Corona-Krise: Schulen in Brennpunkten kämpfen gegen Lernlücken und Aggressionen an – geholfen wird ihnen nicht

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BERLIN. „Deutlicher kann kaum gezeigt werden, dass Politik zugelassen hat, dass diejenigen, die sowieso schon in schwierigen sozialen Lagen aufwachsen, durch die Krise noch weiter abgehängt wurden“, stellt VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann fest. Er spricht von einer „Schmach für die politisch Verantwortlichen“. Der Anlass: die Veröffentlichung des Schulbarometers, einer repräsentativen forsa-Umfrage unter Lehrerinnen und Lehrern im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung. Sie zeigt auf, dass Schulen in Brennpunkten vor deutlich größeren Herausforderungen stehen als Schulen an sozial stärkeren Standorten, dass sie deshalb aber keineswegs mehr unterstützt werden. Schlimmer noch: Die Ausstattung ist oftmals sogar schlechter.  

Unterrichten in schwierigen sozialen Lagen – hier: Berlin-Marzahn – ist ohnehin herausfordernd. Die Corona-Krise hat die Belastungen noch einmal vervielfacht. Foto: Shutterstock

Im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der „Zeit“ hat das Meinungsforschungsinstitut Ende September zum dritten Mal Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden Schulen zur Situation der Schulen in der Corona-Krise befragt. Zum ersten Mal wurden im aktuellen Schulbarometer nicht nur Daten zu den verschiedenen Schularten erfasst, sondern auch zur sozialen Lage der Schulen. „Gerade dieser Vergleich von Schulen mit einem hohen und einem geringen Anteil von armen Familien belegt: Die soziale Ungleichheit ist in der Pandemie deutlich größer geworden, und Schulen in sozial benachteiligter Lage stehen jetzt vor erheblich größeren Herausforderungen als andere Schulen“, so heißt es in dem Bericht, der auf dem Deutschen Schulportal veröffentlicht wurde.

„Allein der Blick auf die konkreten Auswirkungen der psychosozialen Belastungen macht das sehr deutlich.“ So beobachten laut Studie insgesamt 23 Prozent der befragten Lehrkräfte eine deutliche Zunahme aggressiven Verhaltens bei ihren Schülerinnen und Schülern. An Schulstandorten mit einem geringen Anteil von armen Familien bestätigen 14 Prozent der Befragten einen solchen Anstieg; an Schulen in sozial benachteiligter Lage aber sagen 44 Prozent der Lehrkräfte, das aggressive Verhalten habe zugenommen.

Auch bei den Lernrückständen zeigt sich dem Bericht zufolge eine Verschärfung der sozialen Ungleichheit. Insgesamt gaben die Lehrkräfte in der Befragung an, dass etwa jede dritte Schülerin und jeder dritte Schüler zu Beginn des Schuljahres 2021/22 deutliche Lernrückstände aufweist. In Schulen, in denen weniger als 25 Prozent der Familien Transferleistungen beziehen, hat allerdings nur ein Viertel der Schülerinnen und Schüler deutliche Lernlücken. In Schulen, in denen der Anteil von Leistungsempfängern über 50 Prozent liegt, lassen sich nach Einschätzung der Lehrkräfte dagegen bei knapp der Hälfte aller Schülerinnen und Schüler deutliche Lernrückstände feststellen.

„Motivationsprobleme, Konzentrationsmängel und Absentismus sind deutlich angestiegen“

„An Schulen, an denen mehr als 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen Eltern haben, die Transferleistungen beziehen, ist die Ausstattung mit Luftfiltern und digitalen Endgeräten schlechter. Sie haben höhere Lernrückstände und zeigen deutlicher Probleme bei der Bewältigung der Krise und der Wiederaufnahme des geregelten Unterrichts: Motivationsprobleme, Konzentrationsmängel und Absentismus sind deutlich angestiegen“, so fasst VBE-Chef Udo Beckmann weitere Ergebnisse der Studie zusammen.

Der Bundesvorsitzende unterstreicht: „Hier zeigt sich, dass das Aufholprogramm der Bundesregierung den wahren Kern des Problems nicht trifft. Im deutschen Bildungssystem sind wir in der Regel fähig und ausreichend flexibel, Lernrückstände aufzuholen oder schlicht Kompetenzen in einer anderen Klassenstufe zu vermitteln. Wie aber sollen wir die emotionalen und sozialen Beeinträchtigungen, die insbesondere während der Schulschließungen entstanden, ausgleichen? Der von den Kultusministerien gesetzte Fokus auf Lernen und Wissenserwerb muss unbedingt durch Möglichkeiten ergänzt werden, um die individuelle Förderung umzusetzen und Freiräume zu schaffen für die Herstellung von guten Beziehungen, Vertrauen und Strukturen zur Stärkung der emotionalen und sozialen Kompetenzen.“

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Ähnlich bitter fällt das Fazit der GEW aus. „Die sozialen Probleme, die viele Kinder ohnehin schon haben, werden in besonders belasteten Schulen in der Corona-Pandemie verdoppelt und verdreifacht. Das darf sich ein reiches Land wie Deutschland nicht leisten“, sagt GEW-Vorsitzende Maike Finnern mit Blick auf die Ergebnisse des Schulbarometers. Sie mahnt rasche und nachhaltige Unterstützung insbesondere für Brennpunktschulen sowie benachteiligte Kinder und Jugendliche an. „Nach den Corona-Maßnahmen brauchen wir jetzt dringend ein soziales und pädagogisches Maßnahmenprogramm, das diesen Fehlentwicklungen nicht kosmetisch und kurzsichtig, sondern umfassend und nachhaltig entgegensteuert.“

„Die Gelder müssen nach Sozialindex vorrangig dahin fließen, wo die Schulen sie am dringendsten benötigen“

