Kommunen denken um – und schaffen doch Luftreiniger für Schulen an

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Nach anfänglichem Zögern kaufen einige Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern nun doch im größeren Stil Luftreinigungsgeräte für ihre Schulen, um die Ausbreitung von Corona-Infektionen in den Klassenräumen im Herbst und Winter zu verhindern. So will die Landeshauptstadt Schwerin 100 Geräte für sieben Schulen anschaffen, die Stadt Neubrandenburg 46 Geräte für 27 Schulen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervor.

Luftfilter sorgen nachweislich dafür, die Atemluft von möglicherweise Corona-belasteten Aerosolen zu befreien. Foto: Shutterstock

Beide Kommunen hätten dafür einen Zuschuss des Landes aus einem zwei Millionen Euro umfassenden Förderprogramm beantragt. Die beantragte Förderung beläuft sich demnach für beide Städte zusammen auf rund 200.000 Euro, was einem Zehntel des gesamten Programms entspricht.

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Im Juli waren die Kommunen als Schulträger um Auskunft zum Bedarf an Luftfiltergeräten gebeten worden. «Derzeit liegen Daten von circa 25 Prozent aller Schulen in Mecklenburg-Vorpommern vor», so die Landesregierung. «Der Bedarf an Luftreinigungsgeräten wurde mit 511 angegeben. Für die Anschaffung von 146 dieser Geräte liegen entsprechende Förderanträge vor.»

Zunächst hatten die meisten Kommunen erklärt, mit Hilfe des Förderprogramms lieber die billigeren CO2-Messgeräte anschaffen zu wollen, die anzeigen, wenn die Luft im Klassenzimmer allgemein zu schlecht wird und gelüftet werden sollte. Einige Kommunen haben mit Blick auf den nahenden Herbst und Winter offenbar umgedacht. Darüber hinaus planen Schulträger laut Regierung den Einbau von stationären raumlufttechnischen Anlagen. dpa

Vorbild Hamburg! Schulbehörde bestellt 21.000 mobile Luftfilter – alle Klassenräume werden bis Oktober ausgestattet

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Digitaler Unterricht
2 Jahre zuvor

Die Hamburger Schulbehörde kauft Luftreiniger für die Hamburger Schülerinnen und Schüler u.a. bei Rheinmetall, also bei der Rüstungsindustrie. Welche ethischen Grundsätze und welche Werte kann Schule nach eineinhalb Jahren Pandemie eigentlich noch glaubhaft vermitteln?

Andre Hog
2 Jahre zuvor

Interessante Frage, die jedoch bei der starken Verflechtung von Firmen in Deutschland zu einer starken Ausdünnung jeglicher Materialbeschaffung führen könnte…was wir uns leider eingestehen müssen ist die Stumpfheit, die wir mittlerweile ggü solcher Rüstungsunternehmen haben…deren Lobbyeinsätze bei der Politik sind dafür zu massiv und zu nachhaltig.
Und wenn wir konsequent sein wollten, dann müssten wir deutlich weiter gehen und z.B. auch Firmen, wie Nestl’e konsequent boykottieren…die nämlich im großen Stil aus dem Wassernotstand weltweit versuchen fette Kohle zu machen resp. bereits fette Kohle machen.
Geldgier schlägt Moral….und so Leute, wie Frau Klöckner bauen an dieser Welt fleißig mit, obwohl ich Auftrag als Ministerin originär gegenteilig wirken sollte.

Silke Vogt
2 Jahre zuvor

Liebe dpa,

mal wieder bin ich voll auf Eure (zu) vielversprechende Überschrift hereingefallen. Ich dachte, über diesen Anfängerfehler sei ich inzwischen hinaus. Da muss ich wohl noch gründlich üben, aber so schnell wird mir der Stoff dafür sicher nicht ausgehen.
Unter einem echten Umdenken und „in größerem Stil“ hatte ich völlig andere Zahlen im Kopf, als 100 Geräte für 7 Schulen, 46 Geräte für 27 Schulen (keine Meldung wert!) und dem im Text genannten immer noch erschreckend geringen Abruf der Fördergelder.
Haben die Schulen tatsächlich so wenig Bedarf? Oder gehen die Förderprogramme am Bedarf vorbei? Wer mag, darf dies gern als rhetorische Frage auffassen.
Rein mathematisch betrachtet ist jede beliebige natürliche Zahl N größer Null, es wurden also de facto Geräte angeschafft. Jedes angeschaffte Gerät mag man im Vergleich zum vorherigen Zustand, gar nichts anzuschaffen, als Umdenken interpretieren. Persönlich kann ich mich dieser Sichtweise nicht anschließen.
Ja, ich weiß, jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, doch vor dem Hintergrund einer geradezu galoppierenden Pandemie müsste das von unseren Schulträgern vorgegebene Reiseschneckentempo vielleicht doch ein klein wenig schneller sein, um von einem Umdenken sprechen zu dürfen.
Angesichts der minimalen Fortschritte zweifele ich einen echten Sinneswandel an und halte es für eine reine Feigenblattaktion, gesellschaftlichem Druck geschuldet.
„Sehet her, unsere Untertanen, auch wir sind am Puls der Zeit und haben mobile Luftreiniger besorgt, besorgt, wie wir um die Gesundheit der Schulgemeinschaft sind“, mögen sich die Schulträger auf ihre Fahnen schreiben. Und lachen sich bei einer Überschrift wie jener dieses Artikels ins Fäustchen, ist es doch das Wässerchen auf ihre Mühlen, welches sie nicht trüben können, während sie weiter ungestraft im Trüben fischen und ungebremst auf Sicht im Nebel fahren.
Dem für mich zuständigen Kreis Neuwied habe ich mal gemailt, nomen est omen sei folgender ethymologischer Zusammenhang nicht von der Hand zu weisen:
Steigerung von träge? (Schul-)träger.
Mit Schwerin und Neubrandenburg befindet er sich in der allerbesten, wahlweise allerschlechtesten, Gesellschaft.

Silke Vogt
2 Jahre zuvor

Liebe Redaktion,

danke für die ehrenhafte Klarstellung.
Mein Kompromissvorschlag: Dann kann sich ja die Redaktion den einen Schuh meiner Kritik wegen der Überschrift anziehen und die dpa den anderen Schuh für den Rest.

Herzliche Grüße von Silke Vogt