GEW rät Wahlsiegerin Giffey, auf Verbeamtung von Lehrern zu verzichten

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BERLIN. Die GEW in der Bundeshauptstadt erhofft sich nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus einen Schub für die Bildung. „Wir beglückwünschen die SPD und Spitzenkandidatin Franziska Giffey zu ihrem Wahlerfolg. Bei den anstehenden Sondierungen und Koalitionsverhandlungen muss das Thema Bildung höchste Priorität bekommen“, sagte die Landesvorsitzende Martina Regulin. Sie fordert von der designierten Regierenden Bürgermeisterin, das Thema Lehrermangel sofort zur Chefsache – besser wohl: Chefinsache – zu machen.

Hat die Wahl gewonnen: die Spitzenkandidatin der Berliner SPD, Franziska Giffey. Foto: SPD Berlin / Jonas Holthaus

Die GEW BERLIN forderte angesichts des drastischen Mangels an Lehrkräften und Erzieher*innen und der eklatanten Unterausstattung in Hochschulen und Jugendämtern eine Ausbildungsoffensive. „Der neue Senat muss die Ausbildung von Lehrkräften, Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen ganz oben auf die Agenda setzen. Für die Ausbildung pädagogischer Fachkräfte brauchen wir dringend mehr Kapazitäten an unseren Hochschulen und Fachschulen“, sagt die GEW-Landesvorsitzenden Regulin. „Die Politik könnte seit Jahren deutlich mehr tun, um den hohen Bedarf an pädagogischen Fachkräften zu decken. Der Senat hat hier versagt. Die künftige Berliner Landesregierung muss Lehrkräftebildung sofort zur Chefsache machen“, erklärt Regulin.

Die GEW hat konkrete Vorschläge gemacht, wie dringend benötigte Lehrkräfte gewonnen werden können, „anstatt mit der Verbeamtung neue Ungerechtigkeiten zu schaffen“ (siehe Info-Kasten unten). Die Ursache für den Lehrkräftemangel ist nach Auffassung der GEW nicht die fehlende Verbeamtung, sondern dass Berlin den Ausbau der Lehramtsstudienplätze verpasst hat. Giffey hatte sich im Wahlkampf für die Wiedereinführung der Verbeamtung von Lehrkräften in Berlin stark gemacht.

„Wir brauchen ein klares Bekenntnis im Koalitionsvertrag zu besseren Rahmenbedingungen“

„Berlin bleibt bei der Ausbildung meilenweit hinter dem Bedarf zurück. Dabei sind die Herausforderungen seit Jahren bekannt“, meint hingegen Co-Vorsitzender Tom Erdmann. Die Berliner Universitäten hätten sich in den Hochschulverträgen verpflichtet: Bis 2022 sollen jährlich insgesamt 2.000 Absolvent*innen mit Lehramtsabschluss (Master of Education) die Unis verlassen. Auch der Koalitionsvertrag der zu Ende gehenden Legislaturperiode sah das vor. Dieses Ziel wird deutlich verfehlt: 2018 waren es gerade einmal 910 Absolvent*innen. 2019: 878. Zahlen für 2020 liegen noch nicht vor.

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In und nach der Pandemie sind Investitionen in Bildung und Soziales wichtiger denn je, meint die Gewerkschaft. „Wir brauchen ein klares Bekenntnis im Koalitionsvertrag zu besseren Rahmenbedingungen in den Bildungs- und Jugendhilfeeinrichtungen. Wir brauchen kleinere Lerngruppen, einen besseren Personalschlüssel im Ganztag, weniger Fälle pro Sozialarbeiter*in im Jugendamt. Es geht um die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen“, betont Erdmann.

Die GEW hat eine Reihe von Forderungen an das neu gewählte Abgeordnetenhaus und den neuen Senat aufgestellt, darunter Entlastung von der Unterrichtsverpflichtung („Schule ist Persönlichkeitsbildung, keine Lernfabrik. Statt immer mehr Druck müssen Beziehungsarbeit mit den Schüler*innen und Teamarbeit für die Pädagog*innen im Vordergrund stehen“) und multiprofessionelle Teams („An Schulen werden Künstler*innen, Handwerker*innen, Musiker*innen, IT-Fachkräfte u.v.m. mit direktem Praxisbezug aus der Welt außerhalb der Schule benötigt. Auch gehören unbedingt die Berufe fest in die Schulen, die derzeit nur ergänzend, auf Antrag oder ausgelagert für Schüler*innen angeboten werden: Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie, Schulassistenz, Dolmetscher*innen, Pflegekräfte u.v.m..“).

„Frau Scheeres war während ihrer Amtszeit mit großen Herausforderungen konfrontiert – nun wünschen wir ihr alles Gute“

Erdmann dankt der langjährigen Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) für ihre Arbeit. „Bei aller Kritik und dem ein oder anderen Streit, den wir miteinander ausgetragen haben, waren wir uns einig in unserem Ziel, das Berliner Bildungssystem gerechter zu machen und alle Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu fördern. Frau Scheeres war während ihrer Amtszeit mit großen Herausforderungen konfrontiert – nun wünschen wir ihr für die Zukunft alles Gute“, erklärte Erdmann. Scheeres hat angekündigt, das Amt nach der Wahl aufzugeben. News4teachers

Ausbildungsoffensive

Die Vorschläge der Berliner GEW für eine Ausbildungsoffensive in der Lehrkräftebildung im Wortlaut:

Der Schlüssel zur Deckung des Lehrkräftebedarfs durch Lehramtsabsolvent*innen liegt in der Verbesserung der Studienbedingungen, der gezielten Unterstützung der Studierenden, der Schaffung von Anreizen für ein erfolgreiches Absolvieren des Lehramtsstudiums und auch der Flexibilisierung des Praxissemesters. Die Zahl der Studienplätze im Lehramt wurde zwar seit 2015 schrittweise ausgebaut; der Aufwuchs beim Hochschul-Personal ist aber noch unzureichend. Betreuung und Beratung der Studierenden müssen verbessert werden. Dafür braucht es mehr Personal mit geringerer Lehrverpflichtung und zusätzliche Tutorien, besonders auch in den Fachwissenschaften.

Das Berliner Senats-Sonderprogramm „Beste Lehrkräftebildung für Berlin“ von Juni 2020 war ein Versuch, die Studienbedingungen zu verbessern. Die meisten der Vorhaben sind bisher aber nicht umgesetzt. So hat es keinen Ausbau der Studienplätze für die Quereinstiegs-Masterstudiengänge gegeben.

Insbesondere das Praxissemester im Masterstudium ist inzwischen ein Flaschenhals. Masterstudierende müssen ohne Verzögerung in das Praxissemester gehen können. Lehramtsstudierende im Praxissemester und im gesamten Masterstudium benötigen zudem finanzielle Unterstützung, wenn wir sie an Berlin binden wollen.

Auch der Übergang in das Referendariat muss verbessert werden, damit Lehramtsabsolvierende keine Zeitverzögerungen haben. Die Universitäten müssen ihre Abläufe bei der Erfassung und Ausstellung der Studien- und Prüfungsleistungen verbessern und die Fristen mit der Senatsverwaltung koordiniert werden.

Absolvent*innen im Lehramt ISS/Gymnasium müssen die Möglichkeit erhalten, ihr Referendariat (Vorbereitungsdienst) auf Wunsch im Grundschullehramt zu absolvieren.Zahlreiche Bundesländer haben dazu Sondermodelle aufgelegt (z. B. Hessen).

Schulwünsche von Bewerber*innen zum Referendariat sollten stärker berücksichtigt werden, insbesondere bei familiären Verpflichtungen. Seminarzeiten sind familienfreundlicher zu gestalten.

Hürden bei der Anerkennung von Lehramtsabschlüssen ausländischer Lehrkräfte sind abzubauen, durch einen leichteren Zugang zum Studium für ein zweites Fach, durch Sprachpraxiskurse, finanzielle Unterstützung und eine Begleitung bis zur vollständigen Anerkennung.

Alle Maßnahmen zur Bindung von Lehramtsabsolvent*innen in den Phasen Masterstudium, Übergang ins Referendariat und Übergang in den Schuldienst sollten durch eine Taskforce des Berliner Senats mit den Unis zusammen begleitet werden.

SPD-Bürgermeisterkandidatin Giffey bekräftigt: Lehrer in Berlin verbeamten

 

 

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AusderPraxis
2 Jahre zuvor

Wer die GEW als Gewerkschaft hat braucht zumindest keine Feinde mehr!

