„Corona-Aufholprogramm“: Ein Schuss in den Ofen? Verbände ziehen kritische Zwischenbilanz

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BERLIN. Die Schulschließungen im Frühjahr 2020 und im vergangenen Winter und Frühling haben Spuren hinterlassen. Über ein «Aufholprogramm Corona» sollen Schülerinnen und Schüler mit Lernrückständen wieder Anschluss finden. Das läuft bisher laut Lehrerverbänden nur mäßig.

Sieht nach Fehlstart aus. Illustration: Shutterstock

Rund ein halbes Jahr nach dem Start des sogenannten Corona-Aufholprogramms für Schülerinnen und Schüler fällt die erste Bilanz von Bildungs- und Lehrerverbänden kritisch aus. Zwar sei eine pauschale Einschätzung wegen unterschiedlicher Maßnahmen in den Bundesländern schwierig, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern. «Mehrheitlich melden die GEW-Landesverbände jedoch zurück, dass die Maßnahmen offenbar nicht so fruchten wie geplant», fügte sie hinzu.

Finnern kritisierte, dass viele Angebote nicht die Kinder erreichten, die am meisten Unterstützung bräuchten, sondern diejenigen, «deren Eltern sich darum kümmern (können)». Sie erklärte das damit, dass Maßnahmen nicht im System Schule «angedockt» seien. Gelder flössen etwa in außerschulische Fördermaßnahmen und verfehlten so den Beitrag zur Chancengleichheit.

Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte, eine Beurteilung der Wirkung des Programms sei noch nicht möglich, da es immer noch in der Entfaltung stecke. «Fakt ist, dass die Wirkung des Nachholprogramms maßgeblich dadurch bestimmt wird, wie sehr die einzelne Schule überhaupt Ressourcen hat, sich dem einzelnen Schüler, der einzelnen Schülerin zu widmen.» Die jetzige Schülergeneration zahle verschärft durch Corona den Preis für eine über Jahre verfehlte Personalpolitik.

«Die Freiwilligkeit der Fördermaßnahmen führt dazu, dass nicht wenige Kinder mit großen Lernlücken nicht erfasst werden»

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger: «Nach unseren Informationen beteiligt sich die große Mehrheit der Schulen an den Aufholfördermaßnahmen, allerdings gibt es auch einen Teil, der aufgrund beispielsweise einer enorm angespannten Personallage zu einer vollen Teilnahme nicht in der Lage ist.» Zweifel am Erfolg der Aufholmaßnahmen äußerte Meidinger auch, weil «die Freiwilligkeit der Fördermaßnahmen dazu führt, dass nicht wenige Kinder mit großen Lernlücken nicht erfasst werden».

Bundestag und Bundesrat hatten im Juni das Programm «Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche» in Höhe von zwei Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Der Bund überlässt den Ländern unter anderem Anteile aus der Umsatzsteuer, so dass sie zusätzliche Maßnahmen zur Lernförderung finanzieren, Sozialprojekte ausweiten und mehr kostenlose und günstige Freizeit-, Sport- und Erholungsangebote anbieten können. Die Lernförderung kann beispielsweise von Stiftungen, Vereinen, Initiativen, Volkshochschulen, pensionierten Lehrkräften, Lehramtsstudierenden und auch kommerziellen Nachhilfeanbietern übernommen werden. Die Bundesländer sollen dem Bund bis spätestens Ende März einen Zwischenbericht zur Umsetzung der Maßnahmen und Verwendung der Gelder vorlegen.

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Am Montag kehren Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Rheinland-Pfalz nach der Weihnachtspause zurück in die Schulen, am Dienstag im Saarland und am Mittwoch in Hamburg.

«Und das wird, da muss man sich nichts vormachen, eine Daueraufgabe»

Nach Ansicht der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien, die im Januar die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz übernimmt, wird die Bewältigung der Corona-Folgen für viele Schüler Jahre dauern. Bei einem großen Teil hätten die Pandemie und Schulschließungen nicht nur zu Lerndefiziten, sondern oftmals auch zu psychischen oder psychosozialen Problemen geführt, hatte die CDU-Politikerin kürzlich gesagt. Tendenziell hätten Grundschüler damit stärkere Probleme als ältere Schüler. Betroffene bräuchten Hilfe. «Und das wird, da muss man sich nichts vormachen, eine Daueraufgabe.»

Das sehen die Verbände ähnlich: «Angesichts der Probleme vor allem bei der personellen Ausgestaltung des Programms bin ich sehr skeptisch, ob trotz allen Engagements der Schulen die mit dem Programm verbundenen Erwartungen überhaupt erreicht werden können, solange in vielen Schulen nicht einmal die personelle Grundversorgung sichergestellt werden kann», sagte Beckmann. Er nannte Priens Einschätzung «vor diesem Hintergrund (…) sehr realistisch».

