Über 60.000 Schüler sitzen wegen Corona zuhause – allein in Bayern

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MÜNCHEN. Corona grassiert – das bekommen insbesondere die Familien zu spüren. Kinder müssen in Quarantäne, Kitas sind geschlossen und berufstätige Eltern verzweifeln, weil sie ja eigentlich arbeiten müssten. Welche Dimension das Problem annimmt, zeigen aktuelle Zahlen aus Bayern. 

Immer mehr Schüler sitzen wegen Quarantäne zu Hause fest. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Immer mehr Schüler fehlen wegen Corona-Infektionen oder Quarantäne im Unterricht. Stand Freitag waren es 3,8 Prozent, wie das Kultusministerium auf Nachfrage mitteilte. Das sind bei 1,64 Schülerinnen und Schüler rund 62.000 Kinder und mehr als doppelt so viele wie kurz nach den Weihnachtsferien am 11. Januar. Und auch bei Kindergärten, Krippen und Horten sind inzwischen sehr viele Einrichtungen vom Infektionsgeschehen betroffen.

Der Anteil der wegen eines positiven Corona-Tests dem Unterricht fernbleibenden Schüler lag – Stand Freitag – bei knapp 1,5 Prozent, in Quarantäne befanden sich 2,3 Prozent – jeweils etwas mehr als eine Verdoppelung zum 11. Januar. Damit haben sich die Zahlen in etwa parallel zur allgemeinen Corona-Inzidenz in Bayern entwickelt, die sich im gleichen Zeitraum ebenfalls etwas mehr als verdoppelt hat.

Auch immer mehr Betreuungseinrichtungen – von der Krippe über Kindergärten bis zum Hort – sind vom Infektionsgeschehen betroffen. Von bayernweit 10.200 Einrichtungen waren es Stand Freitag 970, wie das Sozialministerium mitteilte, das entspricht etwa einer Verdreifachung binnen einer Woche. 49 Einrichtungen waren vollständig geschlossen, 691 teilweise. In weiteren 230 waren nur Einzelpersonen von Quarantänemaßnahmen betroffen. Noch eine Woche zuvor waren dem Ministerium zufolge nur sieben Einrichtungen ganz und 147 teilweise geschlossen sowie in 119 Einrichtungen Einzelpersonen betroffen gewesen.

«Oberstes Ziel bleibt, die Kitas offen zu halten. Denn Kinder brauchen Kinder, Eltern brauchen eine verlässliche Kindertagesbetreuung und die Familien sowie die Beschäftigten brauchen größtmöglichen Schutz», sagte Sozialministerin Carolina Trautner (CSU). Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte: «Die engmaschigen Testungen und angepassten Quarantäneregelungen tragen dazu bei, das Infektionsrisiko an den Schulen gering zu halten.» Unter anderem soll es ab März auch in 5. und 6. Klassen PCR-Tests geben. Dennoch müsse man «vorsichtig sein und die Entwicklung genau beobachten».

«Durch die mangelnden Testverfahren mit Antigentests vermuten wir, dass Ausbrüche nicht rechtzeitig bemerkt werden»

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern rechnet damit, dass bald noch viel mehr Betreuungseinrichtungen ganz oder teilweise schließen oder Betreuungszeiten reduzieren werden. «Durch die mangelnden Testverfahren mit Antigentests vermuten wir, dass Ausbrüche nicht rechtzeitig bemerkt werden. Dadurch werden viele gleichzeitig betroffen sein», sagte Vize-Landesvorsitzende Gerd Schnellinger auf Anfrage. «Aus meiner Sicht ist dies nur der Anfang und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht in Sicht.»

Eine schwierige Lage für Mütter und Väter: «Sie müssen jederzeit damit rechnen, dass Ihr Kind wegen Quarantäne-Maßnahmen nicht zur Schule gehen kann und zu Hause betreut werden muss», sagte Henrike Paede, stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Elternverbandes. «Man kann nur hoffen, dass ihre Arbeitgeber sie dabei unterstützen, soweit sie die verfügbaren Kontingente schon ausgeschöpft haben.»

Vor rund einem Jahr gab es noch Auffanglösungen für berufstätige Eltern in systemrelevanten Berufen. Und dieses Mal? «Entsprechende Pläne werden vorsorglich vorbereitet», hieß es aus dem Sozialministerium. Die GEW berichtete von kreativen Lösungen vor Ort. Wenn immer mehr Personal wegbreche, werde das zu einer nicht lösbaren Herausforderung. Dann trügen wieder Erzieher und Kinderpfleger allein die Last, obwohl sie seit fast zwei Jahren an der Belastungsgrenze tätig seien. Auch mittelfristige Folgen in Zeiten extremen Fachkräftemangels sind nach Ansicht Schnellingers nicht absehbar. «Am Ende tragen unsere Kinder die Folgen einer verfehlten Politik in der frühkindlichen Bildung.»