Weltenbummler
2 Jahre zuvor

Die Bundesländer, die verbeamten, zeigen zur Genüge, dass die Verbeamtung den Lehrermangel nicht löst !! Auch in solchen Bundesländern gibt es teilweise einen starken Lehrermangel.

Wenn die Lehrer verbeamtet werden (wollen), schneiden sie sich ins eigene Fleisch, denn dann können sie nicht mehr für ihre (Tarif-)Rechte streiken.

ZuHause_Bleiber
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

Empfehle einfach mal den Unterschied zwischen dem Gehalt eines verbeamteten und einem angestellten Lehrer zu vergleichen. Solange kann der gar nicht für seine (Tarif-)Rechte streiken, dass es sich lohnen würde, auf den Status zu verzichten.

Zarenthin
2 Jahre zuvor
Antwortet  ZuHause_Bleiber

@ ZuHause, da ist was dran!

Robert Zimmermann
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

In keinem anderen Bundesland ist der Lehrer/-Innenmangel so extrem und ansteigend wie in Berlin. In keinem anderen Bundesland gehen jährlich seit Jahren zwischen 500 – 800 gut qualifiziert Pädagogen. Und jetzt bitte nicht naiv argumentieren, dass man ja nicht wüsste, ob die alle wegen der Nichtverbeamtung nach Brandenburg oder andere B-Länder gehen.
Natürlich auch gegebenenfalls wegen egänzenden Gründen z.B. zu hohen Mieten. So sind wir Menschen. ABER die meisten gehen frustriert wegen der Nichtverbeamtung. Na klar.

Ach !!gerade wir Linken sollten doch eigentlich kapiert haben: das gleiche Arbeit gleich gleicher Lohn – wichtig und und nicht nur ein Slogan!! Oder alles nur scheinbar wichtig? — vielleicht deshalb hat man als Linke so viel Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern, und Berlinerinnen und Berliner verspielt. Das gilt auch für die gew. !

Robert Zimmermann
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

In keinem anderen Bundesland verlassen seit Jahren!! Zw. 500 – 800 gut ausgebildete und dringend benötigte Pädagogen das Bundesland und wechseln in ein Bundesland, was verbeamtet. Alle Bundesländer verbeamten. Nirgends ist der Mangel so dramatisch hoch wie in Berlin!!
Das nicht zu erkennen ist im besten Willen (noch) naiv! Und das alles Zu Lasten der Bildungsqualität unserer Schülerinnen und Schüler.

Weltenbummler
2 Jahre zuvor

@Robert Zimmermann; nur stimmt das einfach nicht und niemand weiß, wie andere schon schrieben, warum Berliner Lehrer Berlin verlassen bzw. fertig gewordene Lehramtsanwärter (jeder Einzelne). Auch dazu schrieb schon jemand was. Verlassen denn verbeamtete Lehrer Berlin, um anderswo angestellt zu werden oder wie?

„Im vorgerigen Schuljahr 20/21 baten 608 angestellte Lehrerinnen und Lehrer um einen Auflösungsvertrag. Bei den verbeamteten Kollegen waren es 238.“

https://blaulichtblog.de/3-254-lehrer-verlassen-berlin-welchen-stand-haben-paedagogen-in-deutschland

Gümnasiallehrer a.D.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

In welchem Jahr wurde nochmal der Brirf verfasst, in welchen mehrere 100 Lehrer schrieben, sie verließen Berlin wegen der Arbeitsbedingungen und der fehlenden Verbeamtung?

Deine Frage ist einfach Dumm: Wenn ein Beamter ein Bundesland verlässt, tut er es in der Regel, weil er woanders auch ins Beamtenverhältnis übernommen wird (z.B. im Tauschverfahren).

Hör auf zu träumen, ds geht vor allem um die Verbeamtung und ums Geld. Auch Berlin verbeamtet, nämlich wenn die KuK in anderen Bundesländern bereits 5 Jahre verbeamtet waren. Rage mal, wie viele Leute weggehen um nach 5 Jahren zurückzukommen? Richtig, viele. Leider ist Berlin in der Summe derart beschissen, dass es beim Plan bleibt und die Leute meistens in den anderen Bundesländern bleiben.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

Bei etlichen 100€ netto pro Monat mehr, viel besseren Altersbezügen und 1:1 Übertragung der Tarifabschlüsse auf die Beamten ist ein Streik nicht nötig.

Robert Zimmermann
2 Jahre zuvor

Zudem kommen neue Kollegen und behalten ihren Beamtenstatus. Der. Sog. Drehtür-Effekt. Das fühlt sich nicht nur ungerecht an, sondern es ist es! „Gleiche Arbeit-gleicher Lohn” gilt unmittelbar im Lehrerzimmer in Berliner Schulen nicht!
Genau das, ist aber ein Grundversprechen von uns!!d.H.: es ist seit Jahren bereits ungerecht in den Lehrerzimmern oder?!

Jedes Jahr verlassen 500 – 800 (Zahl leider zunehmend!!) Pädagogen auch vor allem!! wegen der Nichtverbeamtung unser Berlin. Wer will es Ihnen verdenken!!

Wenn alle anderen B-Länder verbeamten, dann muss das bundesweit geklärt werden und nicht auf dem Rücken unserer Berliner Lehrer/-innen!

Es gibt keine andere Lösung: Das Argument der GEW uns angestellte Lehrerinnen und Lehrer gleich viel wie Beamten zu bezahlen – halt im Status des Angestellten, ist nicht finanzierbar!!! Tom Erdmanns Haltung ist, es tut mir leid, nur „mit ideologischer Borniertheit zu erklären, die völlig an der Realität vorbeigeht. Das bestätigen alle! Experten/-innen. Gleichwertige Bezahlung aller Angestellten Lehrkräfte zu den verbeamtetem Lehrkräfte im Tarifsystem im Angestelltenverhältnis ist nicht finanzierbar. Das sagt unser Finanzsenator und das sagt die gew, wenn sie sich ehrlichen machen würde. Sie hat es versucht und ist gescheitert. Redlich wäre es und Ausdruck guter Politik auch Erfahrungen anzuerkennen.

Es ist einfach nur total frustrierend, wenn wir hier jedes mal so hingehalten werden und man scheinbar aus Erfahrungen und Entwicklungen der letzten Jahre nicht lernen möchte. Genau wäre aber vertrauensvolle und gute Politik m.E. für unsere Stadt Berlin. Die SPD Berlin hat das verstanden!! Die Grünen auch.

Na klar!! Die Einführung des Beamtentums in Berlin ist nur ein Mosaikstein für eine bessere Bildung: aber gute Politik setzt da an, was geht und sagt: Sowohl als auch!! So wie es Willy Brand meinte.

Die gesamten Berliner Schulleiter und die Berliner Elternvertreter, die Mehrheiten der Berlinerinnen und Berliner!! Plus wirklich die meisten Lehrerinnen haben sich dafür ausgesprochen. Pragmatisch: na klar. Denn es geht auch und vor allem um die Bildunsqualität unserer Kinder bzw. Schülerinnen
und Schüler. Ja: um unsere Zukunft.

Wenn jetzt der von mir geschätzte Kollege Lederer von der Linken argumentiert, dass eine Verbeamtung jetzt ja neue Ungerechtigkeiten im Lehrerzimmer schaffe, verkennt er leider und erwähnt leider nicht, dass wie oben beschrieben, seit Jahren bereits!!! eine noch grössere und frustrierende Ungerechtigkeit und Zwei Klassen Lehrerschaft zw. Angestellten und Verbeamteten Lehrerinnen im Lehrerzimmer herrscht!!

Jetzt so zu tun, als könne man nichts mehr machen, sagt im Grunde: „es soll diese Ungerechtigkeit einfach so bleiben. Ein stures Weiter so.

Pragmatische Politik setzt da an, was geht und versucht geschaffene Ungerechtigkeiten so gut es geht zu lösen! Bildung muss uns das wert sein!!

Das heißt auch, dass das Beamtenrecht Hinsichtlich Altersbrschränkungen so weit es geht ausgereizt werden könnte und müsste. Aber anzuerkennen – Richtung Linke geht das – dass die Situation selbstverschuldet ist, würde schon einen realistischen Blick offenbaren.

Lieber Petrr, wir brauchen Menschen und Parteien, wie die Grünen und uns – SPD! – um das Alles entscheidende Thema der Klimakrise! Und die damit verbundene Transformation hinzubekommen- sozial und gerecht. Na klar!! Da müssen wir jetzt handeln und die Zukunft – unsere Kinder und Enkel im Blick haben. Dazu gehört gute Bildung. Und gute Lehrerinnen und Lehrer.
Auch hier gilt zu fragen:was ist zu bewahren und was ist zu verändern.