Meidinger sagte: «Das wird mit Sicherheit kein Schnellläufer sein.» Allerdings klinge das auch ein wenig so, als glaube die Politik selbst nicht an einen Erfolg ihrer Bemühungen, «den abgehängten Teil der Schülerinnen und Schüler in absehbarer Zeit an den normalen Lernstand heranzuführen». Gerade Abschlussjahrgänge und Kinder, die vor dem Wechsel auf eine weiterführende Schule stehen, hätten nicht «viele Jahre» Zeit, um den Anschluss zu schaffen.

Die ehemalige Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte im vergangenen Frühjahr in Vorbereitung des Aufholprogramms davon gesprochen, dass 20 bis 25 Prozent der Schüler «vermutlich große Lernrückstände» hätten. News4teachers / mit Material der dpa

„Aufholprogramm“ in der Kritik: Falsch konzipiert, zu klein, zu bürokratisch, zu kurz gedacht – und ohne genügend Personal

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Rosa
2 Jahre zuvor

Der Lernfrust sitzt bei einer großen Schülerschaft sehr tief durch die angehäuften Lernrückstände. Die KM haben an die Schulen eine Mogelpackung ohne Inhalt verteilt und allen
die am Schulleben beteiligt sind, ein Märchen aufgebunden. Die Notsituation von einer großen Schülerschaft ist nicht anerkannt worden und eine Bereitschaft auf ehrlich gemeinte Abhilfe der Lernrückstände ist nicht eingetreten. https://www.tagesschau.de/inland/corona-aufholprogramm-101.html Der Lehrplan ist auch dem Ausnahmezustand nicht angepasst worden und der Lerndruck ist durch die Rückstände massiv gewachsen. Für einen G8 Schulform eine sehr schwere Herausforderung ohne jegliche Förderung unter einem angemessenen Zeitraum. Man lässt eine heranwachsende Generation in Endlosschleife stehen und bietet keine adequate Verbesserung an. Die Unwahrheit des Aufholprogramms ist allen bekannt und es bleibt bei einem kurzen Aufschrei und der Schrei findet auch in der fünften Welle kein Gehör. Dies ist ein schweres Vergehen von den KM und jegliche Lichtblicke sind nicht gewachsen für eine Schülerschaft. Die Hauptzeit verbringen heranwachsende in der Schule und haben keine Chance auf Lernfreude nach dieser schweren Lebensphase. Welche Bedingungen hat man geschaffen für eine tragende Lernatmosphäre im Klassenverband. Der Lehrer/in müssen ihren Lehrplan erfüllen und können auf die Defizite der Schüler nicht gerecht eingehen und die Zeit ist dafür nicht eingeräumt worden. Der Lehrerschaft steht vor einer großen Herausforderung und haben keine Möglichkeiten eine freudige Basis zu schaffen um dieser Bildungsnot gerecht zu werden.

A.H.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rosa

Die Aufholprogramme waren bei uns ein Witz. Möglich war eine Woche mit einem Fach. Und vergünstigte Nachhilfestunden bei älteren Schülern. Unser Sohn ist übers freiwillige Wiederholen jetzt im G9 gelandet und kann wirklich „Aufholen“. Für die Lehrer waren alle mit Problemen eh nur auf der falschen Schule. Die Versetzung hatte unser Sohn geschafft. Aber so weiter durchs G8, er war der letzte Jahrgang vorm Zurückrudern der Schule, schlimm.

Jedimeisterin
2 Jahre zuvor

Ist ja witzig mit den Aufholprogrammen. Wenn die Politik doch nochmal beschließen sollte alles dicht zu machen, kann man Aufholprogramme vergessen, weil diese nicht stattfinden. Aufholprogramme nützen meinem behinderten Sohn überhaupt nicht. Für ihn sind eher Praktikas wichtig um so zu sehen, wo er später mal arbeiten kann in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Es ist jetzt das letzte Schuljahr meines Sohnes und die Agentur für Arbeit meinte, dass ein Praktikum für ihn sehr wichtig wäre. Stimme ich ja zu, aber wenn mal wieder Praktikas wegen Lockdown verboten werden, hilft es meinem Sohn auch nicht weiter. Als Anmerkung: Praktikas sind für Kinder mit einer geistigen Behinderung auch ein Art Aufhol oder Aufbauprogramm.

Rüdiger Vehrenkamp
2 Jahre zuvor

Das hier geflossene Geld wäre in mehr Lehrerstellen besser investiert gewesen. So hätte man einen langfristigen Nutzen davon. Aufholprogramme sind reine Symbolpolitik und suggerieren den Eltern, dass man ja was gemacht habe. Kleinere Klassen und eine Entschlackung der Lehrpläne wären weitaus besser gewesen.