Finnern stellt fest, dass das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ der Bundesregierung und die entsprechenden Länderprogramme angesichts der Probleme viel zu kurz springen würden und sozial nicht ausgewogen seien. „Damit die Unterstützung wirklich dort ankommt, wo sie gebraucht wird, muss die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen unbürokratischer und zügiger laufen. Vor allem müssen die Gelder aber sowohl unter den Ländern, als auch unter und in den Kommunen zielgerichteter verteilt werden. Dabei lautet der Grundsatz: Ungleiches muss ungleich behandelt werden. Die Gelder müssen nach Sozialindex vorrangig dahin fließen, wo die Schulen sie am dringendsten benötigen“, betont die GEW-Vorsitzende. „Die Mittel der aktuellen Programme sind wichtig, die soziale Schieflage in einem unterfinanzierten und sozial selektiven Schulsystem ist aber allein mit befristeten Projektmitteln nicht aufzulösen. Die neue Bundesregierung muss hier einen Schwerpunkt setzen.“

Die soziale Spaltung zeige sich auch bei der Digitalisierung im Schulsystem. „Ob bei Lernplattformen, Videounterricht, digitalen Lernkonzepten oder WLAN: Überall haben Brennpunktschulen das Nachsehen gegenüber Gymnasien. Sogar bei der Ausstattung mit Luftfiltern schneiden Schulen in schwieriger sozialer Lage schlechter ab. Bildungsteilhabe und Gesundheit hängen bis heute vom Geldbeutel der Eltern und der Finanzlage der Kommune ab“, unterstreicht Finnern.

„Erschreckend“ sei, so Finnern, dass in der Pandemie keine Unterstützungsmaßnahmen eingeführt worden sind, die Schülerinnen und Schüler mit psychosozialen Problemen unterstützen. „Nur Leistungsdruck und Stoffpaukerei für gute Noten sind der falsche Weg. Wichtig ist, dass Schulen auf die Nöte und Sorgen der Kinder eingehen und ihnen dabei helfen, Motivation und Lernfreude zu entwickeln und zu Konzentration und Ruhe zurückzufinden. Gerade in Krisenzeiten müssen Fächer, die der Persönlichkeitsentfaltung, dem spielerischen Lernen, der Bewegung und der Kreativität Raum geben, stärker in den Vordergrund rücken.“ Dazu brauchten Schulen die nötige Freiheit und personelle Unterstützung.

Zu einem pädagogischen Post-Corona-Programm gehöre, Schule zum Ort der Begegnung und des sozialen Zusammenhalts, der Vielfalt von Lernmethoden und Lernzugängen zu machen. „Wenn die Kultusministerien die ‚normale Schule‘ ausrufen: Das neue ‚Normal‘ muss sozialer, inklusiver und personell besser untersetzt sein“, hebt die GEW-Vorsitzende hervor. News4teachers

Umfrage unter Lehrkräften: 95 Prozent geimpft. Nur wenige Klassenräume mit Luftfiltern

 

 

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Honigkuchenpferd
2 Jahre zuvor

Doch, es wurde ihnen geholfen. Es gab die glorreiche Idee, den Lehrern an Brennpunktschulen in Berlin eine Gehaltszulage von 300,- Euro zu geben. Dass sich dadurch nichts an den oben beschriebenen Arbeitsbedingungen ändert, scheint man hingegen nicht bedacht zu haben.

fabianBLN
2 Jahre zuvor
Antwortet  Honigkuchenpferd

Ja, Honigkuchenpferd, das ist ein Witz. Da sind jetzt wahrscheinlich Millionen ausgegeben worden für die Gehaltszulage. Das steckt man ein und danach ist alles wie zuvor. Keines der drängenden Probleme an den Brennpunktschulen ist gelöst, ja, es fehlt sogar noch Geld, um damit Probleme zu lösen.

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Öhm. Personalmangel an Grundschulen, besonders Brennpunktgrundschulen, sind kein Geheimnis. Der wichtigste Faktor ist und bleibt die Lehrkraft. Mit höherem Gehalt sorgt man für mehr Bewerber und bessere Bewerber an jenen Schulen, die es dringend brauchen

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Glaube ich nicht oder das Gehalt müsste unfassbar hoch sein mit paradiesischen Arbeitsbedingungen. Selbst eine illusorisch hohe Zulage von 10% reicht dafür bei Weitem nicht aus.

yorum Yap
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Was keiner erwähnt ist aber, dass gar nicht alle „Brennpunktschulen“ diese Zulage bekommen. Da müssen irgendwie soundsoviele Prozent Hartz-IV-Kinder sein und wenn es 1% weniger ist, bekommen die Lehrer die Zulage nicht. Das hat für die nächste Verbitterung gesorgt und geändert hat sich natürlich nichts an diesen Schulen. Das stimmt. Es ist nichts besser geworden.

Und seit Kurzem gibt es eine weitgehende Haushaltssperre für die Berliner Schulen. Da fehlen nun wohl diese „Millionen“?!?

Georg
2 Jahre zuvor

Die nächste Studie, die das marxistische Gleichheitsprinzip als bestätigt. Ich habe in dem gesamten Artikel nichts über den Erziehungsauftrag der Eltern gelesen. Außerdem gefällt mir mal wieder nicht die Identifikation von Hartz IV mit dumm oder wenigstens sozial auffällig oder beides. Ja, diese Korrelation besteht, aber auch ja, bei anderen Bevölkerungsgruppen wird eine gleich lautende Korrelation in Richtung dumm oder sozial auffällig als Unfassbar, Unerträglich oder noch schlimmeres weggebrüllt.

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Und was können die Kinder für ihre Eltern? Übelster Sozialdarwinismus!

Gerd Möller
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

@ georg:

Ihr Kommentar ist ohne Empathie und Fakten leugnend. Ich hoffe nur, dass Sie kein Lehrer sind!!

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Also sind Hartz IV-Empfänger tatsächlich dumm, können sich nicht benehmen und können ihre Kinder nicht zum Lernen animieren? Das aus Ihrer Hand lesen zu dürfen, ist schon heftig.

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

So ein Quatsch. Aber Menschen mit Existenzsorgen haben womöglich andere Probleme als Schule.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ich habe nur logische Schlüsse analog zu Ihnen in anderen Kontexten angewendet.

Wie viele der Hartz iV-Empfänger tatsächlich Existenzängste haben, müsste man auch mal untersuchen.

