Beckmann appelliert an Kultusminister: Macht Euch endlich ehrlich!

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BERLIN. VBE-Chef Udo Beckmann hat zum Schuljahresbeginn von den Kultusministern Transparenz und Ehrlichkeit eingefordert – was mit dem Eingeständnis beginne, dass die Vorbereitungen für das kommende Schuljahr (einmal mehr) unzureichend gewesen seien. „Fakt ist: Auch das Schuljahr 2021/22 wird von der Pandemie und den Versäumnissen der Politik in Sachen Infektionsschutz geprägt sein. Alle an Schule Beteiligten tun gut daran, ihre Erwartungshaltung der Realität anzupassen“, sagt der Verbandsvorsitzende. 

„Das darf so nicht weitergehen“: VBE-Chef Udo Beckmann. Foto: VBE

„Schüler:innen lernen dann am besten, wenn sie ganzheitlich lernen, das heißt mit Kopf, Herz und Hand. Und sie lernen dann am besten, wenn sie einen Rahmen vorfinden, der ihnen Sicherheit, Klarheit, Struktur und Zuverlässigkeit bietet. All das war durch die coronabedingten Einschränkungen der letzten fast anderthalb Jahre nicht im erforderlichen Maße gegeben. Die Folge: Teils enorme psycho-soziale Belastungen von Schüler:innen, die sich etwa in Blockaden beim Lernen oder Ängsten zeigen“, so lässt sich Beckmann in einer Pressemitteilung zitieren (einschließlich der gegenderten Wortformen).

„Das darf so nicht weitergehen! Schüler:innen müssen nach den Sommerferien einen Schulraum vorfinden, der ihnen ein Maximum an psychologischer Sicherheit gewährleistet! Lehrer:innen müssen Rahmenbedingen vorfinden, die es ihnen ermöglichen, mit Schüler:innen in einem angemessenen und notwendigen Maße das zu bearbeiten, was jetzt zuvorderst bearbeitet werden muss“, meint der VBE-Chef.

„Maskenpflicht und regelmäßige Unterbrechung des Unterrichts durch Lüften werden den Schulalltag weiterhin bestimmen“

„Die Politik muss endlich das tun, wofür sie die unterrichtsfreie Zeit nicht hinreichend genutzt hat. Das heißt: Klarheit, Verlässlichkeit und ein Maximum an Sicherheit beim Gesundheitsschutz an Schulen sicherstellen. Maskenpflicht und regelmäßige Unterbrechung des Unterrichts durch Lüften werden den Schulalltag weiterhin bestimmen. Die Verbesserung des Infektionsschutzes durch technische Maßnahmen ist bisher nur halbherzig angegangen worden. Die Politik scheint zu erkennen, dass sie sich in Sachen Pandemieentwicklung auch für den Beginn dieses Schuljahres verkalkuliert hat und die mangelhaften Vorkehrungen ihr erneut auf die Füße zu fallen drohen.“

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Ein Beleg dafür sei, dass einzelne Länder trotz fehlender Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) die Impfung der ab 12-Jährigen empfehlen und damit die Verantwortung, ob Präsenzunterricht stattfinden kann oder nicht, letztendlich den Eltern zuschöben. „Das allein kann keine ernsthafte Lösung sein. Neben dem, was in puncto Gesundheitsschutz erforderlich ist, braucht es auch endlich Klarheit in anderen Fragen, etwa bei rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen. Nur dann kann Schule das umsetzen, was es nach den Ferien dringend braucht“, so Beckmann weiter.

„Insgesamt braucht es die Ehrlichkeit der politisch Verantwortlichen. Auch das kommende Schuljahr wird kein normales Schuljahr werden. Diskussionen, die allein darauf ausgerichtet sind, wie Lernlücken nun schnell zu schließen sind und versäumter Stoff den Schüler:innen schnellstmöglich eingetrichtert werden kann, indem man ein paar Schulstunden zusätzlich anbietet, sind Blendwerk und gehen an den tatsächlichen Herausforderungen vorbei.“

„Die ersten Wochen nach den Ferien müssen frei von Leistungsdruck sein. Lehrkräfte brauchen Zeit und nochmals Zeit“

