Delta-Ausbruch in Grundschule sorgt für den höchsten Inzidenzwert in Deutschland

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SALZGITTER. Die Schulen sind keine Treiber der Pandemie – behaupten die Kultusminister seit mehr als einem Jahr. Die Schulen sind es offenbar doch: Nachdem das Robert-Koch-Institut erstmals eine Übersicht über die offiziellen Daten zum Infektionsgeschehen an Kitas und Schulen herausgegeben hat – und darin insgesamt mehr als 6.000 Ausbrüche an den Bildungseinrichtungen vermerkt, wie News4teachers berichtet –, illustriert jetzt ein aktueller Fall aus Niedersachsen, dass Schulen sehr wohl die Corona-Seuche anheizen können.

Ausgangspunkt des Ausbruchs in Salzgitter war eine örtliche Grundschule. Illustration: Shutterstock

Die Stadt Salzgitter registriert deutlich gestiegene Infektionszahlen nach einem Corona-Ausbruch an einer Grundschule – und zwar massiv: Salzgitter hatte nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) am Dienstag eine Inzidenz von 60,4, den bundesweit höchsten Wert.

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Nach der positiven Testung eines Kindes an einer Grundschule am 16. Juli wurden nach und nach sechs Klassen unter Quarantäne gestellt. Bei dem Grundschul-Ausbruch wurde ausschließlich die Delta-Variante festgestellt. Sie gilt als deutlich ansteckender. Das Infektionsgeschehen habe sich im privaten Bereich weitergetragen, erklärte die Stadt. Ähnlich wie im ebenfalls niedersächsischen Lüneburg: Der Landkreis hatte nach einem Ausbruch bei einer Abifeier den höchsten Inzidenzwert in Deutschland – bis er dann eben von Salzgitter abgelöst wurde.

Trotz deutlich gestiegener Ansteckungszahlen will die Stadt das öffentliche Leben nicht herunterfahren. Die Inzidenzwerte seien nicht mehr der richtige Maßstab für die Beurteilung der Infektionslage, sagte Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU). Der Niedersächsische Städtetag habe dies schon vor Monaten deutlich gemacht. Vielmehr seien die Impfquote und die Auslastung der Intensivstationen zu berücksichtigen. In den beiden Krankenhäusern in Salzgitter werden nach Behördenangaben derzeit jeweils zwei Covid-19-Patienten behandelt, jedoch nicht auf der Intensivstation.

Nach PCR-Tests wurden viele infizierte Eltern und Geschwister im Stadtteil der Grundschule entdeckt

Weil in Salzgitter drei Tage hintereinander die Schwelle von 50 überschritten wurde, greifen aber strengere Kontaktbeschränkungen. Ein Haushalt darf sich nur noch mit zwei weiteren Personen eines anderen Haushalts treffen – Geimpfte, Genesene und unter 14-Jährige werden nicht mitgezählt. Das Gesundheitsamt der Stadt testet alle Menschen in der Quarantäne drei Mal mit einem PCR-Test, was nicht überall üblich ist – möglicherweise wurden auch deshalb so viele infizierte Eltern und Geschwister im Stadtteil Lebenstedt entdeckt.

Nach der Ende Juli geänderten niedersächsischen Corona-Verordnung ist es der Kommune möglich, auf weitere Einschränkungen etwa im Bereich Sport, Kultur oder Gastronomie zu verzichten. Diese Bereiche werden von Verschärfungen ausgenommen, weil sie nicht Infektionstreiber seien, sagte Klingebiel. Die Schule ist ohnehin geschlossen, die niedersächsischen Sommerferien enden erst am 1. September.

Die Stadt verwies am Dienstag auch darauf, dass Salzgitter bisher einen deutlich geringeren Anteil an Corona-Toten hatte als zum Beispiel der Landkreis Goslar. Dies könne an der strengen Teststrategie oder an der vergleichsweise jungen Bevölkerung aufgrund von Zuwanderung liegen. Ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens sowie Grundrechtseinschränkungen nur um der Inzidenzzahlen willen seien völlig falsch, betonte Oberbürgermeister Klingebiel. Notwendig seien klare Regelungen mit Blick auf die anstehende vierte Welle. „Wir brauchen eine Akzeptanz in der Bevölkerung.“ News4teachers / mit Material der dpa

Neue RKI-Übersicht zeigt auf: Mehr als 6.000 Corona-Ausbrüche in Kitas und Schulen wurden bislang offiziell registriert

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Koogle
2 Jahre zuvor

Salzgitter kommt nicht zur Ruhe.
Ein Jahr Wechselunterricht per Sondergenehmigung haben die Kinder bereits hinter sich.

