SPD-Politiker: Bildungsminister Holter setzt auf Durchseuchung der Schülerschaft

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Angesichts der neuen Pläne für eine Teststrategie an Thüringer Schulen wirft der SPD-Politiker Thomas Hartung Bildungsminister Helmut Holter (Linke) vor, auf eine Durchseuchung in den Schulen zu setzen. «Das ist verantwortungslos», sagte Hartung am Dienstag. Die SPD gehört der Minderheitsregierung von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) im Freistaat an. 

Unter Druck: Thüringens Bildungsminister Holter. Foto: Jacob Schröter / Ministerium für Bildung, Jugend und Sport
Helmut Holter

Ohne Tests müsse man damit rechnen, dass sich an Schulen alle, die nicht geimpft oder genesen seien, mit dem Coronavirus infizierten, so Hartung. Nach derzeitiger Lage seien das in Thüringen zwischen 150.000 und 200.000 Schüler. Zehn Prozent davon könnten Long Covid bekommen, rechnete Hartung vor, was dann 15.000 bis 20.000 Schülern entspräche.

Hartung warf Holter vor, nach dem Prinzip zu agieren: Wer weniger teste, erhalte auch weniger Fälle. «Holter setzt hier offensichtlich auf eine Durchseuchung. Das ist ja der Effekt, wenn ich die Kinder nicht testen lasse», sagte Hartung.

Das Thüringer Bildungsministerium prüft derzeit, an Schulen eine Corona-Testpflicht einzuführen für die ersten zwei Wochen und wenn eine Region die höchste Warnstufe beim Infektionsgeschehen erreicht hat. «Das ist die Ultima-Ratio-Variante, um Sicherheit nach den Sommerferien zu gewährleisten», sagte ein Sprecher des Ministeriums. Die Schule startet am 6. September wieder.

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«Herr Holter und die Staatssekretärin haben nicht verstanden, worum es in dieser Pandemie geht»

Den Überlegungen zufolge würde es nach einer zweiwöchigen Übergangszeit zu einer Testpflicht also nur kommen, wenn eine Region eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200 hat und dazu noch kritische Schwellenwerte bei neuen Covid-19-Krankenhauseinweisungen und der Belegung von Intensivstationen überschreitet. «Wir rechnen nicht damit, dass das irgendwo der Fall sein wird», sagte der Sprecher.

Käme es zu der Testpflicht, würden Eltern, deren Schulkinder nicht genesen, nicht geimpft und nicht getestet sind, eine Ordnungswidrigkeit begehen und mit einem Bußgeld rechnen müssen, so die Pläne.

Hartung kritisierte die Überlegungen massiv. «Das ist ein deutliches Zeichen, dass Herr Holter und die Staatssekretärin nicht verstanden haben, worum es in dieser Pandemie geht», sagte Hartung. Ein Bußgeld schütze die Kinder und Jugendlichen nicht. «Eine Testpflicht hat nur Sinn, wenn ich die Schüler, die nicht daran teilnehmen, vom Präsenzunterricht ausschließe.» dpa

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3 Kommentare
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Jan aus H
2 Jahre zuvor

Ich würde den Herrn Hartung ja loben, wenn seine SPD-Parteikollegen in anderen Bundesländern nicht genau das gleiche tun würden, was er dem Herrn Holter vorwirft.

Die langen Versäumnisse der Politik (seit März 2020), für einen wirklich angemessenen Gesundheitsschutz in den Schulen und vor allem für die ungeimpften SuS zu sorgen, führen nun dazu, dass die Durchseuchung als „alternativlos“ angesehen wird.

Dann sollte man aber auch ehrlich sein und das sagen… und den Eltern das Recht auf „Opt-out“ zu geben via Aufhebung der Präsenzpflicht. Dann kann jeder selbst entscheiden, ob seine Kinder eine weitgehend unbekannte Krankheit mit weitgehend unbekannten Spätfolgen bekommen sollen. Bei den Impfungen, deren Risiko wesentlich geringer ist als das der Infektion, räumt man dieses Recht ja bislang auch ein.

Leseratte
2 Jahre zuvor

„[…]Zuletzt hatte sich Holter dafür ausgesprochen, bei einem niedrigen Infektionsgeschehen gar keine Tests mehr an den Schulen durchzuführen. Er hatte dies unter anderem damit begründet, Lehrer entlasten zu wollen. Außerdem wies Holter auf die hohen Kosten durch die Tests hin.“

https://www.thueringen24.de/thueringen/article232696381/Corona-Thueringen-3G-Regeln-Impfungen-Schule-online-Tests-Inzidenzen-Berufsschule-Kritik.html

Also, wenn ich an Entlastung denke, fallen mir andere Dinge ein, von denen ich entlastet werden möchte. Was ist denn das für eine Begründung? Um den Unterrichtsbetrieb sicherer zu machen und eine Durchseuchung der SuS zu verhindern, kann man doch nicht ernsthaft damit argumentieren. Gut zu wissen, wie viel die Gesundheit von SuS und LuL in Thüringen wert ist… es ist zum Heulen. Holter hat übrigens letztens in einem Interview gesagt, eine Umfrage habe ergeben, dass 70% der Eltern gegen die Tests sind. (Leider finde ich den Link nicht mehr. Hatte ihn aber an anderer Stelle hier im Forum schon mal gepostet.) Das dürfte wohl der Hauptgrund sein… es gibt ja sehr viele Querdenker, AfD-Anhänger usw. in Thüringen. Und bei der Impfquote sind wir an vorletzter Stelle, vor Sachsen. Also wenn die Impfquote in den Bundesländern hinsichtlich der Notwendigkeit von Maßnahmen mit eine Rolle spielen soll, wie man ja an verschiedenen Stellen lesen kann, müsste Thüringen strenger und schneller reagieren als z.B. Bremen…. Aber ich denke, das Gegenteil wird der Fall sein. Unser MP hat ja auch COVID-19 mit Aids und Blutvergiftung verglichen… was will man da erwarten.