Weiter betont Beckmann: „Wenn es die Politik ernst meint mit ihrer Aussage, dass den Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche jetzt durch eine besondere Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gegenüber begegnet werden muss, kann das nur heißen, dass die ersten Wochen nach den Ferien frei von Leistungsdruck sein müssen. Das, was das pädagogische Personal in den Schulen in den nächsten Wochen braucht ist Zeit und nochmals Zeit. Um die psycho-emotionale Situation und Ausgangslage eines jeden Kindes wirklich erfassen und ganzheitliche Unterstützung anbieten zu können. Nur so kann Schule dazu beitragen, bleibenden Beeinträchtigungen bei Schüler:innen wirkungsvoll entgegenzuwirken und eine Grundlage für gelingendes Lernen in den darauffolgenden kommenden Wochen zu schaffen.“ News4teachers

Lehrerverband: Schulen stehen kaum besser da als vor dem vergangenen Schuljahr

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6 Kommentare
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Kathrin
2 Jahre zuvor

„Macht euch endlich ehrlich!“ – wenn Frau Gebauer das täte, bliebe ihr nur der Rücktritt. Darauf hoffen wir wohl vergebens.
In NRW sind 2 „Sozialwochen“ zu Schuljahresbeginn angesetzt, aber im September wird dann bereits VERA nachgeholt.
Unsere Brennpunkt-GS startet personell deutlich unterbesetzt ins neue Schuljahr. Vertretungsstellen waren ausgeschrieben, konnten aber nicht besetzt werden. Von irgendeiner Unterstützung zum Aufarbeiten von Lernrückständen ist bei uns nichts angekommen.
Der Rat der Stadt Bielefeld hat gegen Luftfilter gestimmt. Wir gehen, was das Infektionsgeschehen betrifft, unvorbereitet ins neue Schuljahr. Danke, Land und Schulträger, für NICHTS!

Klugscheisser
2 Jahre zuvor

Wird das gleiche sein wie letztes Jahr bloss noch wilder:
bloss keinen Wechselunterricht, auf keinen Fall Luftfilter, Aufbewahrungsort der Kinder = Klassenzimmer, Frieren macht Spass, Luftzug ist gut fürs Imunsystem, allgemeine Schulschliessungen gibts nicht mehr…

Meine Prognose?
Ab Herbst spätestens geht in den Schulen der Punk ab, viele geimpfte Lehrer werden sich aufgrund der hohen Virenlast in Klassenzimmern trotzdem infizieren, Schulen werden punktuell geschlossen und wieder voll geöffnet werden, nachdem das Prinzip der Aussortierung der offiziell Infizierten vor die Wand gefahren ist, ohne die anderen dabei ZWEIMAL nach einem Delta-Fall zu testen (dabei auch Geimpfte!).
Kontinuität des Schulalltags ade, Wechselunterricht wird wieder abgelehnt, digitaler Unterricht wird wieder eine Gedulds-, Arbeitskraft- und Zeitprobe.

Und alles bloss, um Kinder und Jugendliche aufbewahrt zu wissen und zusätzlich Impfstoff/ Luftfilter/ etc. zu sparen. Und dabei immer vergessend, dass Menschenansammlungen Ansteckungsorte sind, und diese Ansteckungen dann in die Familien getragen werden.

Long Covid bei Kindern und besonders Jugendlichen darf kommen. Zu den Eltern, die vielfach oft auch noch ungeimpft sind, auch. Oder schlimmeres. Alles schon letztes und dieses Jahr gesehen.

Aber Hauptsache die Lehrer arbeiten endlich mal wieder.

