GEW: Lieber Schulen personell aufrüsten als private Nachhilfe zu bezahlen

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SCHWERIN. Mecklenburg-Vorpommern: Die Lehrergewerkschaft GEW äußert im Gegensatz zu früheren Jahren wenig Kritik am Start ins neue Schuljahr. Haarig könnte es werden, wenn Klassen oder Schulen in Corona-Quarantäne müssen.

Der Lehrermangel ist spürbar. Foto: Shutterstock

Die Lehrergewerkschaft GEW hat mehr Geld aus dem Corona-Aufholprogramm für die Stärkung des Unterrichts in der Schule gefordert. Ob Kinder die angebotene kostenfreie Nachhilfe bei privaten Bildungsträgern nutzen, hänge auch von den Möglichkeiten der Eltern ab, sie dorthin zu bringen, sagte der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm am Donnerstag in Schwerin. Das sei auf dem Land schwierig. Gerade Kinder aus sozial schwächeren Haushalten könnten so möglicherweise nicht profitieren.

Besser wäre aus seiner Sicht, mit dem Geld den Unterricht in der Schule zu stärken. Mehr Personal müsse in die Klassen, um die Kinder mit ihren unterschiedlichen Lernständen bestmöglich zu fördern. «Stärkt die Schulen, damit stärkt ihr am Ende alle Schülerinnen und Schüler», sagte Walm an die Adresse des Bildungsministeriums unter Ministerin Bettina Martin (SPD). Nach früheren Angaben der Ministerin haben die Schulen Geld erhalten, um zusätzliche Kräfte anzustellen, zum Beispiel pensionierte Lehrer. Auch Lehramtsstudenten sind gebeten worden zu helfen.

Anerkennend bemerkte Walm, dass das Land zu Beginn des Schuljahres so viele Lehrer eingestellt hat, dass der Unterricht abgesichert ist. Dies sei ein Erfolg erkämpfter Maßnahmen, wie der besseren Bezahlung der Grundschullehrer. Dennoch fehle Personal in den Schulen. «Zunächst klingt die Absicherung der Kontingentstundentafel, des Kernunterrichts, gut und ist wichtig. Das reicht aber nicht flächendeckend für notwendige pädagogische Maßnahmen wie die Teilung von Gruppen, die individuelle Förderung oder die Sicherung der Ganztagsschule», erklärten Walm und seine Co-Vorsitzende Annett Lindner. Auch hätten Schulen in bestimmten Regionen nach wie vor Probleme bei der Besetzung von Stellen.

Der Schulstart ist aus Sicht der GEW in diesem Jahr geordneter verlaufen als im vergangenen Schuljahr. Das Ministerium habe Informationen früher gegeben, lobten Walm und Lindner. Für Unmut bei Lehrern sorge allerdings die Aufforderung, ständig für den Fall einer Quarantäne der Klasse oder Schule einen zweiwöchigen Plan für das Distanzlernen parat zu haben. Damit ordne das Ministerium Mehrarbeit an, ohne für den entsprechenden Ausgleich zu sorgen. «Wir laufen Gefahr, unsere Lehrkräfte durch ständige Überlast zu verlieren», warnte Walm.

Die ersten Corona-Infektionsfälle in Schulen sind bereits gemeldet worden. Mit Stand Donnerstagmorgen (7.26 Uhr) waren es dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) zufolge drei Fälle an drei verschiedenen Schulen – zwei Schüler und eine Lehrkraft. Wie viele Schüler und Lehrer sich daraufhin in Quarantäne befinden, teilte das Bildungsministerium bislang nicht mit.

Die Linke unterstützt die Forderung der GEW nach zusätzlichen Lehrkräften. Die Belastungen seien angesichts massiver Lernrückstände und pandemiebedingter Folgen für den Schulbetrieb höher als je zuvor, sagte die Fraktionsvorsitzende im Landtag, Simone Oldenburg. Um Zusatzarbeit auszugleichen, seien zudem Lebensarbeitszeitkonten und Vergütungsregelungen von der ersten geleisteten Überstunde an «überfällig». dpa

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