Ke batla ho bua se seng
2 Jahre zuvor

@Robert Zimmermann, es ist aber eine seltsame Begründung, man brauche gute Lehrer und deshalb müssten Lehrer wieder verbeamtet werden, denn das suggeriert, das nur verbeamtete Lehrer gute Lehrer seien. Das ist doch totaler Quatsch!

Im Übrigen ist es eine Täuschung der Öffentlichkeit zu behaupten, dass die 500-800 Lehrer, die Berlin alljährlich verlassen, wegen der Nicht-Verbeamtung Berlin verlassen. Manche ziehen einfach nur um. Manche gehen einfach in ihre Heimatorte zurück. Manche ziehen wie so viele andere gerne ins entspanntere Umland. Aber vor allem, es gibt überhaupt keine Erhebung, WARUM diese Berliner Lehrer Berlin verlassen haben. Sie operieren hier sehr unseriös mit diesen Zahlen !!!

Caro
2 Jahre zuvor

Da haben Sie recht. Berlin ist halt nun mal kein Bundes“land“, sondern eine Stadt. Da zieht man hin und auch wieder weg. Das beeinflusst die Statistik immens.
Auch das große, verbeamtende Bayern hat inzwischen gewaltigen Lehrermangel.
Viele aus dem „entspannten Umland“ wissen nämlich, dass sie per Beamtengehorsam höchstwahrscheinlich jahrelang an Brennpunktschulen versetzt werden, aus Unterfranken nach Oberbayern verschoben werden und bis zu zwanzig Jahre lang(!!!) Rückversetzungsanträge stellen können, die allesamt nicht bewilligt werden. Und dank „abgesichertem“ Beamtenstatus können sie sich nur durch Kündigung wehren, bei der sie mit zunehmendem Alter zunehmende Altersabsicherung in die Tonne kloppen.
Wer sowas im Bekannten- oder Familienkreis schon miterlebt hat, überlegt sich das sehr gut.

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  Caro

Auch angestellte Lehrkräften unterliegen solchen Maßnahmen.
Kündigungsrecht hin oder her.

Man wird genauso herumgeschubst vom Dienstherren, bekommt dafür aber weniger Geld.

Ke batla ho bua se seng
2 Jahre zuvor

In Berlin ist etwas über die Hälfte der Lehrer angestellt. Die anderen sind aus alten Zeiten bzw. wegen Zuzugs von anderswoher verbeamtet. Wenn jetzt die Berliner angestellten Lehrer auch verbeamtet werden, gibt es dadurch keinen einzigen Lehrer mehr! Aber enorme Kosten mehr, wenn auch erst für nachfolgende Generationen.

Die GEW hat Recht, man muss mehr ausbilden. Das ist die Lösung.

Ke batla ho bua se seng
2 Jahre zuvor

Wobei man hinzufügen muss, dass ein Teil der angestellten Berliner Lehrer nicht mehr verbeamtet werden können, da zumeist nur bis Mitte oder Anfang 40 verbeamtet wird. Es entstünden also neue Ungerechtigkeiten und neuer Unmut in den Berliner Kollegien!

Elmo
2 Jahre zuvor

Die Ausbildung in Berlin halte ich bereits für gut. An manchen Stellen ist allerdings noch Verbesserungspotenzial vorhanden.

Es hat auch niemand gesagt, dass die Verbeamtung die alleinige Lösung sein kann. Sie ist aber ein sehr wichtiges Puzzlestück. Natürlich muss da an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden.

Richtig ist auch, dass durch die Wiedereinführung der Verbeamtung nicht eine einzige neue Lehrkraft hinzukommt. Die Verbeamtung wird aber sehr wohl dafür sorgen, dass sehr wahrscheinlich weitaus weniger Lehrkräfte Berlin verlassen werden, weil sie anderswo verbeamtet werden. Hier aus ideologischen Gründen zu sagen, dass eine Verbeamtung nicht infrage kommt, weil das tradiert, oll oder sonst wie rückwärtsgewandt ist, blendet eine wichtige Möglichkeit der Lehrkräftesicherung aus. Es kann auch nicht sein, dass mit dem Argument, wonach neue Ungerechtigkeiten geschaffen werden, die Möglichkeit der Verbeamtung verwehrt wird. Wenn man Angestellte*r bleiben möchte, kann man die Verbeamtung auch ausschlagen. Es interessiert auch „junge“ Kolleg*innen herzlich wenig, ob ältere Kolleg*innen verbeamtet werden können oder nicht. Das mag unsolidarisch sein, aber ist nun mal so.

Die GEW ist natürlich gegen die Verbeamtung. Das habe ich auch nicht anders erwartet. Einerseits muss ja die Parteilinie vertreten werden. Andererseits hat die GEW auch Angst (dann verbeamtete) Mitglieder zu verlieren.

Aus meiner Sicht muss alles unternommen werden um die Bildungssituation in allen Bereichen zu verbessern. Bildung ist teuer. Das zusätzliche Geld für die Verbeamtung ist auf jeden Fall sehr gut investiertes Geld.

Ich persönlich werde abwarten was die neue Landesregierung machen wird. Ändert sich an den Möglichkeiten nichts, werde ich mir eine Stelle im Speckgürtel suchen. Mit zwei Mangelfächern dürfte das nicht schwierig werden. Ich denke, dass viele Kolleg*innen das ähnlich machen werden.

Elmo
2 Jahre zuvor
Antwortet  Elmo

Ergänzung:

Die Linke und die GEW fordern die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen. Das unterstütze ich ausdrücklich! Nur was sollen die Unis machen? Aus den Rippen schneiden können sie sich die Studierenden ja wohl nicht. Selbst wenn jetzt auf einmal alle Studienplätze voll belegt werden würden, wann sind denn diese Studierenden dann fertig? Inklusive Referendariat dauert es ca. 7 Jahre. Das dauert noch. Was passiert denn bis es soweit ist? Die 2000 Lehrkräfte reichen auch bei weitem nicht aus um dem Bedarf zu decken. Es muss also zusätzlich sichergestellt werden, dass in den kommenden Jahren nicht noch mehr Lehrkräfte Berlin verlassen.

Die Forderung nach multiprofessionellen Teams ist ebenfalls richtig. Nur wo soll das Personal dafür denn herkommen?

Heinz
2 Jahre zuvor

Und wieder zeigt die GEW, dass sie ihre Aufgabe einer Gewerkschaft nicht versteht.
Bin vor einem Jahr ausgetreten, weil ich oft einfach fassungslos war…. Habe es nicht bereut, das hat mit Gewerkschaft nichts zu tun.

Honigkuchenpferd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Eine Gewerkschaft ist wie auch eine Partei nicht dazu da, immer genau das zu tun und zu fordern, was „Heinz“ möchte. Auch in Gewerkschaften bildet sich wie in Parteien eine Mehrheitsmeinung und es gibt beauftragte/gewählte Vorstände, die sie vertreten. Tun sie das nicht, kann man neue Vorstände wählen. Gefallen einem die Positionen der Gemeinschaft nicht, kann man um neue Mehrheiten ringen. Erreicht man die nicht, muss man entscheiden, ob man weiter mitmacht, auch wenn nicht jede eigene Meinung von der Mehrheit getragen wird. Es ist in Parteien nicht anders. In Koalitionen auch nicht. Es geht auch da nicht immer nur „um mich“, Heinz.

Wie oben jemand schrieb, bringt es keinen einzigen Lehrer mehr, wenn man jetzt auch in Berlin die Lehrer verbeamtet. Die sind ja alle schon da. Umzüge wird es hingegen trotzdem geben.

Die „A…-Karte“ haben die älteren/alten Angestellten. Bei der ganzen „Gerechtigkeitsdebatte“ interessiert das die anderen aber offenbar nicht.

Zarenthin
2 Jahre zuvor
Antwortet  Honigkuchenpferd

@Honigkuchenpferd, sehe ich auch so!

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Honigkuchenpferd

Eine Gewerkschaft ist aber keine Partei, der man mal eben beitreten kann, sondern hat definitiv die Aufgabe, die Interessen ihrer Mitglieder bzw. der entsprechenden Berufsgruppe (!) allgemein zu vertreten. Also ist die GEW der Meinung, dass die Verbeamtung in Berlin den Interessen der Lehrer zuwiderläuft, obwohl das in allen 15 anderen Bundesländern anders ist. Stimmt das, oder wird hier Gewerkschaftspolitik mit Parteipolitik (zugunsten welcher Partei?) verwechselt?
Nicht vergessen: rot-rot-grün in Berlin ist möglicherweise abgewählt.

