliebigen Wandfarbe aus dem Baumarkt in Eigenregie streichen, da die Farbe ja nicht den offiziellen Vorgaben entsprach, obwohl sie sogar für Bauklötze geeignet war!

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

@MeinSenf

„Ich stelle mir gerade vor, wie ein nicht sehr bastelbegabter Hausmeister sich vergreift und quasi eine Hochleistungsturbine bestellt und eingebaut. Ein sehr lustiges Bild, wie alle Schüler oben an der Decke kleben und mit den Beinen baumeln. Unterricht im Strömungskanal!“

Ich habe sehr gelacht! … „Das fliegende Klassenzimmer – Reloaded.“

Bei dem Klassenraum und der Sache mit der Wandfarbe vergeht einem schon wieder das Lachen, stattdessen staunt man … Bauklötze, genau!
Und die geschilderten Probleme im Alltagsbetrieb dieser „DIY“-Anlagen ließen bestimmt nicht lange auf sich warten.
Der einzige Vorteil findet sich in den Anschaffungskosten, auch weil ja offensichtlich keine Kosten für externe Handwerksbetriebe in der Modellrechnung stecken.
Huch, schon wieder ein Bauklötzchen! 😉

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  Pit 2020

@Pit2020
Gern geschehen! Diese Version des Selbstbau-Lüftundsanlage wäre im Unterricht auch vielseitig einsetzbar! In Sport könnte die richtige Körperhaltung zum möglichst langen Freiflug geübt werden. In Kunst würden sich Experimente in Richtung Jackson Pollock anbieten, in Biologie könnte man das Wachstumsverhalten von Pflanzen unter stetem Luftstrom untersuchen und außerdem könnten die Schüler Lebensmittel von zu Hause und durch eine ausgeklügelte Vorrichtung in der Schule vakuumieren. Da hätten sogar die Eltern was davon! 😉
Das wären ganz neue Unterrichtserfahrungen.

gilmore girl
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

Und man fragt sich, wer diese Steilvorlage für die nächste Ausrede gegen mobile Luftfilteranlagen geliefert hat und warum JETZT! Gibt es in den Ministerien einen intern ausgeschriebenen Preis für die absurdesten Ausreden/Phrasen/Sprüche/Ideen? Super fand ich „Kinder könnten über die mobilen Geräte stolpern“, die ja auch „keine Treiber der Pandemie“ sind und „Symptomlos“ nicht erkranken, während die „Schulen sicher“ sind und Vollpräsenzunterricht „ein Strahlen auf die Gesichter der Kinder“ zaubert, wobei „Lüften gesund“ ist und die „Hygienemaßnahmen ausreichend“ sind und Tests gar „Ansteckungen vermeiden“. Jetzt warte ich nur darauf, wer von den 16 zuerst auf den Zug mit den selbstgebauten Windrädern aufspringt und das als DIE Idee im Kampf gegen Infektionen verkauft – wahlweise mit Fön. Hier wird das RAD neu erfunden, während Kollegien aus lauter Verzweiflung ob Untätigkeit von oben am RAD drehen. Dürfen wir nach den Sommerferien wieder im Chor singen, z.B. „Ja, mir san mim RADL da“? Ich will ja innovativen Ideen nicht in die Speichen fallen, aber das ist doch kein Zufall, dass diese Erfindung zu DIESEM Zeitpunkt den Weg in die Medien findet, wo Bewegung in die Diskussion um Luftfilter kommt (wobei sich mir mir nach wie vor der Bedarf nach Diskussion nicht erschließt). Und Sicherheitsrisiken mit Sicherheit so schnell ausgehebelt werden per Gesetz, wie man Zeit braucht, um BAUMARKT zu buchstabieren. Wenn sich das hier wirklich durchsetzt, müssen wieder mal die Schulen in die Pedale treten, während unsere Herren und Frauen Minister in unserem Windschatten eine ruhige Glaskugel schieben können. Na denn – auf einen kurzen Bremsweg…

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  gilmore girl

Der Witz ist, das diese Idee schon 2020 da war, ich habe sogar damals einen Artikel dazu mit dem gleichen Bild wie oben gelesen (bitte nicht nach der Quelle fragen, den find ich bestimmt nicht mehr).
Zu dem Zeitpunkt war das auch schon mal kurz in den Medien, verschwand aber ganz schnell wieder.
Jetzt passt das doch super ins politische Kalkül, denn im Endeffekt sind doch bei dieser Idee die Schulen und ihr inkompetentes Personal Schuld, weñn sie so was nicht hinkriegen.

