Eilantrag abgelehnt: Schule beginnt in Thüringen mit Distanzunterricht (zwei Tage lang)

12

ERFURT. Für Kinder und Jugendliche in Thüringen beginnt die Schule nach den Weihnachtsferien wie geplant mit Distanzunterricht. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Weimar lehnte am Donnerstag einen Eilantrag als unzulässig ab, mit dem ein Schüler Präsenzunterricht durchsetzen wollte. Der Kurswechsel des Bildungsministeriums, das zuvor jegliche Schulschließungen kategorisch abgelehnt hatte, sorgt allerdings weiter für Debatten. Handelt es sich nur um ein politisches Manöver des Linken-Bildungsministers?

Das Gericht hat entschieden. Foto: pxhere

Nach Angaben einer Sprecherin des OVG wollte der Schüler erreichen, dass vom 3. bis zum 14. Januar in seiner Grundschule Präsenzunterricht angeboten wird. Da der Antrag aber unter anderem offenließ, gegen welche Regelung der Thüringer Corona-Verordnung er sich genau richtete und er sich nur auf die Schule des Antragsstellers bezog, habe der Senat ihn abgelehnt.

Ursprünglich hatte das Bildungsministerium geplant, vom 5. bis 14. Januar flächendeckend in Thüringen auf Distanzunterricht zu setzen. Davon ist es aber inzwischen abgerückt. Nun sollen die Kinder und Jugendlichen an den ersten beiden Schultagen – am 3. und 4. Januar – zunächst einmal von zu Hause aus lernen.

«Für Schülerinnen und Schüler bleibt es damit dabei, dass die ersten beiden Tage zuhause organisiert werden», sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums. Vom 5. Januar an sollen die Schulen dann selbst darüber entscheiden können, ob sie in Präsenz oder im Distanz- oder Wechselunterricht weiterarbeiten.

Anzeige

Das Hin und Her von Bildungsminister Helmut Holter (Linke) zum Schulstart nach den Weihnachtsferien sorgt weiter für Debatten. Der Bildungspolitiker der oppositionellen CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, warf dem Ministerium am Donnerstag in Erfurt eine «bewusste Täuschung von Kindern, Eltern und Lehrern» vor. Er bezog sich dabei auf ein Papier für die Kabinettssitzung vor Weihnachten. Bereits daraus gehe hervor, dass Pläne zu Schulschließungen nach den Ferien nach der aktuellen Rechtslage nicht umsetzbar gewesen wären.

«Es war in hohem Maße fahrlässig, auf eine bundesweite Regelung zu hoffen, die nie wirklich absehbar war»

Das Bildungsministerium wollte vom 5. bis 14. Januar zunächst flächendeckend in Thüringen auf Distanzunterricht setzen. Am Mittwoch änderte es seine Haltung: Die rund 970 Schulen im Freistaat sollen nun jeweils selbst oder in Abstimmung mit ihrem Schulamt entscheiden, ob sie etwa im Wechsel- oder Distanzunterricht arbeiten. Der Bund habe für den Distanzunterricht die Voraussetzung nicht geschaffen, begründete Bildungsminister Helmut Holter (Linke) die neue Entscheidung.

Nach dem neuen, bundesweit geltenden Infektionsschutzgesetz ist eine flächendeckende Schulschließung ausgeschlossen. «Es war in hohem Maße fahrlässig, auf eine bundesweite Regelung zu hoffen, die nie wirklich absehbar war», so Tischner. Er sprach von Dilettantismus. Immerhin habe die Regelung für den Schulstart im neuen Jahr massive Auswirkungen auf das Leben von mehr als 300.000 Thüringer Familien.

