Streit um «Schreiben nach Gehör» – Lorz verteidigt Methoden-Verbot für Grundschulen

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WIESBADEN. Bildungspolitik sorgt im hessischen Landtag einmal mehr für eine hitzige Debatte. Einigkeit herrscht nur, dass Grundschüler mehr Unterstützung beim Deutschlernen bekommen sollten. Das Wie ist aber umstritten. Vor allem an einer Lehrmethode erhitzen sich die Gemüter.

Wird die Rechtschreibung besser, wenn man Lehrerinnen und Lehrern Methoden verbietet? Hessens Kultusminister Alexander Lorz meint: ja. Foto: HKM/ Patrick Liste

Wie lernen Schulkinder am besten Deutsch? Über diese Frage herrscht unter den Abgeordneten im hessischen Landtag Uneinigkeit. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) musste in der Plenardebatte in Wiesbaden Kritik einstecken für seine Pläne zur Stärkung der Bildungssprache Deutsch.

Zu den vom Kultusminister geplanten Maßnahmen gehören Pflichtkurse vom kommenden Schuljahr an für alle Kinder im Vorschulalter mit Deutschproblemen. Fehler sollen in der ersten Klasse – ab dem zweiten Schulhalbjahr – korrigiert werden. Lernmethoden wie «Schreiben nach Gehör» sind nicht mehr zulässig (tatsächlich existiert eine solche Methode gar nicht; gemeint ist offenbar «Lesen durch Schreiben»). In den vierten Klassen wird es eine zusätzliche Deutschstunde geben.

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Elisabeth Kula, sagte, statt für kleinere Lerngruppen und ausreichend Lehrkräfte zu sorgen, verbiete der Minister pädagogische Methoden, die seinen eigenen Aussagen nach ohnehin kaum an hessischen Schulen angewandt würden. «Sicherlich gibt es gute Gründe für und gegen das Schreiben nach Gehör», erläuterte Kula. «Aber mit dem Verbot einer kaum angewandten pädagogischen Methode wird die Qualität des Deutsch-Unterrichts nicht verbessert.»

Der FDP-Bildungsexperte Moritz Promny sagte: «Für gute individuelle Förderung braucht es Methodenvielfalt statt Dogmatismus.» Hier müsse man den Lehrkräften vertrauen, dass sie die beste Methode für ihre Schülerinnen und Schüler anwenden. Sprachförderung müsse außerdem schon im Kindergarten beginnen, «und das ist mehr als nur verpflichtende Vorlaufkurse», forderte Promny. «In der Grundschule müssen dann gute Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse vermittelt werden.»

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Christoph Degen, bemängelte, trotz der zusätzlichen Deutschstunde sei Hessen im Vergleich der Bundesländer Schlusslicht beim Deutschunterricht. Mit den Vorgaben zu den Methoden beschneide der Kultusminister die pädagogische Freiheit der Lehrer. Mit «Schreiben nach Gehör» sei eine Methode abgeschafft worden, die in Reinform nie eingesetzt worden sei. «Das ist lustig und skurril», kommentierte Degen.

Lorz wies die Kritik zurück. Die Rechtschreibkorrektur sei keineswegs «Rotstiftpädagogik». Beim Erlernen eines Musikinstruments beispielsweise würde niemand in Frage stellen, dass Fehler korrigiert werden.

Zu den weiteren Plänen der Landesregierung für die Deutsch-Förderung zählt, dass zum Schuljahr 2022/23 verbindlich eine verbundene Handschrift angewendet werden soll. Dann gilt auch ein Grundwortschatz, den alle Kinder bis zum Verlassen der Grundschule kennen müssen. In den Jahrgangsstufen 9 und 10 soll ein Fehlerindex eingeführt werden, der die Benotung beeinflusst. dpa

Lorz entfacht neuen Streit um „Schreiben nach Gehör“. GEW ist empört

 

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Minna
2 Jahre zuvor

Die Methode „schreiben nach Gehör“ ist auch wenig sinnvoll. Warum soll ein Kind etwas erst falsch lernen, um es dann richtig zu lernen. Da schafft Probleme, die man vermeiden kann.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Minna

Sie haben offenbar die Vorstellung, dass die Kinder Zeiten Wort nach dem anderen lernen: So wird es geschrieben, bitte 5x abschreiben, nächstes Wort…
Keine Schande, die meisten Sekundarlehrer stellen sich das auch so oder ähnlich vor.
Indes: So wie kein Kind in einem halben Jahr perfekt Sprechen lernt, lernt auch kein Kind in einem Schulhalbjahr perfekt Schreiben. Kinder machen jahrelang Fehler beim Schreiben und wie man bei den Eltern sehen kann, hält dieser Zustand bis ins hohe Alter an…
Hier noch etwas Aufklärung: Kinder müssen sich auf möglichst vielen Wegen der Normschreibung annähern, EIN Weg ist dabei die Analyse und Synthese von Wörtern (eher auditiv), ein anderer die Speicherung von Wortbildern (eher visuell), ein dritter Weg sind bewusste Strategien, daneben gibt es noch den Grundwortschatz etc…
Beim SSE braucht man diese Wege alle – Heterogenität und so – davon haben wir in der GS eine Menge.
So. Und damit es ganz klar ist: Es ist anmaßend, sich bar jeder Kenntnis zur Arbeit einer Profession zu äußern. Allgemeinplätze wie „erst werden Fehler BEIGEBRACHT, dann wird umgelernt“ sind genauso falsch wie lächerlich.
Vielleicht gehen Sie mal ins Forum der NASA-Ingenieure und erzählen denen, wie Sie ihre Raketen bauen sollen. Kommt bestimmt super an.

Anne with an E
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Ein GUTER Lehrer sollte niemals aufhören, ein SCHÜLER zu sein. 😉 Das vorab.
Es ist ebenso anmaßend, sich als Lehrer in professionelle Höhen zu schwingen und die Meinung eines Elternteils (ohne es zu kennen) auf diese Weise dermaßen ‚herab zu analysieren‘, nur weil es sich um das Kind sorgt, obwohl das Elternteil (im Gegensatz zu den Lehrern des Kindes) dafür NICHT bezahlt wird… ^^
Okay, Sarkasmus ‚aus‘. 😉
Nein, natürlich kann ein Elternteil (wrnn es nicht selbst Lehrer ist) nicht im vollen Umfang ‚hinter die Lehrkulisse‘ schauen. Das gelänge im Ansatz nur dann, wenn ausreichend informative und auch gewollte Kommunikation zwischen betreffendem Lehrer und dem Elternteil bestünde.
Aber ganz ehrlich? 😉
Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Sie wurde mir bisher noch von keinem Lehrer beantwortet.
Vielen Dank -> dafür also, dass Sie sich neben all Ihrer Pflichten als Lehrer noch die Zeit nahmen, diese Frage nach dem ‚Sinn dieser doch so seltenen Lehrmethode‘ so ausführlich zu beantworten. 🙂

Mein Kind lernt die Worte, die es falsch schreibt, sofort zu korrigieren. Denn in der heutigen Gesellschaft werden – so geht es ebenfalls aus Ihren Ausführungen hervor, mal zwischen den Zeilen gelesen – keinerlei Fehler geduldet.