Maren
2 Jahre zuvor

Unglaublich,aber in DIESEM Punkt bin ich mal mit Ihnen einer Meinung

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Maren

An den GS in SH, liebe Frau Prien, liegen die Lernlücken eher weniger an den 5 Wochen DU mit Notbetreuung, an der zwischen 30% und 40% der SuS teilnehmen mussten (alle Flüchtlingskinder, I-Kinder, lernschwache Kinder und natürlich die LuL waren in die Schule „gebeten“ worden, viele systemrelevanten Eltern haben sich schon um andere Betreuungsmöglichkeiten gekümmert, da ihnen die Schulsituation als zu gefährlich erschien), sondern an der katastrophalen Personalsituation.
Keine GS kann auch nur die Kernfächer mit ausgebildeten Lehrern abdecken, geschweige denn auch noch eine vernünftige Förderung anbieten! Obwohl doch einige Lehrer ihre „Lebensarbeitszeit verlängert“ haben! Ein bürokratischer Albtraum übrigens!
Aber es klingt halt besser, das Problem dem Bundeslockdown in die Schuhe zu schieben, nicht?
Alle Praktikanten arbeiten schon am Schulvormittag und private Nachhilfe“gutscheine“ sind nur zur Hälfte bezuschusst! Den Rest zahlen die Eltern oder das Sozialamt!

hennes
2 Jahre zuvor
Antwortet  Maren

Unglaublich, aber ich bin nicht nur in diesem Punkt mit Herrn Vehrenkamp einer Meinung, sondern in den MEISTEN.

Emil
2 Jahre zuvor

Es gibt genug Geld für Lehrerstellen, nur keine Menschen mehr, die diese Stellen haben wollen. Ein Grund dafür sind die ständigen Kommentare und Vorhaltungen von Nicht_Lehrern, was eben diese denken und tun sollen.

Na, klingelts bei Ihnen????

E.S.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Bei mir klingelt’s leider nicht.
Und warum gibt es „keine Menschen mehr, die diese Stellen haben wollen“?
Wie in fast allen Fragen spielt doch auch hier Geld eine erhebliche Rolle.
Obwohl der Lehrerberuf nicht der beliebteste ist, würde mehr Geld auch hier helfen, offene Stellen leichter zu besetzen. Oder meinen Sie nicht?
Ich stimme Herrn Vehrenkamps Kommentar ausdrücklich zu. Unglaublich

Rosa
2 Jahre zuvor

Viele Kinder und Jugendliche sind durch die lange Corona Lebensphase unverschuldet in eine schwere Lebenskrise geraten. Die Therapie -Plätze haben eine sehr lange Warteliste und auch viele warten auf ein Erstgespräch. Das Zentralinstitut in Mannheim hat einen hohen Zulauf von Kindern und Jugendlichen mit Eßstörungen, Angstzuständen, Depressionen, Überforderung und Leistungsdruck an der Schule. Die Pandemie hat die Lebenshase vieler junger Menschen belastet und sehr geschadet in der persönlichen Entwicklung und Entfaltung!https://www.wz.de/politik/inland/corona-aufholprogramm-kritische-zwischenbilanz-der-verbaende_aid-64985741

Rosa
2 Jahre zuvor

Ein weiterer Aufschrei wurde im Dezember 2021 ausgesprochen und die Folgen dieses langen Ausnahmezustandes.https://www.rbb24.de/panorama/thema/corona/beitraege/2021/12/essstoerungen-magersucht-jugendliche-pandemie.html Die letzten in der Reihe stehen immer noch am Ende der Reihe und es bleibt bei einer Schlagzeile. Auch der Weckruf bringt keine Aufmerksamkeit um zur Verbesserung beizutragen. Die Politik hat ihr Augenmerk nicht auf eine junge heranwachsende Generation gerichtet. Diese Generation hat einen Schweren Entwicklingsschaden im schulischen und seelischen Bereich erlebt.

Rosa
2 Jahre zuvor

Die G8 Schulform hat im Schuljahr 2021 nochmals ein verkürztes G7 Schuljahr absolviert. Die G8 Schulform hat ein Diätplan der Bildung leisten müssen. Die Diät hat der Bildung gezeigt, dass die Schulform der G8 Schulen ausgedient hat und man wie andere Bundesländer zu G9 zurückkehren sollte.https://www.sueddeutsche.de/bildung/frust-ueber-g-8-verwandelt-schulen-endlich-in-lebensraeume-1.1427395-2 Diese Bereitschaft zeigt unsere KM Frau Schopper nicht in BW. Frau Schopper bekennt sich zu Ihren Favoriten Gemeinschaftsschulen und spricht nur von etwaigen Lernrückständen bei der Schülerschaft. Diese Unehrlichkeit die Frau Schopper gegenüber G8 vertritt, ist unterste Schublade.

Rosa
2 Jahre zuvor

Damit aus den Lernlücken keine große Löcher werden!https://www.bundeselternrat.de/files/Dokumente/Pressemitteilungen/2021/Bundeselternrat_PM_Forderung_an_KMK_Bundesregierung_20210503.pdf Viel Gerede und schon lang bekannt die Löcher und die zu einem riesen Loch gewachsen sind, weil man keine tragendes gerüst geschaffen hat.