@gilmore girl
Der erste Teil Ihres Kommentars gefällt mir ausnehmend gut, sehr treffend und humorig zusammengefasst, alles Passende drin! 🙂

MeinSenf
2 Jahre zuvor
Antwortet  gilmore girl

@Redaktion

Danke für den Link! Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass auch eine oder mehrere andere große Zeitschriften schon im letzten Jahr darüber berichtet haben. Denn letztes Jahr war ich hier bei euch noch nicht ganz so viel unterwegs.
Und auch in dem Artikel, an den ich mich erinnere wurde schon von Einbauten in Schulen gesprochen. Daran erinnere ich mich so genau, weil wir das bei uns im Kollegium tatsächlich zum damaligen Zeitpunkt diskutiert haben.

Andre Hog
2 Jahre zuvor
Antwortet  gilmore girl

Liebes gilmore girl:
Wunderbarer Kommentar, der nebenbei die richtigen Fragen nach der Urheberschaft und dem Zeitpunkt des Publizierens stellt.
Jaaaa, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gewinne ich die innere Überzeugung, dass du sowohl mit dem Gedanken am Wettstreit um die abstruseste Idee als auch mit deiner Idee bzgl des zu lancierenden Zeitpunktes absolut recht hast.

Ich hatte diesen Gedanken ja schon des öfteren eingeworfen – war dann im Nachgang zuweilen ein wenig über mich erschrocken (ich bin ein ganz friedlicher Mensch und auch ganz nett) aber das Gefühl, dass man die gesamte KMK mit den dazu gehörenden Landesregierungen, ausgesuchten bundespolitikern mal richtig beuteln möchte stellt sich wieder verstärkt ein.

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

@MeinSenf

Schule – der natürliche Ort für „Spiel ohne Grenzen“.

mm
2 Jahre zuvor
Antwortet  MeinSenf

Dann müssen die Schüler statt Mundschutz eben einen Helm im Klassenzimmer tragen. Gibt doch für alles eine Lösung.

S. Weiß
2 Jahre zuvor

Die Selbstbaulösung ist schon längst von Experten abgeräumt worden. Siehe MDR vom 4.12.20: https://www.mdr.de/wissen/corona-lueftung-schulen-kritik-100.html

Ich sehe die einzige Lösung für die meisten Schulen in fest installierten Luftfilter-„Schränken“, da in der Regel kein Lüftungs/Klimasystem existiert, in das man Luftfilter integrieren könnte. Wahrscheinlicher halte ich es, dass die Impfempfehlung für Kinder kommt. Dann kann man sich die Luftfilter vermutlich sparen und bleibt nicht auf dem riesigen Überschuss an Impfdosen sitzen (bzw. wird dieser dann nicht ganz so hoch sein).

Dirk
2 Jahre zuvor

Haben die Minister und Abgeordneten ihre Luftreiniger in den Landtagen auch selbst gebastelt? Wie kann man beim Schutz der Kinder auf so eine aberwitzige Idee kommen? Was kommt danach?

Eine selbstgebaute Heizung aus der Projektwoche?
Selbst gefilftertes Wasser aus dem naheliegenden Bach?

Ich finde es geradezu verächtlich, wie verantwortungslos mit der Gesundheit der Kinder umgegangen wird. Es wird nach jedem sich bietenden Strohhalm gegriffen, um die anerkannt wirksamen Luftreiniger nicht in den Klassen aufzustellen. Das hat sich bereits gerächt und wird sich weiter rächen.

100 Euro pro Schüler kostet ein geeigneter Luftreiniger Pro Kopf/Schüler.
Manch ergonomischer Lehrerstuhl oder Arbeitstisch ist teurer.