Die Stimmung bei den Beschäftigten nach zwei Jahren Pandemie beschrieb der stellvertretende GEW-Vorsitzende als «enttäuscht, resigniert, besorgt und ängstlich». Die Kolleginnen und Kollegen fühlten sich weder ernsthaft wahrgenommen noch ausreichend geschützt. So habe man ihnen zu keiner Zeit auch nur ansatzweise ausreichende Schutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt. News4teachers / mit Material der dpa

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xy
2 Jahre zuvor

An Schulen in Bayern wird weiter Normalität gespielt. Lehrer erzählen von Präsenz Konferenzen und die Freunde unserer Kinder machen keinen Sport, sondern lernen für Klausuren im Stakkato Takt. Der beste Freund unseres Sohnes überlegt, kurz vor dem Abitur abzubrechen. Er hatte vor zwei Wochen Omikron.
Noten und Präsenz. Das sind die heiligen Kühe.
Es würde Schülern und Lehrern wahrscheinlich schon helfen, würde man konstatieren, dass es alles andere als ein normales Schuljahr sein wird und man dementsprechend Druck rausnehmen würde durch weniger Klausuren und weniger Notendruck. Es wird kein normales Abiturjahr, selbst dann nicht, wenn alle weiter so tun, als wäre die Pandemie vorbei.

Jan aus H
2 Jahre zuvor

„Oberstes Ziel bleibt, die Kitas offen zu halten. Denn Kinder brauchen Kinder, Eltern brauchen eine verlässliche Kindertagesbetreuung und die Familien sowie die Beschäftigten brauchen größtmöglichen Schutz“

Häh? Was ist das für ein Geschwurbel? Wie kann man „offen halten“ und „größtmöglichen Schutz“ in einem Satz erwähnen? Da man FAST NICHTS in den Schutz investiert, bedeutet „offenhalten“ doch automatisch fast gar keinen Schutz.

Unsere örtliche Kita ist übrigens geschlossen worden… sehr viele Corona-Fälle unter Kindern und Personal. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber es hat einen beträchtlichen Anteil getroffen. Die Inzidenz dürfte weit jenseits von 20000 liegen. Wie sehr das in die Familien schlägt, wird sich zeigen…

dickebank
2 Jahre zuvor

Ach was, in BY gehen nur 1,64 SuS zur Schule.

Lasst mich mal raten, da fehlt vielleicht 10^6 oder in Worten eine „Million“. Wenn ich jetzt nur wüsste, ob die Redaktion oder der Paizolo den Unsinn verzapft hat – so Zehnerpotenzen werden aber auch maßlos überbewertet:)

Andreas.Müller
2 Jahre zuvor

„Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte: «Die engmaschigen Testungen und angepassten Quarantäneregelungen tragen dazu bei, das Infektionsrisiko an den Schulen gering zu halten.“

Allein in meiner Klasse (und die ist für meine Schule kein Sonderfall) gab es in der vergangenen Woche vier positive Selbsttests, von denen einer durch einen PCR-Test nicht und zwei bestätigt wurden, ein PCR-Ergebnis steht noch aus. Zwei weitere Schüler sind privat enge Kontaktpersonen (aber offiziell nicht in Quarantäne). Auch sonst gibt es – abgesehen von den direkt Betroffenen – keine Quarantäne-Maßnahmen.

Bin gespannt auf die Tests morgen Früh.

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas.Müller

@Andreas.Müller

Naja, da hat er schon Recht – der Piazolo. DENN

wenn die Testungen nicht stattfinden, explodiert das Infektionsrisiko ins Unermessliche.

Was ist er doch ein Fürsorglicher (hust, röchel)!

Mela
2 Jahre zuvor

Das Kultusministerium ist irgendwie völlig untergetaucht.
Keinerlei Stellungnahmen dazu, wie man bei den horrenden Fehlzeiten der Schüler an genügend Noten kommen soll (MUSS!). Bei manchen Schulaufgaben müssen mittlerweile drei Nachholtermine angesetzt werden, weil immer irgendein Schüler wieder fehlt.
Bei den Abiturienten wurde der Notenschluss jetzt gnadenlos durchgezogen.
Die fehlenden mündlichen Noten wurden mehr oder weniger erfunden, d.h. jeder Halbsatz, den ein Schüler von sich gab, wurde in eine mündliche Note umgewandelt.
Selbes Problem beim Lehrplan. Da wird jetzt durch die Omikronwelle noch das große Jaulen kommen…
Thema Lüften: Selbes Trauerspiel wie letzten Winter. Lehrer und Schüler mit Daunenjacke, Schal und Wollmütze im Unterricht. Diese Woche hatten wir einen leichten Schneesturm – da hat es auf die Hefte geschneit…
Ich wünsche mir, Piazolo und Konsorten müssten nur einen einzigen Tag mal unter Realbedingungen an einer Schule durchhalten.