Honigkuchenpferd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Das ist doch kein Argument. Dass eine Gewerkschaft keine Partei ist. Auch in einer Gewerkschaft gibt es keine Einheitsmeinung. Das scheinen Sie etwas zu verwechseln. Auch da muss um Mehrheiten gerungen werden. In jeder einzelnen Frage und manchmal gehört man zur Mehrheit dazu und manchmal nicht. Auch in einer Gewerkschaft sprechen somit Vorstände im Namen ihrer Mitglieder, die nicht alle das Gleiche denken. Dann muss man sich neue Vorstände wählen. Wenn man es schafft.

Der Berliner
2 Jahre zuvor
Antwortet  Honigkuchenpferd

Da liegen Sie falsch! Die GEW ist idelogisch. Was Sie hier wiedergeben ist einfach nur falsch. Wenn die GEW tatsächlich und offen dem Thema Verbeamtung von Lehrkräften in Berlin gegenüberstehen würde, würde diese Scheingewerkschaft erkennen, dass da gehörig was falsch läuft. Alle Argumente der GEW können sofort entkräftet werden wenn man sich das Handeln seit 2004 – Abschaffung der Verbeamtung in Berlin – anguckt. Nichts hat diese Gewerkschaft seit dem erreicht.
Es herrscht also seit 2004 Ungerechtigkeit in Berliner Lehrerzimmern weil verbeamtete seitdem neben nicht verbeamteten Lehrkräften arbeiten. Nichts hat die GEW seitdem versucht, diese Ungerechtigkeit zu beenden. Jetzt auf einmal mit dem Argument es wäre ungerecht zu kommen ist einfach nur lachhaft!
Und an alle die, die hier immer wieder erzählen, eine Verbeamtung würde nichts besser machen: Träumt weiter!!!!

Nika
2 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Volle Zustimmung. Bin auch nach mehr als 40 Jahren Mitgliedschaft ausgetreten, da ich schon etliche Jahre nicht mehr erkennen konnte, wo die GEWERKSCHAFT geblieben ist, in die ich einmal eingetreten war.

Angemerkt
2 Jahre zuvor

Bin es ehrlich auch leid, für „andere“ immer die „Kohlen aus dem Feuer zu holen“, denn in den Errungenschaften durch Streik haben sich alle „gesonnt“, ohne dafür manchmal irgendwie aktiv gewesen zu sein. Von z.B. Tarifverhandlungen haben hier in AFD-Sachsen alle!!! profitiert, da brauchte ich nicht zwingend meinen „Hintern aus der Komfortzone“ bewegen…
Und das empfinde ich nach 43 Jahren Berufserfahrung im Schuldienst schon als ungerecht. Das hat die Spaltung (und tut es immer noch) auch in den Lehrerzimmern leider gefördert. Wo keine Einheit im Handeln und Denken, da sicher auch immer weniger Erfolg bzw. Druck auf die Arbeitgeber. Ist nun mal so!

fabianBLN
2 Jahre zuvor
Antwortet  Angemerkt

„AFD-Sachsen“ ist eine Frechheit. Aber sowas traut man sich halt anonym. Eine übergroße Mehrheit der Sachsen hat die AfD nicht gewählt, aber mit solchen Aussagen treiben Sie sie in deren Arme !!

Gehaltsunterschiede gibt es von Bundesland zu Bundesland. Warum sind die nicht ungerecht? Mit A 13 in Mecklenburg-Vorpommern kriegst du so viel wie mit A 12 in Baden-Württemberg, egal, ob Großstadtmetropole oder ländlicher Raum.

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Wieso sind Tatsachen Frechheiten? Sachsen ist so blaun, dass euer Kretsche nur mit Müh und Not am leben gehalten werden kann.

fabianBLN
2 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ich weiß nicht, wie gut Sie rechnen können. Wenn eine Partei 25% erhalten hat (Zweitstimmen), hat sie 75% nicht erhalten. Warum zählen dann nur die 25% (in Ihrer Wahrnehmung) und die 75% unterschlagen Sie? Seit wann sind 25% auch nur annähernd eine Mehrheit?

Marie
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Seit Scholz daraus einen Regierungsauftrag herleitet??

Zarenthin
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

@Marie, der war gut. 🙂

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Bei einer Wahlbeteiligung von 60 % wird eine „Wahlsieger-Partei“, die 25 % der Stimmen erhält, in Wahrheit von nur 15 % der Wahlberechtigten gewählt. So sieht’s aus in „SPD-Deutschland“. In Berlin hat der „Wahlsieger“ sogar nur ca. 21 % der Stimmen.

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Ich brauche nicht zu rechnen, ich kann Mathematik – okay Ing-Mathe.

Aber können Sie Wahlrecht? Ich habe mich doch gar nicht auf die Zweitstimmenanteile bezogen sondern meine Behauptung auf die Direktwahlmandate bezogen. Und da zählt die relative Mehrheit.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

@ dickebank: Bei den Direktmandaten ist die Situation kaum anders. Herr Kühnert „eroberte“ seinen Wahlkreis direkt mit satten 27,1 % der abgegebenen Stimmen, kaum mehr als 20 % der Wahlberechtigten. Auch Herr Müller kam als Noch-Regierungschef in Berlin nur auf wenig mehr. Übrigens bekam die AfD bundesweit genau so viele Direktmandate wie die Grünen, die Union hat deutlich mehr davon als die SPD. Was soll das nun besagen?

lehrer002
2 Jahre zuvor

„Die Ursache für den Lehrkräftemangel ist nach Auffassung der GEW nicht die fehlende Verbeamtung, sondern dass Berlin den Ausbau der Lehramtsstudienplätze verpasst hat. Giffey hatte sich im Wahlkampf für die Wiedereinführung der Verbeamtung von Lehrkräften in Berlin stark gemacht.
Unglaublich! Und die nennen sich Gewerkschaft. Die Verbeamtung ist das Lockmittel in Berufen, in denen nicht überragend gezahlt wird, aber dennoch eine lange, komplexe Ausbildung erforderlich ist. Wenn man nur neue Studienplätze schafft, bleibt das Problem, dass mindestens die Hälfte der Studierenden nach dem Studium nach Brandenburg abwandert, ja trotzdem. Schön blöd also, für Brandenburg „richtige“ Lehrer auszubilden und selbst Seiteneinsteiger und Gymnasiallehrer für Spanisch und Geschichte (wahlweise andere in diesem Kontext absurde Kombinationen einsetzen) vor die eigenen ersten Klassen zu stellen.
Ich hoffe, Frau Giffey ist so intelligent, nicht auf die GEW zu hören. Die Kinder verdienen auch in Berlin guten Unterricht bei gut ausgebildeten Lehrkräften.

fabianBLN
2 Jahre zuvor
Antwortet  lehrer002

Wenn die Verbeamtung ein Lockmittel und das einzige Kriterium für den Lehrerberuf wäre, frage ich mich, warum überhaupt nach 1990 in Ostdeutschland noch jemand Lehrer geworden bzw. als Lehrer geblieben ist?!? Dort wurde lange Zeit generell nicht verbeamtet. Es gab sogar lange Zeit einen Lehrerüberschuss und viele Lehrer mussten sich anders orientieren.

Es ist einfach Quatsch zu behaupten, dass der Lehrermangel an der fehlenden Verbeamtung läge. Es gibt ihn ja auch dort, wo schon immer verbeamtet wurde!

lehrer002
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Nicht allein, aber die Verbeamtung ist ein wichtiges Kriterium. Und ja, der Lehrermangel war daher bis vor einigen Jahren fast ausschließlich auf Ostdeutschland beschränkt.

Zarenthin
2 Jahre zuvor
Antwortet  lehrer002

Nee, lehrer002, (auch) in Ostdeutschland gab es viele Jahre einen Lehrerüberhang und massive Stellenstreichungen an Schulen!

D. Orie
2 Jahre zuvor

„… dass Berlin den Ausbau der Lehramtsstudienplätze verpasst hat …“ Das ist eine Tatsache – so wie in anderen Bundesländern auch! PS: Ein Ausbau nur der Lehramtsstudienplätze reicht natürlich nicht, es muss auch die Betreuung und die Qualität der Lehre endlich verbessert werden! PPS: Es gibt auch etliche Professuren, für die eine Verbeamtung nicht vorgesehen ist (nicht, dass ich das unbedingt gut fände).