Die Kultusminister und -ministerinnen der Länder wollen am kommenden Mittwoch kurzfristig in einer Videokonferenz über die Lage an den Schulen beraten. Wie ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK) nach einer digitalen Sitzung des Präsidiums mitteilte, bekräftigte das Spitzengremium seine Linie, dem Präsenzunterricht an Schulen weiterhin höchste Priorität einzuräumen. Die Ländervertreter hätten auf Präsidiumsebene auch festgestellt, «dass alle Länder außer Thüringen nach den Weihnachtsferien in Präsenz starten wollen». News4teachers / mit Material der dpa

Verbot von Schulschließungen: Bund zwingt Lehrer und Schüler im Corona-Hotspot Thüringen zum Präsenzunterricht

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

12 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
gehtsnoch
2 Jahre zuvor

KMK-Präsidium hat beraten, ein Ergebnis wie erwartet: Präsenzunterricht an Schulen weiterhin höchste Priorität einzuräumen, halt Dilettantismus.
Auch nach 32 Jahren gilt: „Ich liebe – Ich liebe doch alle – alle Menschen – Na ich liebe doch – Ich setzte mich doch dafür ein!“.

Andre Hog
2 Jahre zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Der gute Genosse Mielke….ich dachte, der sei endlich tot.

Veiko Sieber
2 Jahre zuvor

Hallo, ich möchte an dieser Stelle mal anmerken, dass die hiesige Schule in meinem Wohnort eine Information zur Schulschliessung für den 03./04.01.22 am 22.12.21herausgegeben hat.
Das heisst, dass das Gerede über darüber hinausgehende Schulschliessungen spekulativ ist/ war.
Deshalb kann ich über Kommentare, wie die des CDU- Politikers Tischner ( wer ist das eiigentlich?) nur bedenklich die Stirn runzeln und sagen: weiter so, wenn du die Gesellschaft weiter spalten willst und dich nicht konstruktiv an der Beseitigung der Pandemieprobleme beteiligen möchtest…
in diesem Sinne: guten Rutsch

Leseratte
2 Jahre zuvor
Antwortet  Veiko Sieber

Mit Spekulation hat das nichts zu tun. So stand das am 22.12. in der Presse:

„Schulen nach den Weihnachtsferien: Unterrichtsfrei und Distanzunterricht

Bildungsminister Holter hatte bereits am Dienstag angekündigt, die Schulen im Freistaat nach den Weihnachtsferien zwei Tage länger geschlossen zu halten. Am 3. und 4. Januar soll unterrichtsfrei sei, um die „nächsten Phasen zu organisieren“, erklärte Holter am Mittwoch. Für Schüler bis zur sechsten Klasse und Förderschüler werde es eine Notbetreuung geben.
Vom 5. bis zum 14. Januar soll der Unterricht digital stattfinden. Eine Notbetreuung für Kinder, die nicht am Distanzunterricht teilnehmen können, gebe es aber nur für Eltern, die in der kritischen Infrastruktur arbeiten, so Holter. Auch für Abiturklassen sowie Abschlussklassen der Fachschule im Fachbereich Sozialwesen gebe es Ausnahmen, Förderschulen bleiben geöffnet.
Ab dem 17. Januar soll Wechselunterricht an den Schulen erfolgen, die Schülerinnen und Schüler also in festen Gruppen in Präsenz unterrichtet werden. Wie der Wechselunterricht im Detail organisiert wird, beispielsweise in welchem Rhythmus gewechselt wird, können die Schulen dabei selbst entscheiden.“
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/corona-regeln-schulen-ferien-kindergaerten-omikron-100.html

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

„… Schulen dann selbst darüber entscheiden können, ob sie in Präsenz oder im Distanz- oder Wechselunterricht weiterarbeiten.“ – Ja eben, sollen die sich doch in der Pandemie rumplagen, wer was wann wie warum gerne hätte. Das ist nämlich echt stressig und Schulleitungen haben viele Freiheiten, habe ich gerade eben im anderen Artikel gelernt.

Synonym für Rumpeldipumpel mit 14 Buchstaben?

Andre Hog
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Kultusministerkonferenz ??? Oh, ne warte….das sind mehr!!