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

@Georg
„Also sind Hartz IV-Empfänger tatsächlich dumm, können sich nicht benehmen und können ihre Kinder nicht zum Lernen animieren?“

So, dann werde ich mal den Sozialdarwinisten heraushängen lassen: Auf den Einzelfall bezogen mag diese Aussage nicht stimmen, aber auf die Breite bezogen, trifft sie sicherlich zu.
Anders wäre es auch schlecht erklärbar: wer dumm ist, erlernt keinen intellektuell anspruchsvollen Beruf mit entsprechender Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit, sondern bewegt sich eher auf dem Niveau einfacher prekärer Beschäftigung und/oder dauerhafter Arbeitslosigkeit.

Natürlich kann das während einer Wirtschaftskrise wiederum anders aussehen, aber ich kolportiere an dieser Stelle gerne die ganzen Medienberichte zum Thema „Fachkräftemangel“.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Herr Möller: keiner hier leugnet offensichtliche Fakten. Der Dissens besteht eher in den Rezepten gegen Missstände.
Aber beantworten Sie lieber mal die simple Frage: Wieso können „echte“ Hartz-IV-Empfänger (also solche, die keinen Job haben oder nur einen geringfügigen) sich nicht um ihre Kinder kümmern? Zeit haben sie doch, am Geld wird es nicht scheitern, mit den kleinen Kindern zu spielen und mit den größeren vielleicht auch. Gebrauchte Spielsachen gibt’s umsonst oder fast umsonst. Für das Grundschullesen sollte die Bildung wohl auch noch reichen, selbst bei „funktionalen Analphabeten“.
Es gibt auch eine gewisse „Vollkaskomentalität“, die in letzter Konsequenz zu einem „Bepampern“ derjenigen führen muss, die irgendwie sozial schwach sind. „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“, das war mal ein Sprichwort. Haben wir nicht einen Sozialstaat mit immensen Ausgaben in den öffentlichen Haushalten?

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Sie leben offensichtlich im Wolkenkuckucksheim. Kleiner Tipp: Hospitieren Sie doch mal beim Sozialen Dienst einer beliebigen deutschen Großstadt.

Wir reden hier von Menschen mit psychischen Problemen, nicht selten von Alkohol- und Drogenmissbrauch, von z. T. vermüllten Wohnungen, von Alleinerziehenden, von Überschuldeten, von kinderreichen Familien in elenden Wohnverhältnissen – Ihr Blabla über „Vollkaskomentalität“ ist so vorbei an der Realität, dass es wehtut. Hundertausende von Kindern, die für ihre Lage null Verantwortung tragen, dürfen sich dann noch zynische Sprüche von saturierten Beamten wie Ihnen anhören. Armes Deutschland.

Gerd Möller
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

@ Carsten60

Schließe mich Bernd voll an. Das können Sie auch als meine Antwort auf Ihre Frage werten.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Aber weder von psychischen Problemen noch von Alkohol und Drogen usw. ist in dem oben verlinkten Bericht im Deutschen Schulportal die Rede. Warum verschweigt bzw. verklausuliert man denn das? Klartext wäre nötig! Und müsste nicht die staatliche Gemeinschaft gemäß Art. 6 GG denen die Kinder wegnehmen? Was ist denn mit den Elternrechten von solchen Leuten? Haben die die Elternrechte nicht verwirkt? DAS sind die interessanten Fragen, jenseits von Jammern über Brennpunktschulen. Auf jeden Fall gib’s doch jahrzehntelange Versäumnisse bei der Vorgeschichte dieser Brennpunktschulen, auch von solchen Politikern, die im Wahlkampf immer die soziale Gerechtigkeit ganz groß herausstellen.Wer Kinder in die Welt setzt, hat auch eine Verantwortung dafür. Das scheint hier wegdiskutiert werden zu sollen. Argumente höre ich von Herrn Möller schon lange nicht mehr, nur das bekannte Jammern, wie schlecht und ungerecht es doch bei der Bildung in Deutschland zugeht. Was Bernd über „saturierte Beamte“ mutmaßt, gilt doch für Herrn Möller erst recht: Er hat vermutlich hier das dickste Gehalt und tut dann so, als sei er Mutter Teresa.

Yvonne
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Ein Grundrecht wie § 6 GG besteht von Grund auf. Kann nicht verwirkt werden. Mal etwas den Horizont erweitern..fûr die hier welche sich für klug halten, jedoch das Gegenteil offensichtlich ist. ‍♀️ Und wer über Kinder, Eltern herzieht, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

Last edited 11 Monate zuvor by Yvonne
Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Hier ist nicht die Rede von Alkohol- oder Drogenabhängigen, sondern es heißt, die meisten arbeitslosen Harzt-IV-Empfänger wollten arbeiten:
https://www.diw.de/de/diw_01.c.347055.de/die_meisten_arbeitslosen_wollen_arbeiten.html
Ich wundere mich über das hier gezeichnete grotesk negative Bild von Hartz-IV-Empfängern. Meist heißt es, das seien Leute, die bedauerlicherweise arbeitslos wurden, weil ihre Firme Pleite gemacht hat. Beispiel: die Schlecker-Frauen. Warum also können die sich nicht um ihre eigenen (!) Kinder kümmern?

Bernd
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Gerne nochmal: Sie leben offensichtlich nicht auf diesem Planeten.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Herr Möller: Der Schulleiter der Berliner Friedrich-Bergius-Schule (Michael Rudolph), einer Brennpunktschule mit hohem H-IV-Anteil, hat mit bescheidenen Mitteln Erfolge erzielt, was aber die regierenden SPD-Genossen gar nicht mochten. Die fanden, da gebe es zu viel Schulentwicklungsbedarf, und wollten ihn am liebsten schnell loswerden. Ich nehme an, Sie kennen die Geschichte, im Internet findet man etliche Beiträge.
Leben vielleicht in Berlin einige Genossen Schulreformer auf einem anderen Planeten oder auch im Wolkenkuckucksheim?
Der obige Artikel geht darauf (natürlich!) nicht ein, weil das nicht im Sinne der „richtig gepolten“ Politik wäre. Es ist ja bequemer, auf mich zu schimpfen. Fairness in der Diskussion? Fehlanzeige.

