Philologen fordern: Auch Geimpfte und Genesene in Schulen testen

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An den Schulen sollten auch Geimpfte und Genesene getestet werden – nach Auffassung des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz jedenfalls. Alles andere sei grob fahrlässig, teilte der Verband in Mainz mit. Zudem solle auf die genaueren PCR-Tests umgestellt werden, da Selbsttests eine Infektion nicht zuverlässig anzeigten. Zudem kritisierte der Verband die Aufhebung der Maskenpflicht in den Klassenzimmern des Landes. Diese wäre «im Vergleich zu den jetzigen Ausfällen oder gar einer Schulschließung immer noch das kleinere Übel». 

Schnelltests sind nicht zuverlässig – in den ersten Tagen einer Infektion vor allem nicht. Foto: Shutterstock / nitpicker

Während das rheinland-pfälzische Bildungsministerium weiter abwarte, kehrten andere Bundesländer angesichts steigender Inzidenzzahlen und zahlreicher Corona-Ausbrüche an Schulen und Kitas nach und nach zur Maskenpflicht auch im Unterricht zurück. Aus Sicht des Philologenverbandes muss alles unternommen werden, um Schulschließungen wie im letzten Winter zu verhindern. „Derzeit schon werden viel zu viele Schulen durch Erkrankungen und entsprechende Quarantänen in Mitleidenschaft gezogen. Dass dies wenig lernförderlich ist, ist klar“, warnt die Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz. „Ungeachtet unserer Warnungen hat man aber die Maskenpflicht im Klassenzimmer, die im Vergleich zu den jetzigen Ausfällen oder gar einer Schulschließung immer noch das kleinere Übel wäre, zwei Wochen nach den Sommerferien wieder abgeschafft, während das RKI sie weiterhin dringend empfiehlt.“

„Die Lehrkräfte reduzieren ihre Stelle oder suchen sich gleich eine andere Beschäftigung, weil sie die Belastung nicht mehr ertragen“

Wie fahrlässig diese und andere Lockerungen in Rheinland-Pfalz seien, zeige die Inzidenz- und Todesrate, die beide momentan wieder genauso hoch lägen wie Anfang November vor einem Jahr – und das trotz der Impfung! „Wir können nur immer wieder warnen: Das System wird einen nochmaligen Lockdown nicht mehr verkraften“, mahnt Schwartz. „Wenn wir jetzt nicht die Reißleine ziehen und mehr Vorsicht walten lassen, könnte das passieren, was man im Gesundheitssystem schon bemerkt: Die Lehrkräfte reduzieren ihre Stelle oder suchen sich gleich eine andere Beschäftigung, weil sie die Belastung durch Fern- oder Wechselunterricht nicht mehr ertragen. Dann aber hätten wir ein massives Personalproblem an den Schulen.“

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Nach dem, was der Verband aktuell aus den Kollegien höre, spielten die Selbsttests eine eher unrühmliche Rolle, würden aber nach wie vor an den Schulen eingesetzt. Sie zeigten die Erkrankung nicht zuverlässig an – im Gegensatz zu den sehr viel genaueren PCR-Tests. Wenn man es mit dem Testen ernst meinte, hätte man schon längst auf PCR-Tests, gegebenenfalls PCR-Pool-Tests, umsteigen müssen, wie wir das schon seit geraumer Zeit fordern. Angesichts der Menge an Impfdurchbrüchen, die  momentan zu beobachten seien, halte es der Verband für grob fahrlässig, die Geimpften und Genesenen von den Testungen an den Schulen auszuschließen. Schwartz: „Mit einer solchen falschen Sparsamkeit wird man jedenfalls keine Infektionsketten unterbrechen.“ News4teachers

Nicht geschüttelt: Viele falsch positive Corona-Schnelltests an Schulen

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Lanayah
2 Jahre zuvor

Die Belastung durch Fern- oder Wechselunterricht wäre für mich kein Grund den Beruf zu wechseln. Eher schon ungeschützte Präsenz und Minusgrade im Klassenzimmer und das Gefühl, dass mein Arbeitgeber kein wesentliches Interesse an meinem Gesundheitsschutz und dem meiner Schülerinnen hat und wir nicht mal einen Raumluftfilter wert sind.

