Lehrerverband: «Freedom Day» an Schulen kann nicht vor Frühjahr kommen

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BERLIN. Die Sommerferien sind abgehakt. In allen Bundesländern ist wieder Schule. Wird es das dritte Corona-Schuljahr in Folge? Bildungsverbände und Schülervertreter sehen noch einen langen Weg bis zur Normalität. Schon die heraufziehende kalte Jahreszeit bereitet Sorgen: Weil viel zu wenige Luftfilter für die Klassenräume angeschafft wurde, werden die allermeisten Schüler und Lehrer im Unterricht wieder frieren müssen – wie schon im vergangenen Winter.

Fröhliches enges Miteinander? Wird es wohl erst wieder ab dem Frühjahr geben. Foto: Shutterstock

Während Corona-Maßnahmen in vielen Lebensbereichen immer mehr gelockert werden, müssen Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbands wohl noch Monate mit Einschränkungen wie Masken, Tests und Abstandsregeln zurechtkommen. Den «Freedom Day» für Schulen sehe man frühestens ab etwa Februar 2022 als wahrscheinlich und möglich an, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger – und widersprach damit einer Forderung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, alle Corona-Schutzmaßnahmen am 30. Oktober zu beenden. News4teachers hatte berichtet. 

Auch die Bildungsgewerkschaften GEW und VBE, die hunderttausende Lehrkräfte in Deutschland vertreten, sehen die Schulen im neuen Schuljahr, das nun überall in Deutschland läuft, noch weit von einer Normalität wie vor Corona entfernt. Die Bundesschülerkonferenz befürchtet erneut einen Herbst und Winter, in dem Schülerinnen und Schüler wegen der Lüftungsvorgaben frierend mit Mütze, Schal und Winterjacke im Klassenzimmer sitzen.

„Luftfilter und Luftreiniger werden anscheinend eher in Parlamenten und Ministerien aufgebaut und nicht in Schulen“

«So lange in der Schule Masken getragen, Tests stattfinden und immer wieder Schülergruppen oder ganze Klassen in Quarantäne geschickt werden müssen, sind wir von einer Normalisierung des Schulalltags weit entfernt», sagte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze, im Gespräch. «Es bleibt schwierig, einerseits eine gute Beziehungsarbeit aufzubauen, die für das soziale Miteinander unerlässlich und Grundlage des gemeinsamen Lernens ist, wenn andererseits aus guten Gründen Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen einzuhalten sind.» Eine seriöse Prognose über ein mögliches Ende von Corona-Maßnahmen wie Masken an Schulen könne man nicht abgeben.

An einen Schulalltag wie vor Corona sei weiter nicht zu denken, sagte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. «Dafür nimmt das Testen, Abstandhalten und die Unterbrechung durch das ständige Lüften weiter zu viel Platz ein. Vielerorts kann zudem das, was kindgerechte Schule ausmacht, das Lernen in wechselnden Gruppen und an Projekten, nicht umgesetzt werden.» Auch alle organisatorischen Abläufe seien weiterhin im «Corona-Modus». «Sei es die ständige Bereitschaft der Schulleitungen für Anfragen der Gesundheitsämter oder das Einhalten von Abstandsregeln auf dem Pausenhof.»

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Dario Schramm, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, sieht zwar inzwischen deutlich mehr Normalität an den Schulen als noch vor den Sommerferien. «Es ist trotzdem ein Corona-Schuljahr bis jetzt.» Schramm wies etwa auf Quarantäne-Anordnungen bei Schülern hin. Außerdem werde es nun zunehmend kälter. «In den Klassen wird wieder gelüftet. Wir erleben jetzt wieder immer mehr die Situation mit Winterjacke im Unterricht.» Der Schülervertreter kritisierte, es gebe immer noch zu wenig Luftfilter. Damit könnte man das Lüften besser regulieren und «ein wenig dieses Frieren der Schülerinnen und Schüler abwenden».

Daten aus dem Bundeswirtschaftsministerium hatten gezeigt, dass inzwischen zwar 546 Millionen Euro der vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel für den Ein- und Umbau von Lüftungsanlagen in öffentlichen Gebäuden, Schulen und Kitas beantragt sind – abgeflossen sind aber erst 460 000 Euro. Luftfilter und Luftreiniger würden anscheinend eher in Parlamenten und Ministerien aufgebaut und nicht in Schulen, kritisierte der VBE-Vorsitzende Beckmann.