Adolfo
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60
„Für das Grundschullesen sollte die Bildung wohl auch noch reichen, selbst bei „funktionalen Analphabeten“.

Trollig unterwegs!

gewisse „Vollkaskomentalität“ … „Bepampern“ derjenigen führen muss, die irgendwie sozial schwach sind.“

Sollte Ihre 60 auf das Baujahr hindeuten, scheint da etwa eine gewisse Angst um den Wohlstand als saturierter Privatier zu bestehen?

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Adolfo

Ich lese immer nur, man solle kein allzu negatives Bild von den 5-6 Millionen Hartz-IV-Empfängern haben, das seien meist normale Menschen (also nicht drogenabhängig usw.). Und dann geht es hier ja um die jüngeren Jahrgänge, die schulpflichtige Kinder haben. Da möchte ich mal genauer wissen, wie viele nicht in der Lage sein sollten, mit ihren Grundschulkindern lesen und schreiben zu üben. Gewiss wird’s die auch geben, aber ich frage mich, wieso wir unser ganzes Schulsystem ausgerechnet an denen ausrichten sollen. Das Wort „’sozial schwach“ wird inzwischen inflationär gebraucht und soll alles und jedes entschuldigen. Hier
https://tageswoche.ch/politik/wer-kann-zieht-hier-weg/index.html
heißt es, unter jungen Leuten im Norden von Berlin-Neukölln sei H-IV-Bezug eine „Normalität“ (also sind das Leute, die auch arbeiten könnten), und weiter unten wird der Sohn eines türkischen Gastarbeiters zitiert mit den Worten: „Wir müssen die Eltern härter in die Erziehungspflicht nehmen …“.
@ Adolfo: Also wenn der das sagt, dann darf ich das auch sagen. Niemand wird behaupten, damit seien alle Probleme gelöst. Aber die vorgestanzten Phrasen im obigen Artikel lösen auch keine Probleme (und Ihr Beitrag auch nicht). Man müsste schon sagen, wie die Unterstützung der Brennpunktschulen KONKRET geschehen soll. In Berlin werden schon Bonusmittel in eben diese gepumpt, aber was bewirkt das? Ich habe den Verdacht, niemand hat Rezepte, aber niemand will es zugeben. Schimpfen und Jammern ist einfacher.

Alfredo
2 Jahre zuvor
Antwortet  Adolfo

@Carsten60:
Wieso vermag ich einfach keinen roten Faden, außer einschlägige Phrasendrescherei, in Ihren Beiträgen erkennen?

Familien, vielleicht auch mit Migrationshintergund als bildungsfern zu bezeichnen, denen aus welchen Gründen auch immer die Teilhabe in unserem kulturellen, sozialen und/ oder materiellen Gesellschaftssystem nicht gelingt, wäre noch hinnehmbar.

Allerdings die Pauschalierungen als Normalzustand wie
Hartzer /Hartz-IV = „Alkohol- und Drogenmissbrauch“ = „dumm und faul“ – das typische STAMMTISCHKLISCHEE – wie „LuL haben wochenlang im Jahr Urlaub und ab Mittag frei“ gehen gar nicht.

Deutliche Lernrückstände, Motivationsprobleme, Konzentrationsmängel und Absentismus sind Warnzeichen und könnten als Folgeprobleme wie Armut, Isolation, hohe Risiken bei der Entwicklung der Kinder, u.ä. gesehen werden.

Aber was sind für betroffene Kinder mit gezeigten Lernlücken und Aggression die häufig (familiären) Ursachen?

Saskia
2 Jahre zuvor
Antwortet  Adolfo

Ja, Schimpfen und Jammern ist wirklich einfacher, Carsten60.
Aber nicht nur das:
Mit Schimpfen und Jammern versuchen auch viele, die eigene Person zu glorifizieren. Man ist ja so mitfühlend, kämpft so leidenschaftlich für die Armen und Schwachen. Dieser scheinbar so selbstlose Eisatz besteht jedoch nur in Forderungen an die Allgemeinheit, an die Gesellschaft, an den Staat und alle, denen es angeblich ungerechter und unverdienter Weise besser geht.

Mich stößt dieser eitle und zur Schau gestellte Edelmut immer wieder ab, zu dem fast immer „Schimpfen und Jammern“ gehört.
Ihnen, Carsten 60 sowie Georg und einigen anderen, die diese selbstherrliche Mitleidstour nicht mitmachen, sondern sachlichere Töne anschlagen, um Zustände realistischer zu betrachten und entsprechende Wege zur Verbesserung vorzuschlagen, möchte ich ganz herzlich für Ihre mutigen Beiträge danken. Mutig deswegen, weil Sie sich durch ständige Herabwürigung Ihrer Person (Siehe „Sie leben offensichtlich nicht auf diesem Planeten“ oder „Trollig unterwegs!“) nicht dazu bringen lassen, den Mund zu halten und wichtige Wahrheiten zu unterschlagen, die bei mehr Beachtung wirklich helfen könnten, missliche Zustände zu verbessern.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Adolfo

@ Alfredo: Moment mal, oben am 4.11. um 18:19 hat Bernd (und nicht ich) Hartz IV sofort in einen Zusammenhang mit psychischen Problemen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit usw. gestellt („Wir reden hier von …“). Ich hatte nur gefragt, warum Arbeitslose, die Hartz IV beziehen, sich nicht um ihre eigenen Kinder kümmern können, da sie doch Zeit haben (im Gegensatz zu jenen Eltern, wo beide einen anstrengenden Job haben). Von dumm und faul habe ich NICHT gesprochen, das waren andere. Wer Kinder hat, hat auch eine VERANTWORTUNG und muss sie wahrnehmen, wann immer das möglich ist. Dieses achselzuckende „die Eltern können es halt nicht“ möchte ich mal kritisch hinterfragt wissen. Das stimmt vermutlich nur für wenige sozusagen „hoffnungslose“ Fälle. Ich habe in keiner Weise H-IV-Empfänger herabgesetzt, sondern — im Gegenteil — auf die Schlecker-Frauen hingewiesen.
Wenn Sie das, was ich schreibe, als Phrasendrescherei empfinden, tut es mir leid, aber wie steht es um die Phrasendrescherei der Funktionäre im obigen Artikel, soweit es die Lösung der offensichtlich bestehenden Probleme betrifft („sozialer, inklusiver und personell besser“)? Geld allein nach einem Index kann auch nichts bewirken, es muss auch sinnvoll ausgegeben werden. In Berlin versucht man das doch schon. Aber wo bleibt der Erfolg?