Carsten60
2 Jahre zuvor

„Die Freiwilligkeit der Fördermaßnahmen führt dazu, dass nicht wenige Kinder mit großen Lernlücken nicht erfasst werden.“
„… dass viele Angebote nicht die Kinder erreichten, die die meiste Unterstützung bräuchten, sondern diejenigen, deren Eltern sich darum kümmern.“
Das Problem ist also erkannt, aber man will offensichtlich nicht die einzig logische Konsequenz benennen, nämlich, dass SCHLUSS mit der Freiwilligkeit solcher Fördermaßnahmen sein muss. Wenn man den Einfluss des Elternhauses auf den Bildungserfolg verringern will, dann muss man eben auch mal OHNE oder sogar GEGEN die Eltern was entscheiden, sonst wird das NIE ein Erfolg. Kleine Gesetzesänderungen wären nötig. Aber das scheuen gerade unsere besonders „progressiven“ Politiker wie der Teufel das Weihwasser. Stattdessen wird überall — auch hier bei News4teachers — um das Kernproblem immer nur herumgeeiert mit der inzwischen festgeschriebenen Gerechtigkeits-Postulats-Terminologie. Nach Art. 6 GG haben eben die Eltern ALLE RECHTE an ihren Kindern, aber wenn sich genau das MASSIV auf Bildungsunterschiede der Kinder auswirkt, vergießt man Krokodilstränen und jammert, dass das eigentlich gar nicht sein dürfe. Macht euch in diesem Punkte lieber mal ehrlich !

Emil
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

So ist es!

Rosa
2 Jahre zuvor
Rosa
2 Jahre zuvor

Was brauchen Schulleitungen, Lehrer und Schüler von unseren KM damit Schule sich entwickeln kann……https://www.dphv.de/2021/04/15/forderungen-des-phv-bw-an-die-kuenftige-landesregierung/ Schenkt man diesen berechtigten Forderungen Aufmerksamkeit oder übergeht man weiterhin die Anliegen und Wünsche der Schulleitungen, Lehrer, Schülerschaft und deren Familien. Betreibt einen respektvollen Austausch auf Augenhöhe oder lebt man weiter die Machtposition aus und legt keinen Wert auf Zusammenarbeit. Kann man endlich dazu lernen und anderen Ansichten sich öffnen und annähern. Ist man bereit in der 5 Welle aus Fehlern zu lernen und einen neuen Bildungsweg einzuschlagen? Hält man weiterhin an seinen alten Haltungen eisern fest.

Schattenläufer
2 Jahre zuvor

Bei den Aufholprogrammen treffen zwei Faktoren aufeinander die das ganze sehr schwer machen.

1. Die SuS die im Distanzunterricht wirkliche Defizite eingefahren haben zählen zu einem großen Teil zu den SuS die auch schon vorher Probleme hatten.
Fehlende Motivation, schon über Jahre angehäufte Lernrückstände und Lücken, ein bildungsfernes Elternhaus, Probleme mit Verhalten und Konzentrationsfähigkeit.
Die SuS also, die unserer Politik seit Corona plötzlich wichtig sind.
Große Teile dieser SuS sind eben schlecht, weil ihrer Lernmotivation unterhalb der Teppichkante liegt. Hat die KMK wirklich erwartet, dass diese SuS jetzt freudig zu den Aufholprogrammen eilen? Nö, die hatten bisher keinen Bock und die Lernrückstände sind ihnen jetzt auch schnuppe.
Zu den Aufholprogrammen melden sich mehrheitlich SuS die zwar ein wenig Stoff im Distanzunterricht verloren haben, denen ein Aufholprogramm für Personen mit massiven Lernrückständen aber nichts bringt.

2. Das Aufholprogramm ist mal ein Programm das für Lehrer noch weitgehend freiwillig ist. Durch das bisherige Verhalten der KMK sind die Lehrer jedoch so überlastet, dass die Bereitschaft von qualifiziertem Personal daran mit zu wirken, gegen Null geht.
Der KMK stehen also weitgehend Pensionäre und Studenten zur Verfügung.
Unbegreiflich nachdem man seit zwei Jahren Wohltat über Wohltat auf die Lehrer häuft und eine utopische Bezahlung anbietet. Ironie aus.

Rosa
2 Jahre zuvor

Wie lange will man die Augen noch verschließen von der Notsituation von Kindern und Jugendlichen.https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/coronavirus-live-blog-in-bw-282.html#mediensucht Die Mediensucht hat in vielen Familein zugeschlagen….

Südwest
2 Jahre zuvor

Na wenigstens macht sich nun Omikron breit. Da kann dann wenigstens bzgl. der Corona-Immunität ganz einfach nachgeholt – oder noch besser: gegenüber anderer Branchen vorgelegt – werden. Geht sogar schneller als Impfung.
(Sarkasmus aus)

