Erweiterte Testpflicht: Land will mithilfe der Schulen die Omikron-Welle kontrollieren

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DÜSSELDORF. Alle Schüler und Lehrer in Nordrhein-Westfalen müssen am ersten Schultag nach den Ferien einen Corona-Test machen. Das gilt auch für Geimpfte. Die Regierung reagiert damit auf die Omikron-Ausbreitung. Sie will die Schulen nutzen, um die Infektionswelle zu kontrollieren. Die GEW findet mehr Tests zwar richtig, hat bei der Umsetzung aber andere Vorstellungen.

Die Landesregierung nimmt die Omikron-Welle in den Blick – mithilfe der Schulen. Illustration: Shutterstock

Die Landesregierung weitet die Testpflicht an den Schulen angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus aus. Künftig nehmen nach Angaben des Schulministeriums auch Geimpfte und Genesene verpflichtend an den regelmäßigen Tests in den Schulen teil. Die erweiterte Testpflicht gelte für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie für das gesamte darüber hinaus in den Schulen tätige Personal, teilte das Ministerium am Donnerstag mit. Neben den Schülerinnen und Schülern wird demnach auch das gesamte Personal am ersten Schultag nach den Ferien vollständig getestet.

Für die rund 2,5 Millionen Schüler in NRW beginnt der Unterricht nach dem Ende der Weihnachtsferien am Montag wieder in den Schulräumen. «Um einen sicheren Schulstart zu ermöglichen, kommen am ersten Schultag nach den Ferien bei allen Schülerinnen und Schülern an den weiterführenden Schulen Antigen-Selbsttests zur Anwendung», heißt es in einer Mitteilung. An den Grund- und Förderschulen sowie an den weiteren Schulen mit Primarstufe würden ebenfalls am kommenden Montag alle Schülerinnen und Schüler mit den PCR-Lolli-Tests getestet.

«Mit den verpflichtenden Tests für Geimpfte und Genesene sorgen wir an unseren Schulen für zusätzliche Sicherheit»

Alle Lehrerinnen und Lehrer sowie andere in Schulen beschäftigten Menschen an den Grund- und Förderschulen sowie an den weiterführenden Schulen, die immunisiert sind, führten ab Montag dreimal pro Woche einen Antigen-Selbsttest in eigener Verantwortung durch oder hätten den Nachweis über einen negativen Bürgertest vorzulegen, heißt es in einer Schulmail. Unberührt davon bleibe die im Infektionsschutzgesetz begründete Verpflichtung der nicht immunisierten und in Präsenz tätigen Lehrerinnen, Lehrer und Beschäftigten, an ihren Präsenztagen in der Schule einen Antigen-Selbsttest unter Aufsicht in der Schule vorzunehmen oder den Nachweis über einen Bürgertest vorzulegen.

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«Mit den verpflichtenden Tests für Geimpfte und Genesene sorgen wir an unseren Schulen nach den Weihnachtsferien für zusätzliche Sicherheit», erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer. Zum Schulstart verfügten alle Schulen über eine ausreichende Anzahl sensitiver Tests und qualitativ hochwertiger Testmaterialien. Die engmaschigen Testungen seien eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Kinder und Jugendlichen auch während der Pandemie ihr Recht auf Bildung in den Schulen wahrnehmen könnten. Indem Infektionen erkannt werden, leisteten die Testungen auch einen wichtigen Beitrag, das Infektionsgeschehen in der Gesellschaft insgesamt zu kontrollieren. Die FDP-Politikerin hatte im November erklärt, dass Schulen als „Hygienefilter“ gegen Corona wirken würden (News4teachers berichtete).