Weltenbummler
2 Jahre zuvor

Wie ich gerade las, haben 2020/21 auch 238 verbeamtete Lehrer Berlin verlassen. Wenn nun, wie manche hier uns einreden, jeder Lehrer, der Berlin verlässt, dies tut, um anderswo verbeamtet zu werden (nur deshalb !!!), warum verlassen dann verbeamtete Lehrer Berlin und warum gelten diese anderen Gründe nicht auch für die angestellten Lehrer, die Berlin verlassen haben?

https://blaulichtblog.de/3-254-lehrer-verlassen-berlin-welchen-stand-haben-paedagogen-in-deutschland

Elmo
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

Wer schrieb denn bitte, dass die fehlende Verbeamtung der einzige Grund ist? Natürlich verlassen auch verbeamtete Lehrer*innen Berlin. Dafür haben die sicherlich auch Gründe. Ich finde mir, dass jede Lehrkraft, die wegen einer fehlenden Verbeamtung Berlin verlässt oder erst gar nicht hier her kommt, eine Lehrkraft zu viel ist.

Beantworten sie doch bitte die Frage welche Möglichkeiten es denn gibt die Arbeitsbedingungen sonst zu verbessern. Ich meine dabei kurzfristig! Stundenentlastung: Woher soll das Personal kommen?
Bürokratieentlastung: Woher soll das Personal kommen, dass es stattdessen erledigt?
Multiprofessionelle Teams: Haben wir schon. Der Aufwand ist gestiegen. Entlastung: Null!
Kleinere Klassen: Woher soll das Personal kommen?

Eine Aufstockung der Studienplätze entfaltet wann ihr Wirkung?: In frühestens sieben (!) Jahren, wenn denn alle Absolvent*innen hier bleiben sollten.

Also bitte: Nennen sie Lösungen, anstatt ideologisch gegen die Verbeamtung zu wettern.

Zarenthin
2 Jahre zuvor
Antwortet  Elmo

Im Artikel wurden Lösungen genannt, Elmo. Die GEW sieht sie in einer Ausbildungsoffensive. Anders als Sie glauben/wissen, wurde damit schon vor wenigen Jahren begonnen. Aber Recht haben Sie, dass das seine Zeit dauert.

Nur wie es andere schon schrieben, wenn jetzt alle vorhandenen Berliner Lehrer verbeamtet werden, bringt das KEINEN einzigen Lehrer mehr. (Die Lehramtsstudenten, die wegen Verbeamtung abwandern, müssen übrigens ja auch erstmal fertig werden.)

Zarenthin
2 Jahre zuvor
Antwortet  Zarenthin

Kurzfristige Lösung, Elmo, bieten nur die Quereinsteiger. Auch das wird seit geraumer Zeit bereits praktiziert.

Gümnasiallehrer a.D.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Zarenthin

Ja, welchen Qualitätssprubg das Berliner Bildungssysten mit fast 50% Quereinsteigern gemacht hat, wird immer deutlicher sichtbar.

Deine idiologie-Verpestete GEW-Argumentation ist so leicht durchschaubar wie der Schlüpfer einer Bordsteinschwalbe.

Marie Klein
2 Jahre zuvor

Elmo hat absolut recht!! Neben den Fakten wie oben beschrieben, dass jedes Jahr zunehmend gut ausgebildete Lehrer/-Innen auch und v.a. Berlin wegen der Nicht-Verbeamtung verlassen !!! Haben wir seit Jahren bereits!!! eine (noch grössere) frustrierende Ungerechtigkeit und Zwei Klassen Lehrerschaft zw. Angestellten und Verbeamteten Lehrerinnen im Lehrerzimmer. Das ist Fakt und selbstverschuldet! Wer kann das bezweifeln??

Jetzt so zu tun, als könne man nichts mehr machen, sagt im Grunde: „es soll diese Ungerechtigkeit einfach so bleiben. Ein stures Weiter so.

Pragmatische Politik setzt da an, was geht und versucht geschaffene Ungerechtigkeiten so gut es geht zu lösen! Bildung muss uns das wert sein!! Aus Erfahrungen lernen. Due gew hat nichts gelernt!

Ausbilden und halten!!

Weltenbummler
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marie Klein

Es ist eben kein „Fakt“, höchstens ein „alternativer“ (Trump lässt grüßen), dass jedes Jahr hunderte Lehrer Berlin wegen Nicht-Verbeamtung verlassen, weil sie gar nicht befragt werden/wurden, warum sie weggezogen sind.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

Wie wär’s denn mal mit einer Umfrage unter Berliner Lehrern, was die so von der Berliner Schulpolitik halten? Mein Eindruck: Nirgendwo ist die Kluft zwischen den offiziellen politischen Sonntagsreden und der Wirklichkeit größer als in Berlin. Und dann noch die Nicht-Verbeamtung obendrauf.

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Also ich sehe da kein Problem, denn wenn ich den Berliner Wahlergebnisse Glauben schenken kann, dann sind die Berliner überwiegend zufrieden mit ihren Politikern und deren Arbeit. So gesehen ist das für mich der einzige valide Grund, der gegen eine Lehrerverbeamtung spricht (aber dafür auch ein besonders Schwerwiegender).

Annemarie Schröder
2 Jahre zuvor

Die gesamten Schulleiter aus Berlin geben an, dass die katastrophale Sonderrolle Berlins, nämlich im Vergleich zu allen anderen Bundesländern unsere engagierten Lehrerinnen und Lehrer nicht zu verbeamten, ein entscheidender Grund für die dramatische Abwanderung ist!! Und ein nicht zu leugnender Wettbewerbsnachteil darstellt. Zu Kosten der Bildungsqualität unserer Kinder! Das ist Fakt! Natürlich ist die Verbeamtung nur ein Mosaikstein, das bezweifelt doch keine(r)! Aber ein ganz wesentlicher.

Ich würde mich zudem freuen, wenn der Weltenbummler Ggf. andere due Gegenargumente haben nicht mit Trump vergleicht und die ideologische Brille mal abnimmt: Fakt ist zudem: die gesamten Berliner Eltern, wie auch die Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner haben sich für die Verbeamtung ausgesprochen. Das ist eine seriöse Umfrage! Zudem Verdi und die meisten Lehrerinnen und Lehrer. Frag doch mal in den Lehrerzimmern, wenn du von deinen Weltenbummeln wieder in Der Berliner Realität ankommst.

By the way: wir haben aktuell eine Zweiklassen Lehrerschaft in den Lehrerzimmern in Berlin. Fakt oder? Ungerecht oder?
Gruß von einer Berliner Grundschule, wo wir keine Lehrerinnen mehr finden und schon wieder drei L. Berlin verlassen haben. Hauptgrund? Rate mal: Das Problem der Nichtverbeamtung in Berlin als einziges Bundesland! Fakt!

In Sorge
2 Jahre zuvor

Wären die KollegInnen verbeamtet, könnten sie nicht so ohne Weiteres wechseln!
Aber, hej, wir freuen uns!über jede LK die zu uns kommt!

Wir punkten mit:
– geringeren Mieten
– geringeren Lebenshaltungskosten
– Verbeamtung (A13 für alle)
– weniger Brennpunktschulen
– recht guter Schulbildung für die eigenen Kinder
– der Möglichkeit, für „kleines Geld“ ein eigenes Haus zu kaufen
– einer sicheren Umgebung
– schöner Natur, in der andere Urlaub machen!
Kommt alle zu uns, wir haben schon eine große Berlin-Community!

Liebe Grüße
MV

Weltenbummler
2 Jahre zuvor

@A.Schröder, es ist eine krude Argumentation, zu sagen, wenn die Gewerkschaft etwas sagt, spreche sie gar nicht für ihre Mitglieder, aber wenn die Schulleiterorganisation etwas sagt, spreche sie für alle ihre Mitglieder. Anscheinend gilt immer, was der eigenen Meinung entspricht.

Dass die Verbeamtung für die betroffenen Lehrer günstig ist, bestreite ich gar nicht. Dass aber die Verbeamtung der Grund für eine „massenhafte“ Abwanderung sei und dass sie den Lehrermangel löse, DAS bestreite ich.

Es gibt keine massenhafte Abwanderung angestellter Lehrer aus Berlin, sondern im letzten Schuljahr (siehe oben) etwa 600 von rund 36.000 (?). Daneben wanderten auch rund 250 verbeamtete Lehrer ab. Es stimmt also einfach nicht, was da ständig wiederholt vorgetragen wird. Insofern kommt das tatsächlich alternativen Fakten gleich. Bei den meisten Darstellungen/Meldungen zur Abwanderung von Lehrern konnte man lesen, dass man nicht erhoben habe, warum die Lehrer abwandern. Die verbeamteten Lehrer wandern sicherlich nicht ab, weil sie anderswo verbeamtet werden.

