Kommunen wollen Luftfilter für Schulen und Kitas, Land stellt Anträge zurück

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Drei Wochen vor Schulbeginn in Baden-Württemberg haben knapp 900 Träger von Schulen und Kitas in einer ersten Runde die Förderung für mobile Luftfilter und CO2-Ampeln beim Land beantragt. Allerdings kommen zunächst nur die Kommunen zum Zug, die Filtergeräte vor allem für schwer belüftbare Klassenzimmer und Kitaräume haben wollen – die eigentlich gar nicht in Betrieb sein dürften.

Kinder unter 12 Jahren sind nicht geimpft, Luftfilter gibt es in den meisten Klassenräumen nicht – eine grassierende Delta-Welle würde ungebremst durch die Schulen rollen. Foto: Shutterstock

Für diese Kategorie gingen Anträge in Höhe von 13,4 Millionen Euro ein, teilte das Kultusministerium in Stuttgart mit. Das heißt, es können nun für 26,8 Millionen Euro Filter angeschafft werden, da das Land den Kauf zur Hälfte bezuschusst. Für die CO2-Sensoren, die anzeigen, wenn zu wenig Sauerstoff im Raum ist, geben Land und Kommunen zunächst 9,2 Millionen Euro aus.

Die meisten Anträge der 877 Träger gab es schon in der ersten Runde für Räume, die über genügend Fenster zum Lüften verfügen und die von Kindern unter zwölf Jahren genutzt werden. Hier gingen Anfragen mit einem Volumen von 23,5 Millionen Euro ein. Allerdings will das Ministerium diese Anträge erst berücksichtigen, wenn es bis zum 16. September nicht noch weitere Anfragen für schwer belüftbare Räume gibt. Erst in der dritten und letzten Antragsrunde, die bis Mitte Dezember läuft, werden die Anfragen nicht mehr priorisiert. Die Luftfilter rediuzieren das Corona-Infektionsrisiko an Schulen deutlich.

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„Können Räume nicht gelüftet werden, sind die Räume aus innenraumhygienischer Sicht nicht für den Unterricht geeignet“

Die Verengung des Förderprogramms auf „schwer belüftbare Klassenzimmer und Kitaräume“ ist dabei fragwürdig. „Können Räume nicht gelüftet werden, sind die Räume aus innenraumhygienischer Sicht nicht für den Unterricht geeignet“, heißt es in einer Handreichung des Umweltbundesamtes für die Kultusministerkonferenz. Schon ein steigender CO2-Gehalt in der Atemluft ist gesundheitsschädlich. Angeblich, so beteueren alle Kultusminister seit einem Jahr unisono, sind die Schulen und Kitas sicher. Woher sollen also jetzt auf einmal Klassen- und Gruppenräume kommen, die auf keinen Fall sicher sein können?

Ein Verdacht drängt sich auf: Offenbar wussten Land und Kommunen die ganze Zeit, dass es sehr wohl einen nennenswerten Anteil von Unterrichtsräumen gibt, in denen ein besonders hohes Infektionsrisiko besteht, weil sie die Anforderungen von KMK und Umweltbundesamt nicht erfüllen.

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) zeigte sich dennoch zufrieden: «Dass sich viele Träger so früh gemeldet haben, zeigt, dass sie schon aktiv geworden sind und dass es auch ihr Anliegen ist, rasch Filtergeräte an die Schulen zu bringen.» Unterm Strich liegen nun Anträge in Höhe von 41,5 Millionen Euro vor, damit könnten am Ende 83 Millionen Euro für solche Geräte investiert werden. Das Land stellt 70 Millionen Euro zur Verfügung, 60 Millionen Euro für Schulen und 10 Millionen Euro für Kitas. Es kommt aber bald noch ein weiterer Geldtopf dazu: Der Bund will 200 Millionen Euro bereitstellen, wovon etwa 26 Millionen Euro im Südwesten ankommen sollen. News4teachers / mit Material der dpa

Luftfilter-Skandal, nächste Runde: Sitzen Zehntausende Schüler und Lehrer in Klassenräumen, die gar nicht genutzt werden dürfen?