Justus20
2 Jahre zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Herr Möller, was Sie „ohne Empathie und Fakten“ nennen und Georg vorwerfen, quillt im Vergleich zu Ihren schlechtgelaunten dürren Sätzchen geradezu über vor Fakten und Empathie.
Wem wollen Sie hier eigentlich zu Munde reden und gefallen?

Pit 2020
2 Jahre zuvor

Unterstützung? – Womöglich durchdacht und sinnvoll?

Ach?! Ist das nicht das, was es für Schulen PRINZPIELL nicht gibt?

Die Zusammenhänge sind klar bei allen innerhalb des Systems und sie dürften so langsam auch den Leuten klar werden, die gerade nicht mit dem System Schule zu tun haben, weil sie dort nicht arbeiten oder keine schulpflichtigen Kinder haben.
Aber dann erinnert euch mal an eure eigene Schulzeit: Da waren die Gebäude doch auch schon renovierungs- oder sanierungsbedürftig – oder abrissreif. (Bei jedem anders genutzten Gebäude würde man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Bei Schulen heißt es „Geht doch noch!“)
Und in den Kitas sieht es wohl auch nicht besser aus.
Die sozialen Probleme sind in den letzten 20 Jahren massiv größer und vielschichtiger geworden. Aber es wird so getan, als habe sich nichts geändert. Kritische Stimmen werden „weggedrückt“.

Tja, klappt nicht, was?
Alle „Leuchtturmschulen“-Projekte und sonstige Nebelkerzen lenken nicht ab vom Gestank des Sch***haufens in der Breite, den die federführenden Dilettanten der Bildungspolitik in den letzten Jahren mit Stolz (!) aufgehäuft haben – entgegen aller Warnungen der Basis!
„Das ist das Wesen der Dilettanten, daß sie die Schwierigkeiten nicht kennen, die in einer Sache liegen, und daß sie immer etwas unternehmen wollen, wozu sie keine Kraft haben.“
(Johann Wolfgang von Goethe)
https://gutezitate.com/zitat/116733

Ins Bild dieses an allen Ecken und Kanten seit langem „misshandelten“ und krankem Systems passen da etliche Artikel der letzten Tage (Kommentare inklusive), kleine Auswahl:
https://www.news4teachers.de/2021/11/gesundheitsfachkraefte-fuer-schulen-bundesweit-relevantes-modellprojekt-wird-eingestampft-vbe-ist-fassungslos/
https://www.news4teachers.de/2021/11/schlag-ins-gesicht-jeder-lehrkraft-philologenverband-kritisiert-hubigs-zukunftskongress-in-stil-und-inhalt/
https://www.news4teachers.de/2021/11/referendariat-kuerzen-bildungsplaene-der-kuenftigen-rot-roten-koalition-sorgen-fuer-kritik/

Für mehr Lesestoff einfach im n4t-Archiv stöbern.
Da gibt es auch genug weiterführende Quellen und Links in und unterhalb der Artikel.

Teacher Andi
2 Jahre zuvor

Die Elite bleibt unter sich. Die Gymnasien werden am meisten gefördert, die „Hochbegabten“ unterstützt, was per se nicht abzulehnen ist, aber man sollte das Gleichgewicht bewahren und in allen Schularten individuell angepasste Förderungen anstreben. Die sind zwar im Moment teuer, aber sie zahlen sich langfristig aus. Jedoch, mit der Lanffristigkeit und Nachhaltigkeit hat es unser Kultusministerium nicht so sehr. Hier werden Entscheidungen rein nach Budget oder aufgrund von ministeriellen Eitelkeiten und nicht nach sinnvollen, pädagogoschen Gesichtspunkten getroffen. Die Schuld kann man ja dann ganz easy auf die Lehrer schieben, wenn die Sache nicht so funktioniert wie gedacht. Es ist überaus wichtig, gerade die bildungsfernen Schichten abzuholen, und da bedarf es einer engeren Zusammenarbeit mit dem Elternhaus, da viele Eltern entweder Berührungsängste haben oder eine verbohrte Überzeugung. Aber diese Arbeit kann man nicht auch noch den Lehrern zusätzlich anlasten, obwohl die das punktuell schon mal in Angriff nehmen und ihre Freizeit dafür opfern. Jeder sieht die Notwendigkeit, doch die Regierung bleibt stur bei ihrer Sparpolitik, die auf lange Sicht eben noch mehr Kosten verursacht. Aber das ist ja dann ein anderes Budget ……..