Rosa
2 Jahre zuvor

Danke für diesen sehr guten Beitrag und direkte Ansprache an die Politiker und KM. Die Verantwortlichen betreiben Augenwischerei und Blendwerk an den Schulen und alles auf Kosten von Schulleitungen, Lehrer, Schüler und deren Eltern. Die Schüler sind in die Ferien entlassen worden ohne jegliche Perspektiven und kein tragendes Konzept für ein Aufarbeitungsprogramm an Schulen für das neue Schuljahr. Die Mahnungen und Appelle von Kinderärzten und Psychologen werden weiterhin überhört und man sieht die Not der Schülergeneration nicht. Die außergewöhnliche Lebensphase der heranwachsenden Kinder hat alle sozialen Schichten getroffen egal welcher Herkunft. In BW haben wir immer noch G8 an Schulen und ein verkürztes Schuljahr hat noch die Bildungschere im Klassenverbund massiv verstärkt. Frau Theresa Schopper von BW hat kein tragendes Konzept für die Lernlücken geschaffen und keine angemessene Aufarbeitungszeit für die Schüler erarbeitet. Das Limit an Beslastbarkeit ist für G8 Schüler erreicht und es hat keinen weiteren Spielraum auf weitere Schulschliessungen und weiteren Distanzunterricht. Die Lehrer haben im Klassenverand viele Schüler sitzen und zu beschulen mit vielen Leistungslücken auf unterschiedlichen Niveau. Die Schüler haben nicht einen Haufen an Lücken zu bewältigen sondern es ist ein riesen Berg geworden in verschiedenen Fächern. Die Aufarbeitung ist für G8 Schüler bei einem verkürzten Schuljahr nicht zu schaffen und dies ist von Ralf Scholl vom PhV-BW mit aller Klarheit angesprochen worden. Der klare Hinweis hat bei der KM kein Gehör gefunden. Der Stress und Druck der auf G8 Schüler lastet ist zu beachten und nicht weiterhin zu übergehen. Die Stiko so zu übergehen ist nicht der richtige Weg um der Pandemie gerecht zu werden. Die Verantwortlichen haben keine Bedingungen an Schulen geschaffen und sind weiterhin nicht mit Luftfilter ausgestattet. Der Impfdruck auf die Jugendlichen und deren Eltern der ausgeübt wird ohne Befürwortung der Stiko schürt große Unsicherheit in der Familie. Die Politk versucht damit die Unfähigkeit zu vertuschen um abzulenken von nicht angeschafften Luftfiltern und kein tragndes Konzept für einen sicheren Unterricht an den Schulen nach den Sommerferien. Auch wenn sich
Jugendliche impfen lassen können, haben Sie erst eine Impfung und noch keinen sicheren Gesundheitsschutz. Die Politik hat sein Gesicht veloren bei den Studenten und Schülern. Die heranwachsende Generation sind die letzten in der Reihe und die Auswikungen dieser Lebensphase hat schwer wiegende Spuren hinterlassen und diese Lebensziet braucht eine faire Aufarbeitung für die junge Generation. Die Bildunglücke wird die heranwachsende Generation noch lange begleiten und im neuem Schuljahr werden die Rückstände erst richtig ersichtlich weil man dem geforderten Lehrplan nicht folgen kann. Die Lehrer waren im Dauerstress und haben viel geleistet für die Schüler und deren Eltern. Die KM und die Politik hat Unheil verbreitet und keine Basis geschaffen für Gesundheitsschutz und der Bildungslücke gerecht zu werden.

A.H.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rosa

Passt!

Walter froemmel
2 Jahre zuvor

Die Leser-Antworten können nicht besser sein, augenscheinlich wiederholen sie sich und verstummen in den gehörlosen Kultusministerien!
Dieser kritischen Worte sind genug gewechselt, es sollten Taten folgen!
In einem „neuen Bundesseuchengesetz“ gilt es bestimmten politischen “ Querdenkern und Pseudowissenschaftlern “ ein grundsätzliches Redeverbot zu erteilen. In erster Linie sind die KM gemeint. Beide Krisen, Flut und Pandemie haben unbestritten das behördliche Globalversagen demaskiert!
Erfahrung lehrt hingegen: Das eigentliche Krisenmanagement
gelingt nur „vor Ort“. Für den Bildungssektor lässt sich daher nur eine Option ableiten: Schulleiterinnen – und Leiter müssen mit mehr Rechten und Kompetenzen ausgestattet werden, nur Sie haben das Wissen und die Urteilskraft über das Geschehen vor Ort und können situativ die richtigen Entscheidungen treffen. Das föderale System im Bildungssektor gehört schon längst auf den Prüfstand, ist quasi überfällig. Die persönlichen Einschätzungen von Situationen die außerhalb der normalen Routine laufen von Eisenmann & Co. sind absolut kontraproduktiv und, sorry, hirnloses Geschwätz! Empfehle an dieser Stelle eine Art PISA-Studie mit Themenkomplex: Krisenmanagement an Schulen ! Das wird eine echte Hausnummer! Gilt aber auch für viele andere Bereiche. Abschließend: Das jetzige Bildungssystem, vor allem diejenigen die es politisch zu verantworten haben hat das Zukunftskapital dieser Gesellschaft, nämlich Kinder und Jugend, nicht auf dem Schirm!
Ich nehme den übelriechenden Geruch der Gleichgültigkeit wahr.

Trulla
2 Jahre zuvor

Ich bin einfach nur noch fassungslos. Mit logischen Argumenten ist der KMK nicht beizukommen. Sie WOLLEN nicht und wiederholen mantramäßig ihre Wunschvorstellungen, mit denen sie die eigene Untätigkeit verschleiern.
Alle, die nicht mit Schule zu tun haben, können sie vielleicht täuschen. Alle anderen nicht, aber welche Konsequenzen hat die Erkenntnis der Wahrheit?