Gerd Möller
2 Jahre zuvor

Der vorhandene Forschungsstand zu den Folgen der Schulschließungen für die Kompetenzentwicklung der Kinder ist sehr unübersichtlich. Vorliegende Studien z.B. aus Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg sowie Belgien, den Niederlanden und den USA sind in ihren Ergebnissen sehr unterschiedlich. Während einige zu dem Ergebnis kommen, dass die Schüler und Schülerinnen (in Mathematik und der jeweiligen Muttersprache) geringe Kompetenzrückstände aufweisen, stellen andere fest, dass die Lernlücken während des ersten Lockdowns so groß sind, als hätte es gar keinen digitalen Unterricht gegeben. In Deutschland wird es bis zum Ende des Schuljahres und darüber hinaus vorerst wohl keine bessere empirische Basis geben, um die Lernlücken beider Corona-Schuljahre zu quantifizieren.
Ergebnisse der Forsa-Umfrage zur Situation der Schulen in der Corona-Krise
Einen guten Überblick über die Situation in den Schulen ermöglicht die Einschätzung der Lehrkräfte in einer repräsentativen Umfrage von FORSA unter Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen im September 2021:
Ein Vergleich von Schulen mit einem hohen (mehr als 50 Prozent) und einem geringen Anteil (weniger als 25 Prozent) von Transferleistungen belegt, dass die soziale Ungleichheit in der Pandemie deutlich größer geworden ist:
Bereits der Blick auf die konkreten Auswirkungen der psychosozialen Belastungen macht das sehr deutlich. So beobachten insgesamt 23 Prozent der befragten Lehrkräfte eine deutliche Zunahme aggressiven Verhaltens bei ihren Schülerinnen und Schülern. An Schulstandorten mit einem geringen Anteil von armen Familien bestätigen 14 Prozent der Befragten einen solchen Anstieg; an Schulen in sozial benachteiligter Lage aber sagen 44 Prozent der Lehrkräfte, das aggressive Verhalten habe zugenommen.
Lehrkräfte beobachteten an Schulen mit einem niedrigen Anteil von armen Familien bei 65 Prozent der Schülerinnen und Schüler Motivationsprobleme und bei 67 Prozent Konzentrationsschwierigkeiten. An Schulen mit einem hohen Anteil an Transferleistungen sind es hingegen 74 bzw. 77 Prozent der Schülerinnen und Schüler.
Auch bei den Lernrückständen zeigt sich eine Verschärfung der sozialen Ungleichheit. Insgesamt gaben die Lehrkräfte in der Befragung an, dass etwa jede dritte Schülerin und jeder dritte Schüler zu Beginn des Schuljahres 2021/22 deutliche Lernrückstände aufweist. In Schulen mit einem geringen Anteil von armen Familien hat ein Viertel der Schülerinnen und Schüler deutliche Lernlücken. In Schulen mit einem hohen Anteil von armen Familien lassen sich nach Einschätzung der Lehrkräfte dagegen bei knapp der Hälfte aller Schülerinnen und Schüler deutliche Lernrückstände feststellen.
Von den Schularten sind besonders Haupt-, Real- und Gesamtschulen (39 Prozent) sowie Förderschulen (42 Prozent) betroffen, an Grundschulen (28 Prozent) und Gymnasien (29 Prozent) beobachten Lehrerinnen und Lehrer zum Schuljahresbeginn etwas seltener deutliche Lernrückstände.
Auf die Frage, wie groß der Anteil der Schülerinnen und Schüler ist, die die Lernziele im Schuljahr 2020/21 im Vergleich zu den beiden Vorjahren erreicht haben, zeigen sich die Auswirkungen der pandemiebedingten Maßnahmen an allen Schulen. Insgesamt stellt ein Viertel der Lehrkräfte fest, dass deutlich weniger Schülerinnen und Schüler die Lernziele im vergangenen Schuljahr erreicht haben. In Schulen in sozial benachteiligter Lage, an denen die Herausforderungen schon vor der Pandemie größer waren als an anderen Schulstandorten, bestätigen dies sogar 35 Prozent der Lehrkräfte.

Um Lernrückstände auszugleichen, wird nur an rund der Hälfte der Schulen auf zusätzliches Personal zurückgegriffen. Meist sind es Lehramtsstudierende und pensionierte Lehrkräfte, die dann zum Einsatz kommen. Die Schulen kompensieren diese Lücken in erster Linie durch Differenzierung im regulären Unterricht. Darüber hinausgehende Unterstützung wie Angebote in der lernfreien Zeit gibt es immerhin an 47 Prozent der Schulen, zusätzliche Lernangebote für einzelne Schülerinnen und Schüler mit großen Lernrückständen nur an 40 Prozent der Schulen. Eine temporäre Anpassung der Stundentafel zugunsten von Mathematik und Deutsch – wie es die Ständige wissenschaftliche Kommission im Juni geraten hat – wird in knapp jeder fünften Schule umgesetzt.

Deutlich wird, dass wir es nicht nur mit individuellen Lernrückständen einzelner Schüler und Schülerinnen zu tun haben, sondern mit der strukturellen Benachteiligung verschiedener Gruppen (vgl. M. Helbig: Als hätte es Corona nicht gegeben. Bildungspolitische Reaktionen auf Schulschließung und Distanzunterricht):
• niedrige ökonomische, kulturelle und zeitliche Ressourcen in der Familie
• kein Deutsch in der Familie
• niedrige Breitbandabdeckung oder unzureichende IT-Struktur in den Familien
• Schüler in Schulen mit vielen Schließungen wegen lokaler Inzidenz
• unstrukturierter Videounterricht bei Lehrkräften mit wenig Feedback und ohne Videochat