Luftfiltergeräte würden helfen.
Ebenso Impfaufklärung und Impfaktionen.
Besonders durch Muttersprachler unter den Migranten.

Wie lange wollen die Impfskeptiker und die Stiko den Kindern noch schaden?

trotzki
2 Jahre zuvor
Antwortet  Koogle

???????
Grundschule – Kinder unter 12 Jahren – Es gibt keinen Impfstoff!
Luftfiltergeräte helfen bedingt im Klassenzimmer, aber ich gehe mal davon aus, dass die Kinder auch außerhalb des Klassenzimmers zusammenspielen. Schutz?

Unter eine Behauptung, dass hier irgendwer Kinder schaden will ist m.E. eine Unterstellung. Aber immer feste drauf, mit solchen Argumenten überzeugt man sicherlich jeden Impfskeptiker.

Klugscheisser
2 Jahre zuvor

Es geht ernsthaft wieder hauptsächlich um Tode und Hospitalisierung???

Hier aus Kanada ein weitere Perspektive auf das Infektionsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen:
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/kanadische-studie-etwa-6-der-infizierten-kinder-entwickeln-long-covid/

Und die Drehscheibe KiTa und Schulen ist überall beobachtet worden, wenn man mal genau hingeschaut (und nicht wie bisher lange weg geschaut) hat:

Dass auch symptomfreie Kinder andere anstecken, lässt sich durch eine Studie im Salt Lake County vermuten: Zwölf infizierte Kinder hatten dort mindestens ein Viertel ihrer Kontakte außerhalb der Kita angesteckt. Eine Fallnachverfolgung des Teams um die Medizinerin Magdalena Okarska-Napierała von der Uniklinik in Warschau fand heraus, dass acht Krippenkinder das Virus auf drei Geschwister, acht Mamas und Papas und einen Großelternteil übertragen hatten. Auch Studien aus 101 Haushalten in Nashville, Tennessee, und in Marshfield, Wisconsin kamen zu dem Ergebnis, dass bei vielen Familien die Kinder das Virus eingeschleppt hatten.

Aus https://www.merkur.de/politik/corona-kinder-schulen-deutschland-studien-kanada-dunkelziffer-oesterreich-drosten-virologe-zr-90129116.html aus Dezember 2020.

Und nochmals: Geimpfte sind nicht immun, auch sie verteilen den Virus weiter wie alle anderen Symptomlose, nur eben mit geringere Wahrscheinlichkeit und über einen kürzeren Zeitraum.
Geimpfte und Symptomlose sind für Ungeimpfte ein Problem, um es mal so auszudrücken. Kinder von Geimpften können auf diesen auch den Virus in die Schulen tragen.

Es ist einfach alles nicht schön.

Mein Fazit? Je mehr geimpft sind, umso besser für alle.

Defence
2 Jahre zuvor

Bei uns geht man mit der Seuche etwas anders um.
-Positiver Corona Schnelltest einer Schülerin in der Schule (keine Maskenpflicht).
-Schülerin wird nach Hause geschickt.
-Für alle anderen SuS ist Normalbetrieb.
– Gesundheitsamt meldet sich wochenlang trotz niedriger Zahlen überhaupt nicht. Initiative Kontaktaufnahme durch Lehrerin. Ohne Erfolg.
-Schülerin zwei Wochen in Quarantäne.
-Nach vier Wochen dann ein Lebenszeichen vom Gesundheitsamt.
-Die Mutter sei positiv getestet worden.
-Das Kind wurde nicht PCR-getestet.

Das heißt im Klartext: Die meisten Kinder fallen erst gar nicht in die Statistik, weil das Gesundheitsamt pfuscht! Nur damit die Zahlen stimmen. Das finde ich skandalös!