Silke Vogt
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lanayah

@ Lanayah

Nur als kleine Ergänzung, um den Blick dafür zu schärfen:
Immerhin haben Lehrer prinzipiell die, wenn auch natürlich sehr aufwendige, Möglichkeit, den Beruf zu wechseln und ihren arbeitsplatzbedingt zu hohen Belastungen den Rücken zu kehren.
Schüler, die derselben unzumutbaren Arbeitsumgebung ausgesetzt sind, haben diese Möglichkeit üb(licher)weise leider nicht.
Wobei man Ihrem Post, was ich sehr positiv wahrgenommen habe, anmerkt, dass Ihnen am Wohl Ihrer Schüler durchaus gelegen ist, während die Entscheidungsträger keinerlei Interesse am Gesundheitsschutz derer, die sich, in welcher Rolle auch immer, in Schulen aufhalten (müssen), anmerkt.
Lehrer und Schüler sitzen im selben durch die Pandemie heftigst angeschlagenen Kahn, Eltern / Familienmitglieder durch die Infektionsketten im Prinzip auch. Der Unterschied: Lehrer haben einen klitzekleinen Notausstieg, die anderen noch nicht mal den, mal abgesehen vom Begehen einer Ordnungswidrigkeit mit entsprechenden Konsequenzen, wenn man längerfristig der Präsenzpflicht nicht nachkommt.
Wir als Familie, rein subjektive Wahrnehmung, waren durch Fern- und Wechselunterricht weit weniger belastet als durch die jetzt gefahrene, gefährdende Form des Prsäsenzunterrichts unter allen Umständen ohne Sicherheitsvorkehrungen.
Die Kumis sind rührend um unser Wohlergehen besorgt und setzen, so ihre seltsame Selbstwahrnehmung, alles daran, den gebeutelten Schülern ihre Normalität zurückzugeben. Unter „alles“ würde ich allerdings insbesondere flächendeckende Ausstattung der Klassenräume mit mobilen Luftreinigern verstehen. Bei uns nicht vorhanden.
Stattdessen sitzen die 13er in der jetzigen Hochstressphase 5 Schulstunden lang frierend in ihren Vorabiklausuren. Angebot unseres Schulleiters zur Schaffung einer wenigstens etwas besseren Arbeitsumgebung: Es werden Kannen mit heißem Tee und Decken bereitgestellt, um für ein Minimum an innerer und äußerer Wärme zu sorgen. Außerdem werden die CO2-Ampeln deaktiviert, damit die nicht auch noch irgendwann lospiepen und die Konzentration stören, denn gelüftet werden könne auch nach Blick auf die Uhr. Aber gelüftet werden muss nach UBA-Vorgaben. Nachts und morgens haben wir hier die ersten Minusgrade.
Irgendwie kann ich immer noch nicht glauben, mich im bereits zweiten Pandemiewinter im Deutschland des Jahres 2021 zu befinden. Same procedure as last year, nichts dazugelernt, eher im Gegenteil, einfach nur traurig.

Marie
2 Jahre zuvor

Bei uns gab es sogar das Verbot der Teilnahme an den Pooltestungen für Genesene. Sie könnten nämlich noch Virenreste haben, die dann den Pool positiv machen. Dann wäre die Klasse mindestens 1 Tag zu Hause, und dies widerspricht dem Credo der KuMi, dass es auf jeden Fall Präsenzunterricht gibt.

ysnp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marie

Komisch. Da verstehe ich die Logik nicht. Normalerweise muss man bei einer Infektion erst einen negativen PCR- Test vorweisen um wieder am Unterricht teilnehmen zu können. Wenn man privat einen PCR- Test macht, dauert das so oder so mindestens einen Tag, bis man das Ergebnis hat, meistens auch länger.
Die Pooltests sind ja PCR- Tests. Bei uns ist der Ergebnis des Pools am Abend und – falls erforderlich – der Einzeltests im Lauf der Nacht da, d.h. am Morgen sind die Ergebnisse der Einzeltests bekannt.

Marie
2 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Wir erfahren abends/nachts, wenn ein Pool positiv ist. Am nächsten Morgen müssen die Einzeltests abgegeben werden, die Kinder müssen bis zum Ergebnis zu Hause bleiben, in der Regel also diesen einen Tag.
Die Anweisung zur Nichttestung Genesener kam vom Schulamt.

Klaus Lehmkuhl
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marie

Die taz schrieb , dass die deutschen Politiker die “ Lernfähigkeit eines toten Meerschweinchens “ haben . Das gilt besonders für Kumis .

Jan aus H
2 Jahre zuvor

Die Verantwortlichen müssen einfach mal nur den aktuellen Wochenbericht des RKI lesen.

Wenn man Präsenzschule wirklich fortsetzen will, dann nur mit täglichen Tests ALLER (egal, ob geimpft, genesen oder gar nichts), dazu strenge Maskenpflicht und dazu grundsätzliche Einhaltung der Abstandsregel.

Eigentlich rät das RKI aber von Menschenansammlungen ab.

Risikomama
2 Jahre zuvor

Mein Sohn ist geimpft und bekommt keinen Test mehr an der Schule gestellt. Er wollte sich freiwillig immer testen, ER kennt nämlich das Wort „Impfdurchbruch“ und wollte vermeiden, asymptomatisch vor sich hin zu spreaden und seine Mitschüler und Lehrer unerkannt anzustecken. Durfte er nicht, er war total entsetzt. Eine Lehrerin an einem Tag drückt ihm immer stillschweigend einen in die Hand. Danke, Frau xx. Natürlich testen wir zuhause, aber trotzdem ist das so verdammt ärgerlich.

