Lehrerverband: «Squid Game» wird auf Schulhöfen nachgespielt – Kultusminister in Sorge

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MÜNCHEN. Die brutale koreanische Serie «Squid Game» ist ein Medien-Phänomen – und wird zunehmend auch ein gesellschaftliches. In Bayern ist das nun auf den Schulhöfen angekommen.

Die südkoreanische Serie «Squid Game» ist die bisher erfolgreichste Netflix-Produktion mit den höchsten Zuschauerzahlen – 111 Millionen in nur 27 Tagen. Dabei wird in neun Folgen die Geschichte von knapp 500 Menschen erzählt, die sich alle hoch verschuldet haben. Sie treten in scheinbar harmlosen Kinderspielen gegeneinander an, um ein Preisgeld in Millionenhöhe zu gewinnen. Doch der makabere Wettbewerb lässt keine zweite Chance zu: Wer es nicht in die nächste Runde schafft, wird umgehend getötet.

In seinem Heimatland hat «Squid Game» vor allem wegen seiner offenen Gesellschaftskritik den Zeitgeist getroffen. Wachsende Ungleichheit, Diskriminierung sozialer Minderheiten, extremer Leistungsdruck: Fast alle großen Probleme des Landes werden in der Serie aufgegriffen.

«“Squid Game“ verbindet harmlose Kinderspiele mit massiver Gewaltausübung bis hin zu Tötungsdelikten»

An Schulen in Augsburg kam es nach Medienberichten bereits zu Auseinandersetzungen und Schlägen, während die Serie nachgespielt wurde. Dort wurde das Schulamt eingeschaltet.

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Nach Angaben des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) waren an mindestens drei Grund- und Mittelschulen «Visitenkarten» aufgetaucht, die als Einladung zum «Squid Game» gelten. Das LKA spricht von «vereinzelten verdächtigen Wahrnehmungen im Zusammenhang mit der Fernsehserie». Aktuell seien aber keine Fälle von Körperverletzungen oder Gewalttaten im Zusammenhang mit dem Spiel an bayerischen Schulen bekannt.

«Das Thema „Squid Game“ ist unserem Sachgebiet Prävention bekannt», sagt eine LKA-Sprecherin. «Dort werden präventive Maßnahmen geprüft, gegebenenfalls perspektivisch in Absprache mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus.» Aktuell sei «aber kein derartiges Phänomen an den bayerischen Schulen erkennbar».

Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht die Popularität der Serie «mit Sorge». «“Squid Game“ verbindet harmlose Kinderspiele mit massiver Gewaltausübung bis hin zu Tötungsdelikten», sagte er am Donnerstag. «Gewalt hat in unseren Schulen nichts verloren.» Er sei sich sicher, dass die Lehrer im Freistaat das Thema aufgreifen. «Bei Anzeichen von Gewalt reagieren sie stets nach dem Grundsatz der „Null-Toleranz“.» dpa

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4 Kommentare
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eldorado
2 Jahre zuvor

«Gewalt hat in unseren Schulen nichts verloren.»
Müsste das dann nicht auch für das wissentliche Durchrauschen lassen einer Naturgewalt wie Corona durch die Schulen gelten?

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  eldorado

@eldorado
Ich hatte ähnliche Gedanken.
Die deutsche Version des Spiels heißt: „KuMi-Game – 16 gegen alle.“

Michael Proper
2 Jahre zuvor

Squid Game gehört da noch zu den harmloseren Dingen. Solche Serien schauen schon Fünftklässler. Offenbar gibt es da zu Hause kaum noch Kontrolle. Man kann sich vorstellen, was die jungen Leute da sonst noch alles schauen.

Andre Hog
2 Jahre zuvor
Antwortet  Michael Proper

Hey Meister Proper,
…du kannst ja doch sinnvolle und durchdachte Beiträge.

Ich hatte bereits befürchtet, dass von dir nur „trolliges“ kommt….ich freue mich, dass das nicht so ist.
Freundliche Grüße!!