Meiner Meinung nach sind Kinder die wahren Treiber der Pandemie. Sie werden aber leider statistisch nicht erfasst. Oder fallen wegen Symtomlosigkeit erst gar nicht auf. Das geschieht ganz bewusst. Jeder weiß das. Aber man ist halt zu bequem das zuzugeben.

-Eltern, die zu Hause sind wollen die Betreuung nicht 24 Stunden übernehmen. Wäre ja mega nervig in einer lebensbedrohlichen Pandemie das eigene Kind 24 Stunden betreuen zu müssen.
-Erwerbstätige Eltern können die Betreuung nicht übernehmen. Sie müssen ja arbeiten.
-Die Wirtschaft will arbeitende Menschen.
-Für die KMs ist jede Schulschließung das Zugeben-müssen ihrer Unfähigkeit.

Dann nimmt man eben in Kauf, dass sich die Kleinen halt infizieren. Wird schon nichts passieren. Die meisten haben ja eh keine schweren Symptome. (Ironie)

Da macht man die Rechnung aber ohne den Wirt: Weil die Kleinies stecken ja auch zu Hause jeden an. Und die wiederum gehen ja arbeiten usw. und man vergesse nicht LongCovid und was dieser Virus noch so alles hervorbringen wird. Wer sagt denn, dass die Krankheit nicht irgendwann so richtig ausbricht? Man denke an HIV.

Die Impfung ist auch nicht so wirklich das grüne vom Klee. Ja, man ist wohl geschützter im Falle eine Infektion, aber eine Infektion geschieht trotzdem.

Die große Frage lautet also: Was macht eigentlich die Presse? Oder besser: Wer schmiert die Presse? Es müssen doch da draußen irgendwo Reporter sein, denen das auffällt. Die genau sehen, welches Spiel hier gespielt wird und sie müssen auch die Gefahren erkennen.
Keine Angst- Bin kein Verschwörungstheorie-Treiber. Frage mich das halt grad nur.

Zusatzfrage: Haben wir überhaupt noch eine effektive Lehrervertretung?
In dieser Diskussion geht es zu Recht überwiegend um das Wohl der Kinder. Aber denkt auch jemand an den Arbeitsschutz der Lehrerinnen und Lehrer? Ich rede von dem Arbeitsschutz, der jedem Bürger dieses Landes zusteht.
Ich habe Freunde, die haben in Einzelbüros gearbeitet und sind zwecks Infektionsschutz und Kontaktreduzierung am Arbeitsplatz ins Homeoffice gewechselt. Und das seit einem Jahr. Die hatten eh kaum Kontakte auf der Arbeit!

Und ja: Ich beziehe mich auch auf alle Erzieherinnen und Erzieher!

Leseratte
2 Jahre zuvor
Antwortet  Defence

Bei den LuL und EuE wird einfach davon ausgegangen, dass man sie geimpft jeglicher Viruslast aussetzen kann. Ich fürchte, dass ein Großteil der Beschäftigten in Bildungseinrichtungen sich infizieren wird, weil das Virus täglich nach einem Weg, den Impfschutz zu umgehen, suchen kann. Im Prinzip ist unsere Lage nicht viel besser als letztes Jahr. Da gab es zwar noch keine Impfung, aber auch nicht Delta. Die erlösende Freude über die Impfung wurde zeitnah wieder kaputt gemacht, da der Schutz vor Infektion bei Delta wesentlich geringer ist, besondes bei Astra, was ja viele KuK der GS bekommen haben.

Emil
2 Jahre zuvor
Antwortet  Leseratte

Genauso ist es!

Außenseiter im Dienst
2 Jahre zuvor
Antwortet  Defence

Dem kann man nichts mehr hinzufügen.
Exakt so ist es.

Alla
2 Jahre zuvor

Der Kreis Neumünster in SH hat inzwischen eine Inzidenz von 68,6.
Ich glaube, wir gewinnen, da Schulen ohne Sicherheitsmaßnahmen seit Montag geöffnet sind.
Dafür wird weiter gelockert! Kohorten an Schulen finden nicht mehr statt.
Höher, schneller, weiter, wir überholen euch noch alle und bekommen olympisches Gold!