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW erklärte, grundsätzlich sei jeder Schritt hin zu mehr Sicherheit zu begrüßen. Da sich Immunisierte auch mit der Omikron-Variante infizieren könnten, sei eine Ausweitung der Testungen auf immunisierte Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler im Ansatz richtig, sagte GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik. Wichtiger wäre es gewesen, nicht alle Schülerinnen und Schüler am Montag nach den Ferien zum Testen in voller Klassenstärke in die Klasse kommen zu lassen, sondern die ersten Tage die Gruppen zu teilen oder Tests voranzustellen. «Damit könnten beim Testen Abstände eher eingehalten werden», erklärte sie.

Die Tests, die in NRW jetzt zum Einsatz kommen, weisen gegenüber Omikron nur eine Sensitivität von 50 Prozent aus

Laut Schulministerium bleibt es bei dem Testrhythmus für die Schüler: An den weiterführenden Schulen stehen demnach dreimal wöchentlich Antigen-Selbsttests an. Die Antigen-Selbsttests zweier Hersteller, die ab Montag durch einen neuen Lieferanten an die Schulen geliefert würden, reagierten ebenso wie die bisher verwendeten Tests auf alle bekannten Virusvarianten – einschließlich der Omikron-Variante. Wie News4teachers aktuell berichtet, stimmt das nur bedingt: In einer Übersicht des Paul-Ehrlich-Instituts – das im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums 245 Tests auf ihre Wirksamkeit geprüft hat – ist das Produkt, das nun in NRW zum Einsatz kommen soll, mit einer Sensitivität von lediglich 50 Prozent ausgewiesen (hier geht es zum Bericht).

Auch an den Grund- und Förderschulen sowie den Schulen mit Primarstufe bleibe es bei der Testung zweimal wöchentlich mit PCR-Lolli-Tests, die wegen hoher Sensitivität deutlich früher in der Lage seien, Infektionen festzustellen. Dabei werde das Verfahren wie angekündigt jetzt optimiert. Die Kinder würden am Montag erstmals je zwei statt einer Speichelprobe für die PCR-Tests abgeben. Falls bei der gebündelten Analyse der Proben ganzer Lerngruppen ein positives Ergebnis festgestellt werde, könnten schnell Einzelproben untersucht werden. Bisher standen dann erneute Tests zu Hause am Folgetag an. News4teachers / mit Material der dpa

Die vom Land bestellten Schnelltests für Schulen sind nur bedingt Omikron-tauglich

 

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Schattenläufer
2 Jahre zuvor

Nur 50% Zuverlässigkeit gegen Omikron plus Durchführung durch die SuS macht insgesamt eine Trefferquote von etwa 25%.
Das ist doch prima! Dann kommt raus was raus kommen soll.
Die Schulen sind sicher.

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Bei symptomlosen Geimpften ist die Wahrscheinlichkeit noch niedriger, bei aktuell Aufgefrischten ohne Symptome nahezu bei 0% Wahrscheinlichkeit, dass eine Infektion entdeckt wird.

(H)Ampelmännchen
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

25 % verbleibende zuverlässige Trefferquote? Nie und Nimmer so lax wie die Testungen ablaufen.
Zumindest ist die „Sicherheit durch testen“ schon dadurch massiv erhöht, indem die verwendeten Testmaterialien weitaus ungenauer geworden sind.

Rosa
2 Jahre zuvor

Wollen wir von unseren Nachbarländern dazu lernen und sind wir dazu bereit? https://www.nbcnews.com/health/health-news/covid-warning-symptoms-children-kids-hospitalized-record-numbers-rcna10741

Rosa
2 Jahre zuvor
Rosa
2 Jahre zuvor

Expertenrat warnt vor Überlastungen der Kliniken. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-expertenrat-omikron-regelungen-100.html Wir die Politik die Warnung wahrnehmen.