Sie machen Ihre Aufgabe perfekt. 🙂
Weiter so.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Anne with an E

Ja, es ist möglich, komplett in der Sphäre der Quasi-Kommunikation zu verbleiben, auf dass sich im Wald der Ironie sich selbst der Autor verlaufe, nicht ohne laut „Sarkasmus“ zu rufen – ich weiß nicht, wo ich bin, aber das ist Absicht. Wenn Sie herausgefunden haben, was Sie eigentlich sagen wollten, lassen Sie es mich nicht wissen. Ernsthaftigkeit aus.

Eine Mutter
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Schönes Kommentar.
Ich bin kein Sprachprofi für Kinder. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass Sie sich mit dem Thema vertraut sind.
Und das ist mir 1000x lieber, als wenn konservative Eltern oder ein Herrn Lorz einfach mal behaupten, ein „Schreiben nach Gehör“ taugt nichts.
Ich verstehe nicht, wenn etwas nicht funktioniert, warum man nicht neue Wege ausprobieren kann.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

Streit um «Schreiben nach Gehör» – Mus den ima gestriten sayn, bis ainer hoilt?

Susi
2 Jahre zuvor

„Bisher konnte jedoch nicht empirisch belegt werden, dass methodische Ansätze, die eigene Schreibversuche der Kinder ins Zentrum stellen, grundsätzlich zu schlechteren Ergebnissen führen. Bei der Fokussierung auf die orthografische Korrektheit von Anfang an besteht andererseits die Gefahr, die kommunikative Funktion der Schrift zu vernachlässigen.“ (Jeuk 2017, S. 282)

Nun ja, es sollte auch für einen Politiker auszuhalten sein, dass Schüler*innen potenziell lernen, auch mit „fehlerhaften Schreibungen ihre kommunikativen Bedürfnisse zu befriedigen und dann nicht mehr motiviert sind, die korrekte Orthographie zu erwerben“ (vgl. ebd.), wenn es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, die davon abraten.

Dazwischen: Falls es mittlerweile andere Erkenntnisse gibt, würde ich mich über einen Hinweis freuen!

Die methodische Freiheit einer Lehrkraft ist Teil des Berufsbildes. Sie wird in ihrer Ausbildung hinreichend darauf vorbereitet, situations- und zielorientiert zu handeln. Hier sollte und darf kein*e Fachfremd*er eingreifen.

Kinder sind keine Maschinen, die man programmiert und dann klappt alles. Deshalb gibt es Pädagog*innen, die Methoden kennen und anwenden, wenn es dem Lernerfolg dient. So gibt es beispielsweise Autorenrunden nach Leßmann, die das ‚freie Schreiben‘ (im institutionellen Rahmen nie möglich) von Anfang an fordern, aber im Prozess auch die Orthografie aufgreifen.

Also, Herr Lorz, überlassen Sie das Handwerk denen, die es gelernt haben. Sie bringen Ihren Mercedes doch auch nicht zum Landmaschinenmechatroniker, wenn der Service fällig ist. Oder, Herr Minister?

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Susi

Trotzdem ist die Kritik des Herrn Lorz, so wie ich das sehe, nicht unbegründet.

Ich sehe im beruflichen Alltag halt auch, dass die Schüler, die von der Grundschule kommen, immer weniger können und muss Grundlagen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, immer mehr nacharbeiten u.a. dass Lehrer nicht zu duzen sind – und das ist beispielsweise kein Fehler, der bei den Schülern liegt (und egal wie heterogen die Schülerschaft da sein mag), sondern weil Grundschullehrer, meiner Meinung nach, ihrer Arbeit nicht mehr vernünftig nachgehen.

Meiner Erfahrung nach ist das eher ein Generationenproblem in den Grundschulen und ich vermisse schmerzlich die „älteren Semester“ an den Grundschulen, die ihr „Handwerk“ noch verstanden haben oder zumindest in Lage waren bessere Ergebnisse zu liefern.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max Kleine

Die Kinder können in jedem Jahrgang schon bei der Einschulung immer weniger.
Schuhe binden, eine Schere bedienen oder gar einen Stift korrekt halten – das schaffen einige bis zum Ende der 2. Klasse nicht!
Die GS-Lehrer können auch nur mit dem arbeiten, was da ist – und das ist wie gesagt leider zu oft ein absoluter Witz.
Wozu gibt es eigentlich Schuleingangsuntersuchungen? Sie haben offensichtlich keinerlei Konsequenz- vielleicht wird da die Atemfunktion geprüft?
Tja, und dann springen da auch noch mindestens zwei sozial komplett inkompatible Kandidaten rum, Inklusion sei dank. Da kommt man halt zu nix. Lernklima? Davon würde ich schon lange nicht mehr sprechen, nicht mal von einem schlechten. Eher Asi-TV live.

Yvonne
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Schuleingsngsuntersuchungen gabe für die Erstklässler des vergangenen Schuljahres ebensowenig wie für die Erstklässler 2021. Als Eltern wird man damit komplett alleine gelassen … außer man hat eine gute KiTa, die mit Rat zur Seite steht. Wir hatten Glück.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Yvonne

Auch VOR CORONA waren diese Untersuchungen ein Witz, sowohl hinsichtlich der Anforderungen (kaum) als auch der Konsequenzen (keine).

frustrierte Lehrerin
2 Jahre zuvor

Gute Taktik dieses merkwürdige Pseudoverbot anzubringen, um etwas zu verbieten, dass es in dieser Form ohnehin gar nicht. Will Herr Lorz womöglich davon ablenken, dass das Videokonferenzsystem, dass dringend gebraucht wird, da ja in Hessen alle anderen System komplett verboten wurden, jetzt überraschenderweise doch nicht zum Start des Schuljahres zur Verfügung steht? Wobei, was brauchen wir ein Videokonferenzsystem? Gibt ja nächstes Schuljahr ohnehin nur noch Präsensunterricht, koste es, was es wolle!

frustrierte Mutter
2 Jahre zuvor

Warum so tun, als gäbe „Schreiben nach Gehör“ nicht? Ist es für manche Lehrkräfte so peinlich, einer aberwitzigen Methode aufgesessen zu sein, dass sie immer wieder behaupten, „in dieser Form“ gäbe es sie gar nicht.
Natürlich gibt und gab es sie. Vor gut 10 Jahren haben meine beiden Kinder sie genossen und wir Eltern wurden immer wieder ermahnt, nicht korrigierend einzugreifen. Das störe nur die Freude am Schreiben und die Kreativität der Kinder. Rechtschreibkenntnisse würden in späteren Jahren erworben.
Pustekuchen, herzlich wenig wurde später erworben. Die vertrackte Erstlese- und Schreibmethode bleibt nämlich in den Köpfen vieler Kinder kleben.