AusderPraxis
2 Jahre zuvor

Inzidenz in Neumünster SH am Abend des 4.8. : 68,6
Wir sind die Deutschlandmeister!!!

AusderPraxis
2 Jahre zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Heute in KMS 88,6! So geht Delta!

Andreas
2 Jahre zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Sie könnten ja auch mit den Todeszahlen prahlen und sich darüber freuen. Sicher freuen sich die Betroffenen mit Ihnen. Ich finde solche Äußerungen nur noch unwürdig. Das festigt das vorherrschende Bild von Lehrern in der Bevölkerung.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Sie meinen das Bild, welches Sie hier zeichnen?

Forumsleserin
2 Jahre zuvor

Danke, Defence.

Und:
Zig Organisationen, die meinen uns zu vertreten, sprechen meist erst zum Schluss ihrer Äußerungen von uns Lehrkräften oder nennen uns grundätzlich in einem Atemzug mit SuS.
Das ist doch eh klar, dass ich meinen Job für Kinder und Jugendliche mache! Für deren bestmögliche Bedingungen. Das muss mir kein Verband, keine Gewerkschaft erklären. Das ist berufliche Ehrensache.
Ich brauch Leute, die sich für meine Arbeitsbedingungen reinhängen, mit oder ohne Pandemie.

Aber es liegt an uns Lehrkräften. Sollte man die nächsten Vertretungswahlen einfach mal sein lassen?

Defence
2 Jahre zuvor

Kohorten gab es nie. Im Religionsunterricht und im Ganztagsbereich wurde und wird kunterbunt gemischt. Super-Infektionsschutz an deutschen Schulen.

Heinz
2 Jahre zuvor

Wenn Schulen keine Treiber der Pandemie sind, dann müssen wohl die Kultusminister selbst Treiber der Pandemie sein …. danke, dass die KMs endlich mal Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.

Jan aus H
2 Jahre zuvor

„Die Inzidenzwerte seien nicht mehr der richtige Maßstab für die Beurteilung der Infektionslage, sagte Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU).“

So ein Quatsch.

Warten wir noch ein paar Wochen, dann werden wir sehen, was passiert. Dann tragen die SuS das nämlich zu ihren Großeltern aus den Risikogruppen. Die wurden meist/oft bereits im Januar/Februar geimpft und wie die Zahlen aus Israel zeigen, geht der Schutz über die Monate zurück. Insbesondere sind gerade die Risikogruppen auch bei Impfdurchbrüchen besonders gefährdet. Dann wird es plötzlich wieder ITS-Einweisungen und Todesfälle in zunehmenden Maße geben und keiner will es gewesen sein!

Die Inzidenz ist das einzig sinnvolle Maß, um reagieren zu können. Alles andere ist viel zu sehr verzögert. Ich lenke ein Auto doch auch nicht anhand einer mehrere Minuten alten Videoaufzeichnung, sondern schaue selbst aus dem Fenster, um zu sehen, was JETZT passiert.

Honigkuchenpferd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

So ein Quatsch, Jan.

Es ist richtig, dass der Inzidenzwert nicht mehr der richtige Maßstab für die Beurteilung der Infektionslage sei! Als die Inzidenzwerte „erfunden“ wurden, ging es darum, bis zu welcher Anzahl Infektionsfälle eine Nachverfolgung noch möglich ist und die Plätze auf den Intensivstationen reichen, damit keine Triage droht! Da die Hochbetagten und die Risikogruppen im Wesentlichen geimpft, also geschützt sind (vor Schwererkrankung, nicht unbedingt vor Ansteckung), ist der Inzidenzwert alleine inzwischen eher irreführend für die Beurteilung der Infektionslage geworden.

Da hat der Oberbürgermeister vollkommen Recht.

Viva
2 Jahre zuvor
Antwortet  Honigkuchenpferd

So ein Quatsch, Honigkuchenpferd.