Tina+2
2 Jahre zuvor
Antwortet  Rosa

@Rosa
Danke für die immer wieder interessanten Links

Der Uwe
2 Jahre zuvor

50% klingt wenig ist in diesem Fall aber noch viel weniger! Bei niedriger Viruslast hat der Zebra Test 0%, bei mittlerer 25%.
Ich begreife nicht, dass es eine vom Bund beauftragte Studie gibt, die mehrere Tests mit 100% in allen Bereichen aufführt, die dann ignoriert wird.
Und was „in Eigenverantwortung“ bedeutet, wissen wir. Selber finanzieren oder in der Unterrichtsfreien Zeit ins Test Zentrum!
Der Arbeitgeber ist verpflichtet für Tests zu sorgen und für Masken! Nur das Land braucht das nicht, weil die Mitarbeiter es ja seit Jahrzehnten gewohnt sind, Arbeitsmaterial selber zu finanzieren.
Wer wieder besseres Wissen solche Tests kauft hat kein Gewissen, keine Ahnung und kein Recht einen Posten in der Politik zu besetzen.
Ein Posten am Nordpol wäre passend, um Pinguine (SIC!) zu beobachten.

Minna
2 Jahre zuvor
Antwortet  Der Uwe

Ich weiß nicht, warum Staatsbeamte sich immer einbilden, dass es den Arbeitnehmern in der freien Wirtschaft so gut geht. Ich werde nicht mit Masken versorgt von meinem AG.
Mein AG hat für billigsten Tests zur Verfügung gestellt, die er finden konnte. Leider kann ich nicht den großen Mund haben, genauso wenig wie meine Kollegen. Wir genießen keinen Beamtenstatus und sind unkündbar!!!
Wir müssen jetzt auch noch mit der Angst leben, dass unser Job demnächst verschütt geht, wenn ich mir die Insolvenzen so ansehe, mit denen wir tagtäglich zu tun haben.
Wenn das so weitergeht, haben wir bald ganz andere Probleme!!

Mika
2 Jahre zuvor
Antwortet  Minna

Ich kann Sie trösten: in Brandenburg bekommen Lehrkräfte, egal ob angestellt oder verbeamtet, einfache OP – Masken gestellt – und die auch nur, weil der Gesetzgeber das Tragen von Masken in den Schulen vorgeschrieben hat. Vorher haben wir, genau wie Sie, nichts bekommen, sondern selbst gekauft, gleiches gilt für die Tests. Ebenfalls gelten die üblichen gesetzlichen Vorgaben (die in der von Ihnen angeführten freien Wirtschaft einzuhalten sind) der Arbeitsstättenverordnung in den Schulen nicht, sonst wären Abstände, Schutzmaßnahmen und Raumtemperaturen einzuhalten. Halt also nichts mit Beamtentum zu tun: die angestellten Lehrkräfte werden genauso mies behandelt. Und nu?
Ok, aufgrund des akuten Lehrermangels werde ich vermutlich nicht arbeitslos werden, aber der Weg in die Schule steht jedem Quereinsteiger weit offen. Es finden sich merkwürdigerweise jedoch kaum noch Freiwillige dafür.

(H)Ampelmännchen
2 Jahre zuvor
Antwortet  Minna

Omikron macht doch nicht krank und Jobs sind mit Corona erst sicher.
Die Unternehmensinsolvenzen steuern dank zahlreicher staatlicher Hilfsmaßnahmen in der Coronakrise auf einen Tiefstand zu. Das zeigt eine neue Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform aus 12/2021.
Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 10,8 Prozent auf noch 14.300 Fälle im Jahr 2021 ab.

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Minna

@Minna
Bitte bewerben Sie sich für einen Quereinstieg an Schulen.
Wir brauchen jede/n Frau/Mann!

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  Der Uwe

Liebe Minna, sie sitzen bestimmt mit ca. 25 weiteren Personen über Stunden auf vielleicht 50qm, die schlecht sitzende Masken oder dieselben höchstens als Kinnwärmer aufhaben.

Ich bin übrigens nicht verbeamtet, wie viele weitere Lehrer. Die Beamtenkarte bei Bedarf zu zücken, ist aber immer wieder gern hingenommen. Sie dürfen gerne umsatteln, es werden Lehrkräfte gesucht.