Katinka Katze
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dirk

Ja genau, deshalb zahlen wir LehrerInnen ja auch die Ausstattung unserer Arbeitszimmer von Bürostuhl und Arbeitstisch bis hin zur Büroklammer selbst und nicht unser Arbeitgeber!!! Bei anderen Beamten/Angestellten ist das natürlich anders, da wird alles bezahlt, z.B. auf dem Finanzamt.

WiMoKa
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dirk

Ergonomie für Lehrerstuhl und Arbeitstisch? Zuhause, selbst beschafft und bezahlt, da ja. In der Schule sind Lehrertische oft genug einfach eine etwas breitere Ausgabe des Schülertischs, und die Lehrerstühle… nun, was Ergonomie betrifft, das war für Schule selten wichtig, das Hauptkriterium ist für den Schulträger ein günstiger Preis!
Aber egal, Sie haben völlig Recht, es ist unglaublich, dass die Politik auf Lösungen setzt, die vom Bastelgeschick des Hausmeisters abhängen. Es würde mich mal interessieren, ob in den Ministerialbüros und Wandelgängen der ministerialen Gebäude ebenfalls diese putzigen Plastikhauben hängen…

Andreas Wolf
2 Jahre zuvor

Wir haben an unserer Schule 30 Klassenzimmer mit Lüftungsanlagen ausgestattet. Gebaut wurden die Anlagen mit den Schülern im Technikunterricht. Bis heute kein Ausfall, keine Infektion, beste Luftqualität, warme Klassenzimmer im Winter und keine Probleme mit den Bauvorschriften, da die Lüfter nach dem Unterricht wieder ausgespannt werden. Dies dauert nur 3 Sekunden. Dadurch keine Auskühlung über Nacht. Minimale Heizkosten. Wärmetauscher sind nicht erforderlich. Was möchte man mehr?

Wer mehr wissen möchte hier der Link:

https://www.bz-st-konrad.de/gwrs-schulteam-loest-lueftproblem

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas Wolf

Vielen Dank für den Tipp.
Ob ich den als Deutschlehrerin mit meinen Zweitklässlern wohl auch so problemlos umsetzen kann?

Die Elfe
2 Jahre zuvor

Grundsätzlich mag ich ja kreative Alternativlösungen. Aber das mutet mittlerweile etwas wunderlich an……ich gehe mal davon aus, dass es sich um einen experimentellen Ansatz handelt…. so in der Art wie „Jugend forscht“. Mal sehen, ob Herr Tonne uns dann nen Bausatz pro Klasse liefert. Immerhin haben wir es ja auch geschafft 25er Testsets schülergerecht einzeln zu verpacken…..man kann das ja auch zum Start nach den Sommerferien als Projektwoche mit den SuS aufbauen. Zur Motivation gibt’s dann T-Shirts mit Aufdruck: Make your classroom safe- Again! ……oder sowas in der Art. Dann kann ich endlich mein Tonne-T-Shirt mit dem Aufdruck: „Lüften ist gesund! “ in die rote Müll-Tonne ( Aufschrift: „Die Zeit ist kurz, aber es lohnt sich“) entsorgen. Zusammen mit den ganzen Schnelltest-Müll.

Die Elfe
2 Jahre zuvor

Dem…..

MutterplusLehrerplusMensch2021
2 Jahre zuvor

Ich stelle mir gerade unseren Hausmeister vor, wenn er hört, was er in den nächsten Wochen basteln soll.. Der ist schneller weg, als man gucken kann. Die haben doch zuviel Klebstoff geschnüffelt oder das Origamipapier geraucht. Wir dürfen nicht mal ein Bild an die Wand hängen, ohne dass es vorher penibel überprüft werden muss. Jetzt sollen da Röhre, Schirme und Ventilatoren verbastelt werden? Quatsch. Das Geld vom Staat anfordern, Firma beauftragen, RLT ordentlich bauen lassen. Fertig. Tippe aber eher auf ein „Wenn Du nicht geimpft bist, kommste hier net rein“. Tja, dann muss ich wohl bei meinen Kindern daheim bleiben. Wieder eine Lehrkraft weniger. Früher hatte ich mal so etwas wie Vertrauen in „die da oben“ – heute frage ich mich, ob die zur Amtseinführung hirnzellenraubende Cocktails schlürfen..