Lera
2 Jahre zuvor

ooooder – ganz verrückte Idee – ihre Kinder / sie selbst haben auch erwas damit zu tun… Laut Studien ist es bei begabten Kindern auf jeden Fall ziemlich wumpe, welche Methoden in Schule verwendet werden – sie lernen es so oder so. Bissl was zum Nachdenken an der Stelle 😉

Cornelia
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Ganz unverschämte Antwort. Gerade aus diesen Gründen, Begabung, Teilleistungsstörungen, etc., braucht es einen gut strukturierten Deutschunterricht inklusive genügend Zeit für Rechtschreibübungen . Für alle Schüler. Die schwächeren, die mittelmäßigen, die mit unausgeglichenem Intelligenzprofil. Denn schließlich will der mathemathisch-naturwissenschaftlich (hoch)begabte Schüler, der mit Rechtschreibung auf Kriegsfuß steht, auch was angemessenes studieren. Und nein, nicht immer kann man das, was in der Schule versäumt wird, zeitgleich mit den Kindern zuhause aufholen.
Ich vermute, dass sie keine eigenen Kinder haben.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Cornelia

Doch, habe ich – die haben übrigens von alleine Lesen gelernt und schreiben schon vor der Einschulung besser als manche in der dritten Klasse. Was ich dazu getan habe? Kein Fernsehen, kein YouTube, viele anregende Spiele und Bücher, viele Erlebnisse ermöglichen und viel Sprechen.
Klar, es ist immer bitter, sich eigene Unzulänglichkeiten einzugestehen und die Projektion auf andere ist ganz klar angenehmer 😉

Cornelia
2 Jahre zuvor
Antwortet  Cornelia

@lera
mit Ihrer Erklärung liegen Sie aber schwer daneben. Das haben wir auch alles gemacht und das machen viele Eltern. Auch wir hatten weder Fernsehen noch YouTube, haben sehr viel vorgelesen, geredet und unternommen.
Auch unsere Kinder konnten manches vor der Einschulung, das muss ich hier nicht aufzählen.
Trotzdem ist jedes Kind anders, nicht jedes wird automatisch ein guter Rechtschreiber. Da spielen verschiedene Faktoren mit rein, die in der Regel nichts mit der Grundintelligenz zu tun haben. Auch sehr wohl schulische Methoden oder z.B. das Lerntempo, das der Lehrer vorgibt. Viele Schüler brauchen einfach mehr Übung!
Ich denke, da haben Sie einfach Glück gehabt, dass Ihre Kinder keine Rechtschreibschwächen haben, auch nicht leichterer Art.Deshalb kann man bei anderen Schülern nicht automatisch die Ursache bei den Eltern suchen.

Cornelia
2 Jahre zuvor
Antwortet  Cornelia

@Lera
Noch etwas, ich erzählte damals meinem ältesten Bruder davon.
Er: “ Ich weiß. Heute wäre ich Legastheniker“
Ich:“ Woher weißt du das, du hast doch gar keine Kinder?!“
Er:“ Ich weiß es von meinen Kollegen, den Ärzten!“
Er arbeitete als promovierter Diplom-Physiker in der Nuklearmedizin eines städtischen Klinikums. Ja, ich konnte mich gut erinnern, Deutsch war nicht sein Lieblingsfach gewesen. Aber seine Antwort, heutzutage wäre er zum Legastheniker geworden, bestätigte mir nur, was ich auch dachte.
Wie haben wir 5 Geschwister nur damals alle problemlos die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium geschafft?? Ohne dass die Mutter mit uns üben musste??

Cornelia
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Mir war bei meinen Schülern und bei den eigenen Kindern Kreativität auch sehr wichtig.
Über den allerersten selbstgeschriebenen Notizzettel, den mir meine Älteste auf den Küchentisch legte, habe ich mich so gefreut, dass ich ihn bis heute aufgehoben habe. Nie wäre ich damals auf die Idee gekommen, die Rechtschreibfehler darauf zu verbessern und meiner Tochter vorzuhalten. Wer macht sowas? Übrigens hatte sie nie Rechtschreibprobleme.
Anders war es bei den Söhnen. Natürlich wirft man das den Lehrern nicht vor. Es liegt nicht grundsätzlich an einer Methode. ABER: bestimmte methodischen Ansätze zusammen mit zu wenig Zeit zum Üben können Teillleistungsschwächen verstärken und die Deutschleistung erheblich nach unten ziehen. Ob das ein Kind gleich mit Kreativität und Phantasie ausgleichen kann? Kinder leiden unter schlechten Leistungen in Deutsch!

Auch eine frustrierte Mutter
2 Jahre zuvor

Kann ich nur bestätigen! Meine Tochter kommt in Klasse 8 und hat genauso schreiben gelernt. Bis heute ziehen sich die Rechtschreibfehler in Deutsch weiter, interessanterweise macht sie in Englisch kaum Schreibfehler im freien Schreiben. Bei anderen Kindern aus ihrer Grundschulklasse verhält es sich ähnlich.

Lera
2 Jahre zuvor

Lesen hilft.

Lera
2 Jahre zuvor

Immer gut, einen Schuldigen zu haben. Ihnen waren natürlich die Hände gebunden, da selbst gegenzusteuern. Eltern haben ja gar keinen Einfluss auf Kinder. Nur Schule, Lehrer, Methoden und vielleicht noch die Politik kommen als Akteure und damit Schuldige in Betracht.

Eine Mutter
2 Jahre zuvor

Meine Tochter war die Grundschulzeit auf einer Privatschule und lernte mit „Schreiben nach Gehör“.
Heute, 6.Klasse Regelschule, hat sie in Deutsch schriftlich die Note 1.
Ganz viele Kinder in ihrer Klasse haben eine Lese-Rechtschreibschwäche oder gar -störung. Und bei diesen Kindern wurde ab 1.Klasse der Rotstift angesetzt.
Meine durfte immer Schreiben wie sie will. Wir haben aber immer viel zu Hause gelesen. Dazu fragte sie oft, wie etwas korrekt geschrieben werden muss.
Es muss bei ihren Kindern nicht an der Lernart in der Grundschule liegen. Vielleicht hätten Sie mit Ihren Kindern mehr lesen sollen?