Klaus Lehmkuhl
2 Jahre zuvor

Die Formulierung des KMK – Präsidiums ist falsch : Nicht “ alle Länder außer Thüringen “ wollen nach den Weihnachtsferien mit Präsenzunterricht starten , sondern 15 skrupellose Berufspolitiker , die die Folgen ihres Handelns nicht am eigenen Leib spüren und über Leichen gehen .
Die spannende Frage ist aber , wie viele Tote die Gesellschaft verträgt , bevor sich endlich der Unmut deutlich hörbar artikuliert , den diese Minister verdient haben . 1000 am Tag ? Oder doppelt so viele ? Davon die Mehrheit Lehrer , Schüler und deren Eltern ?

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klaus Lehmkuhl

Ich habe jetzt länger über Todeszahlen nachgedacht. Es könnte sein, dass die Relation von Infektions- und Intensiv- oder Todeszahlen deutlich besser aussehen wird (auf einen vagen Blick hin) bei Omikron. Sollte dies so kommen, könnte das gesellschaftliche Gesamtinteresse an Maßnahmen runtergehen (könnte!). Wird Vorsicht wegen versteckter oder Langzeit-Folgen oder wegen „einzelner“ schwerer Verläufe dann noch eine Rolle spielen … ich bezweifle es.

Jan aus H
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Die extrem hohen Infektionszahlen werden jeden anderen Effekt („milder“) „kompensieren“ und wenn die KH ausgelastet sind, dann können auch mildere (nicht: milde) Verläufe schnell im Grab enden.

Fakt am Rande: Über die Langzeitfolgen von Omikron weiß man rein gar nichts! Alleine die Tatsache, dass sich die Symptome deutlich von denen anderer Varianten unterscheiden, sollte einem doch eigentlich zu denken geben, ehe man die Schülerschaft eines ganzes Landes zur Durchseuchung freigibt.

Andre Hog
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klaus Lehmkuhl

Lieber Klaus,
Diese Formulierung „alle Länder wollen…“ verweist deutlich auf die Besitzmentalität vieler Politiker bzgl „ihres Beritts“ hin…
„Über das, was mir gehört, kann ich frei nach Schnauze entscheiden!! …..so, und jetzt Ruhe im Karton und v.a. auf den billigen Plätzen!!“

Insomnia
2 Jahre zuvor

Ganz ehrlich: Ich hab einfach nur noch die Schnauze voll. Die Luft ist raus. Ich bin nur noch hibbelig, komme nicht mehr zur Ruhe, träume nachts von der Schule. Gerade die letzten Wochen mit den ständigen positiven Testungen, erkrankten Kollegen und entsprechendem Personalmangel, der zu zusammengelegten Klassen usw. führte, waren einfach nur noch belastend.

Seit Beginn der Weihnachtsferien rattert es dazu im Kopf, wie ich was organisiere bei Distanzunterricht in Klasse 1, gerade wo in den letzten Wochen durch Quarantäne bedibgt sowieso meist die Hälfte der Kinder fehlte und erstmal wieder aufarbeiten muss – nur damit alle zwei Tage wieder alles anders ist.
Und dann wird alle Verantwortung auf die Schulen abgewälzt, damit die dann die Dummen bei den Eltern sind, sollte der Präsenzunterricht eben nicht einfach weiterlaufen können. Man muss sich so schon dauernd ankeifen lassen, wenn Kinder mit positivem Schnelltest nach Hause müssen.

Wie sollen wir denn bitte die Infektionslage an der Schule einschätzen können, wenn die Kinder die ersten beiden Tage zu Hause bleiben sollen? Das ist doch alles nur boch ein schlechter Scherz.

Tom
2 Jahre zuvor

Nein, keinen sogenannten „Fernunterricht“ mehr!
Unter Fernunterricht stelle ich mir die in Teilen von Australien praktizierte „School of the Air“ vor.