eldorado
2 Jahre zuvor

Mir fehlt in dem Artikel eine grundlegende Information: Wie sieht es mit Coronainfektionen in den Schulen aus, in denen die Ventilatoren bereits einige Monate erprobt sind?

gilmore girl
2 Jahre zuvor

@Redaktion:
Vielen Dank für die Information über die nicht neue Idee (bin noch nicht so lange im Forum) der Selbst-Luft-Bauanlagen. Aber ich befürchte wirklich, dass diesmal Expertenwissen über die Wirksamkeit dieser Anlagen benutzt wird, um eine weitere Ausrede zu haben, NICHT in mobile Luftfilter zu investieren (trotz der Entlarvung des Lügens im Titelthema heute). Liebe Grüße!

gilmore girl
2 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Das stimmt! Und mein Kommentar sollte auch kein Angriff auf eure unermüdliche Berichterstattung und Suche nach Alternativen sein! Ich kann nur momentan vor Wut über politisches Kalkül kaum stehen und kann nur noch hoffen, dass sich da noch irgendwas tut – also weiter Druck aufbauen. Danke für euer Engagement!

Mats
2 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich kann Ihnen nur zustimmen. Nur rumsitzen und darauf warten, dass andere die Arbeit machen oder das die „Politik“ eine Lösung findet hilft den Kindern nicht! Wenn sich ein paar Eltern zusammenschließen und mit anpacken lässt sich das MPI-Projekt schnell realisieren.

SeidIhrWiederOhneAufsicht?
2 Jahre zuvor

Neben den schon in den vorherigen Kommentaren angesprochenen Punkten stellen sich mir auch noch einige Fragen:

Sind die Haftungsfragen rund um solche Selbstbastelanlagen eigentlich geklärt?
Warum beschäftigen Hersteller von Lüftungsanlagen und Luftreinigern Ingenieure, deren Hauptaufgabe es ist, zu prüfen ob die Geräte und Anlagen auch allen relevanten Normen und Vorschriften entsprechen?
Auf der Webseite der Max Planck Gesellschaft steht dazu nur: „Vor Beginn der Projektplanung, müssen finanzielle, rechtliche und sicherheitstechnische Fragen geklärt werden. Je nach Art des Gebäudes und angestrebter Fensterlösung, kann die Einbeziehung von Bauamt, Brandschutz, Statiker und anderem Fachpersonal nötig sein.“
„Es wird insbesondere keine Gewähr dafür übernommen, dass die hier beschriebene Abluftanlage die dargestellten Funktionen erfüllt und sich für die dargestellte bzw. beabsichtigte Verwendung eignet.“

Wurde überhaupt jemals eine Gefährdungsbeurteilung für eine solche Anlage erstellt?

Wie werden wohl die Rohre und Folienschläuche auf der Innenseite nach einigen Monaten im Betrieb aussehen? Ich muss gerade unwillkürlich an den verdreckten Abluftventilator auf der Toilette in der Gaststätte um die Ecke denken…

Was ist eigentlich mit den Wärmeverlusten? Im aktuellen Förderprogramm der Bundesregierung für RLT-Anlagen in Einrichtungen für Kinder unter 12 Jahre ist explizit eine Wärmerückgewinnung zwingend vorgeschrieben. In meinen Augen aus gutem Grund.
Bei einer Außenluftzufuhr von z.B. 900 m3/h und einer Außentemperatur von 0°C werden 6kW an Heizleistung benötigt um diese Luft wieder auf eine Temperatur von 20°C zu erwärmen. Bei einer täglichen Nutzungsdauer von 7 Stunden kommen somit pro Tag 42 kWh zusammen. Und das in jedem einzelnen Klassenraum!
Auch würde ich dann nicht direkt neben dem gekippten Zuluftfenster sitzen wollen durch das unaufhörlich die kalte Außenluft in den Klassenraum einströmt.

Jan aus H
2 Jahre zuvor

Eine Wärmerückgewinnung ist auch kein Hexenwerk. Die Wärmetauscher gibt es fertig zu kaufen (kosten allerdings auch ein bissel was in der benötigten Größe) und man braucht dann zwingend eine Luftführung für Zu- und Abluft. Nachströmen über Fenster ist dann nicht mehr.