ABC
2 Jahre zuvor

Erkenntnisse gibt es viele, vor allem von Lehrkräften, die mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet haben. Dazu gehöre auch ich.
Beim „Lesen durch Schreiben“ war ich einigermaßen frustriert vom Ergebnis des munteren Drauflosschreibens nach Anlauttabelle und Gehör. In der Theorie hatte sich alles viel schöner angehört. In Wirklichkeit war es dann oft eine Qual, die phantasievollen Wortgebilde und Satzgefüge zu entziffern und ihre Aussage überhaupt zu verstehen.
Ja, es wurde sorglos drauflosgeschrieben, aber wenn die Betonung der Lust am Schreiben an die Stelle von Erlernen sauberer Technik rückt, wird die Sache fragwürdig.
Warum aufforden, Wörter nach Gehör zu schreiben, wenn die weitaus meisten Wörter gar nicht lautrein sind und sich im Innen- oder Auslaut ganz anders anhören als im Anlaut?
Wenn zum Schreiben nach Gehör angeregt wird, muss die Rechtschreibung leiden und als unabdingbarer Technikzubehör mehr oder weniger auf der Strecke bleiben. Wegen des Lusterhalts soll ja nicht zu viel korrigiert und damit bekrittelt werden.
Die Methode „Lesen durch Schreiben“ mit der Aufforderung „Schreib‘ wie du hörst!“ steht im Widerspruch zu einem qualitativ guten Schreiben. Wer ein Handwerk nicht sauber lernt, kann das Ergebnis seines Tuns nicht mit der Anmerkung aufhübschen, es habe aber Spaß gemacht. Im späteren Leben zählt das nun mal nicht. Schulleben ist nicht ganzes Leben.

Warum also Herrn Lorz hochmütig in die Schranken weisen? Hat er so ganz Unrecht und ist das Handwerk derer, „die es gelernt haben“, wirklich so tadellos? Gerade in der Pädagogik tummeln sich viele Ideologen, Möchtegerne und Scharlatane. Welcher Lehrer ist noch so naiv, an alles zu glauben, was wieder als wissenschaftlich bewiesener letzter Schrei verkündet wird?
Und, mit Verlaub, auf „wissenschaftliche Erkenntnisse“, auf die Sie Wert legen, verlasse ich mich immer weniger. Es gibt inzwischen eine Fülle an wissenschaftlichen Ergebnissen, die in derselben Frage nicht zum selben Ergebnis kommen, sondern sich sogar eklatant widersprechen. Jeder darf sich also aussuchen, nach welcher von der „Wissenschaft“ als gut befundenen Methode er unterrichten will. Ist es die nach Experte X, Y oder Z?
Liebe Susi, ich habe gelernt, mich auf meine eigenen Erfahrungen und die meiner Kollegen zu verlassen. Realistische und möglichst ideologiefreie Beobachtungen und Urteile in der Klassenstube sind die beste empirische Wissenschaft, die ich kenne.

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  ABC

Liebe/r ABC,
sehr gut auf den Punkt gebracht! Danke!
Es geht doch nicht darum, eine Methode zu propagieren, die nicht „grundsätzlich zu schlechteren Ergebnissen“ führt. Dass einige Kinder damit recht gut klarkommen, ist doch kein Argument! Es geht doch darum, ALLE Kinder mitzunehmen!
Schrift ist ein Kommunikationsmittel, genau! Aber die „kreative, phantasievolle“ erschwert die Kommunikation erheblich. Beim Lesen findet irgendwann eine Mustererkennung statt, man erkennt also das ganze Wort wieder und muss es sich nicht mehr Buchstabe für Buchstabe erlesen. Das klappt aber bei einer ständig wechselnden Schreibweise eher nicht.
Tatsächlich wurde diese Methode auch bei uns im Norden vor einigen Jahren verboten. Progressive LK, die den Hype wegen des Wortes „Kreativität “ mitgemacht haben, wurden dadurch ausgebremst, zum Glück!
Wenn diese Methode in Hessen sowieso nicht nicht angewendet wird, umso besser.
Genau die Vorgehensweisen wie schnelle Fehlerkorrektur und Erarbeitung eines Grundwortschatzes hilft gerade auch schwächeren SuS beim Lesenlernen (s. Mustererkennung).

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

Also ich komme auf dem Norden und habe weder als Schüler noch als Lehrer LdS jemals live erlebt. LdS ist ein Mythos aus den 80ern.

Fr. M.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Falsch! LdS ist kein Mythos, aber als Methode heute offenbar so peinlich, dass ihre reale Existenz (auch nach der Jahrtausendwende!) gern als Märchen abgetan wird.
Dass Sie „weder als Schüler noch als Lehrer LdS jemals live erlebt haben, ist kein Beweis dafür, dass es LdS nicht gab, sondern nur ein Beweis glücklicher Umstände, die Ihnen die Bekanntschaft mit dieser Methode erspart haben.

Hucky
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Ich komme auch aus dem Norden und habe fast 20 Jahre an einer Hauptschule, für vier Jahre auch an einer Grundschule, seit 2013 an einer Oberschule unterrichtet (= Haupt- und Realschule, seit Jahren auch mit Inklusions-SuS). In unserer Kleinstadt und im Umfeld gab und gibt es sehr wohl Schulen, die nach Reichens „Lesen durch Schreiben“ unterrichten. Da ich als Klassenlehrerin stets mit dem Jahrgang 5 begonnen habe, traue ich mir ein (vernichtendes) Urteil über die o.g. Methode zu. Von im Schnitt ca. 25-27 SuS hatten maximal eine Handvoll Kinder eine Rechtschreibleistung besser als ausreichend, und das waren/sind NICHT die I-Kinder! Wenn wir dann in Klasse 5 mit Rechtschreibregeln kommen (wie sicher GS-LuL schon vorher), erreichen wir eigentlich niemanden mehr, d.h. da bewegt sich kaum noch etwas zum Besseren. Mein Fazit: SuS mit einem Händchen für die richtige Schreibweise lernen die RS, egal nach welcher Methode, schwache SuS sind verloren (und zT völlig frustriert). Es gibt immer noch Grundschulen, die so arbeiten!