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19 Kommentare
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Rosa
2 Jahre zuvor

Frau Schopper zeigt sich zufrieden und die Zufriedenheit auf sicheren Unterricht bleibt vielen Schulen verwährt. Frau Schopper betreibt weiterhin Blendwerk und Augenwischerei und fühlt dabei Zufriedenheit. Viele Schüler werden wieder Wolldecken und Wärmflaschen mitbringen und die Schulen machen wieder Fenster auf und zu. Die Vierte Welle ist aktiv und man hört auch auf Lauterbachs, Ciesek und Drosten Vorschläge, Mahnungen und Appelle nicht. Erneut keine Bereitschaft auf Zusammenarbeit oder bzw. kewine Lernbereitschaft! Frau Schoppers Zufriedenheit https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/lernen-mit-rueckenwind-pandemiebedingte-lerndefizite-aufholen-100.html

Lars
2 Jahre zuvor

Macht sich eigentlich mal jemand Gedanken, was Luftfilteranlagen auch vom technischen Aufwand her bedeuten?
Prinzipiell sollte man das Thema hier nicht einfach ständig immer wieder Mantra-mäßig in den Raum werfen. Sondern ernsthaft überlegen, wo es nötig ist.
Nicht für alle Schulen und Kitas macht das Sinn.

Zumal man ja dann auch mal Lösungsvorschläge bringen sollte, woher man dann den Strom für alle Schulen und Kitas Deutschlands beziehen möchte. Aus der Atomkraft wollen wir ja bekanntlich aussteigen und aus der Kohlekraft auch. Dann wird’s nämlich eng.

Andi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lars

Vorsicht, Herr Lars!
Gleich kommt der Shitstorm!

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lars

Wenn wir die Beatmungsgeräte auf den Intensivstationen abschalten, sparen wir auch eine Menge Strom…

Und wenn so manche ihren Computer aus ließen – würde das nicht nur dem Klimaschutz helfen.

Mika
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lars

Klar, Luftfilter sind nur in Ministerialbüros sinnvoll, nicht in Schulen: kosten zu viel Geld und zu viel Strom. Man fragt sich immer wieder, wie die das in anderen Ländern wie z.B. Schweden machen, wo die Schulen standardmäßig mit raumluftreinigenden Anlagen ausgestattet sind. Wir haben immer wieder Austauschschüler (und zwar aus dem europäischen und nichteuropäischen Ausland), die sehr irritiert über die fehlende Klimatisierung (und die kann man mit Raumluftfilterung koppeln) deutscher Schulen sind.

Koogle
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lars

@Lars
Durch geschlossene Schulen am meisten Energie.

Ein paar Elektroautos weniger würde schon helfen.
Mit der gesparten E-Auto Prämie kann man dann gleich die Luftfiltergeräte bezahlen.

Jetzt mal im Ernst.
Mit Frischluftwärmetauschern zum Lüften könnte man eine Menge Energie sparen.
Beim Lüften alle 20 Minuten wird nur die Umwelt beheizt.
Mit Luftfiltergeräten muss seltener gelüftet werden.

Klugscheisser
2 Jahre zuvor

Dass sie ch so viele gemeldet haben, zeigt nur, dass der Zustand der Schulen und Klassenräume viel desolater ist, als vorher zugegeben.
Denn vorher hiess es, dass die meisten Schulen zufrieden sind und keine Luftfilteranlagen bräuchten.

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klugscheisser

Dass sich so viele….

gilmore girl
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klugscheisser

Was wahrscheinlich auch eine Ministeriumslüge ist, da man als Schule sehr wohl weiß, dass man in schlecht oder gar nicht zu lüftenden Räumen gar keinen Unterricht anbietet. Daher – natürlich keine Anträge für Luftfilter, da die Anträge mit DER Vorgabe nicht bewilligt werden. Politisches Kalkül eben. Aber @Lars: Kein Shitstorm! Nur zum Mantra in diesem Forum: Es ist die Antwort auf das Mantra „Die Schulen sind sicher – oooummm“ von Seiten der Politik…

Angelika
2 Jahre zuvor

Es gibt Klassenräume, in denen die Schüler so dicht beineinander sitzen, dass sie ihre sperrigen Schultaschen an der Garderobe lassen. Schulbegleiter, von denen sich einzelne viel zu viel gefallen lassen, begnügen sich mit einem Stehplatz oder einem Höckerchen. Will ein Kind zur Toilette, muss der Schulbegleiter aufstehen.

Die krassen Zustände findet man selbstverständlich nicht in den Wohnvierteln, wo beide Eltern als Akademiker gut verdienen, sondern dort, wo mehrere Kinder einer Großfamilie in einem Zimmer schlafen müssen. Abstand halten ist in der Familie als auch in der Schule kaum möglich und viel mehr Schüler und Erwachsene als an den „First-Class-Schulen haben sich schon mit Corona infiziert oder sind von einer Infektion mit der Delta-Variante bedroht.