Auch da wäre Selbstbau machbar – wenn man es denn vernünftig berechnet. Tatsächlich habe ich für unseren Keller sowas schon selbst gebaut… mit Taupunktregelung und Wärmerückgewinnung. Die Kosten liegen etwa bei 10-15% der Kosten einer fertigen Lösung.

Letztlich ist es aber beschämend, bei so etwas wichtigem wie der Gesundheit der Kinder überhaupt über Bastellösungen nachzudenken.

Koogle
2 Jahre zuvor

Luft nach draußen absaugen und frische Luft nachströmenlassen.
Das vertrete ich hier schon seit Monaten.

Am Besten sind Frischluftwärmetauscher die die Energie zurückgewinnen. Zum Klimaschutz sehr sinnvoll.
Auch wenn man davon 5 oder 10 pro Klassenzimmer benötigt.

Allerdings verstehe ich nicht, warum irgendjemand etwas selber basteln sollte.

Es gibt Handwerksbetriebe die man beauftragen kann.

Zusätzlich Luftfiltergeräte die die Viren abtöten, würden den Unterricht deutlich sicherer machen.

Alex
2 Jahre zuvor

Einerseits sollen sich die Kinder so schnell wie möglich impfen lassen, weil es um ihre Gesundheit geht! Weil sie ja so gefährdet sind. Andererseits sind Luftfilteranlagen für genau diese schützenswerten Kinder zu teuer!! Einfach nur noch traurig.

Mehrzeller
2 Jahre zuvor

Nicht auszudenken, was die SuS beim Selbstbau lernen würden!
Ich bin dafür. Vorschriften – Pffft!
Als Lehrer steht man doch sowieso immer mit einem Bein im Knast.
Und wenn ich mir die Beantragung der Mittel aus dem Bundesfördertöpfchendingensaberdannwärmetauscherzwingendvorgeschrieben sparen kann, weil’s gerade mal 1/4 des Urlaubsgeldes kostet, gerne!

alter Pauker
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mehrzeller

Alle probiert-wird alles geblockt!

alter Pauker
2 Jahre zuvor

Einfach eine Abluftanlage basteln ist nicht, obwohl unser Hausmeister, früher Elektromeister, ein Fachmann ist! Er hatte sich schon vor Monaten etwas geplant, was dann aber „vom Amt“ (und wegen der zusätzlichen Arbeitsstunden auch vom Schulträger) abgeschmettert wurde. Leider, sonst hätte ich sofort mein Werkzeug ausgepackt und geholfen.
Weil nichts in die Schule darf, was nicht typgeprüft ist und die Brandschutz-Voraussetzungen an Entflammbarkeit erfüllt (riesiges Problem bei Folien und Kunststoffrohren beispielsweise), was alle Belastungsgrenzen z.B. an Lösemitteln die abgegeben werden könnten erfüllen muss, dazu die Elektroabnahme mit Sicherungssystem, von den statischen Voraussetzungen (die Schirme müssen auch halten, wenn ein Schüler vom Tisch hochspringt und sich dranhängt), mal ganz davon abgesehen, dass die Behörden ganz unanständig scharf, auf einem Wirksamkeitsnachweis bestehen werden.

Bisher war rein Garnichts da außer AHA-L, jetzt müssten Einbauten sofort perfekt sein und nicht nur perfekt funktionieren-das wäre für uns hier im gepriesenen Land der Dichter und Denker ja viel zu einfach! Dass es alle Kollegen und Eltern selbst finanzieren würden spielt da keine Rolle! Manchmal wünschte ich, ich wohnte in einem anderen Land (nicht Bundesland) wo die Menschen einfach flexibler sind. Wenn ich das Ganze, z.B. auch mit den erlogenen Ablehnungen der Luftreiniger und alles andere erlebe, wird mir Deutschland zunehmend überdrüssig.

Armes Deutschland-so viel Heuchelei ist nicht zu überbieten!

alter Pauker
2 Jahre zuvor

Weil alles schlechter ist als das Nichtstun-so wie bisher. Haare in Suppen zu suchen, scheint up to date zu sein, oder? Der Gedanke drängt sich auf….