Carsten60
2 Jahre zuvor

Zum einen ist bemerkenswert, dass es zu diesen Themen Umfragen unter Lehrern gibt, während man wenig von Umfragen hört, was die Lehrer eigentlich von diversen Schulreformen halten und wie sie die Einhaltung der vielgerühmten KMK-Bildungsstandards einschätzen. Das war wohl auch schon vor der Corona-Krise nicht besonders gut, um es mal vorsichtig zu formulieren.
Zum zweiten liest sich der o.a. Link etwas weniger dramatisch als der Artikel. Es geht um die Folgen der Corona-Krise, gegen die ja nun eigentlich niemand ein Patentrezept hatte. Da wird dann also über 77 % Motivationsmängel an Schulen mit hohem Sozialtransfer-Anteil berichtet gegenüber 67 % bei allen Schulen und — seltsamerweise — ebenso 67 % bei Schulen mit niedrigem Anteil an Sozialtransfer. Klingt das dramatisch? Da gibt es 49 % Lernrückstände an Schulen mit hohem Sozialtransfer-Anteil gegenüber 33 % bei allen. Wie mag das vor der Corona-Krise gewesen sein?
Zum dritten gäbe es diese Brennpunktschulen ja gar nicht, wenn es nicht diese Brennpunkt-Quartiere in den Großstädten gäbe. Diese aber sind nicht vom Himmel gefallen, sondern in Jahrzehnten entstanden, vermutlich doch mehr durch Migration als durch Arbeitslosigkeit, denn die hohe Arbeitslosigkeit gab es nur temporär; sie ist wieder erheblich zurückgegangen. Die Zahl von über 2 Millionen Arbeitslosen bei gleichzeitig einem angeblich dramatischen Mangel an Arbeitskräften müsste auch mal näher untersucht werden.
Zum vierten ist es eigentlich logisch, dass gering qualifizierte Leute als Eltern im Eigeninteresse (!) darauf achten müssten, dass ihre Kinder nicht mehr zu den gering Qualifizierten gehören und von Hartz IV wegkommen. Warum also kümmern sich Hartz-IV-Empfänger nicht mehr um ihre Kinder, Zeit haben sie doch. Nach 1945 dachten alle „unseren Kindern soll es mal besser gehen als uns“, ist das jetzt vergessen?
Fünftens wird in Leserkommentaren zu den Bericht beim Deutschen Schulportal die Frage gestellt: Woher eigentlich wissen die Lehrer so genau Bescheid über die Transferleistungen? Darunter sind ja wohl auch sog. „Aufstocker“, die eigentlich einen Job haben und somit eigentlich nicht typisch sind für die Probleme in den Brennpunktvierteln. Es klingt immer so, als sei ein Geldmangel ursächlich für alle Probleme, aber stimmt das? Braucht die Bildung der Kinder Geld oder doch eher was anderes? In dem obigen Artikel wird das alles durcheinandergeworfen: arm, psychozoziale Probleme, Leistungsdruck, Stoffpaukerei, selektives Schulsystem usw. Manche Ursachen werden offenbar bewusst verschwiegen. Ich habe nicht den Eindruck, dass der Artikel dem Bericht beim Deutschen Schulportal gerecht wird oder auch nur gerecht werden will. Es soll so nebenbei auch Stimmung gemacht werden, mal wieder auch gegen die Gymnasien. Vergessen wird dabei, dass es Gymnasien auch in Brennpunktvierteln gibt. Der Herr Vieluf von den Grünen hat für Hamburg mal mitgeteilt, die Stadtteilschulen in den gutbürgerlichen Bezirken seien besser als die Gymnasien in den Brennpunktvierteln. Was heißt denn das, und wie würde das in einem einheitlichen Schulsystem aussehen?

Rosa
2 Jahre zuvor

In BW haben die Schüler bei einem G8 Zug ein G7 Schuljahr absolviert und in veschiedenen Lernfächern massive Lernrückstände angehäuft. Auch der PhV-BW hat eine angemessene Aufarbeitungszeit gefordert um unter fairen Bedinungen dieser Bildungskrise gerecht zu werden.https://www.phv-bw.de/zumeldung-des-phv-bw-zur-pressemitteilung-der-initiative-buendnis-g9-jetzt-fuer-ein-corona-aufholjahr-durch-g9-an-den-gymnasien/ Die Krise alle sozialen Schichten getroffen und egal welcher Herkunft und vor allem Schulen die ein G8 Zug anbieten. Durch dieses verkürzte Schuljahr und dies ist in dem Ausnahmezustand nochmals auf G7 gekürzt worden. Die Schülerschaft kämpft um Gerechtigkeit um den Bildungstoff in einer guten Zeitform aufarbeiten zu können. Die Schüler sind unverschuldet in eine schwere Lernkrise geraten und diese Belatung ist immer noch geklärt. Das Frau Schopper sich lauthals für Gemeinschaftsschulen bekennt und die anderen Schulformen im Regen stehen läßt, ist für alle an der Schule nicht tragbar. Die Arbeitatmosphäre hat sich anden Schulen sehr verschlechtert und die Motivation ist nicht gegeben, weil kein Lernkonzept auf dem Tisch liegt zur Aufarbeitung. Eine Erleichterung ist an den Schulen nicht eingetreten und die Anspannung ist gestiegen, weil Versprechungen zur Aufarbeitung nicht angeboten wurden. Die Mogelpackung ist aufgeflogen und hat zusätzlichen Frust bei den Schülern und Lehrern hervor gerufen. Die angestauten Gefühlen erschwert das Schuleben und die Lernfreude ist in den Keller gerutscht. Es sind große Sprüche geschlagen worden und ein Aufholprogramm angepriesen worden und für die letzten in der Reihe nicht vorgestellt worden an den Schulen und nicht weingetroffen. Wo ist das viele Geld hin geflossen und wie war die Verteilung von diesem Kuchen. Viele haben nichts von diesem Kuchenstück erhalten und bleiben hungrig auf der Strecke. Für eine gesundeund freudige Lernbasis ist kein Gundstein gelegt worden nach diese schweren Lebenskrise von den heranwachsenden Kindern. Die Hoffnungslosigkeit, Frust und Gewalt macht sich unter den Schülern breit um Aufmerksamkeit zu bekommen. Egal welche Schulformen die Kinder mit ihren Eltern gewählt haben, warten auf Lösungen und vor allem ehrliche Lösungen die ein vorankommen garantieren. Die Leistungsabfall macht einer breiten Schülerschaft zu schaffen und dies ist in der vierten Welle immer noch nicht anerkannt worden. Viele haben ihre Forderungen eingestellt, weil keine Bewegung in Sicht ist, für tragende Lösungen.

Andreas
2 Jahre zuvor

Warum werden Lehrer nicht gefragt, wenn es um Umbauten, Änderungen und Verbesserungen im Bildungssystem geht?
Fragen wir mal so:
Warum werden VW-Mitarbeiter nicht gefragt, wenn es um Arbeitsplatzabbau geht?
Warum werden Autofahrer nicht gefragt, wenn die KfZ-Steuer erhöht wird?
Warum werden die Versicherten nicht gefragt, wenn die Beiträge erhöht werden?
Warum werden die Schüler nicht gefragt, welche Noten gemacht werden?
Warum werden Urlauber nicht gefragt, wenn die Karibik zum Risikogebiet erklärt wird?