Bildungspolitische Maßnahmen: Aufholprogramme
Aktuell werden mehrere Hauptstrategien diskutiert und in Ländern und Schulen bereits praktiziert, um den verpassten Lernstoff aufzuholen. Die Vorschläge unterscheiden sich vor allem darin, welche Gruppen von Schülern und Schülerinnen sie zum Maßstab nehmen.
Schülerinnen und Schüler erhalten zusätzlichen Unterricht an Samstagen, nach der normalen Schulzeit oder in den Ferien. Zielgruppen dieser Maßnahmen sind jene Schüler und Schülerinnen, die – zumindest gemessen am Lernstand – durch die Schulschließungen besonders benachteiligt waren. Für genau diese Kinder allerdings wäre ein Ausgleich, aber auch eine Erholung besonders wichtig. Verstärkter Unterricht am Wochenende und in den Ferien kann jedoch gerade bei diesen Kindern zu einer Schulentfremdung führen oder diese weiter verstärken. Zudem wird bei diesen Maßnahmen auf Freiwilligkeit gesetzt. Ob damit allerdings genau jene Schüler und Schülerinnen erreicht werden, die die größten Lernlücken aufweisen, ist fraglich. Abgesehen davon erscheint es sinnvoll, Zusatzunterricht durch die regulären Lehrkräfte der jeweiligen Kinder zu erteilen. Es ist aber nicht realistisch, die regulären Lehrkräfte für Nachhilfeangebote einzusetzen. Derartige Zusatzangebote sollen eher durch private Anbieter von Nachhilfe, pensionierte Lehrkräfte, Lehramtsstudierende, Stiftungen etc. bereitgestellt werden. Dadurch können die Zusatzangebote allerdings nicht oder nur mäßig systematisch mit dem fortlaufenden regulären Unterricht abgestimmt werden. Zudem mag der Einsatz von Lehramtsstudierenden in Großstädten funktionieren, in kleineren Städten, die fernab von Universitäten mit einer Lehramtsausbildung liegen, abzusichern, dürfte hingegen schwer sein.“
Schüler und Schülerinnen könnten freiwillig ein Schuljahr wiederholen. „Damit wird allerdings“, so M.Helbig, „die Lösung eines kollektiven Problems der individuellen Entscheidung von Eltern und Kindern überlassen – und wir wissen aus der Bildungsforschung, dass derartige Freiwilligkeiten und Entscheidungsfreiheiten der Eltern (soziale) Ungleichheiten eher vergrößern als verringern.“ Zudem sind die Folgen der freiwilligen Wiederholung kaum absehbar. Zwei Folgen sind denkbar: Die Klassenwiederholung könnte aus guten Gründen nur von sehr wenigen Schülern und Schülerinnen wahrgenommen werden. Im Folgeschuljahr orientiert sich der Lernstoff, ohne Klassenwiederholung, dann wieder an den Kindern, die gut durch die Corona-Schuljahre gekommen sind, bzw. am Lehrplan. Schüler und Schülerinnen mit großen Lernlücken können dort nicht mehr anknüpfen. Als Konsequenz nehmen in den Folgejahren unfreiwillige Klassenwiederholungen zu, und der Anteil von Schülern und Schülerinnen ohne Schulabschluss steigt. Derartige Entwicklungen wären individuell, gesellschaftlich und ökonomisch die ungünstigsten Folgen, die sich aus den Corona-Schuljahren ergeben können. Auf der anderen Seite könnten sich vor allem an Schulen mit einem hohen Anteil armer Kinder, in Kreisen mit längeren Lockdowns und Quarantänezeiten und in Schulen und Klassen, in denen digitaler Unterricht nicht gut umgesetzt wurde, viel mehr Eltern und Kinder für ein freiwilliges Zusatzjahr entscheiden. Es käme so zu massiven Verschiebungen, auf die die jeweilige Einzelschule gar nicht reagieren kann.“