„Wenn alle Schüler ein Impfangebot bekommen haben, ist die Aufhebung des Coronaschutzes verantwortbar“

Zur Frage einer gänzlichen Aufhebung von Corona-Maßnahmen an Schulen sagte Lehrerverbands-Chef Meidinger, er hoffe auf eine baldige Möglichkeit zur Impfung für Kinder unter zwölf Jahren. «In dem Augenblick, wo alle Schülerinnen und Schüler ein Impfangebot erhalten haben und wahrnehmen konnten, ist an den Schulen die weitgehende Aufhebung von Gesundheitsschutzmaßnahmen wie etwa der Maskenpflicht möglich und auch verantwortbar.» Ab diesem Zeitpunkt falle die Verantwortung für eine Erkrankung von Nichtgeimpften in den privaten persönlichen Verantwortungsbereich jedes Einzelnen.

Für Kinder unter 12 gibt es bisher keinen zugelassenen Impfstoff gegen Corona. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet mit einer Zulassung in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres. News4teachers / mit Material der dpa

Mediziner-Lobby drängt darauf, Masken, Tests und Luftfilter in Schulen zu streichen – Wissenschaftler: Durchseuchung

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Maren
2 Jahre zuvor

Die gute Frau sollte sich besser informieren.Abstandhalten an Schulen ist längst passé,Masken werden nach und nach abgeschafft,Tests sind unzureichend,und ganze Klassen gehen nicht mehr in Quarantäne.Und was soll das mit dem Frieren?Warum wird das so hingenommen?Es gibt Mindesttemperaturen,die einzuhalten sind.Warum wird da nicht wg Luftfiltern Druck gemacht?Ich versteh auch die Eltern nicht,die alles hinnehmen…

Viva
2 Jahre zuvor

Dass die Schüler(innen) auch in diesem Herbst/Winter in den Schulen aufgrund weitgehend fehlender Luftfilter weitaus mehr frieren müssen als bei einer üblichen Lüftung der Klassenzimmer, ist ein selbst ausgestelltes Armutszeugnis für dieses Land. Oder möchte man das Lüften zur Aerosolreduzierung auch noch abschaffen?

Ansonsten sehe ich es wie Herr Meidinger in Sachen Zeitpunkt Aufhebung der Maßnahmen. Hat dann zusätzlich noch den zufälligen „Nebeneffekt“, die Situation in den Krankenhäusern besser im Blick behalten zu können und bietet zudem noch etwas Zeit, die Impfzögerer vielleicht noch brauchen, um sich umzuentscheiden. Man muss die Pandemie in der BRD nicht vor die Wand krachen lassen! Und ethisch vertretbar ist es in Hinblick auf die Jüngsten sowieso nicht!

Problem sind nur die Querdenker etc. und ihr zunehmendes Gewaltpotenzial. Da muss die „Innere Sicherheit“ wirklich ran, um die Bürger(innen) zu schützen. Rigoros!

