Winterwelle rollt heran: Drosten blickt mit Sorgen auf den Schulbetrieb

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BERLIN. Der Chefvirologe der Berliner Charité, Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité, hält eine neue Infektionswelle für wahrscheinlich – mittendrin im Geschehen: die Schulen. Zwar zeige der Trend bei den Neuinfektionen mit dem Corona-Virus noch nach unten, aber es gebe erste besorgniserregende Anzeichen: „Man sieht bereits jetzt, dass in den ostdeutschen Bundesländern die Inzidenz wieder Fahrt aufnimmt. Ich denke, da deutet sich die Herbst- und Winterwelle an, die wir im Oktober wohl wieder sehen werden“, sagt er in der neuen Folge seines NDR-Podcasts.

Im vergangenen Jahr war der Oktober ein entscheidender Monat, auch für die Schulen – wird das wieder so sein? Illustration: Shutterstock

Im vergangenen Jahr hatte der exponentielle Anstieg der Infektionen Mitte Oktober begonnen – damals aber noch ohne Impfschutz. Die rasant ansteigenden Inzidenzen machten sich auch in den Schulen bemerkbar, wie die Statistik des Robert-Koch-Instituts zeigt: Wurden in der 39. Kalenderwoche im September 40 Ausbrüche an Schulen registriert, waren es in der 43. Kalenderwoche im Oktober bereits 100, in der 45. im November dann sogar 150. Inzwischen, ein Jahr später, sind 64 Prozent der Deutschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das klingt nach viel, ist aber im Vergleich mit manchen europäischen Nachbarn ein geringer Wert. Unter den Schülerinnen und Schülern ist die Impfquote allerdings deutlich niedriger. Kinder unter 12 Jahren sind gar nicht geimpft, weil es für sie noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt.

„Die Schulen laufen voran und die Eltern-Jahrgänge ziehen nach in der Inzidenz“

Auch der Blick nach Großbritannien, wo seit dem „Freedom Day“ am 19. Juli praktisch keine Corona-Schutzmaßnahmen mehr bestehen, bestärkt den Forscher in seiner Einschätzung. Dort häufen sich die Ansteckungen unter Schülerinnen, Schülern und deren Eltern seit dem Ende der Sommerferien wieder. „Die Schulen laufen voran und die Eltern-Jahrgänge ziehen nach in der Inzidenz. Glücklicherweise haben wir dort bei den Eltern-Jahrgängen eine ganz ordentliche Impfquote und wir haben dort auch im Gegensatz zu Deutschland sehr viele überstandene Infektionen in diesen Altersgruppen, so dass wir nicht erwarten müssen, dass das mit einer drastischen Zunahme der Krankenhaus-Belegung einhergeht“, erklärt Drosten.

Welche Rolle die deutschen Schulen in der kommenden Infektionswelle spielen werden, lässt sich ihm zufolge derzeit nur schwer abschätzen – zu unterschiedlich seien die Corona-Schutzmaßnahmen in Schulen. Thüringen hat als erstes Bundesland die Maskenpflicht aufgehoben und die Tests von Schülern in der Schule eingestellt. Mit einem unkontrollierten Infektionsgeschehen an den Schulen rechnet Drosten zwar nicht – aber mit einem schwierigen Abwägungsprozess zwischen dem Wunsch, die Kinder zu schützen, und dem Bedürfnis, die Schulen offen zu halten. News4teachers

Hier geht es zum aktuellen 99. NDR-Podcast mit Christian Drosten.

Hat sich Corona an Schulen erledigt? Von wegen – Meldungen über Ausbrüche unter Schülern häufen sich

 

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5 Kommentare
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Lars
2 Jahre zuvor

In welchen ostdeutschen Bundesländern nimmt denn da Virus Fahrt auf??????? Bisher sind doch alle ostdeutschen Bundesländer unter dem deutschen Durchschnitt.

NRW-Lehrerin
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lars

Thüringen. Heute 7-Tage-Inzidenz 70,6, Bundesdurchschnitt 61.

Leseratte
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lars

Der Durchschnitt der Inzidenz ist in Dtl.bei 61, in Thüringen bei 71.

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lars

@Lars
Nicht die Ergebnisse der Bundestagswahlen mit den Inzidenzwerten verwechseln!

Rosa
2 Jahre zuvor

Die Dummheit von Politik und KM macht einem nur noch sprachlos.https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/bw-erwaegt-ende-der-maskenpflicht-an-grundschulen-100.html Gesundheitsschutz für die letzten in der Reihe gibt es keinen mehr.