Haben Querdenker illegal Kinder unterrichtet? Behörden schließen „nicht genehmigte“ Schule

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ROSENHEIM. Die Behörden haben den Betrieb einer nicht genehmigten Schule im bayerischen Landkreis Rosenheim untersagt, an der rund 50 Kinder und Jugendliche unterrichtet worden waren. Entsprechende Genehmigungen für den Schulbetrieb in einem alten Bauernhof in der Gemeinde Schechen hätten nicht vorgelegen und seien auch nicht beantragt gewesen, teilten die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt Rosenheim am Mittwoch mit. Nach derzeitigen Erkenntnissen sei auch nicht davon auszugehen, dass der Schulbetrieb genehmigungsfähig wäre – es handelt sich offenbar um eine Initiative von «Querdenkern» und «Reichsbürgern».

Der Schulbetrieb ist eingestelllt (Symbolbild). Foto: Shutterstock

Welche Vereinigung dahinter steht, blieb zunächst ebenso unklar wie weitere Details. Ein Sprecher der Regierung von Oberbayern sagte am Abend, man könne nicht sagen, was dort genau unterrichtet wurde – man habe die Schule nicht genehmigt und somit auch nicht geprüft. Es habe aber eine Schulleitung gegeben und es sei Schulgeld verlangt worden. Die Vermutung, dass es sich um eine «Querdenker»-Schule handelte, kommentierte der Sprecher nicht, liegt nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) aber nahe.

Der schreibt: „Die Gründerin dieser sogenannten, selbst ernannten ‚Lernoase‘ bittet zum Gespräch, allerdings außerhalb des Grundstücks. Das Mikrofon muss ausbleiben. Dann erzählt sie dem Bayerischen Rundfunk: Man befinde sich auf russischen Hoheitsgebiet, man sei eine russische Stiftungs-Schule, und es würden hier seit Schuljahresbeginn rund 50 Kinder aus unterschiedlichen Landkreisen aus Oberbayern unterrichtet. Von deren Eltern, aber auch von – so wörtlich – ‚aus dem System ausgestiegenen Pädagogen‘. Darunter unter anderem Kräuter- und Musik-Pädagogen, aber auch Schamanen, so die Leiterin, die nicht möchte, dass ihr Name hier genannt wird.“

Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks handelt es sich bei den Schülerinnen und Schülern um sogenannte „Testverweigerer“-Kinder

Bei Begehungen des Gebäudes im Ortsteil Deutelhausen war herausgekommen, dass eine private Vereinigung eine nicht genehmigte Ersatzschule auf dem Gelände betrieb. Dort wurden wohl etwa 50 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 9 ohne die erforderliche schulaufsichtliche Genehmigung unterrichtet. Nach BR-Recherchen handelt es sich bei den Schülerinnen und Schülern um sogenannte „Testverweigerer“-Kinder, Schülerinnen und Schüler also, deren Eltern die vorgeschriebenen Corona-Tests an Schulen ablehnen. Corona-Schutzmaßnahmen habe es nicht gegolten.

Die Regierung von Oberbayern als staatliche Schulaufsichtsbehörde und das Landratsamt Rosenheim als Bauaufsichtsbehörde untersagten den Betrieb am Mittwoch mit sofortiger Wirkung. Bei Zuwiderhandlung drohen Zwangsgelder von bis zu 20.000 Euro. In den Unterlagen der Schule gebe es Hinweise auf das Gedankengut der «Querdenker» und «Reichsbürger», bestätigte mittlerweile der Sprecher der Regierung von Oberbayern.  dpa / mit Material der dpa

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Mika
2 Jahre zuvor

Wenn ich Oberbayern und russische Stiftung lese, hört sich das eher nach einer Schule der Anastasia – Bewegung an. Das ist eine völkische Siedlungsbewegung, die nach außen Öko ist und nach innen braunes Gedankengut verbreitet. 2015 hat die Bewegung bereits versucht, dort eine Schule zu gründen, was durch das Landratsamt Rosenheim jedoch abgelehnt wurde. Es gibt in den politischen Ansichten durchaus eine Schnittmenge zu den Querdenkern, die Anastasia-Bewegung ist jedoch aus meiner Sicht deutlich gefährlicher.
http://www1.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP18/Drucksachen/Schriftliche%20Anfragen/18_0000368.pdf