Auch aus Niedersachsen hört man, dass es einen Lehrermangel gäbe. Dort werden Lehrer aber verbeamtet. Solche Mitteilungen werden hier systematisch unterschlagen, um die Mär aufrechtzuerhalten, dass Berlin wegen der Nicht-Verbeamtung einen Lehrermangel habe. Stimmt aber nicht. Sogar eine Umfrage wird hier ins Feld geführt, ohne auf die genauen Details zu verweisen. 58% haben sich bei einer Forsa-Umfrage in Berlin für die Verbeamtung ausgesprochen, also 42% NICHT (dagegen oder unentschlosseen). Auch das wird einfach unterschlagen.

„Die aktuelle Lage „entspricht eher einer Notversorgung und wird den Kindern nicht mehr gerecht“, sagte der Vorsitzende des Verbandes niedersächsischer Lehrkräfte, Torsten Neumann. An Haupt-, Real- und Oberschulen sowie teilweise an den Grundschulen gebe es landesweit zu wenig Fachpersonal. Man gehe im kommenden Schuljahr davon aus, dass wieder viele Schulen ihre Lehrkräfte an andere Schulen abordnen müssten.“
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Niedersachens-Lehrerverband-beklagt-Personalmangel,lehrermangel228.html

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

„krude Argumentation“ betreiben wohl eher Sie. Man muss es nur auf einfache andere Beispiele übertragen, um diese auch zu erkennen.

Sie glauben also nicht, dass die Lehrer wegen einer Verbeamtung in andere Bundesländer wechseln?
Das heißt also auch, dass Sie nicht glauben, dass Fussballer aufgrund besserer Verträge zu höherklassigen Vereinen wechseln?
Sie glauben also auch nicht, dass Arbeitnehmern zu anderen Unternehmen wechseln, um ein höheres Gehalt zu erzielen?

Spielen andere Ursachen AUCH eine Rolle? Natürlich! Warum sollte z.B. ein verbeamteter Lehrer an einer Berliner Brennpunktschule bleiben, wenn er in anderen Bundesländern das Gleiche verdienen kann und ein wesentlich besseres Arbeitsumfeld haben kann?

Da hier oft genug bereits auf Trump Bezug genommen wurde, möchte ich den Kommentarstrang um ein Zitat ergänzen: Berlin ist ein „shithole“ und die fehlende Verbeamtung der Lehrer nur eines von sehr vielen Gründen, warum man um diese Stadt besser einen Bogen macht.

Weltenbummler
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max Kleine

@Max Kleine, wenn Sie mit falschen Voraussetzungen argumentieren, können Sie nicht zu den richtigen Schlussfolgerungen kommen. Was soll das?

Ich habe nicht gesagt, dass niemand wegen Nicht-Verbeamtung Berlin verlässt. Also brauchen Sie auch nicht zu versuchen, dagegen zu argumentieren. Habe ich ja nicht gesagt !!!

Ich habe gesagt, dass niemand weiß, warum diese 800 Lehrer Berlin verlassen haben und ich habe gesagt, dass rund 235 davon bereits verbeamtet sind und ich habe gesagt, dass manche sicherlich aus ganz anderen Gründen abwandern.

Was ist daran falsch?

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

„Ich habe nicht gesagt, dass niemand wegen Nicht-Verbeamtung Berlin verlässt“

Ach so, na dann muss wohl der andere @Weltenbummler geschrieben haben:
*es ist schon krass, wie hier ständig wieder neu behauptet wird, dass jedes Jahr (?) rund 800 Lehrer Berlin wegen Nicht-Verbeamtung verlassen, was nachweislich NICHT stimmt*

😉

Regen
2 Jahre zuvor

Es wird zu oft mit Behauptungen um sich geworfen. Einfach mal an die eigenen Erfahrungen denken und kommunizieren sofern sie hinsichtlich des Themas relevant sind.

Meine Erfahrungen:

– Im Studium haben viele Kommilitonen*innen davon gesprochen, dass für sie eine Verbeamtung wichtig ist. Es gab recht wenige die nicht verbeamtet werden wollten. (Und Zwangsverbeamtet wird gewiss keiner.)
– Die Verbeamtung bietet viele Vorteile wenn man, wie ich, Kinder hat.

Soviel von meiner Seite. Ich verstehe aber nicht diese Emotionalität, mit der gegen eine Verbeamtung gewettert wird. #Politiker-Trolle? 🙂 (Hoffe Humor ist noch erlaubt.)

Sonne
2 Jahre zuvor
Antwortet  Regen

Lieben Dank, @Regen. Das ging mir auch durch den Kopf. Ich selbst schließe gerade mein Grundschulmaster-Studium in Berlin ab. Viele meiner Kommiliton*innen werden entweder gar nicht in unserem erlernten Beruf arbeiten oder ins Umland abwandern. Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle – wie in jeder Entscheidung müssen Argumente abgewogen werden. Für diejenigen, die sich nach durchschnittlich 5 – 6 Jahren Studien- und damit Lebenszeit komplett gegen das Lehrersein entscheiden, spielt das Schulsystem als Ganzes eine entscheidende Rolle (das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern ergibt sich aus Gesprächen mit vielen Mitstudierenden). An dieser Stellschraube zu drehen ist wohl die größte Herausforderung, da es hier um eher um grundlegende Strukturen geht, bspw. die selektive Funktion von Schule. Ein Großteil jedoch möchte gern nach dem Studium in der Schule arbeiten – jedoch nicht in Berlin. Ein Hauptargument unter Studierenden (in meinem Umfeld) ist, dass es nur ein Katzensprung nach BB ist, um auf Lebenszeit verbeamtet zu werden. In Berlin werden wir als Referendar*innen verbeamtet – ein großer finanzieller Aufwand bzgl. der Kranken- und Sozialversicherung, wenn man, wie ich, nicht die Möglichkeit hat, für die 18 Monate in die private KV zu gehen. Auch habe ich während meines Studiums über einen langen Zeitraum nichts in die gesetzlichen Kassen (Rente, Pflege…) eingezahlt, weil Arbeit neben Vollzeitstudium und Kindern nicht möglich war. Das sind am Ende alles Gelder, die mir im Alter fehlen werden. Ich mit meinen persönlichen Umständen wünsche mir die Verbeamtung als Lehrkraft, weil ich mir ansonsten Sorgen um meine Altersabsicherung (und ggf sogar schon früher bei Berufsunfähigkeit) machen muss. Im Zweifel würde ich daher wahrscheinlich auch entscheiden, lieber in den Speckgürtel zu fahren, um dort an einer GS zu arbeiten, sobald meine Kinder groß genug sind.

Die Verbeamtung wird nicht alle Probleme lösen, weil es bei einer so hohen Komplexität der Thematik keine einfache Lösung gibt. Ein Anfang, um statt emotionale rationale Entscheidungen treffen zu können, wären evidenzbasierte Datenerhebungen (vor allem unter Lehramtsstudierenden) der erste wichtige und sinnvolle Schritt, um Licht ins Dunkel zu bringen, warum von den vielen Studierenden schließlich so wenige an Berliner Schulen unterrichten.

– Meine persönliche Meinung –

Weltenbummler
2 Jahre zuvor

Man kann es kurz zusammenfassen und das ist der Kern:

Die Verbeamtung ist gut für die Lehrer (mehr Geld…), aber sie bringt keinen einzigen Lehrer mehr hervor (jetzt).

Die Verbeamtung ist nämlich kein Grund für den Lehrermangel, denn den gibt es auch in verbeamtenden Bundesländern.

Deshalb löst die Verbeamtung den Lehrermangel NICHT, aber sie ist gut für die Lehrer (mehr Geld …).

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Weltenbummler

„Die Verbeamtung ist gut für die Lehrer (mehr Geld…), aber sie bringt keinen einzigen Lehrer mehr hervor (jetzt).“

Bringen die Monstergehälter dem FC Bayern oder Real Madrid oder Barca mehr (jetzt)?
Bringen bessere Gehälter Unternehmen mehr Mitarbeiter ein?

Die Antwort ist: ja, und genauso ist es auch in anderen Bundesländern, die verbeamten, gegenüber Bundesländern, die es nicht tun.

