Studie: Wohlbefinden von Eltern hat in der Pandemie messbar gelitten

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BERLIN. Dass die Corona-Pandemie Eltern auf die Psyche schlägt, ist naheliegend. Doch qualifizierte Daten zur Elternbelastung in der Krise sind erstaunlich rar. Berliner Forscher haben nun die Elternbelastung analysiert. Demnach sind besonders Mütter und finanziell benachteiligte Personen betroffen.

Trotz der großen Medienaufmerksamkeit für das Wohlergehen der Familien in der Corona-Pandemie ist die Zahl der qualifizierten wissenschaftlichen Studien zum elterlichen Stress und den elterlichen psychischen Belastungen während der COVID-19-Pandemie bislang noch sehr begrenzt. Zweifellos hat die dramatische Verlagerung der Verantwortung für Kinderbetreuung und Schulbildung auf private Haushalte die Familien unter enormen Stress gesetzt. Auswirkungen auf das Wohlergehen der Betreuungspersonen sind eine nahe liegende Erwartung.

Besonders Mütter haben in der Pandemie unter Erziehungsstress gelitten. Foto: Shutterstock

Eine Studie von von Forscherinnen und Forschern des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und der Ruhr-Universität Bochum zeigt nun, dass das psychische Wohlbefinden von Eltern in Deutschland während der Pandemie tatsächlich messbar gelitten hat. So gaben Väter und Mütter an, sich insgesamt gestresster und psychisch belasteter zu fühlen als vor Corona. Für die Studie befragten Jianghong Li, Mareike Bünning, Lena Hipp und Till Kaiser von März 2020 bis April 2021 knapp 1.800 Personen.

Neben der Unterscheidung zwischen Erziehungsstress und allgemeiner psychischer Belastung nahmen die Wissenschaftler auch die sozioökonomischen Faktoren der Belastung in den Blick. So wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gezielt gebeten, sowohl Angaben über ihr Stressniveau („Fühlen Sie sich überfordert oder erschöpft?“) als auch über ihre psychische Belastung („Sind Sie oft besorgt oder deprimiert?“) zu machen. Das Wohlbefinden vor Corona wurde rückblickend abgefragt.

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Die Studie zeigt, dass Eltern unterschiedlich stark von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen waren – je nach Geschlecht, finanzieller Situation, aber auch abhängig vom Alter und der Anzahl der Kinder. Besonders litten im untersuchten Zeitraum Mütter und sozial benachteiligte Personen unter den Folgen der Corona-Maßnahmen wie geschlossenen Kitas und Schulen.

Mehr Erziehungsstress erlebten während der ersten und dritten Welle der COVID-19-Pandemie insbesondere Mütter, Eltern mit kleinen Kindern (jünger als 11 Jahre) und Eltern mit zwei oder mehr Kindern, ebenso Eltern, die von zu Hause aus arbeiteten, und Eltern, die in finanzieller Unsicherheit lebten. Von einer stärkeren allgemeinen psychischen Belastung berichteten insbesondere Frauen, Befragte mit niedrigerem Einkommen, Alleinerziehende und Eltern mit jüngeren Kindern.

Auffällig sei gewesen, das Eltern mit Hochschulabschluss sich während der dritten Welle der Pandemie im Frühjahr 2021 weniger gestresst gezeigt hätten als Eltern mit geringerer Bildung. „Eine Erklärung dafür könnte sein, dass eine bessere Bildung Menschen eher befähigt, anhaltende Einschränkungen und Stress zu bewältigen“, sagt Studienleiterin Jianghong Li.

Die Studie nutzt Daten der WZB-Onlineumfrage Corona-Alltag. Die Ergebnisse sind statistisch nicht repräsentativ für die deutsche Gesamtbevölkerung. Frauen, Personen mit Hochschulabschluss und in Berlin lebende Menschen sind überrepräsentiert. (zab, pm)

Studie: Die Corona-Pandemie belastet besonders Schulleiterinnen und Schulleiter

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7 Kommentare
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Emil
2 Jahre zuvor

Das ist sicherlich so.
Allerdings frage ich mich, wie derartige Umfragen unter Alten, Krankenschwestern, Lehrern, Menschen in Kurzarbeit, etc., etc. ausfallen würden. Man muss nicht besonders klug sein um zu wissen, dass es hieße, sie hätten messbar unter der Pandemie gelitten

Es haben schlecht alle irgendwie gelitten, war ja nun mal eine Ausnahmesituationen.

Defence
2 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Genau das habe ich auch beim Lesen gedacht. Egal welche Gruppe man nimmt… Alle haben messbar gelitten.

Singles, Schauspieler, Sänger, Gastro…

Dafür muss man keine Studien machen.

Rosa
2 Jahre zuvor

Die KM beschönigen und dies Haltung vertreten Sie täglich……Die Familien haben in dieser Lebensphase aupergewöhnliches geleistet und zwar alle Familienmitglieder!https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/coronavirus-live-blog-in-bw-282.html#studie

Lanayah
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rosa

Eigentlich haben so ziemlich alle aussergewöhnliches geleistet Nur die KuMis leider nicht.

rosa
2 Jahre zuvor

Appelle, Mahnungen, Aufrufe, Hilfeschreie ohne Wirkung bei KM! https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-corona-sonntag-123.html#Mehr-Depressionen-und-Panikattacken-waehrend-Pandemie Die letzten in der Reihe die familien haben alles mitgetragen und sind schon lange an ihrer Belastbarkeitsgrenze angekommen.

Marion
2 Jahre zuvor

Daß Eltern mit Hochschulabschluß weniger gestresst waren, als Eltern mit geringerer Bildung, mag vielleicht auch daran liegen, daß Erstere meistens bessere Wohnverhältnisse mit besserer technologischer Ausstattung haben als Letztere. Mit anhaltenden Einschränkungen und Streß müssen Eltern mit geringerer schulischer Bildung auch ohne Corona zurecht kommen. Ihnen die Befähigung dazu abzusprechen, finde ich schon reichlich arrogant.

Andre Hog
2 Jahre zuvor

Wie sagte Volker Pispers vor einigen Jahren so treffend hinsichtlich solcher Untersuchungen:

Es wurde eine aufwändige und kostspielige Studie erstellt, um herauszubekommen, warum die Discounter Aldi und Lidl bei so viele Kunden so beliebt sind und diese in großer Zahl anziehen.

Nach Monaten der Befragung, soziologischen Untersuchungen und Feldbeobachtungen stellte sich ein höchstspannendes Ergebnis ein, das in einer Expertengruppe zunächst noch mal diskutiert und überprüft wurde, bevor es veröffentlicht wurde.

Es liegt am Preis!!!!