Zwischenzeitlich sieht es so aus, dass jeder Zweite wegen Covid-19 auf den Intensivstationen deutlich unter 65 Jahren ist! Vor allem die ungeimpften Jüngeren werden genau die sein, die die Inzidenzzahlen nach oben schießen lassen. Je höher die Inzidenz, desto mehr schwere Erkrankungen genau da. Auch die Hochbetagten wird es tatsächlich wieder treffen, wenn der Impfschutz nachlässt und nicht rechtzeitig geboostert wird, liegt in der Natur der Sache. Hohe Inzidenzen werden immer ein Indikator auch für Krankenhauseinweisungen sein. Und eine Nachverfolgbarkeit durch die Gesundheitsämter wird immer notwendig bleiben, sofern (!) man die Durchseuchung der Ungeimpften und der Impfversager verhindern möchte. Außerdem war es immer schon ein Fehler, lediglich die Triage-Situation vermeiden zu wollen… hat viele Coronatote verusacht wie wir alle leider wissen!

Jan aus H
2 Jahre zuvor
Antwortet  Honigkuchenpferd

„Da die Hochbetagten und die Risikogruppen im Wesentlichen geimpft, also geschützt sind“

Sind sie das? Mit zunehmenden Abstand zur Impfung sinkt der Schutz und das Risiko gerade für die Risikogruppen steigt deutlich an. Siehe Israel.

Warum denkt man jetzt wohl über eine dritte Dosis nach?

DerDip
2 Jahre zuvor

@Jan: Wie soll denn Ihrer Meinung nach auf eine steigende Inzidenz reagiert werden, wenn diese nur mit einer minimalen Erhöhung der Erkrankungen einher geht? Denn steigende Inzidenzen können wir wohl trotz Impfung unter normalen Lebensbedingungen nicht vermeiden.
Dass die Inzidenz ein Frühindikator ist, dürfte klar sein. Unklar scheint aber zu sein, welche Grenzwerte mit zunehmender Immunität in der Bevölkerung relevant sein sollten. Anstelle der bisherigen 50 oder 200 könnten es zukünftig evtl. erst 2000 oder 5000 oder noch höher sein. Außerdem ist die Inzidenz m.E. Viel zu sehr abhängig von der Test Strategie. Wenn man bedenkt, dass Geimpfte in der Regel nicht mehr getestet werden, baut sich hier m. E. zudem eine große Dunkelziffer an Infektionen auf und diese Infektionen können leicht weitergetragen werden, da es für Geimpfte meist keine Kontakt Beschränkungen mehr gibt. Eine Rückkehr zu einem einigermaßen normalen Leben wird nur möglich sein, wenn die Inzidenz als zentrale Kennzahl abgelöst wird.

Viva
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerDip

Nein, eine Rückkehr zu einem normalen Leben wird nur möglich sein, wenn ALLE immun(isiert) sind! Zumindest, wenn der Staat Körper und Geist der Bevölkerung nicht verletzen möchte, was seine oberste Pflicht wäre. (Recht eines jeden auf körperliche Unversehrtheit)

Bis dahin gilt es, körperliche Verletzungen zu vermeiden, auch wenn es bedeutet, dass das Leben hier und da eine kleine Unannehmlichkeit mit sich bringt wie z.B. das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder einer Kontaktbeschränkung (auch in den Schulen) oder des Aufstellens von mobilen Luftfiltern in Innenräumen … oder…

DerDip
2 Jahre zuvor
Antwortet  Viva

@Viva: Und wie soll das gehen, wenn es bisher keine Impfstoffe gibt und vielleicht nie geben wird, die eine 100-prozentige Immunität gewährleisten?

Viva
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerDip

Ganz einfach … Oberarm freimachen!

Auch wenn sich Geimpfte infizieren und sogar andere anstecken können, sind die Geimpften derzeit noch vor einem schweren Krankenhausverlauf geschützt. Impfdurchbrüche in Deutschland liegen laut RKI derzeit auch nur bei deutlich unter 1 % – zuletzt ermittelt 0,85 % bei den symptomatischen Covid-19-Fällen (von Februar bis August). Die Impfeffektivität wird laut RKI auf 87 bzw. 88 % geschätzt.