Die Schulkinder in unserem Landkreis haben eine Inzidenz von 800+. Wie kann ich meine Kinder, allen voran die Tochter mit 11 Jahren und demzufolge ungeimpft, zuhause behalten, war hier nicht jemand (Monika BY?), der/die das in Bayern geschafft hat? Mir geht es nicht darum, dass sie faul zuhause herum gammeln, wir hätten am Liebsten das Homeschooling zurück. Die Kinder haben das Arbeiten in Ruhe und ohne Angst im Nacken sehr genossen und ihre Noten sogar verbessert. Wieso wird nicht wenigstens die Präsenzpflicht ausgesetzt? Klar, dass dann keine Videokonferenz für die Daheimgebliebenen statt finden kann, das ist in Kauf zu nehmen. Aber nachdem sich der Mathelehrer der Tochter im letzten Homeschooling standhaft geweigert hat, eine zu machen (Datenschutz) und wir nicht eine einzige in diesem Fach hatten, wären wir das leider schon gewohnt. Generell lief das Homeschooling aber wirklich gut, die allermeisten Lehrer haben einen wunderbaren Job gemacht und die Schule setzte vom Beginn an auf Teams. Das lief dann auch störungsfrei. Hach ja, wie man vielleicht merkt, ich schwelge wie eine alte Frau in Erinnerungen an die gute, alte Zeit. Wo ich nicht meine Kinder in die Virenhölle schicken musste. Dazu gezwungen wurde, als Mutter bzw wir als Eltern entmündigt, weil ja daheim sein das allerschlimmste ist, das einem Kind passieren kann. Wir Eltern sind ja durch die Bank alle faul oder karrierebesessen, dermaßen bildungsfern, prügeln unsere Kinder und lassen sie wahlweise verhungern oder verfetten. Die Schule ist der einzige Ort der Glückseligkeit für die armen Würmer!

Wir sind so unendlich frustriert hier.

Elisabeth Winter
2 Jahre zuvor

Das Zuhause lernen und Arbeiten funktioniert nicht überall gut. Wir hatten und haben immer noch kein stabiles Internet an den Schulen. Und die Qualität der Stoffvermittlung hängt sehr von der Motivation des Lehrers ab. Es tut mir leid, es gibt sowohl engagierte wie auch Lehrer, die sich in dieser Zeit „irgendwie ausruhen“ . Die nicht per Mail erreichbar sind etc.

Distanzunterricht ist ausserdem schlecht für die Entwicklung von sozialen Kompetenzen der Schüler. Ich hoffe darauf, dass es weiter Praesentsunterricht geben wird. Es ist leider kein Geheimnis, dass unsere Kinder nicht vor dem Virus geschützt werden können und somit diese leider durchleben müssen. Der Virus wird bleiben….

Maja
2 Jahre zuvor

Mmh, an der Schule meines Kindes werden die Geimpften/Genesenen 1x/Woche getestet, der Rest 3x. Wobei auch die Geimpften/Genesenen 3x testen dürften, manche machen das auch.
Da halte ich persönlich eine Maskenpflicht nicht für nötig. Wer möchte kann natürlich trotzdem eine Maske tragen.
Ich hoffe, dass der ganz normale Präsenzunterricht bleibt. Sogut die Schule das Homeschooling auch gemacht hat (bis auf Sport und WPU fand alles per Videokonferenz lt. Stundenplan statt), die SuS brauchen einander und den direkten Kontakt.

S.B.
2 Jahre zuvor

„DANN hätten wir ein massives Personalproblem an Schulen.“ Ich lache mich tot.

So wie wir gerade wegen Covid ein massives Personalproblem in der Pflege haben?

Können die Damen und Herren Entscheidungsträger bitte endlich mal Verantwortung für jahrelange, angeblich alternativlose Sparprogramme und Privatisierungen in den gesellschaftlich wichtigsten Bereichen übernehmen?

Hier fehlts nicht erst seit Pandemiebeginn am Nötigsten (und im Grund-/Mittelschul und Fachlehrerbereich obendrein an Wertschätzung)

dickebank
2 Jahre zuvor

Genesene und geimpfte SuS testen …

Ja watt glauben die schulfernen HONKs eigentlich wie Testen an weiterführenden Schulen abläuft? Im Fachlehrerunterricht im Vertreungsunterricht etc. bleibt doch gar nichts Anderes übrig als alle Klassen- oder Kursmitglieder zu testen. Den SuS steht ja nicht auf der Stirn, ob sie genesen oder geimpft sind.

HONK >>> Hirnamputierte ohne nennenswerte Kompetenzen.