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Hucky

Naja, zum Glück ist es jetzt ja verboten. Müssen sich die Sekundarlehrer und Eltern dann demnächst ne andere Erklärung für die Minderleistungen ihrer Schützlinge ausdenken, ich bin gespannt…

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  ABC

Liebe (r) ABC,
verraten Sie mir bitte, WANN Sie zu der bahnbrechenden Erkenntnis gelangt sind, dass LdS Mist ist… Ich sage Ihnen dann, um wie viele Jahrzehnte Sie damit zu spät dran sind. DENN DASS LdL Mist ist, darüber besteht laaaange Einigkeit. Aktuelle Probleme beim SSE oder der Rechtschreibung haben also andere Ursachen, über die zu sprechen sich lohnen würde. No need for Nebelkerzen here.
Hier noch etwas Aufklärung: Der Einstieg in den SSE mit lauttreuen Wörten dient der Etablierung der Laut-Buchstabenbeziehung als GRUNDprinzip der Verschriftung. Dazu kommen DANACH weitere Prinzipien wie Silben, Morpheme und Satzfunktion. So funktioniert SSE – seit Jahrzehnten – in allen Lehrgängen, in allen Fibeln.

Susi
2 Jahre zuvor
Antwortet  ABC

Liebe*r ABC/Alla,

danke für die persönlichen Feedbacks!

Ich teile Ihre Gedanken aus der Praxis ebenfalls. Habe aber mit den Autor*innenrunden ein Instrument erfasst, dass nachhaltig Kreativität und fachliche Inhalte unter einen Hut bringt – mit Erfolg!

Es würde der Sache aber sicherlich breiter dienen, wenn sich Erfahrungen wie Ihre in der Datenlage von empirischen Erhebungen wiederfinden würden. Erfassen Sie doch Ihre Beobachtungen und stimmen Sie sie mit der Theorie ab – vielleicht im Rahmen einer Promotion? Vereinzelt finden sich auch Projekte von Lehramtsstudierenden, die solche Daten mit Kusshand nehmen.

Grundsätzlich finde ich schon, dass es zum einen Sache der Lehrkraft ist, ihre Methoden zu wählen und sie zum anderen eine theoretische Grundlage braucht. Gerade das macht Kinder eben nicht zu Versuchsobjekten.

Der Streit um den Spracherfahrungsansatz ist konstruktiv gestritten, gerade weil dieser durch systematische Methoden, die die Schriftstruktur fokussieren, begleitet wurde. Die oben erwähnte Leßmann-Methode ist sicherlich nur eine von vielen Möglichkeiten, den Kindern mit der Lust am Schreiben, Orthografie, Wortschatz und Grammatik bis in die oberen Jahrgänge zu vermitteln.

Die Welt des Lernens ist eben heterogen, genau wie die Kohorten. Dass wir alle (Deutschlehrer*innen) heute ein Schreiben nach Reichen (alphabetische Schreibung/zu wenig schriftkulturelle Elemente und Regelungen) nicht favorisieren, sollte außer Frage stehen. Aber, dass Politiker fachfremd das Kind mit dem Bade ausschütten wollen, zeugt wieder einmal mehr von politischem Aktionismus vor dem Hintergrund des Aufpollierens des eigenen Profils mit dem Propagieren von Halbwissen, das bei Wähler*innen auf fruchtbaren Boden fällt.

Das schadet in erster Linie der Lehrerschaft, was mich ärgert!

Eine Mutter
2 Jahre zuvor
Antwortet  ABC

Der erste Handwerker wird auch aus seinen Fehlern lernen.
Denken Sie, wenn ein Schreiner sich erstmal 2 Jahre ohne Anleitung mit dem Werkstoff Holz auseinander setzt, kann kein guter Schreiner aus ihm werden???

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  ABC

„Warum aufforden, Wörter nach Gehör zu schreiben, wenn die weitaus meisten Wörter gar nicht lautrein sind und sich im Innen- oder Auslaut ganz anders anhören als im Anlaut?“

1. Es heißt „lauttreu“.
2. 70 Prozent ist im Deutschen lauttreu.
3. Es heißt „Inlaut“.
4. Ja, die meisten Wörter klingen vorne anders als hinten. Warum spricht das gegen phonetische Verschriftung???

alter Pauker
2 Jahre zuvor

Konsequenzen, bitte!

Wie mich dieser Artikel doch an die Vergangenheit erinnert.
Hat doch unsere, Gott sei’s gepriesen und getrommelt endlich aus dem Amt geschiedene Frau Eisenmann in BaWü, keine zwei Wochen nach ihrem Amtsantritt ein heftiges Rundschreiben an die Grundschulen losgelassen, wo sie klarstellte, dass lediglich die unfähige LehrerInnenschaft der GSen am Rechtschreibungs- Desaster bis zu den Abiturienten hin schuld seien, weil sie alle (!) den Kindern gestatteten, nach Gehör zu schreiben und generell nicht korrigierten.

Ein vielseitiges Heft mit knallhartem à la 1950er Konzept folgte kurz darauf, mit Anweisungen, wie Sprach- und Schreibfertigkeiten korrekt zu „erzeugen“ seien. Pflichtfortbildungen folgten.
Damals haben wir die Inkompetenz schon donnern hören – ein Gewitter, das jahrelang weiterging!

Ein Sturm der jetzt (aber nicht durch die Klimaerwärmung) wieder durch die Lande zieht.

Praktiker
2 Jahre zuvor

Vieles könnte in der Bildung besser laufen, wenn sich nicht immer sogenannte „Experten“ einmischten, die ihre Weisheiten weniger aus praktischer Erfahrung als aus schönen, aber realitätsfernen Gedankengängen schöpfen.
Lehrer nur zu ausführenden Organen von Methoden zu machen, die am Reißbrett entworfen und in der Praxis (vor jeder flächendeckenden Einführung!) nicht ehrlich und gründlich genug werden, sind ein Kardinalfehler. Was zählt in der Bildungspolitik schon die Stimme von Lehrern im Vergleich zu der von Theoretikern mit Doktor-oder Professorentitel?

Unerträglich
2 Jahre zuvor

Unerträglich dieser Typ.

Treten sie endlich zurück Herr Lorz. Ihre Unfähigkeit ist nicht mehr auszuhalten!

S.
2 Jahre zuvor

Besinnt euch auf das Wesentliche. Fakt ist, dass das Lesen eng mit dem Schreiben verbunden ist. Lasst dem Lesen mehr Bedeutung zukommen. Dann formen sich Schriftbilder im Kopf. Also jeden Tag mindestens 10 Minuten zu Hause.
Unsere Wörter sind aus Silben zusammengesetzt. Silben lesen und daraus „Quatschwörter“ entstehen zu lassen, macht den meisten Kindern Spaß, und sorgt auch für Spaß im Unterricht. So bleibt irgendwann der Erfolg nicht aus. So lernen die meisten SuS auch die richtige Rechtschreibung. Und glaubt mir, die Kinder sind davon, die richtige Schreibweise der Wörter, nicht überfordert!!!