Was passiert in welchem Ausmaß, wenn ein Geimpfter auf einen Geimpften trifft?
Was passiert in welchem Ausmaß, wenn ungeimpfte Infizierte auf Ungeimpfte treffen?
Was passiert in welchem Ausmaß, wenn ein infizierter Geimpfter auf einen Ungeimpften trifft?
Was passiert in welchem Ausmaß, wenn ein ungeimpfter Infizierter auf einen Geimpften trifft?

Es ist Fakt, dass jeder mindestens (!) 1 x im Leben mit dem Coronavirus in Kontakt tritt. Man hat nur die Wahl zwischen einer ungehemmten Infektion oder einer etwaigen gehemmten Infektion trotz Impfung. Das Virus übersieht niemanden, vor allen Dingen aber die Ungeimpften nicht. Dabei ist es für mich ein Unterschied, ob sich jemand nicht impfen lassen MÖCHTE und sich damit bewusst für die ungehemmte Infektion entscheidet oder ob sich jemand nicht impfen lassen KANN wie die unter 12-Jährigen derzeit. Letzteres wird sich aber in einigen Monaten voraussichtlich auch noch ändern. Bis dahin stehen insbesondere die Erwachsenen in der Verantwortung, der Pandemie die Stirn zu bieten. Das übergeordnete und eigentlich auch entscheidende Problem zudem weltweit ist sicherlich, dass man dem Virus bei hohen Inzidenzen (egal wo) Gelegenheit gibt, sich zu seinem Vorteil gegen die Impfungen zu entwickeln. Und dann fangen alle wieder fast, da der Prozess von Updateimpfungen dauert, von vorne an!

Impfungen und die Verhinderung von Neuinfektionen bis zur Impfung – auch wenn sie nur einen hohen, aber keinen 100%igen Schutz bieten, weisen den Weg raus aus der Pandemie!

Ein Wunder ist leider nicht zu erwarten!

DerDip
2 Jahre zuvor
Antwortet  Viva

@Viva: Ich denke wie Sie, dass jeder mit dem Virus irgendwann in Berührung kommen wird, entweder geimpft oder eben nicht. Aber warum dann nicht jeden persönlich entscheiden lassen, welchen Weg er gehen möchte, solange das Gesundheitssystem nicht überlastet ist? Warum machen sich dann die Geimpften Sorgen um die Impfunwilligen?
Zusätzlich ist m. E. eine Differenzierung nach Alter notwendig. Sobald der Impfvorteil für 12 bis 15 Jährige offensichtlich und Wissenschaftlich eindeutig nachweisbar ist, wird die Stiko ihre Empfehlung anpassen. Dies sollte jedoch nicht auf politischen Druck hin geschehen (auch nicht auf Bildungspolitischen Druck hin)

Viva
2 Jahre zuvor
Antwortet  Viva

@ Dip,
weil er
a) das Gesundheitssystem belasten und auch überlasten könnte.
b) die ungeimpften Kinder belastet.
c) das Pandemiegeschehen anheizt.
d) dem Virus eine Bühne für Mutationen gibt.
e) es sich mit seiner moralischen Verantwortung für andere zu einfach macht.

potschemutschka
2 Jahre zuvor
Antwortet  Viva

@ DerDip
„Warum machen sich Geimpfte um Ungeimpfte Sorgen?“ – Weil meine Enkelkinder unter 12 noch nicht geimpft werden können und in Vollpräsenz ohne ausreichend Schutz zu Massenveranstaltungen namens Schule gehen müssen!

Jan aus H
2 Jahre zuvor

„Eine Rückkehr zu einem einigermaßen normalen Leben wird nur möglich sein, wenn die Inzidenz als zentrale Kennzahl abgelöst wird.“

Nein! Das ist kurzfristiges Denken!

Je mehr sich das Virus „austoben“ kann, sprich, sich verbreiten kann, desto mehr Infektionen gibt es und mit jeder Infektion steigt das Risiko, dass eine Mutation entsteht, gegen die die aktuellen Impfstoffe wirkungslos sind. „Lambda“ ist da jetzt schon ein heißer Kandidat.