„Die Verbeamtung ist nämlich kein Grund für den Lehrermangel, denn den gibt es auch in verbeamtenden Bundesländern.“

Die höheren Gehälter sind also kein Grund für Messi bei Barca zu spielen und Barca in Richtung Paris zu verlassen, weil die das Gehalt nicht mehr zahlen können?

Im Osten ist der Fachkräftemangel also auch nicht größer, weil die „Ossis“ lieber die besser bezahlten Jobs im Westen annehmen?

Und obwohl die reichsten Vereine die höchsten Gehälter bezahlen, haben sie immer einen Mangel an Spitzenspielern und Fachkräftemangel gibt es im Westen auch…
…nur eben ist der Mangel nicht so gravierend wie bei Viertligisten (wo ein Messi niemals anfangen würde) oder im Osten.

DAS ist der Unterschied oder wie man im Ruhgebiet sagen würde: „Woanders ist auch Schei**e“….nur eben mehr.

Ich würde ihnen raten sich mehr mit wirtschaftlichen Zusammenhängen (oder von mir aus der Natur des Menschen) zu beschäftigen. Das würde viel erklären.

Weltenbummler
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max Kleine

@Max Kleine, Sie haben wahrscheinlich alle Kommentare vorher nicht gelesen. Da finden Sie alle Antworten auf Ihre Fragen, Behauptungen und Unterstellungen.

Berlin hat rund 35.000 Lehrer. Davon haben 2020/21 etwa 800 das Bundesland verlassen (davon waren rund 235 verbeamtet). Es haben also rund 600 angestellte Lehrer das Land verlassen, ohne dass erhoben wurde, warum eigentlich. Egal, das sind pi mal Daumen 2%. Kann man das eine massenhafte Abwanderung nennen? Ist das eine relevante Größenordnung? 2%. (Wie viele Zuzüge gab es?)

Gäbe es im Übrigen keinerlei Abwanderung mehr, wenn alle Berliner Lehrer verbeamtet wären? Ziehen wir also Abwanderung ab, die es immer gibt (Wohnortwechsel, Heirat, lauter andere Gründe) und sind großzügig dabei, dann haben wir vielleicht (vielleicht) 1% Abwanderung gehabt wegen Nicht-Verbeamtung. 1%. (womöglich ausgeglichen durch die Zuzüge)

Wenn jetzt alle Berliner Lehrer verbeamtet werden, hat Berlin alleine dadurch keinen einzigen Lehrer mehr, denn alle Berliner Lehrer sind ja schon Berliner Lehrer!
Wenn alle Bundesländer verbeamten, zieht auch niemand nach Berlin, nur um verbeamtet zu werden. Also auch deshalb kein einziger Lehrer mehr in Berlin. (Wie geschrieben, vielleicht 1% zöge wegen Nicht-Verbeamtung weg, aber andere ziehen aus anderen Gründen nach Berlin.)

Stimmte es, dass alle Lehrer dahin gehen, wo sie am meisten Geld verdienen, was ja völlig an den Realitäten vorbei ist, weil jedes Bundesland anders zahlt, dann hätten 15 Bundesländer keine Lehrer und nur 1 Bundesland hätte Lehrer. Ist aber nicht so. Oder?

Also Ihre „Berechnungen“ und „Darlegungen“ sind Milchmädchenrechnungen. Berlins Lehrermangel liegt nicht an der Nicht-Verbeamtung und kann deshalb auch nicht durch Verbeamtung behoben werden. Das ist sonnenklar. Dazu muss man nur auf die Fakten schauen!

Frau Elke Behrens
2 Jahre zuvor

Ich schreibe meine Meinung als ausgebildete Lehrerin an einer Berliner Grundschule, wo der Lehrermangel so dramatisch ist und wir 80 % Quereinsteiger ohne viel Erfahrung vor Klassen stellen. Gerade in den ersten Klassen geht es doch auch sehr um pädagogisches Geschick, samt einer guten Ausbildung. Ich fühle mich in meiner Ausbildung – ich habe mich so durchs Ruf. – das 2 Staatsexamen gekämpft – durch die Quereinsteiger schon abgewertet.

Wer glaubt, dass eine volle Lehrbefähigung in nur wenigen Monaten von Quereinsteigern nebenbei erworben werden kann, der hat sich nicht wirklich mit den Qualifikationsanforderungen in der „normalen“ Lehrerausbildung auseinandergesetzt.

Zudem gilt einfach: Berlin ist ohne zwingende Gründe das einzige Bundesland, das Lehrerinnen und Lehrer nicht verbeamtet. Das hat fatale Folgen für die Qualität der Berliner Bildungslandschaft und damit am Ende für die Schülerinnen und Schüler. Berliner Schulen verlieren auch !! – neben anderen Aspekten (zu hohe Mieten usw.) – aber v.a. durch die Nichtverbeamtung jedes Jahr 800 (Zahl ansteigend!!!) Pädagogen. Diese wandern in andere Bundesländer ab, wo man sich über den Zustrom hoch qualifizierter Pädagogen freut.

Der Verlust von hoch motivierten pädagogischen Fachkräften schwächt das Land Berlin ganz eindeutig und ist demnach auch ein Verlust an zukunftsträchtiger „Standortqualität“.

Umso wichtiger ist vor diesem Hintergrund ein hoch qualifiziertes und hoch qualifizierendes Schul- und Bildungssystem. Die von unseren Hochschulen wissenschaftlich und fachdidaktisch ausgebildeten jungen Leute, so wie ich, die dann ihre wissenschaftliche Qualifikation in der praktischen Phase als Lehramtsanwärter im Referendariat vertiefen, sind das Fundament eines stabilen Schulsystems. Diese Fachkräfte über eine Verbeamtung an das Land zu Berlin zu binden ist angesichts der Konkurrenz unter den Ländern unumgänglich.

Wir müssen alles daran setzen, die Verbeamtung wieder einzuführen!! So schnell wie möglich. Uns läuft die Zeit weg. Zudem kommt bald eine riesige Pensionswelle. In den Berliner Schulen ist die rote Linie überschritten: Der Lehrermangel nimmt dramatische Ausmaße an. 2025 wird jede dritte Stelle unbesetzt sein. Die Minimalanforderungen an Quereinsteiger werden laufend nach unten geschraubt.

Sieht man diese Zusammenhänge ein, dann ist Verbeamtung der angestellten Lehrkräfte ohne Altersbeschränkung an den Berliner Schulen notwendig. Hier müssen die im Beamtenrecht vorgesehenen Einstellungsmöglichkeiten voll ausgeschöpft werden.

Elmo
2 Jahre zuvor

Ich kann ihre Sichtweise bezüglich der Quereinsteigenden nicht voll teilen. Bisher habe ich noch keine schlechten Erfahrungen machen müssen. Ganz im Gegenteil: Da kam endlich mal frischer Wind in die Schule mit teilweise sehr erleuchtenden Sichtweisen fernab der eingetretenen Pfade. Teilweise sind das Personen, die schon ein gewisses Standing im Leben haben.

Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dassxes sich hier Fehlbesetzungen gibt.

Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, das beispielsweise der VBE ganz explizit die Verbeamtung fordert. Warum tut sich die GEW damit so schwer? Wenn auch der LEA und alle SL-Verbände ebenfalls die Verbeamtung fordern, dann muss doch da etwas dran sein.

Weltenbummler
2 Jahre zuvor

Frau Elke Behrens,

es ist schon krass, wie hier ständig wieder neu behauptet wird, dass jedes Jahr (?) rund 800 Lehrer Berlin wegen Nicht-Verbeamtung verlassen, was nachweislich NICHT stimmt, da z.B. im letzten Schuljahr von diesen rund 800 abgewanderten Lehrern etwas – was schrieb ich oben – 235 verbeamtet waren. Die wandern doch nicht wegen Nicht-Verbeamtung ab!!!

Und weiter weiß man nicht, warum die überhaupt abwandern, aber trotzdem wird immer wieder neu behauptet, ohne jeglichen Beweis dafür zu haben (außer Hörensagen: Ich kenne jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der …), dass es wegen der Nicht-Verbeamtung geschehe. Das ist doch keine seriöse Argumentation, sondern eine, die auf Lügen aufbaut. Nur um des eigenen Vorteils willen.

Sagen Sie doch bitte ehrlich, dass die verbeamteten Lehrer netto mehr verdienen als die angestellten und dass Sie das auch wollen. Das kann wenigstens jeder nachvollziehen. Und denken Sie sich keine Alibi-Gründe aus.