Chorleiterin
2 Jahre zuvor

Danke, Herr Lorz, dass Sie dieses unerträgliche Tun ausmerzen wollen.Das ist im Interesse aller Kinder.

Bianca
2 Jahre zuvor

Es ist erschreckend wie so viele behaupten das er „lernen nach gehör“ gar nicht gibt!! Ich habe drei Kinder, meine Schwester 2 und bei allen Kindern hieß es nicht verbessern, das würde die Kinder demotivieren und frustrieren. Auch den Kindern würde regelmäßig gesagt, das Eltern sie nicht verbessern dürfen. Dabei kamen dann so schräge Sachen wie „mama, du DARFST mich nicht verbessern“ oder ähnliches bei rum. Alle die behaupten so etwas gebe es nicht – setzen 6!! Natürlich lässt man die Kinder 2 Jahre lang so schreiben, wie sie es für richtig halten und ab de dritten Klasse hagelt es dann schlechte Noten für die Rechtschreibung! Wie wäre es denn mit von Anfang an richtig bei bringen und die Kinder lernen lassen auch mit angemessener Kritik umgehen zu können. Ich bin damals jedenfalls nicht davon kaputt gegangen als Lehrer oder Eltern mich auf falsch geschriebene Wörter hingewiesen haben und mir gezeigt haben, wie ich es richtig schreibe. Fehler gehören zu jedem Menschen dazu und auch das sollten Kinder lernen und lernen dürfen. Ich bin generell der Meinung die Bildungspolitik bedarf eine umgehende Erneuerung. Unsere Kinder gehen in Schulen von gedtern, werden Unterrichtet von Lehrern, die km vorgestern leben und lernen dilnge von vorvorgestern…

ysnp
2 Jahre zuvor

Wo wie was gelernt wird, ist immer bundeslandabhängig. Deswegen habe ich bisher – in Bayern tätig – nichts dazu geschrieben. Ich habe keine Ahnung, ob es in Hessen die Reichen- Methode noch gibt oder sie einmal gegeben hat.
Ich könnte jetzt für Bayern schreiben – aber das gilt eben nur für Bayern.
Man sollte nicht die Erfahrungen seines Bundeslandes verallgemeinern. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn die Kommentatoren ihr Bundesland dazuschreiben würden.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

Wenn wir es mit der fehlervermeidung wirklich ernst meinen und auch generationen von grundschülern und abc-schützen das leben vereinfachen und ihr selbstbewusstsein im umgang mit der schriftlichen sprache verbessern wollen, dann müssen wir uns endlich einmal wagen, diese verflixte groß- und kleinschreibung aufzugeben, ganz ohne ausnahmen hier und spezialfall da und „nochmal im duden schauen, aha“. Einfach alles klein, fertig. Geht tadellos und ein riesenbatzen fehler verschwinden von heute auf morgen. – wer noch weitergehen will, lässt den großbuchstaben sogar am satzanfang vollends weg. was schadet es? ich habe mal gehört, dass diese rechtschreibreform im dänischen so gemacht wurde vor einiger zeit; ich hoffe das stimmt auch und war nicht eine falschmeldung.

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Also „bessere Leistung“ durch Verdummung. Na toll… (das war natürlich Ironie und ist natürlich nicht toll)

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max Kleine

Rechtschreibung muss nicht in Relation zur Intelligenz stehen, und es fragt sich, wie viel Aufmerksamkeit man Kindern/Jugendlichen zum Erlernen einer (unnötig?) komplexen Rechtschreibung abknapsen darf, die sie somit nicht für andere Lernerfahrungen nutzen können.

Milla
2 Jahre zuvor

Machen wir uns nichts vor, Rechtschreibung können die Kinder nur effektiv lernen, wenn sie
a) gewillt und erzogen sind,
b) die Unterstützung des Elternhauses da ist, (dauerhafte Übung, Beschäftigung mit dem eigenen Kind, Geschichten vorlesen, Unternehmungen, Liebe geben,…)
c) es kleinere Klassen gibt, damit wir auch schwächeren Kindern intensiver helfen können,
d) wir von unnützen „Nebenaufgaben“ entlastet werden, (u.a. Rahmenrichtlinien entmüllen)
e) wir alle gesund bleiben, Kinder, Eltern und LehrerInnen.

PetraB
2 Jahre zuvor

Schreiben nach Gehör + Schreibschrift brauche man nicht mehr

Diese beiden Methoden haben bei meiner Tochter zu einer Katastrophe geführt.
Streckenweise dachte ich meine Tochter lernt eine neue Fremdsprache.
Das Ende vom Lied, sie musste außerhalb der Schule viel nachholen, da sie mit ihrem Wissen zwar für das Gymnasium geeignet war, aber mit ihren Deutsch- und Schreibkenntnissen (Druckschrift!!!!!!) nicht mehr geeignet war. Matheaufgaben alle richtig gerechnet, im Antwortsatz drei Rechtschreibfehler…….
Das ist wohl zu mühselig und zeitaufwändig, den Kindern das richtige Handwerkszeug mitzugeben.

A.H.
2 Jahre zuvor
Antwortet  PetraB

Genauso wie bei meinem Sohn. Bin in NRW. Drei Söhne mit der Methode in der GS gehabt. Bei zwei Söhnen hat es sich verwachsen, sie kommen zurecht, nicht super, aber okay. Der dritte Sohn, dem geht es wie ihrer Tochter.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  A.H.

So ein Pech aber auch, gleich drei mal eine Niete bei den Deutschlehrern erwischt – oder war es dreimal derselbe?
Wenn ich DREI Kinder habe, die alle Probleme mit der Rechtschreibung haben, dann ist mein erster Gedanke: Gut, dass ich als Vater absolut gar nichts damit zu tun habe.