Maren
2 Jahre zuvor

Kinder sind keine Testobjekte und Versuchskaninchen!Unfassbar,solche Aussagen!

Koko_Lores
2 Jahre zuvor

Was ich aber nicht so ganz verstehe: In der heutigen Schulmail stand, dass genesene SuS nach der Rückkehr aus der Isolation 8 Wochen lang nicht mitgetestet werden dürfen, da die sensitiven PCR-Lollitests wegen der noch möglicherweise vorhandenen Viruspartikel anschlagen könnten! 8 Wochen nach der Isolation!!! Aber die Isolation dauert vorher nur 10 Tage! Sind diese Viruspartikel dann nicht mehr ansteckend? Irgendwie konfus für mich…

Lehrerin aus NRW
2 Jahre zuvor
Antwortet  Koko_Lores

Genau das habe ich mich beim Lesen der Schulmail auch gefragt. Sehr merkwürdig.

Silke Fraune
2 Jahre zuvor

Von der Landeselternschaft bzw dem Ministerium selbst (Fakenblatt) gibt es nun andere Infos zu den vom Land NRW bestellten Tests…
Scheinbar doch nicht „Wantai SARS-CoV-2 Ag Schnelltest (Kolloidales Gold)“
sondern diese beiden:
AT147/20A6061202Anbio (Xiamen) Biotechnology Co., LtdRapid Covid-19 Antigen Test (Colloidal Gold )N100,0%52,2%0,0%58,0
Und
AT199/20COV Ag-6012Safecare Biotech Hangzhou Co., Ltd.Safecare COVID-19 Ag Rapid Test Kit (Swab)N100,0%60,9%0,0%62,0%

Mit einer Sensibilität von 58 bzw 62 Prozent etwas besser.
Warum nur so unterschiedliche Informationen?

Quellen: Faktenblatt Schultestungen MSB NRW und https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/evaluierung-sensitivitaet-sars-cov-2-antigentests.pdf?__blob=publicationFile&v=69

So!
2 Jahre zuvor
heitergehtsweiter!?
2 Jahre zuvor
Antwortet  So!

„Die Massenansteckung erfasst zunehmend auch das Jungvolk der Nation. Allein am Donnerstag wurden 47.000 Schüler infiziert, dazu 5.600 Lehrer. Fast 10.000 Schulklassen mussten bisher geschlossen werden. Und das, obwohl die Klassen nicht mehr schon bei einem einzigen positiven Fall geschlossen werden, sondern erst nach drei Fällen.“

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas Würth

Ich fordere auch Normalität für meine Generation.

Wo wir schon bei “Wünsch Dir was” sind.

Forumsleserin
2 Jahre zuvor

Ich nehme meine Aufgabe als schlecht ausgerüstete Mitarbeiterin eines Testzentrums an und habe nur eine Bitte: Befreit mich vom Bildungsauftrag.

Angemerkt
2 Jahre zuvor

@Minna, Ihre Sorgen sind sicher berechtigt. Trotz allem empfehle ich Ihnen, gründlicher zu recherchieren. Nicht jeder ist als Lehrer verbe-
amtet, vor allem nicht im Osten Deutschlands.
Auch hier wurde in Kollegien „differenziert“.

Enjoy your chicken Ted!
2 Jahre zuvor

Hamburg ist doch das beste Beispiel für die nicht vorhandene Qualität der Schnelltests. Seit den Oktoberferien gibt es neue Tests, die ständig falsch positiv anzeigen. Obwohl massive Beschwerden, weil der Unterricht an Testtagen in den ersten beiden Stunden nicht mehr möglich ist, sollen erst jetzt demnächst irgendwann neue kommen.

Ich kann diesen Tests nicht mehr trauen, bei manchen SuS (und inzwischen auch LuL) zeigt der Tests jedes Mal positiv an. So sieht Präsenzunterricht aus!