Rosa
2 Jahre zuvor

Vom freedom-day an Schulen sind wir noch weit entfernt. Bei unserer Tochter in BW- Mannheim 9 Klasse sind wenige Schüler zweifach geimpft. Es gibt leider auch an den weiterführenden Schulen noch einige Schüler die gar nicht geimpft sind. Die G8 Schulen sind nach einem G7 Schuljahr noch weit vom normalen Unterricht entfernt. Frau Schopper hat die angehäuften Lernrückstände in verschiedenen Fächern von G8 Schulen nicht anerkannt und es liegen keine tragbaren Lösungen auf dem Tisch der Schulen. Die Schüler haben einen großen Nachholbedarf bei ihren angesammelten Rückständen nach noch einem verkürzten Schuljahr von G7. Frau Schopper spricht leider nur von etwaigen Rückständen der Schule und hat die Wirklichkeit der Schüler nicht anerkannt. Die persönliche Entwicklung und Entfaltung der Schülerschaft hat ebenfalls großen Nachholbedarf und es sind zwei Bereiche die eine angemessene Aufarbeitung benötigen. Die heranwachsende Generation war eine lange Zeitspanne ausgebremst und hat eine große Sehnsucht auf ein soziales Miteinander in der Gruppe. Es sind zwei sehr wichtige Bereiche die auf der Strecke geblieben sind Schule und Freizeit und die Schüler möchten aufholen diese verlorene Zeit. Beide Bereiche zu vereinbaren ist für G8 Schüler sehr schwierig, weil die Zeit dazu fehlt. Im Augenblick brauchen die Schüler diese Bereiche zur Gesundung dieser außergewöhnlichen Lebensphase. An die G8 Schulen hat Frau Schopper nicht gedacht oder bzw. sich keine Gedanken machen wollen. Diese Schulform ist nicht beachtet worden bei dieser schweren Krise von Schülern. Dieser Schulzweig hat auch die bemühten Schüler an ihre Grenzen gebracht und nicht nur die benachteiligte Schülerschaft. An den Schulen sind wir noch weit entfernt vom normalen Schulleben nach dieser außergewöhnlichen Lebenszeit. Die Politik und KM haben in vielen Bereichen zu Geständnisse gemacht und an Schulen will man schnell alle´s aufheben. Die Schnelligkeit war für für Luftfilter nicht möglich. Diese außergewöhnliche Lebensphase war sehr lange für die junge Generation und benötigt auch einen angemessenen Zeitraum um Entwicklungszeit und Entwicklungsschritte im Lernbereich und im persönlichen Bereich. Viele Schüler sind noch weit entfernt von persönlicher Stabilität und durchleben ihre erste Lebenskrise.https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-coronavirus-donnerstag-251.html#England-Deutlich-mehr-psychische-Probleme-bei-Kindern Dies ist nicht nur in England eingetroffen, sondern auch bei uns hat es die Kinder und Jugend erwischt!

Darfdaswahrsein
2 Jahre zuvor

Es ist unverantwortlich und skandalös was sich in Schulen gerade anbahnt.
Sollte das „Thüringer Modell“ Schule machen in allen Bundesländern, verliere ich komplett den Glauben…
Die Herbstferien kommen näher, viele Familien werden diese nochmal für einen schönen Urlaubstripp nutzen.
Wenn dann alle Tests und Maßnahmen abgeschafft sind, Halleluja….
Aber , ach was , Kinder bekommen ja nichts und sind auch keine Überträger…

Wenn ich mir dann die Radikalisierung der Querdenker Szene betrachte, die erwiesenermaßen immer fanatischer handelt und agiert, macht mir das große Sorgen. Eine Forderung nach strafrechtlichen Konsequenzen ist unabdingbar.

Andre Hog
2 Jahre zuvor

By the way….den „freedom day“ gibt es jede Woche an Schulen und LuL und auch SuS freuen sich immer wieder darauf. Er nennt sich Freitag!!! Das sagt doch alles.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

:o) die Wahrheit, nichts als die Wahrheit!

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

@Andre Hog

Wäre ich Werbetexter bei der FDP 😉 würde ich mal sagen:
„So is it – Make in Deutschland Tatsachen great again!“
🙂

Mary-Ellen
2 Jahre zuvor
Antwortet  Pit 2020

Hey Pit, beruflich ein „zweites Standbein“ in der Entourage von Sugar-Chrissie?
Ich wäre sowas von gespannt!!!
😉

TaMu
2 Jahre zuvor

Freedom Day… are we in War? Please clear me up, offensichtlich I have what nicht mitgekriegt…
But in Thüringen they have schon jetzt Freedom Day? Is that not in Deutschland? Who saved them? Why? Vor what? And who the fuck is going to save German language?

alter Pauker
2 Jahre zuvor
Antwortet  TaMu

Wan sing is klier: Freedom heißt Freiheit.
That is: wenn allen die Freiheit zugestanden wir, sich so intensiv und professionell mit der Krankheit anzustecken, wie sie nur können.
Nur bei uns, in the kantri der Poets and Thinker, kann man auf einen solchen Humbug kommen.
In the last end ist das doch nur „panem et circensis“. Nur anders.
Auf einer Skala von 1 bis 10 belegt der Idiotie-Grad dieser Freedom-Day Geschichte Rang 12.