Vermeintlich überflüssiger Lernstoff wird weggelassen, damit verpasster Lernstoff in den sogenannten zentralen Fächern nachgeholt werden kann (siehe Vorschlag der Ständigen wissenschaftliche Kommission). Dieser Vorschlag setzt Schüler und Schülerinnen mit großen Lernlücken als Norm und orientiert sich an ihren Wissensständen. Die Umsetzbarkeit wird sich von Klassenstufe zu Klassenstufe und von Fach zu Fach unterscheiden. Ob dies in die Entscheidung der Einzelschule gelegt werden kann, ist aber zweifelhaft. Eine Entscheidung für diesen Weg darf aber auf keinen Fall auf Kosten von Lerninhalten in Fächern wie Kunst, Musik, Ethik oder politische Bildung gehen – genau jenen Fächern also, die auch während der Corona-Schuljahre eher weniger Aufmerksamkeit erfahren haben. Kernfächer sind zwar wichtig, dürfen aber nicht zulasten des gesellschaftlichen Auftrags der Schulen ausgelegt werden, junge Menschen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu bilden und zu einer selbstständigen Urteilskraft und politischer Handlungsfähigkeit zu befähigen.
Lernzeit kann im bestehenden Zeitrahmen nicht beliebig erweitert werden. Eine pragmatische Lösung könnte es daher sein, den Schulstoff der letzten Monate in allen Schulklassen in das nächste Schuljahr zu verschieben. Die verbleibenden Monate könnten zuallererst genutzt werden, um für alle Schüler und Schülerinnen ein vergleichbares Lernniveau herzustellen. Der Schulstoff, der dieses Schuljahr dann nicht geschafft wird, wird im nächsten behandelt. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass Lehrkräfte pragmatisch Wichtiges von Unwichtigem trennen. Dies müsste jedes Schuljahr wiederholt werden, bis der verlorene Stoff über einen längeren Zeitraum aufgeholt worden ist. Gerade durch die vielerorts erfolgte Umstellung von klar vorgegebenen Stundentafeln hin zu Kontingentstundentafeln bestehen hier Chancen. Schwieriger umzusetzen dürfte dieser Ansatz beim Übergang auf die weiterführenden Schulen sein sowie für Jahrgänge, die kurz vor ihrem Schulabschluss stehen.
Mit Blick auf die von den Lehrkräften beobachteten Folgen der Pandemie zeigen sich dramatische Verwerfungen zwischen den Schulen mit mehr und solchen mit weniger armen Kindern. Gleichzeitig sind die Voraussetzungen, diese Folgen abzumildern und zu einem geregelten Lernen zurückzukehren, für Schulen in sozial benachteiligter Lage sehr viel schlechter. Die Gefahr ist groß, dass die Pandemie einen neuen Schub für soziale Ungleichheit bewirkt.
Ob die Maßnahmen der Aufholprogramme zielführend sind, die Lernlücken insbesondere bei Schülerinnen und Schüler in Schulen mit schwieriger sozialen Lage zu schließen, muss mit einem großen Fragezeichen versehen werden. Gerade diese Schülerinnen und Schüler, die bereits vor Corona große Schwierigkeiten hatten, den angebotenen Lernstoff zu bewältigen, sind nun gefordert, sowohl den versäumten Lernstoff nachzuholen als auch den neuen Lernstoff zu bewältigen. Es besteht die Gefahr, dass sie diesem Druck nicht standhalten können. Um die Ziele der Aufholprogramme nachhaltig zu erreichen, erscheint es daher notwendig zu sein, entweder die Lehrpläne zu kürzen oder die Schulzeit zu verlängern. Letzteres dürfte allerdings schon allein aufgrund fehlender Räumlichkeiten und fehlenden Lehrpersonals kaum zu realisieren sein.
Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen haben die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie auch im Schulbereich bereits bestehende Missstände noch deutlicher gemacht und den Handlungsbedarf erhöht. „Die Pandemie entblößt unsere Schwächen im Bildungssystem“, so der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Preisverleihung zum Deutschen Schulpreis 20/21. Einerseits haben wir privilegierte Lernsettings an Schulen mit wenigen sozial benachteiligten Kindern und einem guten Unterstützungsnetzwerk aus engagierten Eltern, pensionierten Lehrkräften und Schulfördervereinen. Andererseits haben wir Schulen, denen es an allem mangelt: an grundständig ausgebildeten Lehrkräften, an einem stabilen Unterstützungsnetzwerk.
Gerade die Schulen in sozial benachteiligter Lage haben hier großen Bedarf, um entstandene Lücken schließen zu können und individuell stärker differenzieren zu können. Wir müssen endlich dahin kommen, Ungleiches ungleich zu behandeln. Hier sind Politik und die ganze Gesellschaft gefordert.