BinsaL
2 Jahre zuvor

Wie überaus „kompetent“ die hessische Schulbehörde bezüglich Leistungen, Fähigkeiten und richtigen Methoden tatsächlich ist, kann man z. B. prima an der vom Kultusministerium gezielt angebotenen und angepriesenen screening-app FERDI /LONDI ablesen: Angeblich soll damit erfasst werden, ob und wie stark Lernrückstände im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen während Corona entstanden sind und diese dann mit der Förder-app dazu ausgeglichen werden….
Aus Interesse habe ich (obwohl das Anlegen der Schüleraccounts alles andere als benutzerfreundlich war) auch für mich selbst einen Schüleraccount als Testschüler angelegt und konnte mich von der „Qualität“ des Screenings selbst überzeugen: Die Aufgaben waren dermaßen unter dem Niveau und den Erwartungen bezüglich der Fähigkeiten des Jahrgangs, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Trotzdem habe ich bei den viel zu einfachen Aufgaben extra viele Fehler gemacht, um zu sehen, wie das bewertet wird. Und da erlebte ich die zweite Enttäuschung: Mir wurde „überdurchschnittliches“ Können bescheinigt und kein Übungsbedarf attestiert.
Also Aufgaben unter Niveau + selbst dabei noch viele Fehler = überdurchschnittliche Fähigkeiten. Vom Kultusministerium wärmstens empfohlen….
Und von solch einem Ministerium soll man kompetente Entscheidungen bezüglich der Methoden des Rechtschreiblernens erwarten?
Der Vergleich mit dem Mercedes beim Landmaschinenmechatroniker (s. o.) scheint mir fast noch zu untertrieben.
Ich mag hier die vielen Argumente bezüglich der Rechtschreibmethoden nicht weiter anhäufen, aber der Minister sollte sich tatsächlich besser von Fachleuten beraten lassen, als auf populistische Parolen zu setzen.
Vielleicht kommt demnächst auch noch das Gesetz zum Auswendiglernen aller möglichen Mathematikaufgaben, damit man keine Aufgaben mehr jemals falsch beantwortet? Wäre eigentlich die logische Folge…
Selbst denken und Gesetzmäßigkeiten entdecken beim Lernen scheint diesem Ministerium nicht bequem zu sein.
Meine Schüler haben immer auch den Schritt des Entdeckens der Laut-Buchstaben-Beziehung auf dem Weg zum richtigen Schreiben gemacht und sie haben mit all den anderen in den Beiträgen genannten Methoden sowie den hilfreichen Rechtschreibstrategien richtig schreiben gelernt!
Auch in vorangegangenen Jahrzehnten war der Anteil von Kindern, die Probleme mit der Rechtschreibung hatten, nicht niedriger als heute. Sogar vor der Methode LdS und zu Zeiten der sogenannten „alten Schule“.

Milla
2 Jahre zuvor

@Lera, ich unterstütze ihre Meinung. Es ist genauso, wie Sie schreiben. Einige Eltern haben „natürlich“ immer alles richtig gemacht. Sobald man in Elterngesprächen aber nachhakt, ob und wie viel geübt wurde, die Antworten ähneln sich.
Beispiele: „Tja, also der Torben hatte in der Woche sehr viel Fußball,…“ oder,
„Meine Kraft ist auch begrenzt, ich habe so viel zu tun,…“ oder,
„Also wissen Sie, wir haben das in der Schule anders gelernt,…“oder,
„Aus uns ist auch was geworden, kann sich ja später entwickeln…“
Ich denke, wo ein Wille, da auch ein Weg! Am bequemsten ist jedoch immer:“ Der Lehrer war schuld. Die Methode war schuld. Der Banknachbar war schuld. Die Schule war schuld…..“
Trotzdem ist es schön, dass es noch viele Eltern gibt, die ihre Kinder unterstützen. Diese Kinder lernen, üben, schreiben, lesen- werden einfach geliebt und gut erzogen.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Milla

Ganz genau. Der Zusammenhang zwischen Elternengagement und Schülerleistungen liegt auf der Hand.
Natürlich gibt es ein paar wenige Ausnahmen.
Aber wenn ich Eltern zuhöre, gibt es NUR Ausnahmen.
Und natürlich wurde dann „in der Schule zu wenig geübt“.
Liebe Eltern: Wenn Sie mal ganz wertneutral drüber nachdenken – glauben Sie ernsthaft, dass ein Raum mit 25 Kindern der beste Platz für konzentriertes Üben ist?
Wenn Sie der Ansicht sind, dass zuwenig in der Schule geübt wird, ist die erste Frage: WER hat zu wenig geübt? Gab es tatsächlich zu wenig Gelegenheit oder wurde diese schlicht nicht genutzt? War da keine Tränke oder wollte der Esel gar nicht trinken?

Und die zweite Frage: WENN zu wenig geübt „wurde“ (von wem auch immer), warum beheben Sie diesen Missstand nicht einfach selbst – am besten Lernort für konzentriertes Üben – gerade für Kinder, die leicht ablenkbar sind: am heimischen Küchentisch. Hat über Jahrzehnte wunderbar funktioniert.

Takehome-Message: Kommt mal selbst aus dem Quark, dieses Anspruchsdenken nervt. Es sind EURE Kinder! Schule kann nur auf dem Aufbauen, was da ist – und das auch nur mit extrem beschränkten Mitteln. Jeder weiß, dass Schulen kaputtgespart wurden. Also worauf wartet ihr, liebe Eltern? Wenn ihr Wunder von der Schule erwartet, könnt ihr nur enttäuscht werden.

Pichipichi
2 Jahre zuvor

Meine beiden Kinder gingen in Bayern zur Schule. Das ältere Kind, ein Junge, wurde 1997 eingeschult. Ja viel vorgelesen, täglich, 3x wöchentlich in der Bücherei wg Kinderbüchern, Liebe, spielen alles war da. Keine Probleme soweit. Rechtschreibung war trotzdem nie fehlerfrei aber auch keineswegs besorgniserregend.
Zwei befreundete Familien mit einem gleichaltrigen Sohn, im selben Jahr eingeschult, einmal in NRW und einmal in Hessen (mit jeweils verschiedenen) mit den gleichen häuslichen Voraussetzungen, machten ganz andere zum Teil schauderhafte Erfahrungen!
Die befreundeten Eltern so manchesmal ratlos wenn nicht gar verzweifelt.

Bei meinem 4 Jahre jüngeren Kind(Tochter) gar keine Probleme… Dank Harry Potter. Eifersüchtig auf den älteren Bruder der seit über 1Jahr in eine Welt aus Papier und Buchstaben abgetaucht war, konnte sie es nicht erwarten …
Sep eingeschult…Dez den 1ten Band alleine gelesen. Die Tochter hatte nie Rechtschreibprobleme.
Bei besagten befreundeten Familien lief es ungefähr ähnlich mit dem Wissensdurst, der Neugier.
Familie aus Hessen war mittlerweile in Unterfranken und hatte keine Probleme mit den beiden jüngeren Kindern.
Fazit:
Kinder brauchen viel häusliche liebevolle Aufmerksamkeit – sowieso und immer!
Lesen und Laut Vorlesen und Schreiben am besten audiovisuell. Mit dem Lineal unter der Zeile die man laut vorliest. Und ja meiner Meinung muss man die Wörter sehen können und gleichzeitig laut aussprechen um schreiben zu lernen.
Nur schreiben was ich gehört habe, nachdem ich gerade mal solala das Alphabet kann?