PS: Die Schule mit 80% Quereinsteigern würde ich gerne mal kennen, aber sicher wird der Name nicht genannt. Dann könnte das ja überprüft werden.

fabianBLN
2 Jahre zuvor

Die Verbeamtung der Lehrer wird sicherlich in Berlin kommen. Ich finde es daher wichtig wie Frau Behrens andeutet, dass etwas für die vielen Lehrer getan wird, die nicht mehr verbeamtet werden können, weil sie dafür zu alt sind. Angestellte Lehrer können z.B. in Berlin eine „betriebliche Zusatzrente“ vereinbaren, den später einen Ausgleich zur Pension der Beamten schaffen soll, nur diese Zusatzrente zahlen sie ja teilweise mit – die Beamten nicht.

Es wäre doch eine faire Maßnahme, wenn das Land Berlin für alle angestellten Lehrer, die nicht mehr verbeamtet werden können, die freiwillige Zusatzrente ganz übernimmt, also ganz bezahlt.

HJABerlin
2 Jahre zuvor

Erstmal sind die Aussagen der GEW nicht evidenzbasiert, zumindest wird die Datengrundlage nicht genannt.

Von ursprünglich 70 Lehramtsstudentinnen der Sonderpädagogik (ISS/GYM) an der FU Berlin sind im Master derzeit noch 45, die voraussichtlich im Sommer 2022 ihr Studium beenden. Von diesen gehen mindestens 10-15 nach Brandenburg oder in ihre Heimatbundesländer zurück. Hauptgrund: Verbeamtung

PS: Wir sind ca. 800 Studierende im Lehramtsmaster an der FU Berlin, das Ziel von 2000 Absolventinnen wird im Sommer 2022 also wieder weit verfehlt werden.

Weltenbummler
2 Jahre zuvor
Antwortet  HJABerlin

Nich evidenzbasiert sind dann aber auch die Zahlen, die durch die Medien geistern, dass 800 Lehrer wegen Nicht-Verbeamtung jährlich Berlin verlassen, wenn davon ein Teil ja bereits verbeamtet ist. Siehe die Kommentare oben.

Jan
2 Jahre zuvor

Als Lehrer an einem Gymnasium in Berlin kann ich auch nur einigen Vorredner_innen zustimmen, dass dieser ganze Quatsch um Quer- und Seiteneinsteiger unserem Bildungssystem nicht gut tut. Gerade die Einstellungszahlen für Seiteneinsteiger werden von der Politik seit Jahren verschwiegen, weil sie wahrscheinlich viel höher liegen, als man sich das vorstellen will.

Es brennt an so vielen Stellen, dass viele meiner Kolleg_innen schon vor den Herbstferien am Stock gehen. Die Jugend ist unser Potential. Sie sollte IMMER an erster Stelle stehen und wurde leider nicht erst zu Corona-Zeiten ganz hinten aufgestellt. Und wir Lehrer geben wirklich viel, aber sind mit unserem Latein auch irgendwann am Ende.

Wir betreuen in Berlin bis zu 32 Schüler_innen, arbeiten in der Schule 27 Stunden im Klassenraum und täglich abends mehrere Stunden zur Korrektur und Vorbereitung. Der Sonntag dient ab ca. 15 Uhr nur noch der Unterrichtsvorbereitung. Arbeitsplätze gibt es in der Schule nicht wirklich. Material (Laptops) etc. ist nicht vorhanden und wird auch nicht gestellt. Und dann stehen zusätzlich noch Personen in der Schule, die vorher Bilder gemalt haben und aus Spanien kommen und unterrichten am Ende im Abitur! Spanisch und Kunst.

Das mag sich witzig anhören, ist vor allem bei einem Zentralabitur der Todesstoß für viele Schüler_innen. Wenn in Grundschulen Seiteneinsteiger mit keiner didaktischen Ausbildung den Kindern das Rechnen und Schreiben beibringen sollen, dann geht das schief. Und das passiert täglich! Wenn ein Physiker mehr Wissen aus dem vorherigen Job mit in die Schule bringt, als ein Lehramtsstudent, dann ist das ja per se ganz schön. Wenn dieser Seiteneinsteiger aber dann keinerlei Ahnung hat, dass man 32 Schülern in der 8. Klasse eben nicht mal so einfach erklären kann, wie die Relativitätstheorie funktioniert, dann geht es einfach den Bach hinunter.

Ein Studium im Lehramt läuft 5-6 Jahre. Und das aus guten Gründen. Anschließend folgt das Referendariat von 1 1/2 Jahren. DAS LERNT MAN NICHT MAL NEBENBEI! Und es ist auch nicht meine Aufgabe als Lehrer, meinen neuen Kollegen zu erklären, welche Arbeitsphasen wann Sinn machen und welche Unterrichtsinhalte sich wann eigenen. Dafür habe ich einfach keine Zeit.

Das alles ergibt am Ende einen riesigen Haufen Sch…, der da in den Berliner Schulen entstanden ist. Die fehlende Verbeamtung sorgt weiterhin täglich für Gesprächsbedarf und ist ein riesiger Grund, warum Lehrer_innen bspw. nach Potsdam gehen.

Die GEW hat Ihren Job nicht verstanden. Ich hoffe, dass die SPD, die Grünen und die FDP mal bei den Schulleitungen und Elternvertreter_innen des Landes nachfragen, denn die sehen den drohenden Kollaps in 3-5 Jahren kommen, sollte Berlin nicht langsam mal verbeamten.

Schämt euch GEW,. Ihr vertretet euren eigenen politischen Scheiß, aber nicht die Lehrer_innen von Berlin, die sich jeden Tag im Beruf den Arsch aufreißen. Saftladen!

Carsten60
2 Jahre zuvor

In Berlin gab es nach der Wende eigentlich Lehramtsstudiengänge an allen drei Universitäten. aber der Techn. Univ. (TU) wurden sie weggenommen außer denen für berufliche Schulen, also technische und kaufmännische Fächer. Das war alles gewollt und geplant. Man rechnete wohl mit einem nicht so hohen Bedarf in Zukunft. Im übrigen gibt es in Berlin eine gewisse personelle Verflechtung zwischen Politik, Kultusbürokratie und GEW, davon war hier noch nicht die Rede.
In NRW ein ähnliches Bild: Man hat mal der Univ. Bonn die Lehramtsstudiengänge weggenommen mit der Bemerkung, die sollten alle nach Köln gehen, das sei ja nicht weit. Dann war in Köln alles überlastet, und inzwischen gibt es wieder Lehramtsstudiengänge in Bonn. So weit vorausschauend sind Landesregierungen!
Die GEW sollte mal ihre eigenen, älteren Prognosen über die zu erwartende Zahl der SuS vorlegen. Ging man nicht allgemein von sinkenden Schülerzahlen aus? Schließlich gibt es das alte Trauma von einer großen Lehrerarbeitslosigkeit in den 1980er Jahren, gerade in Berlin. Schon vergessen?

Tanzlustbarkeit
2 Jahre zuvor

„Um den Bedarf an Lehrkräften zu decken, will die SPD so viele Lehrerinnen und Lehrer wie möglich verbeamten. Einen zeitlichen Ausgleich durch Entlastungsstunden sieht sie vor, wenn jemand nicht verbeamtet werden kann oder will.“
https://www.rbb24.de/politik/wahl/abgeordnetenhaus/agh-2021/wahlprogramme/check-bildung-bildungspolitik.html

Das sagte die SPD in ihrem Wahlprogramm. Entlastungsstunden? Kann das ein Ausgleich sein?

Tanzlustbarkeit
2 Jahre zuvor
Antwortet  Tanzlustbarkeit

Ist aus den Sondierungen zur neuen Landesregierung in Berlin etwas zu hören, nvt ???

Sascha Wessel
6 Monate zuvor

Also ich muss immer wieder feststellen, das wir Lehrer für Fachpraxis ständig verarscht werden. Warum haben wir in unseren Verträgen eigentlich Lehrer stehen !!!!!
Mit 32 Unterrichtsstunden haben wir die höchste Arbeitszeit am Schüler. Wir haben mit der E9 so viel wie ein Automatisierer im Wasserwerk oder Geprüfter Lebensmittelkontrolleur. Nicht das ich den Bildungsstand weniger schätze, aber die haben auch nicht den täglichen Stress mit den Schülern.Von wegen professionell Bachelor . Das ich nicht lache . Es ist beschämend wie der Senat mit uns Umgeht.
Wertschätzung ist das auf jeden Fall nicht. Ich würde sagen das nennt man Ignoranz!!!!
Sascha Wessel
Lehrer für Fachpraxis