Tarifstreit – GEW: „Gewerkschaften fordern 5 Prozent, mindestens 150 Euro mehr Gehalt“

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BERLIN. Die Gewerkschaften fordern in der Tarifrunde öffentlicher Dienst der Länder 5 Prozent, mindestens jedoch 150 Euro mehr Gehalt für die Beschäftigten. Das teilte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Donnerstag während einer Pressekonferenz in Berlin mit. 

Das ist die Messlatte. Illustration: Shutterstock

„In gut eineinhalb Jahren Corona-Krise haben die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes gezeigt, dass sie und ihre qualifizierte Arbeit unverzichtbar sind. Die Lehrkräfte beispielsweise haben – trotz mangelhafter Rahmenbedingungen wie bei der digitalen Ausstattung der Schulen und des Fachkräftemangels – mit großem Engagement dafür gesorgt, dass die Schülerinnen und Schüler so viel und so guten Unterricht wie möglich erhalten haben. Dafür haben sie neue Unterrichtsformate und -konzepte entwickelt und mit viel Kreativität Schule gemacht. Diese Leistungen sollen sich auch in Euro und Cent niederschlagen, die Gehälter müssen spürbar steigen. Das gilt auch für die Lehrenden an Hochschulen und sozialpädagogische Fachkräfte“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern. „Die Inflation nimmt an Fahrt auf. Wir wollen, dass die Reallöhne der Beschäftigten steigen. Wenn die Haushalte mehr Geld zur Verfügung haben, stärkt das auch die Binnennachfrage in Deutschland.“

„Um dem Lehrkräftemangel erfolgreich entgegenzusteuern, muss der öffentliche Dienst attraktiver werden“

„Der Staat muss in der Corona-Krise weiter als Stabilisator auftreten. Dafür muss er mit hoch qualifizierten und motivierten Beschäftigten handlungsfähig bleiben. Das zeigt die Corona-Krise Tag für Tag. Um dem Lehrkräftemangel erfolgreich entgegenzusteuern, muss der öffentliche Dienst attraktiver werden: Dazu gehören nicht zuletzt eine gute Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Die Schulen brauchen etwa für den Wechselunterricht und kleinere Klassen mehr Lehrkräfte“, unterstrich Finnern.

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Sie machte deutlich, dass sich die GEW weiter für die vollständige Paralleltabelle einsetze, die eine bessere Eingruppierung für viele angestellte Lehrerinnen und Lehrer unterhalb der Entgeltgruppe 13 und damit mehr Gehalt bringen würde. Zudem erwarte die GEW, dass Verhandlungen für einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte aufgenommen werden.

Hintergrund: Die erste Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften findet am 8. Oktober in Berlin statt, die zweite und dritte Runde sind für den1./2. November und den 27./28. November jeweils in Potsdam geplant. Die Forderung der Gewerkschaften bezieht sich auf eine Laufzeit des Tarifvertrags von einem Jahr.

In der Tarifrunde 2021 für den öffentlichen Dienst der Länder geht es um Gehaltserhöhungen für rund zwei Millionen Beschäftigte. Ver.di hat gegenüber der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) die Verhandlungsführerschaft für die DGB-Gewerkschaften GEW, GdP und IG BAU sowie die dbb tarifunion. News4teachers

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8 Kommentare
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fabianBLN
2 Jahre zuvor

Leider werden das nur die angestellten Lehrer wirklich „erkämpfen“ können, aber angestellte Lehrer gibt es ja nun bald womöglich keine mehr.

dickebank
2 Jahre zuvor

Wieso? – Selbst in NRW ist jede fünfte Lehrkraft tarifbeschäftigt. Die Quote ist über die letzten Jahrzehnte konstand und schwankt so zwischen 20 % bis 22 %, obwohl die Verbeamtung der Regelfall ist.