Inwieweit sich Luftfilter dort bewähren? Am Ende heißt es, sie würden gar nicht so viel bringen, weil man sie nicht flächendeckend einbauen will. So nach dem alten Motto „Es sind schon viele erfroren, aber noch niemand im eigenen Mief erstickt.
(Kitas und Schulen beweisen es seit Jahren…)

baaaal1
2 Jahre zuvor

interessant und peinlich ist in diesem zusammenhang, wie sich der leiter der stuttgarter raumluftstudie, herr prof. stergiaropoulos, windet und tatsachen in der kurzzusammenfassung seiner studie gegensätzlich darstellt, obwohl die studie sehr wohl die effektivität beim einsatz der mobilen raumfilter aufweist. das ist die krux bei auftragsstudien, zeigen die ergebnisse nicht das, was erwünscht war, wird es mit der interpretation schwierig.
bedauerlich ist nur, dass sich die KMK die negativen ergebnisse dieser studie ( vor allem die in der zusammenfassung) herausgepickt hat und ihre abneigung zu mobilen luftfiltern hiermit begründet. aber mit der wahrheit hatten es unsere bildungsminister noch nie so genau..

Darfdaswahrsein
2 Jahre zuvor
Antwortet  baaaal1

@Lars
Ja die Luftfilter brauchen Strom.
Das ist wohl jedem klar.
Was aber anscheinend nicht jedem klar ist, sind die Folgen , bzw Auswirkungen des ständigen Lüftens, um einen Luftaustausch , wenn überhaupt möglich, zu erhalten.
Das Spiel hatten wir doch schon. Schule wird bei kaltem Wetter geheizt, Fenster auf….Es wird a…kalt in den Sälen, Fenster wieder zu…. die Heizung brummt auf Höchstleistung, paar Minuten später das gleiche auf ein Neues… und das den ganzen Tag.
Was sagen Sie da zur Klimabilanz? Ist das etwa sinnvoll?
Sicher Lüften wir immer, zu jeder Jahreszeit, aber zu drm Zweck Frischluft zuzuführen und den Mief rauszulassen. Das „Corona- Lüften“ hat nochmal eine andere Dimension.
Und JA, wir müssen auch bei Betrieb von Luftfiltern zusätzlich lüften. Aber eben viel kürzer.

Lars
2 Jahre zuvor
Antwortet  Darfdaswahrsein

Ich habe gefragt, wo der Strom herkommen soll. Darauf hatte keine eine Antwort.
Warum man Luftfilteranlagen möchte, ist mir sicher auch klar
Die Frage ist, woher Strom für alle Schulen und Kitas kommt

Mthdnmnn
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lars

Aus der Steckdose (…) – es gibt welche, denen muss man auch alles erklären.

Lars
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mthdnmnn

Dlmaa …. Danke für diesen Hinweis.
Allerdings ist auch das für die ein oder andere Schule ein Problem. Denn nicht jede Schule hat in jedem Raum ausreichend Steckdose.
Im jede Schule und jeden Kindergarten mit Luftfilteranlagen auszustatten, müsste vielerorts nämlich zuerst dieses Problem in Angriff genommen werden.
Das ist halt alles nicht so von jetzt auf gleich umsetzbar. Zumal man ja auch schon im privaten Bereich merkt, dass es zunehmend schwerer wird, Handwerker zu finden und für die Handwerker wird es zunehmend schwerer an ausreichend Material zu kommen.
Man muss immer über den Tellerrand schauen.
Das Thema Luftfilteranlagen ist für diesen Winter, selbst wenn man wöllte in diesem Umfang kaum noch umsetzbar.
Ich bitte hier doch um sachliche Diskussion.
Das wird wohl unter gebildeten Menschen möglich sein

Lars
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mthdnmnn

Sorry, ich meinte „Mthdnmnn“

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mthdnmnn

@Lars
Ich wohne in einem alten Haus, dessen Steckdosen in ausreichend Anzahl auch nicht immer dort vorhanden sind, wo man sie braucht.
Da habe ich vor Jahren etwas Tolles enrdeckt: Mehrfachsteckdosen! Steckt man einfach in die Steckdose, ganz ohne Handwerker, dann kann mehrere Geräte anschließen!
Haben wir sogar schon in der Schule!
Und wenn wir genügend Strom haben, um Autos, Busse, die Bahn, die U-Bahn, Computer usw. zu betreiben, wird es mit den Luftfiltern auch klappen.
Der Eisenbahnerstreik hat ja für weniger Bahnverkehr gesorgt, also viel Strom gespart.

Dlmaa
2 Jahre zuvor

Dlmaa
Alles ist GUT!!!
Und Basta.
Bald wieder in der Schule dem sichersten Ort in der Pandemie:-)