Carsten60
2 Jahre zuvor

Herr Möller: Sie beschreiben wortreich genau jenes „Herumeiern“ um das eigentliche Problem (nämlich die Freiwilligkeit aller Fördermaßnahmen), das ich weiter oben am 2.1. um 15:19 meinte. Wenn nach Art. 6 GG ausschließlich die Eltern über ihre Kinder bestimmen, dann ist eine gewisse Bildungsungleichheit eine LOGISCHE und UNVERMEIDBARE Folge (Sie scheinen sich dieser Logik zu verweigern). Der Staat könnte das ändern, aber nicht mit Gerechtigkeits-Rhetorik, sondern durch VERPFLICHTENDE und GEZIELTE Fördermaßnahmen bei den Kindern, die das nötig haben. Ohne Gesetzesänderungen wird das wohl nicht gehen.

A.
2 Jahre zuvor

„20 bis 25% haben große Lernrückstände…“ – ich kann das nicht mehr hören!!
Unabhängig davon, ob sie sich innerhalb oder außerhalb dieser schwammigen, irgendwie geschätzten Gruppe befinden, geht es den meisten Schülerinnen einfach nicht gut. Viele berichten fast schon verzweifelt, dass sie sehr viel Zeit und Kraft für das Lernen aufbringen und dennoch keine guten Noten erzielen. Im Schnitt verschlechterten sich viele Schüler um 1 bis 2 Noten. Klar, Noten mögen in der aktuellen Zeit noch weniger aussagekräftig sein und spielen bis nach der Mittelstufe eigentlich keine Rolle. Aber wie verhält es sich hier mit der vielbeschworenen Selbstwirksamkeit? Die Motivation sinkt, die Jugendlichen resignieren, Gymnasiasten fühlen sich zu Unrecht nicht geeignet für diese Schulart und wandern ab, nicht wenige werden krank.
Schaut man sich das durchschnittliche Tagespensum (inklusive Wochenende) beispielsweise eines baden-württembergischen G8-Gymnasiasten an, wird schnell klar: das kann weder gesund noch nachhaltig sein. Bereits vormals praktiziertes Bulimie-Lernen erfährt seine Vollendung in rein klausurenbezogenem, stupidem, kontextfreiem Auswendiglernen (bei coronabedingt lückenhaftem Vorwissen) und anschließendem Ausspucken auf Papier. Hängen bleibt dabei kaum etwas. Fraglich auch, wann in diesen Wochenplänen Aufholmaßnahmen stattfinden sollen – an einem der wenigen freien Nachmittage oder doch eher nach der 11. Stunde um 17:15 Uhr?
Um etwas zu ändern, müssten Eltern viel mehr Druck machen UND auch die Lehrer sollten die Probleme an die Politik adressieren, anstatt den Druck „von oben“ nur allzu oft fast ungepuffert an die Schüler weiterzugeben.
Das Schwierige ist, dass mit dem Bekenntnis der Lerndefizite durch die Lehrkräfte deren Kompetenz oder Engagement kritisch beleuchtet werden könnte (wenn natürlich nicht sollte). Dies führt möglicherweise zu einem fatalen, mauschelnden „Weiter so“ zu Lasten der Schüler und ihrer Bildung.
Eine Lösung könnte, ja müsste sein, die Schulzeit zu verlängern – zum Beispiel durch ein Corona-Aufholjahr für G8-Gymmnasiasten openpetition.de/!aufholjahr .
Den Studenten, deutlich reifer und selbständiger, hat man diese Möglichkeit schließlich auch zugestanden.

Schule braucht Zeit
2 Jahre zuvor

Anstatt valide Lernstandserhebungen durchzuführen, werden die Schüler einfach weiter geschoben. Anstatt allen mehr Zeit zum Leben und Lernen zu ermöglichen, versucht man weiterhin, mehr Stoff in weniger Zeit zu vermitteln. Eine von vielen geforderte Reduzierung von Lehrplänen und fachlichen Inhalten kann keine Lösung sein. Denn damit entlassen wir die Kinder deutlich schlechter vorbereitet ins zukünftige Berufsleben, an die weiterführende Schule oder ins Studium.
Deshalb: es muss mehr Zeit her und die gibt es nur in Form von Schulzeit- oder Schuljahresverlängerungen. „Schule braucht Zeit“ fordert dies seit Monaten.
Leider macht sich niemand die Mühe, diesen Vorschlag mit einer Umgestaltung der Wochenstundenpläne oder einer Flexibilisierung der Klassenverbände für die nächsten Schuljahre ernsthaft zu durchdenken.
Somit wird die Pandemie langfristig noch viele Bildungsverlierer hervorbringen. Bildungsgerechtigkeit wird mit dem bisher angedachten Aufholprogramm jedenfalls nicht erreicht.

Carsten60
2 Jahre zuvor

„Bildungsgerechtigkeit wird mit dem bisher angedachten Aufholprogramm jedenfalls nicht erreicht.“
Natürlich nicht, niemand konnte so naiv sein zu glauben, dass man neben den Corona-bedingten Problemen nun auch noch die soziale Bildungsungerechtigkeit so „en passant“ beseitigen kann.
Aber warum soll ein G9-Gymnasium mehr Gerechtigkeit produzieren als ein G8-Gymnasium? Sie wissen doch: In den Augen progressiver Schulpolitiker „schwächt“ das G9-Gymnasium die Nicht-Gymnasien, z.B. die Stadtteilschulen, Gemeinschaftsschulen, Sekundarschulen etc. und auch die beruflichen Gymnasien, weil dann mehr SuS auf Gymnasien gehen. Also produziert ein G9-Gymnasium bei den Nicht-Gymnasien mehr Bildungsungerechtigkeit:
https://www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/g8-staerken

Rosa
2 Jahre zuvor

Universität Mannheim begründet Ausirkungen und das Schlechte Aufholprogramm!https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheimer-psychologe-raet-zu-praesenzunterricht-100.html

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rosa

Jaja, aber von gesundheitlichen Gefahren reden solche Leute natürlich gar nicht erst. Sie haben nur die „psycho-sozialen Effekte“ und die „soziale Ungleichheit“ im Visier. Wo bleibt der Shitstorm gegen diese abgehobenen psychologischen Bildungsforscher?

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rosa

@ Redaktion: Warum hört man hier eigentlich so wenig davon, dass es immer die Bildungsforscher sind, die den Präsenzunterricht fordern, und weniger die Politiker? Wäre da nicht mal etwas mehr Kritik angebracht, so wie es ja reichlich Kritik an den Kultusministern gibt? Wozu leisten wir uns eigentlich diesen abgehobenen „Wasserkopf“ von Bildungsforschern?