Brandenburgs Landtag lehnt Absetzung von Bildungsministerin Ernst ab

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POTSDAM. In einer hitzigen Debatte fordert die AfD das Aus für Brandenburgs Bildungsministerin Ernst – allerdings nicht etwa deshalb, weil sie zu wenig für den Corona-Schutz an Schulen getan hätte. Die Koalition aus SPD, CDU und Grünen lehnt das ebenso ab wie Linke und Freie Wähler. „Ein Rücktritt hilft uns aber in dieser Situation wahrlich nicht“, so heißt es. Von den beiden letzteren kommt aber auch Kritik, weil ein echter Krisenplan fehlt.

Unter Beschuss: KMK-Präsidentin Britta Ernst (SPD). Foto: Axel Schön / Bildungsminsterium Brandenburg

Die Mehrheit des Brandenburger Landtags hat die AfD-Forderung nach Absetzung von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) abgelehnt und sich hinter sie gestellt. Die rot-schwarz-grüne Koalition verteidigte die Politik der Ministerin am Freitag in Potsdam. Von der Linken und den Freien Wählern kam Kritik an Ernst, beide Oppositionsfraktionen lehnten den Antrag der AfD aber ebenfalls ab. Die AfD-Fraktion warf der Ministerin Chaos vor und kritisierte vor allem die Aussetzung der Präsenzpflicht für Schülerinnen und Schüler und das Vorziehen der Weihnachtsferien um drei Tage.

Ernst, die derzeit auch Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist, steht in der Corona-Krise mit Entscheidungen wie der ausgesetzten Präsenzpflicht und Wechselunterricht immer wieder in Kritik von Eltern und Lehrern. Ihr Ziel ist es nach eigenem Bekunden vor allem, die Schulen möglichst offen zu halten. Der Landeselternrat hatte in der vergangenen Woche ihren Rücktritt gefordert. Er verlangt mehr Sicherheit mit Plexiglasscheiben oder Lüftungsanlagen und mehr Corona-Tests für tägliche Testungen.

Die AfD-Fraktion, die die Corona-Schutzmaßnahmen generell ablehnt, hält die Bildungspolitik der Ministerin für gescheitert. «Sie sind das Problem, Frau Ernst, Sie sind nicht die Lösung. Zeigen sie Anstand räumen Sie den Posten!», sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Dennis Hohloch. Er bekam einen Ordnungsruf von Landtagsvizepräsidentin Barbara Richstein, weil er eine Rede der SPD-Bildungspolitikerin Katja Poschmann kommentierte und trotz eines Hinweises von Richtstein nicht damit aufhörte.

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«Auch uns nerven manche Maßnahmen, aber sie sind wichtig und notwendig»

Die Koalitionsfraktionen verteidigten die Politik der Ministerin. «Kinder von der Präsenzpflicht zu befreien, war eine schwere, aber dennoch eine weise Entscheidung, weil die Eltern sehr wohl ganz unterschiedlich mit dieser Situation umgehen können», sagte die SPD-Abgeordnete Poschmann. Die vorgezogenen Weihnachtsferien seien ein Hebel, um Kontakte zu reduzieren. Grünen-Fraktionschefin Petra Budke sagte: «Kitas und Schulen offen zu halten, hat oberste Priorität.» Die CDU-Abgeordnete Kristy Augustin stellte sich ebenfalls hinter die Ministerin. «Auch uns nerven manche Maßnahmen, aber sie sind wichtig und notwendig.»

Wegen der um drei Tage vorgezogenen Weihnachtsferien würden an den Schulen Betreuungsangebote geschaffen, berichtete das Bildungsministerium am Freitag auf Anfrage. Dafür hätten sich mehr als 800 Lehrkräfte freiwillig bereit erklärt. Zudem stünden 450 pädagogische Unterrichtshilfen sowie 370 Kräfte im Freiwilligen Sozialen Jahr, Studierende und Honorarkräfte zur Verfügung. Nach Angaben des Ministeriums haben Eltern für bis zu 11.300 Schülerinnen und Schüler Bedarf für eine Betreuung an den drei vorgezogenen Ferientagen angemeldet. Laut Ministerium sind rund 131.000 Schülerinnen und Schüler in den Jahrgangsstufen 1 bis 6 betroffen.

Die Linke und die Freien Wähler kritisierten zwar die Politik der Ministerin, hielten eine Abwahl aber für falsch. Die Quarantäneregeln hätten Lehrer und Eltern verunsichert und die Aufhebung der Präsenzpflicht sei richtig, aber es fehle ein Weg, wie es weitergehe, sagte die Linke-Politikerin Kathrin Dannenberg. «Ein Rücktritt hilft uns aber in dieser Situation wahrlich nicht. Das, was hilft, wäre, dass wir hier konsequent gemeinsam in dieser Krise handeln.»

Die Freie-Wähler-Abgeordnete Christine Wernicke warf der Landesregierung eine sprunghafte Politik bei den Einschränkungen in der Corona-Pandemie vor. Mit der ausgesetzten Präsenzpflicht würden einige Schüler aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen. «Auch die psychische Gesundheit der Kinder leidet darunter.» Sie warf Ernst auch zu kurzfristige Ankündigungen an Schulen und Eltern vor. Ihre Fraktion traue der Ministerin jedoch zu, das Ministerium so zu führen, dass sich Schulen, Eltern und Lehrer einbezogen fühlten. News4teachers / mit Material der dpa

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Defence
2 Jahre zuvor

Die eine geht, die andere kommt.

In BW haben wir das perfekte Beispiel. Was waren wir alle froh, dass Frau Eisenmann das Handtuch geschmissen hat. Und was kam? Eine Mischung aus Benjamin und Gérard, von der man nicht dachte, dass sie Eisenmann toppen könnte. Aber es kam so…