Georg
2 Jahre zuvor

5% mit mindestens 150€ für 12 Monate wird es nie im Leben geben. Die GEW wird nach den Verhandlungen stolz auf maximal 4% in zwei Stufen über mindestens 24 Monate sein, was ungefähr einem Inflationsausgleich entspricht …

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Ich fürchte, das wäre eher ein halber Inflationsausgleich bei 3 % jährlicher Inflation, die ja vom Nettogehalt zu bezahlen ist. Eine Erhöhung des Bruttogehalts von 4 % in 2 Jahren (!) entspricht netto wegen der kalten Steuerprogression höchstens 3 % beim Nettogehalt. M.a.W.: von jeder Erhöhung der Bruttogehälter fließt ein gewisser Teil sofort wieder zurück als Einkommensteuer. Davon wird merkwürdigerweise nie geredet. Die untersten Einkommen sind davon natürlich weniger betroffen, aber die Lehrergehälter sind schon in einem Bereich mit deutlicher Progression selbst beim Splittingtarif (den unsere progressiven Parteien ja abschaffen wollen). Man schaue mal in die Steuertabellen.

potschemutschka
2 Jahre zuvor

..Mehr Geld ist zwar schön, löst aber m. M. nach nicht das Hauptproblem, die Überlastung der Lehrer. Ich würde es wichtiger finden, wenn sich die Gewerkschaften mehr für eine Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung einsetzen würden. Selbstverständlich bei gleicher Bezahlung. Ich glaube, viele LuL würden das auch eher wünschen.

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  potschemutschka

Weniger Geld löst bei mir aber den Drang zur Arbeitsvermeidung bzw. Verweigerung aus. Ich bin nicht bereit strukturelle Defizite im Bildungsbereich durch persönlichen Gehaltsverzicht zu kompensieren. Wenn Schule für die Gesellschaft nicht mehr finanzierbar ist, soll sie die Schulpflicht abschaffen. Wer es sich leisten kann, wird entweder auf Privatlehrkräfte oder Privatschulen zurückgreifen, der Rest auf entsprechende Weiterbildungsangebote der Jobcenter in höherem Lebensalter. Vielleicht gibt es dann ja auch einen Abschluss als Bachelor of Unemployment, da ohne akademischen Grad der Anspruch auf ALG 2.0 entfällt.

potschemutschka
2 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

@dickebank
Ich sprach nicht von weniger Geld, sondern von weniger Stunden bei gleichem Gehalt, als eine Möglichkeit der Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Lehrer. Es wäre schon schön die „temporäre!“ Stundenerhöhung von Lehrern in Berlin von 2003! endlich mal zurückzunehmen. Temporär waren bisher nur die damit einhergehenden „Vergünstigungen“ (Arbeitszeitkonto), die wurden abgeschafft, die 2 Stunden Mehrarbeit nicht. Das erhöht auch die Motivation unheimlich.

Insomnia
2 Jahre zuvor

Wäre schön, wenn vor allem mal die stufengleiche Höhergruppierung durchgesetzt würde. – Und zwar auch rückwirkend!

In Thüringen wurde ja gerade erst mit Wirkung zum August die Entgeltgruppe bei Grundschullehrern auf E13 angehoben. Allerdings verliert man bei der Höhergruppierung teilweise die Stufenlaufzeit. Ich wurde gleich eine Erfahrungsstufe niedriger gesetzt, obwohl ich bald in die nächste Stufe gekommen wäre. Statt also bald in Stufe 4 zu sein, fange ich jetzt wieder mit Stufe 2 (!) an und verdiene damit dann bald faktisch weniger Netto als wäre ich in meiner Entgeltgruppe geblieben.
Es ist einfach nur frech und frustrieren, was hier läuft. – Zumal wenn ich überlege, wie viel privates Geld man in Unterricht, Ausstattung von Klassenräumen, Literatur usw. investieren muss, um einen guten Job zu machen.
Da bleibt nur der Weg zum Anwalt.