Es ist immer noch nötig, die Infektionszahlen niedrig zu halten, damit genau das nicht passiert, denn genau das würde uns auf den Stand von März 2020 zurückwerfen. Die Pandemie ist nicht zu Ende. Wenn man so weitermacht wie bisher, dann kommen die schlimmsten Dinge noch.

Richtig ist, dass die aktuellen Teststrategien ungeeignet sind. Ich würde die Inzidenzen darum an eine definierte Teststrategie koppeln und zusätzlich die Positivquote im Blick behalten (was nur sinnvoll ist, wenn alle nach den gleichen Kriterien testen).

Eine unkontrollierte Ausbreitung muss vermieden werden! Sie wird am Anfang nicht viele Opfer fordern, doch je mehr die Impfdurchbrüche zunehmen, desto mehr Opfer wird es geben. Viel wichtiger ist aber, dass eine unkontrollierte Ausbreitung für extrem schlechte Startbedingungen sorgt, wenn es tatsächlich eine Mutation gibt, gegen die die Impfstoffe wirkungslos sind. Diese wird man nicht sofort erkennen können und in einem weitgehend unkontrollierten Infektionsverhalten ist es dann für wirksame Gegenmaßnahmen zu spät. Dazu muss man sich einfach nur anschauen, wie schnell Alpha und Delta sich durchgesetzt haben. Noch vor ein paar Wochen gab es Sprüche der Art, dass Delta in Deutschland irrelevant ist, jetzt ist sie vorherrschend.

Wenn in so einer Situation eine gefährliche Mutation entsteht und erst bemerkt wird, wenn sie schon weit verbreitet ist, dann ist eine Eindämmung fast unmöglich. Das sind dann ganz andere „Startbedingungen“ als im März 2020.

Ich habe es irgendwann vor über einem Jahr geschrieben und es gilt immer noch: In Deutschland gibt es KEINE Strategie. Es wird zwischen verschiedenen Ansätzen hin und her gewechselt und keiner zu Ende verfolgt. Das wird in vielen anderen Ländern WESENTLICH besser gehandhabt (siehe diverse asiatische Länder, Neuseeland und Australien).

Wenn man Grenzen definiert, dann muss man sie nach wie vor an der Nachverfolgbarkeit und Eindämmbarkeit festmachen. „Laufen lassen“ wird fatale Auswirkungen haben wegen der extrem zunehmenden Zahl der Impfdurchbrüche und der Gefahr gefährlicherer Mutationen, die mit jeder nicht vermiedenen Infektion weiter steigt.

Leseratte
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

Nachverfolgung von Infektionsketten ist laut Aussage des RKI jetzt schon nicht mehr überall möglich. Und spätestens dann, wenn die Quarantäneregeln für Schulen aufgeweicht werden (RKI fordert, bei einem Infektionsfall die ganze Klasse in Quarantäne zu schicken wegen fehlender Erfahrung im Umgang mit Delta – Kultusminister wie z.B. Holter und Gebauer fordern das Gegenteil, nämlich dass nur der Infizierte in Quarantäne geht. Wenn dann, wie in Thüringen in Aussicht gestellt, auch noch das Testen wegfällt, wird man über das Infektionsgeschehen völlig den Überblick verlieren. Erst, wenn dann Infektionen in den Familien, bei geimpften Großeltern und LuL auftauchen, wird man wieder behaupten, diese hätten sich im privaten Umfeld angesteckt und keineswegs in der Schule bzw. bei Kindern, die Schule oder Kita besuchen. In Kombination mit fehlenden Luftfiltern und AHA-Regeln (vor einem Spritzer Desinfektionsmittel am Morgen wird sich Delta sicher nicht fürchten) wird das fatal. Ich befürchte hohe Viruslast, der alle in den Räumen dann täglich ausgesetzt sind, man wartet wieder, wie im letzten Jahr, täglich darauf, dass bzw. ob man sich (diesmal trotz Impfung) infiziert. Wie soll man so unter Druck gute Arbeit leisten.