Sollte jetzt eigentlich selbsterklärend sein.
Wenn jemand, ob Lehrer oder nicht, selbst über alles bestimmen will (ausser den Schülern), dann steht dem Schritt in die Selbständigkeit oder dem Aufstieg in die Chefetage nichts im Wege.
Ich habe seit langem einen Leitspruch: Jeder hat den Chef den er verdient.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Das ist doch nur Polemik. Meinungsumfragen haben nichts damit zu tun, dass auch darüber bestimmt wird. Die sind immer unverbindlich. Aber wieso haben wir ständig Meinungsumfragen über die Kompetenzen der einzelnen Parteien, aber nie über die Kompetenzen der 16 Kultusminister oder die der höheren Schulverwaltung?
Veränderungen in den Schulen haben nicht nur Verbesserungen, sondern leider auch Verschlechterungen gebracht. Die Mentalität „die da oben werden es schon wissen, wir müssen einfach nur gehorchen“ ist grundfalsch.

Adolfo
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

»Nur die Dümmsten und die Weisesten können sich nicht ändern«
Konfuzius Chinesischer Philosoph

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Adolfo

Und wie reformfreudig ist man in den chinesischen Schulen? Hat man da auch schon das individuelle Lernen in Lernateliers entdeckt? Dort befehlen die Parteibonzen, die normalen Lehrer haben nichts zu melden, sie haben einfach nur zu funktionieren. Gefällt Ihnen das?

Alfredo
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Drillschule mit patriotischer Erziehung könnte sicher auch heute noch in D einige Geschmäcker treffen.
Meine nicht, aber es ging weiter um Veränderiung. Im bekannten Zitat geht es ja nicht um China, sondern Weiseste und Dümmste.

»Es ist nicht die stärkste Spezie die überlebt, auch nicht die intelligenteste, es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.«
Charles Darwin Englischer Naturforscher

Saskia
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

@Alfredo
»…, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.«
Charles Darwin hat aus seinem Blickwinkel sicher Recht. Was ist jedoch „Wandel“ in darwinschem, also naturforschendem Sinne? Ich vermute, so weit haben Sie nicht gedacht!
Darwin hat mit seinen Forschungen sicher nicht an relativ kurzfristige, menschengemachte Modeerscheinungen gedacht, die sich (je nach ideologischem und politischem Zeitgeist) ständig ändern und von einem Extrem ins andere umschlagen können. Nach Darwin siegen letzten Endes immer wieder die ehernen Gesetze der Natur und nicht das, was wir Menschen uns kurzfristig als unumstößliche Wahrheiten zurechtlegen und wofür sowohl die „Dümmsten“ als auch „Weisesten“ (siehe Konfuzius!) in ihrer oft übertrieben rechthaberischen Sichtweise sowohl psychische als auch physische Glaubenskriege führen.
Das beste, was wir zur besseren Erkenntnis (auch in der Pädagogik!) tun können, ist miteinander sachlich zu diskutieren anstatt Meinungsgegner nur beschimpfen und zum Schweigen bringen zu wollen.
Wer nur noch im eigenen Saft schmort und Andersdenkende mit der Dreckschleuder oder noch Schlimmerem besiegen will, ist für mich der gefährlichste aller Zeitgenossen.

Katinka Katze
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Deswegen gibt’s ja auch Lehrermangel!!!!

Teacher Andi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Der Vergleich ist jetzt schon etwas an den Haaren herbeigezogen. Der Chef des Lehrers ist der Direktor, und der darf auch nicht einfach entscheiden, denn da gibt es noch das omnipotente Kultusministerium, dessen Vorgaben man nicht zu hinterfragen hat und wenn es schief geht, keine Schuld bei sich sieht. Mit Chefs, Versicherern u.a. kann man reden und verhandeln, mit mehr oder weniger Erfolg. Und warum sollen Lehrer und Schüler, die nahe am Geschehen sind, nicht die besten Einblicke haben? Nichts gegen Kritik, aber überzeugte Lehrerhasser sind hier ein „bisschen“ fehl am Platz.

Alex
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas

Dieser Vergleich ist leider völliger Unsinn und zeugt von Unwissen über die Strukturen im Bereich Bildung.

Es geht nicht darum, dass für die jeweiligen Arbeitnehmer unliebsame Entscheidungen getroffen werden die zu persönlichen Nachteilen führen – das sind aber die Beispiele, die Sie zum Vergleich anführen.

Es geht vielmehr darum, dass es im Bildungssystem erhebliche strukturelle Mängel gibt, für die die Bildungspolitik verantwortlich ist.
Wenn Lehrerinnen hierzu befragt würden oder werden, ist es wichtig zu verstehen,
dass es a) den Lehrerinnen und Lehrern nicht um persönliche Vorteile geht, sondern um ein Bildungssystem, in dem Kinder gute Chancen bekommen,
dass b) in den obersten Entscheidungsetagen oft herzlich wenig Ahnung davon besteht, wie sich die Lernbedingungen in den Schulen gestalten
und dass es c) auch oft kein Interesse in diesen Entscheidungsetagen gibt, sich der Probleme anzunehmen (in NRW z.B. berichten Lehrer- Eltern und Schülervertretungen übereinstimmend, dass sie selbst bei den stattfindenden Treffen Ministerium regelmäßig erfahren, dass ihre Vorschläge zur Verbesserung der Situation niemanden interessieren).

Darüber hinaus sind „die Chefs, die wir verdienen“ für Lehrerinnen und Lehrer unerreichbar. Kommunikation geht immer nur von oben nach unten und Kritik wird überhört oder gar sanktioniert oder die falschen Stellen werden für die Missstände verantwortlich gemacht. Nach der letzten, für das Land NRW verpflichtenden Umfarge zur Arbeitsbelastung wurden ausschließlich die Schulleitungen für die Probleme an den Schulen verantwortlich gemacht und mussten u.a. pauschal verpflichtende Fortbildungen zum „wetschätzenden Umgang“ besuchen, obwohl die Ergerbnisse klare Versäumnisse im Bereich der ganzen Schulpolitik aufzeigten.

Palim
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alex

Danke für die Klarstellung.