Andreas.Müller
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mela

„Bei manchen Schulaufgaben müssen mittlerweile drei Nachholtermine angesetzt werden, weil immer irgendein Schüler wieder fehlt.
Bei den Abiturienten wurde der Notenschluss jetzt gnadenlos durchgezogen.
Die fehlenden mündlichen Noten wurden mehr oder weniger erfunden, d.h. jeder Halbsatz, den ein Schüler von sich gab, wurde in eine mündliche Note umgewandelt.“

Nach Schulordnung handeln: Wird der Nachtermin versäumt, gibt es eine Ersatzprüfung, wird auch die versäumt, ist die Notenerhebung nicht möglich, was dann im Zeugnis vermerkt wird. Beschweren sich die SchülerInnen (zurecht!), an das Kultusministerium verweisen.
Wir als Lehrkräfte sind nicht dafür verantwortlich, ALLES möglich zu machen. Mehr als 50 Stunden pro Woche arbeite ich nicht.
Was geht, geht – was nicht geht, geht nicht.

trotzki
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andreas.Müller

Klingt alles ganz nett, ist nur blöd, wenn der Schüler dann nicht zur Abiturprüfung zugelassen wird. Wenn er also zum angesetzten Termin nicht kommt, weil er krankgeschrieben wurde, ist man wieder im Boot. Weil wenn die SL „lieb“ anklopft, ist es etwas schwer nein zu sagen und auf ein 50 Stunden Woche zu verweisen.
Das funktioniert nur kurz vor dem Abi, weil das ein bayernweiter Termin ist.

Und zum Artikel. Vielleicht könnte man es dahingehnd ja auch so sehen, dass doch gut 1,5 Millionen Schüler noch regulär zur Schule gehen. Und die „zu Hause-Zeiten“ sind ja schon auf 5 Tage reduziert worden.

Andreas.Müller
2 Jahre zuvor
Antwortet  trotzki

Ich unterrichte an einer Beruflichen Oberschule ausschließlich Abschlussklassen. Jede einzelne Note von allen meiner SchülerInnen zählt immer direkt ins (Fach-)Abitur. Seit zwei Jahren ist Ausnahmezustand. Ich habe auf 80% der Arbeitszeit reduziert und begrenze meine Wochenarbeitszeit auf 50 Stunden.
Sollte tatsächlich die SL bei mir ankommen – dann melde ich mich krank und das völlig zurecht. Mittlerweile ist ein Punkt erreicht, an dem ich mich und damit meine Familie schütze. Empfehle ich jedem. Wie gesagt: Wir als Lehrkräfte sind nicht dafür verantwortlich, ALLES möglich zu machen.

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor

Aber mal ehrlich: WEN wundert das?

Und wie erklären die Verantwortlichen nun der FDP, warum die Wirtschaft doch ohne elterliche Arbeitskräfte auskommen muss?!

trotzki
2 Jahre zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Weil die Wirtschaft bei Homeschooling noch auf viele mehr Eltern verzichten müssten.
Ist doch viel besser!

xy
2 Jahre zuvor

Macht den Laden für 4 Wochen dicht bis das Schlimmste vorbei ist! Meine Frau musste dieses Wochenende vier verschiedene Nacharbeits Klausuren erstellen, da die Quarantäne Fälle jeden angesetzen Termin zur Farce machen.
Sie muss die Noten bis Februar haben.
Das ist doch schon eine Verarschung höchsten Grades und eine Ressourcenvergeudung ohne Sinn und Verstand.
Die Präsenzkonferenzen mit allen Lehrern zur Hochzeit von Omikron in ein paar Wochen liefern zu diesem Schauspiel die Infektionsgarantie pünktlich zu den Faschingsferien.
Als Ehemann einer Lehrerin kann ich nur fassungslos zusehen, welches absurde Normalitäts Theater das Paralleluniversum Schule aufführt.
Kudos an alle Lehrer und Schüler, die das mental gut bewältigen.

GriasDi
2 Jahre zuvor

Einerseits wird von Elternseite gejammert, dass ihre Kinder in Quarantäne sind,andererseits werden Schulschliessungen gefordert. Müssen sich die Eltern bei Schulschliessungen dann nicht um ihre Kinder kümmern? Es glaubt doch wohl niemand, dass die Wirtschaft noch einen Lockdown zulässt.