S.
2 Jahre zuvor

„Freedom Day“ gibt es doch schon an den meisten Schulen in RLP: Maskenpflicht im Klassenraum ist aufgehoben, Sport in der Turnhalle ohne Maske, alle gemeinsam auf den Schulhof ohne Masken, klassenübergreifende AGen sind möglich, Schulbusfahrten zum Sportplatz mit mehreren Klassen und Jahrgängen, Chor, Orchester, gemischter Reli-Unterricht etc. etc. Alles ohne Abstände natürlich! Nur in den Gängen sollen noch Masken getragen werden. That`s all. „Freedom for the virus – make Germany great again“, um im „denglischen“ FDP-Sprech weiterzudichten. Ja, das Land der Dichter und Denker.

alter Pauker
2 Jahre zuvor

@ Maren: Sie schreiben „Es gibt Mindesttemperaturen,die einzuhalten sind“. – Schön wär’s!
Unsere Stadt (Ba-Wü) hat lediglich die zulässigen Höchsttemperaturen in den Klassenzimmern festgelegt. An einer Schnur, quer durch mein Klassenzimmer hängt auf 2m Höhe ein Thermometer und darf höchstens 20 Grad anzeigen-der Hausmeister kontrolliert und muss Protokoll für die Stadt führen. Im Schulhaus sind auf den Gängen max. 17 Grad einzuhalten. Damit kein Wärmeverlust aus den Zimmern in den Gang erfolgt, sind die Türen der Klassenzimmer möglichst geschlossen zu halten. Sie staunen? Das ist Alltag! Kritik oder gar Protest der Eltern: Fehlanzeige.
Jährlich werden die Hausmeister platziert nach 1. bis 3. Platz mit Urkunde und einem Preis prämiert, die am meisten Energie eingespart haben. So saßen wir schon vor Corona in Herbst und Winter mit dicken Pullovern im Unterricht.

Von Mindesttemperaturen ist nirgends die Rede, so wie auch seitens der Schulverwaltung in Stuttgart still und leise auch alle anderen Arbeitsschutzvorschriften (die in Wirtschaftsbetrieben überwacht werden, wie z.B. Lärmschutz u.v.a.), in den Schulen aufgehoben wurden.

Maren
2 Jahre zuvor
Antwortet  alter Pauker

@alter Pauker,es haut aber ja auch keiner mal auf den Tisch!Alles wird geschluckt!Und laut meiner Info gibt es diese Mindesttemperaturwn zumindest hier bei uns sehr wohl.Aber alle sind ja sooooo froh,dass die Kinder endlich wieder glücklich in Präsenz lernen!

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  Maren

Es ist aber Sache der Eltern, auf den tisch zu hauen.
Die lehrkräfte einer Schule haben keinen Arbeitsplatz in der schule, für die die betriebsstätteverordnung gelten würde. Selbst wenn es so wäre, hat das Schulministerium keine Handhabe und auch kein Interesse den Schulträger auf eine bestimmte raumtemperatur zu verpflichten. Grundsätzlich wird ab 16:00 Uhr (Ganztag) die heizug heruntergefahren in den Nachtbetrieb. Schulkonferenzen zu abendlicher Uhrzeit finden grundsätzlich außer im Sommer bei Raumtemperaturen unter 18 Grad Celsius statt. Die Heizung läuft dann am nächsten atg erst wieder gegen 6:30 Uhr an. Klimatechnisch sind die SuS als wärmequelle mit eingerechnet. das merkt man, wenn lediglich ein Kurs mit geringer Schülerzahl unterrichtet wird. Der raum wird dann erst zur Mitte der zweiten Stunde die „Betriebstemperatur“ erreichen. Bei steigenden Energiepreisen, werden die Kommunen die Hausmeister eher anweisen noch restriktiver auf die erreichung der „Klimaziele“ hinzuwirken – und alle finden es ganz toll, lediglich die SuS, die in den räumen sitzen müssen, frieren sich einen ab.

TaMu
2 Jahre zuvor
Antwortet  alter Pauker

Das ist ja schon beinahe so wie in armen Dorfschulen vor 100 Jahren, als SuS noch Holz und Briketts mitbringen mussten?