DerDip
2 Jahre zuvor
Antwortet  Leseratte

@Leseratte: Sie haben recht, die Nachverfolgung von Infektionsketten funktioniert nicht. Wenn man sich den Verlauf der Inzidenzen seit Beginn von Corona anschaut, muss man feststellen, dass diese Nachverfolgung nie funktioniert hat. Denn sonst müsste es möglich sein eine niedrige Inzidenz stabil unten zu halten (trotz Lockeriungen). Mich wundert es daher sehr, dass das RKI und die Gesundheitsämter etwas, das in der Praxis erwiesenermaßen mehrfach gescheitert ist, immer wieder als Strategie verkaufen möchte.

trotzki
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

Australien ist ein tolles Beispiel. Die bekommen immer mehr Probleme mit ihren Vorgehen und die Akzeptanz geht langsam flöten.

Dort wird der Lookdown in Millionenstädten ausgerufen, sobald ein paar Corona-Fälle auftreten. Es dürfen kaum noch Menschen ein bzw. ausreisen dürfen. Also machen wir alle Grenzen dicht, lassen keinen mehr raus und rein und das die nächsten 20 Jahre.

Ich stimme zu, dass es keine Strategie gibt. Aber eine Strategie muss halt auch darauf ausgelegt sein, wieder in einem vom Großteil der Bevölkerung akzeptierten Zustand zu kommen. Das kann bzw wird aber auch für einige ziemlich schmerzhaft sein.

DerDip
2 Jahre zuvor
Antwortet  trotzki

@trotzki: Absolut richtig- Australien ist mit der Zero Covid Strategie gescheitert. Denn es hat keine Exit-Strategie zu den ständigen Lockdowns. Somit ist Zero Covid erwiesenermaßen kein realistischer Ausweg, der zur alten Normalität führt.

Jan aus H
2 Jahre zuvor
Antwortet  trotzki

„Dort wird der Lookdown in Millionenstädten ausgerufen, sobald ein paar Corona-Fälle auftreten. “

Lookdown ist was anderes… hier geht es um einen Lockdown.

Wenn man drüber nachdenkt, merkt man, dass das australische Vorgehen viel sinnvoller ist als unsers. Es spielt nämlich von den Einschränkungen der Bevölkerung her keine Rolle, ob man einen Lockdown der Länge x bei einer Inzidenz von 1 oder von 1000 macht. Eingeschränkt wird in beiden Fällen. Der Unterschied ist, dass es beim australischen Vorgehen VIEL weniger Tote und Langzeitgeschädigte gibt. Dazu kommt, dass man einen Lockdown bei geringen Inzidenzen viel schneller und gefahrloser aufheben kann als bei sehr hohen.

Mit der Strategie „Lockdown bei 20, Lockerung bei 10“ wären wir in Deutschland viel besser durch die beiden letzten Wellen gekommen als mit dem, was getan wurde. Es hätte viel weniger Opfer gegeben und unter dem Strich auch weniger Einschränkungen. Es ist nämlich schlauer, ab und an mal für zwei Wochen zuzumachen als selten für zwei bis drei Monate.

DerDip
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

@Jan: Ich sehe im Australischen Versuch bisher keinen Erfolg, sondern eher einen Zwischenstand ohne klare Perspektive. Mal schauen wie es dort weitergeht. Die Impfbereitschaft ist wegen der niedrigen Inzidenzen viel geringer als bei uns. Und wie gesagt gibt es keine Exit-Strategie zu diesen ständigen Lockdowns. Zudem wissen wir seit 2015, dass Deutschland die Grenzen nicht dicht halten kann (im Gegensatz zu Australien). Somit so oder so kein Modell für uns.

Viva
2 Jahre zuvor

Ach, die Impfbereitschaft! In Frankreich ist bereits knapp die Hälfte der Einwohner vollständig geimpft. In den letzten drei Wochen ist dort die Belegung der Intensivstationen mit Covid-19-Patienten um 25 % gestiegen. Das ist das, was uns hier auch blüht, weil die Impfbereitschaft auch hier nicht ausreicht, um eine solche Entwicklung verhindern zu können. Und es geht noch weiter. Die Luft nach oben ist schnell verbraucht … dazu braucht es noch nicht einmal einer neuen Mutation. Delta schafft das ganz allein. Einen weiteren Late-Long-Lockdown verhindert man nur durch Impfung! Todesfälle auch!