Na dann werd die Sach aber schwer wall nämlich a so mancher Lehrer immer mit aaner Dialektfärbung spricht, is halt so, und daham hörn die Kinner ja a ka reines Deutsch. Ganz egal woher sa sin, ob aus Ostfriesland, Thüringen, der Eifel, vom Schwarzwald, aus Franken, Sachsen, Niederbayern, vom Rheinland oder sonstwo.

Und warum ständig das Rad neu erfinden? Kleinere Klassen, mehr Zeit und Aufmerksamkeit für jedes Kind.

Eine kl. Anmerkung:
Ein späterer Studienkollege meines Sohnes:
Ich spreche 4 Sprachen:
Muttersprache – niederbayrisch
1. Fremdsprache – Deutsch, flüssig in Wort und in Schrift gut
2. Fremdsprache – Englisch, flüssig in Wort und Schrift
3. Fremdsprache – Französisch, ganz schlecht.

Und ja Kinder wollen lernen und wollen auch korrigiert werden. Es ist immer eine Frage der Tonart!

Schattenläufer
2 Jahre zuvor

Fehler die man nicht korrigiert werden durch Wiederholung so verinnerlicht, dass das Beheben der Fehler zu einem späteren Zeitpunkt den mehrfachen Arbeitsaufwand erfordert.
Da braucht man keine Empirik, jeder der mal praktisch gearbeitet hat oder Sport getrieben hat, hat dies leidvoll am eigenen Leib erfahren.

Dolli
2 Jahre zuvor

Wenn die Realität der Theorie weichen muss….

Meine Tochter wurde vor 5 Jahren in SH eingeschult und sie musste „Schreiben nach Gehör“ lernen.
Nicht nur für uns Eltern war dieser Schwachsinn eine Katastrophe. In der 3.Klasse wurden die Kinder auf Rechtschreibung getestet und plötzlich hatten vermutlich 60% der Kinder eine Lese -Rechtschreibschwäche. Alle Kinder sind ohne Migrationshintergrund. Das Ergebnis ist peinlich. Sie mussten dann alle in den Förderunterricht und nach 3 Monaten hatten nur noch 2 Kinder eine tatsächlich festgestellte Schwäche dieser Art. Die anderen hatten einfach nur ihre Chance genutzt endlich mal was zu lernen! Im Englischunterricht sollte diese Methode dann auch zum Einsatz kommen. Die Elternvertreter konnten das zum Glück verhindern. Die Lehrerin war stets hyperengagiert und erklärte uns immer diese neuen tollen Methoden und erzählte von ihren neuesten Fortbildungen.
Meine Tochter geht jetzt seit einem Jahr auf ein sehr traditionelles Gymnasium. Welch ein Segen! Einige ihrer Freundinnen konnten das, was man mit dieser Methode an ihnen verbrochen noch immer nicht aufholen. Ein befreundeter Gymnasiallehrer erzählte mir, es ist eine Katastrophe mit der Rechtschreibung der Kinder. Sie nehmen das teilweise mit bis zur 13. Klasse. Wir reden hier über zukünftige Studenten.
Dieser Irrsinn ist fatal. Integrationsmethoden auf Kosten aller oder was soll das?
Was ich ebenso bedenklich finde ist, dass immer mehr Kinder mit einer Lese-Rechtschreibschwäche ein Gymnasium besuchen. Wenn man das Lesen und Schreiben nicht sicher beherrscht , gehört man da nicht hin. Sehen einige Eltern für ihre Kinder offensichtlich anders. Später gehen sie dann da mit viel Glück und viel geopferter Freizeit für Nachhilfeunterricht, mit einem Abi aufwärts 3,0 ab….herzlichen Glückwunsch!
Ich persönlich finde das nicht normal,kann aber verstehen, dass viele Eltern die Gesamtschulen meiden, da das Lernniveau da unterste Schublade ist. Aber Hauptsache wir nehmen alle mit, jeder fühlt sich abgeholt und die lernschwachen Kinder haben ein gutes Gefühl.
Schulsystem wandle dich….

Lera
2 Jahre zuvor

„Aber Hauptsache wir nehmen alle mit, jeder fühlt sich abgeholt und die lernschwachen Kinder haben ein gutes Gefühl.
Schulsystem wandle dich….“

Vollkommen richtig!

„ In der 3.Klasse wurden die Kinder auf Rechtschreibung getestet und plötzlich hatten vermutlich 60% der Kinder eine Lese -Rechtschreibschwäche.“

Warum ist das (offenbar auch den Eltern) zwei Jahre lang nicht aufgefallen?

Milla
2 Jahre zuvor

….und plötzlich ist diese Deutschzensur gleichwertig mit den Zensuren der nicht diagnostizierten Kinder. Es geht sogar so weit, dass ein LRS-Kind mit einer 2 in Deutsch (bedingt durch den Nachteilsausgleich, Förderunterricht, Nachhilfe…) nun zum Gymnasium geht. Das Kind kann noch genauso wenig lesen und schreiben, aber es wird keine Auswirkungen haben. Auf dem Zeugnis darf es nicht mehr vermerkt werden, wegen der Diskriminierung und so… Also wird es weiter geschleppt, da es ja sonst „so gut“ in der Schule ist. Gespräche mit den Eltern, dass es zu Problemen in der weiterführenden Schule kommen könnte, verhallen vom linken ins rechte Ohr. „Sie wissen doch, dass die Rechtschreibung erst später wichtig ist“, sagte ein Vater zu mir. (Ähm, Leseverständnis auch?)

Cornelia
2 Jahre zuvor

Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen. Nicht an Lehrkräfte, aber es sollte auch nicht um Schuldzuweisungen an die Elternschaft gehen.
Es geht auch nicht um Perfektion der Rechtschreibung.
Es geht um jüngere Schüler, und um den Stellenwert der Rechtschreibung. Dieser ist bei Übergängen in andere Schularten ( und ich meine nicht primär das Gymnasium) oder in die Berufsausbildung oft recht hoch angesetzt. Also ist die Rechtschreibleistung, vor allem in Grundschulen, sehr relevant.
Ei n Hauptproblem sind die überfrachteten Lehrpläne.
Und es stellt sich schon die Frage, warum wir uns in unserer Sprache den Luxus der Großschreibung der Substantive leisten. Dieses Thema macht ungefähr ein Viertel des Rechtschreibunterrichts aus. In welcher anderen Sprache gibt es diesen Luxus?

Lera
2 Jahre zuvor

„Großschreibung der Substantive“

„macht ungefähr ein Viertel des Rechtschreibunterrichts aus“

Ja, allerdings zu Unrecht. Mit einem syntaxbasierten Zugang (statt wie hier insinuiert wortartbasiert) spart man sich den Parforceritt durch unsystematische Pseudo-Regeln ala „Nomen schreibe ich groß“ (fragt sich bloß, woran man Nomen zuverlässig erkennt…).