Teacher Andi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Alex, sehr gut ausgeführt, danke. Aber wie Sie schon sagen, Kritik und Vorschläge interessieren die Chefetage KuMi nicht, und solange diese untragbare Situation bleibt, wird sich in Sachen Bildung nie etwas zum Positiven wenden. Das geht so lange gut, wie die Lehrer sich dem Ganzen brav beugen. Aber es wird langsam unbequem für unsere Granden im KuMi.

kanndochnichtwahrsein
2 Jahre zuvor

Alles lang bekannt – jetzt taucht einfach nur die Spitze des Eisbergs für die Öffentlichkeit erahnbar auf.

Hilfsprogramme wie beschrieben: Schuss in den Ofen (werden verweigert) oder Tropfen auf die heiße Herdplatte (bei weitem nicht ausreichend und vor allem nicht qualifiziert und nachhaltig) – wenn überhaupt vorhanden, wenn überhaupt auch nur im Ansatz zu realisieren!

WARUM um alles in der Welt wird nicht wenigstens JETZT dafür gesorgt, dass Schule im Winter weiter stattfinden kann???
WO sind die Luftfilter, die das sicherstellen könnten???
WELCHEN Schutz haben Kinder und Lehrer noch, wenn jetzt auch die Masken fallen/gefallen sind.
Und gerade die Kinder, die Schule in Präsenz ganz besonders dringend brauchen, die bestehen jetzt vehement auf ihrem Recht, ohne Maske zu sitzen.
Gerade diese Kinder werden sich im Zweifel als erste anstecken, ihre Familien anstecken, wieder nicht in die Schule gehen können, die Geschwister desgleichen oder gleich für den nächsten Hotspot sorgen.
NEIN, das sind keine Vorurteile gegen Randgruppen, das sind Erfahrungeswerte.
Wir sollten sie endlich wahrnehmen und entsprechend handeln.
Die Folgen des Nichthandels oder des Durchpeitschens irgendwelcher Sonderprogramme, deren Scheitern am Ende „keiner erklären kann“ und im Zweifel den Lehrern/Schulen in die Schuhe geschoben werden, werden uns alle viel mehr kosten als eine nachhaltige Schulpolitik, die ALLE Kinder und die Bedürfnisse aller Kinder berücksichtigen würde.

WAS um Himmels willen denkt „die Politik“ sich dabei, alles zu irgnorieren, das mit einiger Wahrscheinlichkeit dazu führen könnte, halbwegs sicher durch den Winter zu kommen – und Schule halbwegs zukunftssicher zu machen???

dickebank
2 Jahre zuvor

Wie soll denn den Forderungen seitens der politisch Verantwortlichen entsprochen werden? Auf der einen seite sollen zusätzliche Angebote gemacht werden, um den Benachteiligten die Chance auf Teilhabe zu eröffnen, und gleichzeitig sollen sie aber nicht stigmatisiert werden, in dem sie in Fördergruppen zusammen gefasst werden und die zusätzliche Lernzeit zu zusätzlicher Präsenz in der Schule führt, während die anderen SuS Freizeit haben. Um die zusätzlichen Lernzeiten in den Schulalltag zu integrieren, fehlt es aber an Ressourcen, um die anderen SuS, die nicht der zusätzlichen Förderung bedürfen, zu unterrichten. Wenn man die zur Verfügung gestellten ressourcen auf die einzelnen Klasen herunterbricht, können maximal zwei SuS je Klasse zusätzlich gefördert werden. Betroffen ist aber rund ein Drittel einer Klasse, die Lernrückstände aufholen müsste.
Es wäre an der zeit Förderprogramme für Schulpolitiker aufzulegen – also Herr schmeiß Hirn vom Himmel! – auf dass es sich im Zick-Zack-Scheitel verfangen möge.

dickebank
2 Jahre zuvor

Das Problem der Überbelegung des knappen Wohnraumes ist für Kinder und Jugendliche aus Brennpunkten ein großes Problem. Die haben innerhalb der überbelegten Wohnungen keinen Rückzugsraum., ganz im gegensatz zu Kindern und Jugendlichen aus den Vorstädten, die in eigenen Zimmern im EFH wohnen.
In den Brennpunkten potenzieren sich viele negative Einflüsse auf die lebensbedingungen.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Das wird schon stimmen, aber wie sollen Schulreformen daran etwas ändern?

dickebank
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Indem Schulen eben Raum für Kinder und Jugendliche bieten – und damit ist Lebensraum gemeint, also Platz zum Lernen und Leben.
Die Haltung von Zuchtsauen findet in der alltäglichen Diskussion mehr Platz als die platzsparende Unterbringung von SuS an Schulen. Die Bruttoflächen sind doch nur aus Gründen des Brandschutzes so groß. Wer die Flächen, die für Unterrichtszwecke nutzbar sind, einmal ins Verhältnis zur Bruttofläce setzt, wird sich wundern.

A.H
2 Jahre zuvor

Wie immer zeigt News4Teachers ein Problem deutlich vor. Man sieht daran, wie angefasst die Kommentatoren sind, es ist ein heikles Thema. Die letzte Ferienwoche als Aufholwoche zu sehen, das klappte gar nicht. Viele hatten schon lange Pläne für die Ferien gemacht oder sonstige Aufenthalte für die Kinder geplant, wie z.B. Computerkurse. Das freiwillige Wiederholen, ein nur konsequentes Verhalten gerade im G8, schien verpönt. Trotz Versetzungszeugnis sprachen Kinder und Eltern viel von Sitzenbleiben. Also bin ich als Mutter gespannt, wie das G8 klarkommt. Lücken durch die Krise sind unbestreitbar. Stress war eh vorher schon da. AGs würden zwar angeboten, wurden aber die Spielwiese der Hochbegabten. Die anderen verzichteten für mehr Lernzeit zuhause. Warum nicht wirklich zurück zu Zeiten der ToTs, früher in der Kirche gang und gäbe, jetzt auch nicht mehr existent. Jugendbegegnungsstätten mit Kreativität und Spaß mit Musik und Bewegung und Spiel ohne Druck. Unsere G8-Oberstufe kennt nicht mal mehr das Konzept Schülerstudio mit Billard und Kicker. Selbst dieser Raum wurde aufgelöst. Ist jetzt leer.